Helmut Zilk

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Bürgermeister Helmut Zilk bei der Überreichung eines Ehrenzeichens (6.10.1986)
Daten zur Person
Personenname Zilk, Helmut
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Prof.
Geschlecht männlich
PageID 33120
GND 119188449
Wikidata Q78983
Geburtsdatum 9. Juni 1927
Geburtsort Wien
Sterbedatum 24. Oktober 2008
Sterbeort Wien
Beruf Politiker, Journalist, Lehrer
Parteizugehörigkeit Sozialistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 20.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 8. November 2008
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 C, Nummer 54 A
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname helmut_zilk.jpg
Bildunterschrift Bürgermeister Helmut Zilk bei der Überreichung eines Ehrenzeichens (6.10.1986)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Programmdirektor des Österreichischen Rundfunks (1967 - 1974)
  • Stadtrat ohne Geschäftsbereich (14.02.1979 - 27.02.1979)
  • Amtsführender Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst (27.02.1979 - 27.05.1983)
  • Bundesminister für Unterricht und Kunst (24.05.1983 - 10.09.1984)
  • Bürgermeister der Stadt Wien (10.09.1984 - 07.11.1994)
  • Vorsitzender der Bundesheer-Reformkommission (17.09.2003 - 2006)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 25. April 1995, Übernahme: 23. Juni 1995)
  • Malteser-Ritterorden (Übernahme: 1. Dezember 1993)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 10. Oktober 1989, Übernahme: 10. Oktober 1989)
  • Militärverdienstzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 2004)
  • Großkreuz des päpstlichen Ritterordens des hl. Gregors des Großen (Verleihung: 21. Juni 2001)
  • Teddy-Kollek-Award (Verleihung: 2006)
  • Kulturpreis Europa (Verleihung: 1994)
  • Ehrendoktor der Tokai-Universität in Tokio
  • Träger des Theodor-Körner-Preises
  • Goldene Kamera (Verleihung: 1966, Übernahme: 26. Jänner 1967)
  • Pro urbe Budapest (Übernahme: 1994)
  • Ehrenbürger der Stadt Prag (Übernahme: 1994)
  • Goldmedaille der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (Übernahme: 12. Dezember 1990)
  • Ehrenbürger der Stadt Pressburg (Übernahme: 4. September 1990)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Band der Republik Österreich (Verleihung: 13. April 1989, Übernahme: 9. Juni 1989)
  • Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern der BRD (Übernahme: 22. April 1983)
  • Goldene Ehrennadel der Universität Wien (Übernahme: 12. März 1982)

Helmut Zilk, * 9. Juni 1927, Wien, † 24. Oktober 2008, Wien, Journalist, Lehrer, Politiker. Bürgermeister der Stadt Wien vom 10. September 1984 bis zum 7. November 1994.

Biografie

Helmut Zilk kam als Sohn des Zeitungsangestellten Franz Zilk und dessen Frau Stefanie, geborene Winter, in Wien zur Welt. Hier besuchte er auch die Volks- und Hauptschule und danach die Lehrerbildungsanstalt. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Germanistik, Pädagogik, Psychologie und Philosophie. 1951 promovierte er zum Dr. phil. und gehörte dann als Professor dem Lehrkörper der Lehrerbildungsanstalt in der Hegelgasse an. 1955 legte er die Lehramtsprüfung für Pädagogik ab.

Seit 1951 engagierte sich Zilk auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Pädagogik und der Didaktik sind von ihm in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht worden. Ab 1955 betätigte er sich neben-, später hauptberuflich als Hörfunk- und vor allem als Fernsehjournalist. Er gestaltete zahlreiche Sendereihen und Serien für das noch junge Fernsehen, vor allem im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit, so etwa die Sendung "Was könnte ich werden?" mit Informationen und Tipps, welche Berufe nach der Pflichtschule erlernt werden könnten.

ORF-Generalintendant Gerd Bacher machte Zilk 1967 zum Programmdirektor des Österreichischen Rundfunks; es war bemerkenswert, dass ein ausgewiesener Konservativer einen ausgewiesenen Sozialdemokraten mit dieser Funktion betraute (die SPÖ war damals in Opposition gegen die ÖVP-Alleinregierung). Zilk gründete das Schulfernsehen in Österreich und setzte sich besonders für den Ausbau des späteren zweiten Fernsehprogramms ein. Breite Popularität gewann er durch seine Schlagfertigkeit in den von ihm gestalteten Diskussions-Livesendungen wie "In eigener Sache", "Stadtgespräche" und "Auslandsecho", für die er auch journalistische Preise erhielt. Zilk behielt seine ORF-Funktion bis zur Ablöse des Teams um Bacher durch den sozialdemokratischen Kanzler Bruno Kreisky im Jahr 1974. 1974 bis 1979 arbeitete er als Ombudsmann für die "Kronenzeitung", das meistgelesene Boulevardblatt Österreichs, wobei er sich für Bürgeranliegen einsetzte und den jeweiligen Sachverhalt pointiert kommentierte.

1979 berief der damalige Bürgermeister Leopold Gratz Zilk als Amtsführenden Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst in den Stadtsenat bzw. die Landesregierung. In dieser Funktion setzte sich Zilk für die Förderung der Kunst in ihrer ganzen Breite ein. Auf ihn gehen etwa Aktionen wie "Literatur im März" oder die Bilder-Leihaktion der Kulturabteilung (MA 7) zurück.

Im Mai 1983 wurde er nach dem Ende der Kreisky-Ära als Bundesminister für Unterricht und Kunst in die neu gebildete SPÖ-FPÖ-Bundesregierung unter Fred Sinowatz berufen. Zu den wichtigsten Entscheidungen seiner Amtszeit gehörte die Einführung des Fachs Informatik in Gymnasien sowie die viel diskutierte Bestellung Claus Peymanns zum Direktor des Burgtheaters.

Im Rahmen einer Regierungsumbildung Anfang September 1984 übernahm der bisherige Wiener Bürgermeister Gratz das Amt des Außenministers. Helmut Zilk trat seine Nachfolge als Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien an und behauptete sich in diesem Amt in den darauf folgenden Wahlen 1984, 1987 und 1991. Im September 1994 übergab er das Amt an Michael Häupl. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger und seinem Nachfolger übernahm Zilk aber nie eine Spitzenfunktion in der SPÖ und versuchte sich durch Unkonventionalität sowie eine gewisse Überparteilichkeit in seinem Amt zu profilieren.

Zilk hat als Bürgermeister von Wien die Beziehungen zu den traditionell mit Wien verbundenen Städten Mitteleuropas (vor allem Prag, Pressburg, Budapest) wieder enger geknüpft und neue Akzente in den Beziehungen zu Japan und den USA gesetzt. Seine Initiativen auf kulturellem Gebiet haben die Entwicklung in vielen Bereichen der Kultur vorangetrieben. Zu nennen ist etwa die Schaffung einer gemeinsamen Intendanz für das Theater an der Wien, das Raimundtheater und das Ronacher und die Ernennung von Peter Weck zum Generalintendanten der Vereinigten Bühnen Wien, des stadteigenen Theaterkonzerns (1986), der Auftrag an Friedensreich Hundertwasser für einen Wohnbau der Gemeinde Wien, die Betrauung von Hans Hollein mit dem Neubau an Stelle des Haas-Hauses am Stephansplatz und der Einsatz für Alfred Hrdlickas Denkmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Platz vor der Albertina.

Mit besonderer Sensibilität pflegte Helmut Zilk das jüdische Erbe Wiens und die Beziehungen zu Israel. Er hielt nicht nur engen Kontakt mit dem aus Wien stammenden Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek, sondern setzte sich auch für die Errichtung des Jüdischen Museums und des Schoa-Mahnmals auf dem Judenplatz ein. Weitere kommunalpolitische Leistungen waren die Erweiterung des U-Bahn-Netzes, die Fertigstellung der Abwasserentsorgung in Simmering sowie die Eröffnung der Großspitäler AKH und Sozialmedizinisches Zentrum Ost. Der Ausbau des Bürgerservices und die Dezentralisierung durch Kompetenzaufwertung der Bezirke bedeuteten für Zilk Verbesserungen im Sinne der Bürgernähe.

Neben seinen vielfältigen politischen Tätigkeiten war Zilk auch Präsident der Wiener Symphoniker und Präsident des Österreichischen Städtebundes. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik, 1994, wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wiener Städtischen Versicherung und wurde 2003 von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zum Leiter einer Reformkommission zu Fragen der Reorganisation des Bundesheeres bestellt. Daneben blieb er auch journalistisch tätig: So moderierte er seit 1995 im ORF die Sendung "Lebenskünstler" und arbeitete zeitweise wieder für die "Kronenzeitung".

Am 5. Dezember 1993 wurde der populäre Bürgermeister bei einem rechtsextremistisch motivierten Briefbombenattentat an der linken Hand schwer verletzt und verlor zwei Finger. Diese Hand trug er seither in ein zur Krawatte passendes Seidentuch gehüllt. Anfang 2006 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und Zilk wurde ein Herzschrittmacher implantiert; seither war er auch Dialyse-Patient. Am 24. Oktober 2008 starb er im Wiener Wilhelminenspital an Herzversagen. Nach zweitägiger Aufbahrung des Leichnams in der Volkshalle des Rathauses und dem öffentlichen Requiem im Stephansdom wurde der Altbürgermeister am 8. November 2008 in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.

2009 wurde die Grünanlage auf dem Albertinaplatz, Aufstellungsort des bis zu Zilks Entscheidung umstrittenen Denkmals gegen Krieg und Faschismus, in Helmut-Zilk-Platz umbenannt. 2011 wurde der 2016 eröffnete Helmut-Zilk-Park beim neuen Hauptbahnhof nach dem Politiker benannt.

Literatur

  • 10 Jahre Arbeit für Wien. Prof. Dr. Helmut Zilk, Bürgermeister und Landeshauptmann. Leistungsbilanz 1984-1994. Daten und Fakten über die Leistungen der Wiener Stadtverwaltung. Wien 1994
  • Camillo Schaefer: ... nichts für ungut und mit herzlichen Grüßen - Dr. Helmut Zilk. [Ein Bildband]. Wien: SPÖ Wien [ca. 1994]
  • Helmut Zilk: Meine drei Leben. [Aufgezeichnet von] Conny Bischofberger]. Wien: Amalthea 2007
  • Hans Werner Scheidl: Helmut Zilk. Wien: Holzhausen 2003
  • Helmut Zilk: Vorworte, Leserbriefe, Stellungnahmen u.a. [Konvolut von 149 Xerokopien; Sign.: d-243078]
  • Reden und Redeunterlagen von bzw. für Bürgermeister Helmut Zilk. 10 Bände. Wien: Magistratsdirektion-Präsidialbüro [Sign. Wienbibliothek: C 232662]
  • Rathauskorrespondenz, 24.10.2008-08.11.2008
  • Krause, Gerhard: Ein würdiger Platz für Helmut Zilk. In: Kurier 28.10.2009
  • Kronenzeitung, 16.11.2014, Beilage Krone bunt, S. 12-15
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Zilk, Helmut [Sign.: TP-058199]

Quellen

Weblinks