Alfred von Arneth

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Alfred von Arneth (1819-1897)
Daten zur Person
Personenname Arneth, Alfred von
Abweichende Namensform Arneth, Alfred Ritter von
Titel Ritter
Geschlecht männlich
PageID 29825
GND 116344857
Wikidata Q78857
Geburtsdatum 10. Juli 1819
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. Juli 1897
Sterbeort Wien
Beruf Historiker, Archivar, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Revolution 1848, Deutsche Nationalversammlung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14A, Nummer 49
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Alfred von Arneth.jpg
Bildunterschrift Alfred von Arneth (1819-1897)
  • 1., Parkring 16 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1868)
  • Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1879, bis: 1897)
  • Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (11. September 1848, bis: 19. März 1848, Angehöriger der Großdeutschen Partei, liberaler bzw. großdeutscher Standpunkt)
  • Mitglied des Niederösterreichischen Landtages (1861, bis: 1870)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 10. Juni 1887)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
  • Franz-Joseph-Orden
  • Orden der Eisernen Krone Dritter Klasse


Alfred von Arneth, * 10. Juli 1819 Wien, † 30. Juli 1897 Wien, Historiker, Archivar, Politiker.

Biografie

Alfred von Arneth wurde als Sohn des Numismatikers und Archäologen Joseph Calasanz Arneth und der Schauspielerin Antonie Adamberger in Wien geboren. Nach Besuch des Schottengymnasiums sowie des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte Arneth Jura und Geschichte an der Universität Wien. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er 1841 kurze Zeit als Konzipist im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, um noch im gleichen Jahr von Metternich als Beamter in die Staatskanzlei (Außenministerium) berufen zu werden.

An der Revolution des Jahres 1848 beteiligte sich Arneth nicht, obwohl er mit den liberalen Idealen der Aufständischen sympathisierte. In Neunkirchen kandidierte er dann aber für die Wahl zur Frankfurter Nationalversammlung, wurde gewählt und vertrat als Angehöriger der Großdeutschen Partei einen liberalen beziehungsweise großdeutschen Standpunkt. Aus Protest gegen die oktroyierte Verfassung legte er im März 1849 sein Mandat zurück und kehrte wieder an seine Stelle in der Staatskanzlei zurück, wo er sich nun ausgiebig seinen historischen Forschungen widmen konnte. 1850 zum Hofkonzipisten, 1856 zum Hofsekretär befördert, fallen in diese Zeit auch einige seiner bekanntesten Schriften, wie etwa das dreibändige Werk über Prinz Eugen (1858), das ihm eine Mitgliedschaft in der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften einbrachte, der er 1869 als Vize-, von 1879 bis zu seinem Tod als Präsident vorstand.

Neben der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde Arneth im Laufe seines Lebens zum Mitglied zahlreicher weiterer wissenschaftlicher Akademien in ganz Europa gewählt, darunter die Göttinger (1870), die renommierte Accademia dei Lincei (1876) sowie die Akademien von Besançon, Budapest, Krakau, Lucca, Madrid, Paris, Prag und Turin; besonders hervorzuheben ist aber die Bayerische Akademie der Wissenschaften (1865), deren Historischer Kommission er nach Heinrich Sybels Tod von 1896 bis zu seinem Tod als Präsident vorstand.

Eine Rückkehr ins Staatsarchiv ermöglichte Arneth, der als Historiker für die Öffnung der im Neoabsolutismus überwiegend geschlossen gehaltenen Archive stand, erst das Freiwerden der Stelle seines Förderers Josef Chmel und vor allem der liberale Umschwung nach dem Rücktritt Alexander Bachs. 1860 wurde er zum Vizedirektor, 1868 schließlich zum Direktor des Staatsarchivs bestellt.

Ähnlich erfolgreich entwickelte sich nun seine politische Karriere. 1861 bis 1870 gehörte er dem Niederösterreichischen Landtag, ab 1869 dem Herrenhaus im österreichischen Reichsrat an. Hier fungierte er als Abgeordneter für die Deutschliberale Verfassungspartei, die sich unter anderem für die Aufhebung des Konkordats einsetzte. 1880 wurde er Wirklicher Geheimer Rat.

Arneth galt als Förderer des k.k. Heeresmuseums (heute Heeresgeschichtliches Museum), arbeitete mit Kronprinz Rudolf an der Herausgabe des Großwerks "Österreich-Ungarn in Wort und Bild", war an der Enthüllung des Maria-Theresien-Denkmals im Mai 1888 beteiligt sowie maßgebliche Gestalt im Komitee zur Gründung des Technischen Museums (1891).

Für seine wissenschaftliche und politische Tätigkeit erhielt Alfred von Arneth zahlreiche Ehrungen, darunter die Ehrendoktorwürde der Universitäten Wien und Breslau (obwohl er nie als Hochschullehrer aufgetreten war), der Titel des Präsidenten des Wissenschaftlichen Klubs sowie des Wiener Volksbildungsvereins. Zudem pflegte er zu namhaften Persönlichkeiten seiner Zeit eine ausgedehnte Korrespondenz (Constant von Wurzbach, Eugen Guglia, Ferdinand von Saar, Josef Lewinsky, Karl Emil Franzos, Karl Weiß, Ludwig August Frankl, Marie von Ebner-Eschenbach, Karl Weiß, Nikolaus Dumba, Rudolf Eitelberger, Adam Müller-Guttenbrunn), die sich heute in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus befindet. Nicht zuletzt wurde ihm "in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um Staat und Wissenschaft" am 10. Juni 1887 auch die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wien zuteil.

In das letzte Lebensjahrzehnt Arneths fällt seine zweibändige Autobiografie "Aus meinem Leben", die 1891 und 1892 im Selbstverlag erschien und in der er auch auf die Schattenseiten seines Lebens zurückblickt: Auf den frühen Tod seiner Gattin Nina von Schäfer, die er am 30. Mai 1844 geheiratet hatte und mit der er eine Tochter namens Auguste (verehelichte Eiselsberg-Legat; 1845−1912) hatte. Nach dem Tod des zweiten Kindes, eines noch nicht einmal einjährigen Sohnes, an den Blattern (1849), verfiel diese immer stärker in einen Zustand "tiefer Melancholie", wie er es in seiner Autobiografie nannte, bis sie im Jahr 1867 plötzlich verstarb.

Alfred von Arneth erlag am 30. Juli 1897 den Folgen eines Schlaganfalls und wurde am 2. August 1897 auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Werke

  • Alfred von Arneth: Das Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Guido Starhemberg (1657−1737). Ein Beitrag zur österreichischen Geschichte. Wien: Gerold 1853
  • Alfred von Arneth: Hauptbericht des Grafen Philipp Ludwig von Sinzendorff an Kaiser Leopold I., nach Beendigung seiner Mission in Frankreich. Wien: 1854
  • Alfred von Arneth: Eigenhändige Correspondenz des Königs Karl III. von Spanien (nachmals Kaiser Karl VI.) mit dem Obersten Kanzler des Königreiches Böhmen, Grafen Johann Wenzel Wratislaw. Wien: Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1856
  • Alfred von Arneth: Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kaiserlichen Archive. Drei Bände. Wien: Typographisch-literarisch-artistische Anstalt 1858
  • Alfred von Arneth: Geschichte Maria Theresias. 10 Bände. Wien: W. Braumüller 1863−1879
  • Alfred von Arneth: Beaumarchais und Sonnenfels. Wien: W. Braumüller 1868
  • Alfred von Arneth: Die Wiener Universität unter Maria Theresia. Hölder, Wien 1879
  • Alfred von Arneth: Heinrich Freiherr von Haymerle: Ein Rückblick auf sein Leben. Berlin: Janke 1882
  • Alfred von Arneth: Graf Philipp Cobenzl und seine Memoiren (= Archiv für österreichische Geschichte. Bd. 67). Wien: Carl Gerolds Sohn 1885
  • Alfred von Arneth: Aus meinem Leben. 2 Bände. Wien: Selbstverlag 1891/92
  • Alfred von Arneth: Anton Ritter von Schmerling. Episoden aus seinem Leben 1835, 1848–1849. Wien: F. Tempsky 1895.
  • Alfred von Arneth: Johann Freiherr von Wessenberg. Ein österreichischer Staatsmann des 19. Jahrhunderts. 2 Bände. Wien: W. Braumüller 1898.

Quellen

Literatur

  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 63
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u. a.]. Band 1: A−H. München: A. Francke 1973
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 41
  • Richard Meister: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. 1847−1947. Wien: Holzhausen 1947
  • Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Band 2/2. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1), S. 476 ff., 541 ff., 547ff. und Register
  • Ludwig Bittner [Hg.]: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgebaut auf der Geschichte des Archivs und seiner Bestände. Wien: Holzhausen 1936−1940, Register
  • Franz Adlgasser, Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Konstitutierender Reichstag 1848-1849, Reichsrat 1861-1918. Ein biographisches Lexikon, Teilband 1: A-L. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Band 33), S. 24
  • Neue österreichische Biographie. 1815−1918. Band 10. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1933
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 49. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1899, S. 247
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 48. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1898, S. 239, S. 245
  • Anton Bettelheim [Hg.]: Führende Geister. Eine Sammlung von Biographien. Band 2. Dresden: Ehlermann 1890, S. 136

Weblinks