Josef Klaus

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Daten zur Person
Personenname Klaus, Josef
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 30365
GND 118562789
Wikidata Q241131
Geburtsdatum 15. August 1910
Geburtsort Mauthen, Kärnten
Sterbedatum 25. Juli 2001
Sterbeort Wien
Beruf Jurist, Politiker
Parteizugehörigkeit Österreichische Volkspartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Grinzing
Grabstelle Gruppe 19, Nummer 29
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großkreuz des päpstlichen Pius-Ordens (Übernahme: 3. Juli 1970)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2. Dezember 1964)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 29. Juli 1960)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1954)
  • Ehrenbürger der Stadt Salzburg
  • Ehrenbürger der Stadt Klagenfurt


  • Bundesminister für Finanzen (11.04.1961 - 17.03.1963)
  • Bundeskanzler (02.04.1964 - 21.04.1970)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (14.12.1962 - 02.04.1963)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (30.03.1966 - 12.10.1970)
  • Landeshauptmann von Salzburg (01.12.1949 - 11.04.1961)
  • Bundesparteiobmann der ÖVP (20.09.1963 - 1970)

Josef Klaus, * 15. August 1910 Mauthen, Kärnten, † 25. Juli 2001 Wien, Jurist, Politiker.

Biographie

Josef Klaus wurde als Sohn eines Bäckers geboren. Seine Mutter musste − nachdem der Vater von 1914 bis 1920 im Krieg und in Gefangenschaft war und zwei Jahre später starb − vier Kinder alleine aufziehen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt studierte Klaus Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Während seines Studiums engagierte er sich im Rahmen des katholischen Cartellverbandes und der Katholischen Deutschen Hochschülerschaft Österreichs (KDHÖ), deren Vorsitzender er zeitweise war.

Nach der Promotion zum Dr. iur. 1934 wurde Klaus Sekretär von Josef Staud, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der ständestaatlichen Einheitsgewerkschaft. 1936 wechselte er in die Abteilung für Volkswirtschaft und Statistik der Wiener Arbeiterkammer. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde der bekennende Christlichsoziale entlassen und fand eine Anstellung als Wirtschaftsjurist bei einer Holzfirma. Bereits 1939 wurde Klaus zur Wehrmacht eingezogen, wo er als Akademiker im Kanzleidienst eingesetzt wurde. Gegen Ende des Krieges geriet er als kämpfender Soldat in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Freilassung trat er noch 1945 in eine Salzburger Rechtsanwaltskanzlei ein und eröffnete 1948 seine eigene Kanzlei in Hallein, wo er 1949 für kurze Zeit für die ÖVP als Vizebürgermeister amtierte. Nach der Landtagswahl in Salzburg 1949, bei der die Partei die absolute Mandatsmehrheit verloren hatte, wurde Klaus am 1. Dezember 1949 im Alter von 39 Jahren zum Landeshauptmann von Salzburg gewählt. In seine bis 1961 dauernde Ära fielen neben zahlreichen Infrastruktur-Maßnahmen unter anderem der Bau des Neuen Festspielhauses und Bemühungen um Errichtung einer Universität in Salzburg. Bekannt wurde er für seine "Politik der Sachlichkeit" (Heranziehung von Experten, Gesprächsrunden mit Wissenschaftlern, Durchführung von Enqueten, Auftragsforschungen und Expertengutachten zur Untermauerung der Politik), der er auch in späteren Stationen seines politischen Lebens treu blieb.

Im April 1961 berief Bundeskanzler Alfons Gorbach Josef Klaus als Finanzminister in sein Kabinett. Im September 1963 wurde der als "Reformer" gehandelte Salzburger (in Gegnerschaft zum Wiener Heinrich Drimmel) Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei und im April 1964 Bundeskanzler einer ÖVP-SPÖ-Koalitionsregierung, die jedoch 1966 zerbrach. Neuwahlen brachten der ÖVP die absolute Mandatsmehrheit, sodass Klaus 1966 bis 1970 eine Alleinregierung installieren konnte.

Zu den ersten großen Gesetzesmaßnahmen der Regierung zählte das neue Rundfunkgesetz. Es trat schon mit 1. Jänner 1967 in Kraft und setzte die Forderung des Volksbegehrens nach Errichtung eines unabhängigen Rundfunks nach dem Vorbild der britischen BBC um. Josef Klaus achtete auch in der politischen Alltagspraxis der folgenden Jahre auf die Unabhängigkeit des Rundfunks, wie ihm auch von weltanschaulich divergierenden Journalisten beschieden wurde.

Weitere Reformen galten der Neustrukturierung der Wohnbauförderung, einem neuen Berufsförderungsgesetz, durch das die Berufsausbildung in Form des dualen Systems eine eigene Grundlage erhielt. Unter der Ägide von Sozialministerin Grete Rehor entstand das Arbeitsmarktförderungsgesetz. Im Bereich der Demokratiepolitik ist die Senkung des Wahlalters von 21 auf 19 Jahre zu nennen, im Bereich der Justizpolitik die endgültige Beseitigung der Todesstrafe in Österreich. Die Forschungspolitik wurde durch das 1967 beschlossene Forschungsförderungsgesetz mit der Einführung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und des Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft (FFF) geprägt. In Linz, Salzburg und Klagenfurt wurden neue Universitäten gegründet beziehungsweise deren Ausbau durch die Einrichtung zusätzlicher Fakultäten vorangetrieben. Der Rat für Hochschulfragen wurde ins Leben gerufen, er konnte weisungsungebunden agieren und mit seiner Hilfe wurde das Allgemeine Hochschulstudiengesetz vorbereitet. Im Bereich der Verstaatlichten Industrie erfolgte eine Neuorientierung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen durch die Schaffung der ÖIG, die später in Form einer Aktiengesellschaft in die ÖIAG (Österreichischen Industrieholding Aktiengesellschaft) umgewandelt wurde.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Kanzlerschaft von Josef Klaus lag in den internationalen Beziehungen Österreichs. Drei Bereiche waren es, die die Außenpolitik seiner Regierungsjahre bestimmten: die Europapolitik, konkret die Regelung des Verhältnisses Österreichs zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), der Abschluss des Südtirol-Pakets und die "Ostpolitik", die Josef Klaus in einer besonderen Weise am Herzen lag. Er förderte zahlreiche politische Talente, die später Spitzenpositionen in der österreichischen Politik einnahmen (Alois Mock, Heinrich Neisser, Josef Taus und andere mehr).

Bei der Nationalratswahl 1970 verlor Klaus mit der ÖVP nicht nur die absolute Mehrheit, sondern auch die relative; Bruno Kreisky wurde mit Hilfe der FPÖ zum Kanzler einer Minderheitsregierung. Der Altbundeskanzler legte alle politischen Ämter nieder und zog sich völlig aus der Politik zurück. Unter dem Titel "Macht und Ohnmacht" (Wien: Molden 1971) schrieb er seine politischen Erinnerungen nieder und enthielt sich in seinen restlichen Lebensjahren öffentlicher Kommentare zur Politik.

Literatur

  • Thomas Köhler / Christian Mertens [Hg.]: Reform als Auftrag. Josef Klaus und Erhard Busek − Wegbereiter einer modernen Christdemokratie. Wien: edition mezzogiorno, PROverbis 2016
  • Beatrice Weinmann: Josef Klaus. Ein großer Österreicher. Wien: Molden 2000
  • Robert Kriechbaumer [Hg.]: Die Ära Josef Klaus. Österreich in den kurzen sechziger Jahren. 2 Bände. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1998−1999
  • Robert Kriechbaumer: Geschichte der ÖVP. In: Robert Kriechbaumer / Franz Schausberger [Hg.]: Volkspartei − Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1995), S. 11-102
  • Robert Kriechbaumer / Franz Schausberger / Hubert Weinberger [Hg.]: Die Transformation der österreichischen Gesellschaft und die Alleinregierung von Bundeskanzler Dr. Josef Klaus. Salzburg: IT-Verlag 1995
  • Ernst Hanisch: Josef Klaus. In: Herbert Dachs / Peter Gerlich / Wolfgang C. Müller [Hg.]: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Wien: Manz 1995, S. 299-306
  • Erika Weinzierl: Josef Klaus. In: Friedrich Weissensteiner / Erika Weinzierl [Hg.]: Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983, S. 348-378
  • Wolfgang Huber [Hg.]: Landeshauptmann Klaus und der Wiederaufbau Salzburgs. Salzburg: Pustet 1980
  • Ludwig Reichhold: Geschichte der ÖVP. Wien: Styria 1975

Weblinks