Margarete Schütte-Lihotzky

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Margarete Schütte-Lihotzky, 1935
Daten zur Person
Personenname Schütte-Lihotzky, Margarete
Abweichende Namensform Schütte-Lihotzky, Grete; Schütte, Margarethe Helene Rudolfine
Titel Mag. arch., Dr. h. c.
Geschlecht weiblich
PageID 29713
GND 118762141
Wikidata Q78858
Geburtsdatum 23. Jänner 1897
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 18. Jänner 2000
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Architektin
Parteizugehörigkeit Kommunistische Partei, Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Nachlass Margarete Schütte-Lihotzky, Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 7. Februar 2000
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 28
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Margarete Schütte Lihotzky.jpg
Bildunterschrift Margarete Schütte-Lihotzky, 1935
  • 5., Hamburgerstraße 14 (Wohnadresse)
  • 5., Franzensgasse 16 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Max-Mauthner-Preis (Verleihung: 1917)
  • Preis der Stadt Wien für Architektur (Übernahme: 19. Juni 1980)
  • Prechtl-Medaille der Technischen Universität Wien (Übernahme: 2. Dezember 1985)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1988, Übernahme: 1993)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 30. November 1996, Übernahme: 23. Jänner 1997)
  • Dr. h. c. Universität Berlin
  • Bronzene Medaille der Gemeinde Wien (Verleihung: 1922)
  • Lobmayr-Preis (Verleihung: 1919)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 30. September 1992, Übernahme: 30. November 1992)
  • Wiener Ehrenmedaille in Silber (Verleihung: 1923)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 16. November 1992)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1997)

Margarete Schütte-Lihotzky, * 23. Jänner 1897 Wien, † 18. Jänner 2000 Wien, Architektin, Widerstandskämpferin.

Biografie

Margarete Schütte-Lihotzky kam als Tochter des Beamten Erwin Lihotzky und seiner sozial engagierten Ehefrau Julie, geborene Bode, auf die Welt. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Adele wuchs sie in Wien auf. 1927 heiratete sie den aus Deutschland stammenden Architekten Wilhelm Schütte, von dem sie sich 1951 trennte.

Ausbildung und Berufstätigkeit

Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule nahm Margarete Lihotzky ein Jahr lang Privatunterricht bei einem Maler und besuchte anschließend von 1913 bis 1915 die k.k. graphische Lehr- und Versuchsanstalt, die ab 1908 auch von Frauen besucht werden durfte. 1915 bestand sie die Aufnahmeprüfung für die Wiener k.k. Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst Wien), an der Frauen seit der Gründung 1867 studieren konnten. Von 1915 bis 1919 besuchte sie dort zunächst die von Oskar Strnad geleitete Vorbereitungsklasse für "Allgemeine Formenlehre" und anschließend die Fachklasse für Architektur. Hier unterrichtete sie neben Strnad auch Heinrich Tessenow in Baukonstruktion. Bereits während des Studiums erhielt sie erste Auszeichnungen für an der Schule ausgeschriebene Wettbewerbe, darunter den Max-Mauthner-Preis 1917 für "Eine Wohnung in der äußeren Vorstadt". Strnad hatte sie dafür zur Recherche in die Arbeiterviertel geschickt und damit die Basis für ihre lebenslange, hohe soziale Verantwortung bei jeder Planung gelegt. Sie arbeitete zudem in den Ferien (Sommer 1918) in Strnads Atelier an Entwürfen zu Siedlungsbauten und Theaterprojekten mit. Unmittelbar nach Studienende 1919 – mit einem "vorzüglichen" Abgangszeugnis – hospitierte sie außerdem in seiner Fachklasse. Im gleichen Jahr wurde ihr der Lobmeyer-Preis für den Entwurf eines "Kulturpalastes" verliehen. Sie arbeitete dann vorerst bei dem Architekten Robert Orley und eröffnete bald danach ihr eigenes Büro als selbstständige Architektin in der Wiener Hofburg.

Im Herbst 1919 reiste Margarete Lihotzky als Betreuerin im Rahmen der Kinderverschickung nach Rotterdam. Vormittags gab sie den Wiener Kindern Kunstunterricht, nachmittags arbeitete sie im Architekturbüro Melchior und D. A. Vermeer, wobei Entwürfe für Einfamilien-Reihenhäuser entstanden. Zurück in Wien begann sie 1920 mit eigenen Planungen für Siedlungsbauten. Durch diese Arbeit fand sie Anschluss an das Siedlungsamt der Stadt Wien. Hier arbeitete sie ab 1921 unter anderem mit Max Ermers und Adolf Loos zusammen und projektierte für die "Erste gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft der Kriegsinvaliden Österreichs" eine Siedlung im Lainzer Tiergarten.

In diesem Jahr lernte sie auch Ernst May kennen, der sich zu Recherchezwecken in Wien aufhielt und Lihotzkys erste Publikation vermittelte, nämlich den Artikel "Einiges über die Einrichtung österreichischer Häuser unter besonderer Berücksichtigung der Siedlungsbauten" (Schlesisches Heim, 1921). Von da an publizierte sie regelmäßig und hielt Vorträge, zunächst mit dem Schwerpunkt des optimierten Wohnens auf kleinem Raum. Ab 1922 war sie im Baubüro des "Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen" tätig, wo sie sich mit Otto Neurath anfreundete. Mit Ernst Egli arbeitete sie an der Siedlung Eden. Sie beschäftigte sich auch mit der Rationalisierung der Hauswirtschaft: Auf der 4. Wiener Kleingartenausstellung am Rathausplatz präsentierte sie ein 1:1-Modell ihrer "Kochnischen- und Spülkücheneinrichtung" und wurde dafür von der Stadt Wien mit der Bronzemedaille ausgezeichnet. In der Folgeausstellung 1923 erhielt sie große Resonanz (sowie die Silbermedaille) für ihr 1:1-Modell des "Kernhaus Type 7", hierbei handelte es sich um ein erweiterbares Haus mit eingebauten, multifunktionalen Möbeln. Neue Materialien und Raumlösungen für das Wohnen mit wenigen Ressourcen standen im Zentrum ihrer Planungen. Wiederholt kam es zur Zusammenarbeit mit Adolf Loos, beispielsweise bei der Mustersiedlung Heuberg oder dem 1924 errichteten Winarskyhof, bei dem Margarete Lihotzky mit einer Teilplanung betraut wurde. Sowohl bei der Projektierung des Winarskyhofs als auch später beim Bau der Wiener Werkbundsiedlung, für die sie das kleinste Haus mit nur 6 x 6 x 6 Metern entwarf, arbeitete sie mit Josef Frank zusammen, dem sie wie Loos freundschaftlich verbunden war.

Nach einer krankheitsbedingten Auszeit – Lihotzky litt an Tuberkulose – wurde sie 1926 von Ernst May ans Hochbauamt von Frankfurt/Main berufen, wo sie in der Typisierungsabteilung für ein großangelegtes sozialreformerisches Bauprogramm arbeitete. Sie entwickelte Wohnungstypen für berufstätige alleinstehende Frauen sowie die berühmt gewordene "Frankfurter Küche". Dabei handelte es sich um die erste moderne, seriell hergestellte Einbauküche, die nur 6,5 Quadratmeter in Anspruch nahm und deren ausgefeilte Funktionalität im Sinne einer Rationalisierung der Hauswirtschaft in rund 10.000 Wohnungen realisiert wurde. In Vorträgen, Publikationen und Ausstellungen propagierte sie diese typisierten Küchen, die als emanzipatorisches Projekt die Mehrfachbelastung von Frauen reduzieren sollten. In Frankfurt lernte sie ihren Ehemann, den Schulbauspezialisten Wilhelm Schütte kennen. Sie übernahm die Bauleitung des neuentwickelten, präfabrizierten Plattenbaus auf der Werkbundsiedlung in Stuttgart, plante ab 1928 Schul- und Lehrküchen und entwarf erste Kindergärten nach dem Montessori-Prinzip, die aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1929 aber nicht verwirklicht wurden. Auf dem 2. CIAM-Kongress (Congrès Internationaux d'Architecture Moderne), den Ernst May unter dem Thema "Die Wohnung am Existenzminimum" in Frankfurt organisierte, war sie mit ihrem Mann bei einem Projekt und in der Ausstellung vertreten.

1930 ging Margarete Schütte-Lihotzky mit einer Gruppe um Ernst May, der auch ihr Ehemann angehörte, in die Sowjetunion. Hier wirkte sie als Leiterin der Abteilung für Kinderanstalten bei der Planung neuer Städte mit. 1933 nahm sie an einer Architekturausstellung in Chicago teil, im Jahr darauf führte sie eine Studienreise nach Japan, wo sie Bruno Taut besuchte, und nach China – hier arbeitete sie Richtlinien für chinesische Kinderanstalten aus. Für die Architekturakademie in Moskau entwarf sie ab 1935 zahlreiche Kindermöbel in Zusammenarbeit mit Pädagoginnen und Pädagogen sowie mit Kinderärztinnen und -ärzten. Zudem war sie an großen Schulbauplanungen, etwa in Makeevka, maßgeblich beteiligt. Nach Aufenthalten in London und Paris lehrte sie ab 1938 an der Académie des beaux-arts in Istanbul. Im Zuge des großen Alphabetisierungsprojekts des türkischen Staats entwarf sie typisierte Dorfschulen, die in Selbstbauweise im ganzen Land realisiert wurden.

Politischer Widerstand

Die aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Margarete Schütte-Lihotzky kam während ihrer Studienzeit an der k.k. Kunstgewerbeschule mit den katastrophalen Wohnverhältnissen der Wiener Arbeiterinnen und Arbeiter in Kontakt. Einhergehend mit ihrer Arbeit als Architektin beschäftigte sie sich mit den Lebensbedingungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. 1924 wurde sie Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Nach den Ereignissen im Juli 1927 trat sie allerdings aus Protest wieder aus der Partei aus. Im Sommer 1937 mussten Margarete Schütte-Lihotzky und ihr Ehemann die Sowjetunion verlassen, da ihre deutschen Pässe abliefen. Eine Rückkehr in das nationalsozialistische Deutschland kam für beide nicht in Frage, daher reisten sie zunächst nach London und Paris. Weil sie dort keine Arbeit finden konnten, nahmen sie 1938 das Angebot des in Istanbul tätigen befreundeten Architekten Bruno Taut an, dort an der Académie des beaux-arts zu wirken. Bereit, sich der Widerstandsbewegung anzuschließen, lernte Margarete Schütte-Lihotzky den Architekten Herbert Eichholzer kennen, der die Auslandsgruppe der Kommunistischen Partei Österreichs in der Türkei aufbaute. 1939 trat sie der Kommunistischen Partei bei.

Ende 1940 reiste Margarete Schütte-Lihotzky freiwillig aus dem sicheren Istanbul nach Wien, um eine Verbindung zwischen kommunistischen Widerstandsgruppen herzustellen. Bereits am 22. Jänner 1941, kurz vor ihrer geplanten Rückreise, wurde sie gemeinsam mit Erwin Puschmann verhaftet. Schütte-Lihotzky wurde zunächst in die Gestapozentrale auf dem Morzinplatz, dem vormaligen Hotel Métropole, gebracht und verhört. Anschließend überstellte man sie in das Polizeigefängnis auf der ehemaligen Elisabethpromenade, das sogenannte "Liesl". Nach einigen Monaten wurde sie in das Bezirksgefängnis in die Schiffamtsgasse verbracht, wo sie die restliche Zeit ihrer Untersuchungshaft ausharrte. Am 22. September 1942 erfolgte ihre Verurteilung zu "nur" 15 Jahren Zuchthaus. Bis Kriegsende war sie im Frauengefängnis Aichach in Bayern inhaftiert. Ihre Erinnerungen aus der Zeit im Widerstand wurden 1985 publiziert und im darauffolgenden Jahr verfilmt.

Nachkriegszeit

Nach der Befreiung aus dem Gefängnis im Frühjahr 1945 brauchte Schütte-Lihotzky etliche Monate, bevor sie nach Wien zurückkehren konnte. Auch erkrankte sie erneut an Tbc und ein Heilaufenthalt in Tirol wurde notwendig. Zurück in Wien arbeitet sie an der Gründung eines Bauinstituts für Kinderanstalten. Sie reiste ihrem Ehemann entgegen, der die Türkei nicht unmittelbar verlassen konnte. Bei einem längeren Aufenthalt gründete und leitete Schütte-Lihotzky die Abteilung für Kinderbauten in der Stadtbaudirektion Sofia in Bulgarien.

Erst 1947 kehrte das Ehepaar Schütte tatsächlich nach Wien zurück und war hoch motiviert, sich für die junge demokratische Republik Österreich zu engagieren. Da ihre kommunistische Parteizugehörigkeit bekannt war, erhielten sie allerdings in Zeiten des Kalten Krieges kaum öffentliche Aufträge. Margarete Schütte-Lihotzkys internationale und jahrzehntelange Kompetenz als Kinderbauexpertin war zwar unumstritten, wurde aber nicht genutzt.

Schütte-Lihotzky wurde daher im Bereich der Ausstellungskonzeption tätig. Bei der Ausstellung "Wien baut auf" (Rathaus, 1947), die Victor Theodor Slama als künstlerisch und technisch Verantwortlicher im Auftrag der Stadt Wien organisierte, leitete sie eine Arbeitsgruppe. Die Ausstellung dokumentierte mit vielen Bildern und statistischen Materialien die Zerstörungen Wiens im Zweiten Weltkrieg und präsentierte die bereits durchgeführten und geplanten Wiederaufbaumaßnahmen. Bei "Wien 1848" (Rathaus, 1948) bildete Schütte-Lihotzky mit Hans Fabigan, Walter Harnisch und Slama, der auch die Leitung innehatte, eine Arbeitsgemeinschaft, die für Inhalte und Gestaltung der Ausstellung verantwortlich zeichnete.

Mit Wilhelm Schütte und Fritz Weber gestaltete sie außerdem zwischen 1948 und 1953 zahlreiche Denkmäler für Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer in Österreich. Gemeinsam mit Schütte arbeitete sie an Bauprojekten für die KPÖ und der KPÖ nahestehende Institutionen, etwa den Kärntner Volksverlag (1948–1950). Das Ehepaar plante die Druckerei und das Verlagsgebäude des Globus Verlags in Wien (1953–1955).

Margerete Schütte-Lihotzky war engagiertes Mitglied der CIAM (Congrès Internationaux d'Architecture Moderne) Austria Gruppe, nahm 1949 am CIAM-Kongress in Bergamo teil und referierte beim Wiener Kongress 1951 über "Bauten für Kinder". Weiterhin unternahm sie zahlreiche Studienreisen, unter anderem nach China (1956), deren Eindrücke sie in dem posthum erschienenen Buch "Millionenstädte Chinas" (2007) festhielt. Für die Stadt Wien plante sie lediglich zwei Gemeindebauten – zusammen mit Wilhelm Schütte in der Barthgasse (1949/50) und in der Schüttelstraße (1952–1956). Die Kinderbauexpertin konnte auch nur zwei öffentliche Kindergärten in Wien realisieren: 1950 bis 1952 entstand der Kindergarten am Kapaunplatz und 1961 bis 1963 jener in der Rinnböckstraße, in dem sie das von ihr entwickelte Pavillionsystem umsetzte. 1964 bis 1968 entwickelte sie ihr modulares, vielseitig einsetzbares "Baukastensystem für Kindertagesheime", das aber in Wien vorerst keine Resonanz fand.

International schätzte man allerdings ihre Expertise. In Kuba erarbeitete sie eine Entwurfslehre für Kinderbauten für das zuständige Ministerium (1961 und 1963). 1966 erstellt sie ein Studie über Kinderanstalten in der DDR und lebte eine Zeitlang in Ostberlin. Ab 1967 plante sie ihre eigene Wohnung in der Franzensgasse, in der sie all ihre Überlegungen zum Wohnen umsetzte. Die Wohnung wurde 2021 unter Denkmalschutz gestellt und dient seitdem dem Schütte-Lihotzky Zentrum als Forschungs- und Veranstaltungsort. In ihren späten Jahren beschäftigte sie sich unter anderem mit partizipativen Wohnformen und entwarf 1975 ein (nicht realisiertes) Terrassenhaus.

Auf Drängen begann sie ab den 1970er Jahren, ihre Erinnerungen niederzuschreiben, und wurde sowohl für die Architekturgeschichte als auch für die Zeitgeschichte eine prominente, oft "mahnende" Zeitzeugin. Zugleich geriet sie zu einer wichtigen Identifikationsfigur für die zweite Frauenbewegung. Ihr politisches Engagement galt der Gleichberechtigung der Frauen. So wurde sie ab 1948 erste Präsidentin des Bundes Demokratischer Frauen Österreichs und blieb es bis 1969. Zudem war sie Delegierte in der Internationalen Demokratischen Frauenföderation. Sie war in der Friedensbewegung und der Anti-Atombewegung aktiv. Außerem nahm sie an zahlreichen Kongressen teil und unterhielt eine rege Vortragstätigkeit.

Margarete Schütte-Lihotzky wurde spät Anerkennung zuteil. Sie war bereits über 80 Jahre alt, als sie die ersten Auszeichnungen für ihre Rolle als Pionierin in der Architektur und ihr politisches Engagement erhielt. So wurde ihr 1978 das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen, 1980 der Preis für Architektur der Stadt Wien und 1992 die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold. Daneben erhielt sie etliche universitäre Ehrenmitgliedschaften (Hochschule für angewandte Kunst Wien, 1987; Hochschule der Bildenden Künste in Hamburg, 1991) und Ehrendoktorate (TU Graz, 1989; TU München, 1992; TU Berlin, 1993, TU Wien, 1994) sowie 1989 den Preis der IKEA Foundation Amsterdam. 1988 war sie für das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst nominiert. Sie weigerte sich allerdings, die Auszeichnung durch den damaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim entgegenzunehmen. 1992 ehrte man sie mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und 1997 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Das MAK widmete ihr 1993 eine große Schau. Ihren umfangreichen Nachlass vermachte sie der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien. 2018 wurde ihr dort die mehrtägige internationale Tagung "Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk Margarete Schütte-Lihotzkys" gewidmet.

In Wien sind der Margarete-Schütte-Lihotzky-Hof, der Schütte-Lihotzky-Weg sowie der Margarete-Schütte-Lihotzky-Park nach ihr benannt. Seit Herbst 2022 ist die letzte Wohnung der Architektin öffentlich zugänglich.

Quellen

Werke (Auswahl)

  • Margarete Schütte-Lihotzky: Milionenstädte Chinas. Bilder- und Reisetagebuch einer Architektin (1958). Mit einem Nachwort von Albert Speer. Hg. von Karin Zogmayer. Wien / New York: Springer 2007
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Erinnerungen aus dem Widerstand. Das kämpferische Leben einer Architektin von 1938–1945. Wien: Promedia 2014 (Erst- und Folgeauflage 1994 und 1998)
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Warum ich Architektin wurde. Hg. von Karin Zogmayer. Salzburg: Residenz Verlag 2019 (Erstauflage 2004)
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Spuren in Wien. Hg. von Christine Zwingl. Salzburg: Residenz Verlag 2021

Literatur

  • Thomas Flierl [Hg.]: Wilhelm Schütte, Margarete Schütte-Lihotzky. "Mach den Weg um Prinkipo, meine Gedanken werden Dich dabei begleiten!" Der Gefängnis-Briefwechsel 1941–1945. Berlin: Lukas Verlag 2021
  • Rob McFarland / Georg Spitaler / Ingo Zechner [Hg.]: Das Rote Wien. Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934. Berlin / Boston: De Gruyter Oldenbourg 2020, S. 555–558
  • Marcel Bois / Bernadette Reinhold [Hg.]: Margarete Schütte-Lihotzky. Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk. Basel: Birkhäuser 2019
  • Wilhelm Schütte. Architekt. Frankfurt, Moskau, Istanbul, Wien. Hg. von ÖGfA – Österreichische Gesellschaft für Architektur / Ute Waditschatka. Zürich: Park Books 2019
  • Mona Horncastle: Margarete Schütte-Lihotzky. Architektin, Widerstandskämpferin, Aktivistin. Die Biografie. Mit einem Nachwort von Uta Graff. Wien / Graz: Molden 2019
  • Bernhard Hachleitner: Der Universaldynamiker. Victor Slama als Unternehmer und Netzwerker. In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate, Ausstellungen, Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019, S. 107–116, hier 112
  • Heidrun-Ulrike Wenzel: "Eine Ausstellung ist wie ein Buch" – Victor Slama, der kreative Kopf hinter der Idee. In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate, Ausstellungen, Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019, S. 162–172
  • Marcel Bois: "Bis zum Tod einer falschen Ideologie gefolgt". Margarete Schütte-Lihotzky als kommunistische Intellektuelle. In: Zeitgeschichte in Hamburg 2017. Hg. von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Hamburg 2018, S. 66–88
  • Marcel Bois: Margarete Schütte-Lihotzky und das Frankfurter Institut für Sozialforschung. In: Maybrief 049, Ernst-May-Gesellschaft. Frankfurt am Main, Juni 2018, S. 16f.
  • Tanja Scheffler: Margarete Schütte-Lihotzky. Küche, Kinder, Kommunismus. In: Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf. Hg. von Mary Pepchinski u. a. Tübingen: Wasmuth & Zohlen 2017, S. 122–129
  • Jutta Zwilling: "Ich würde es genossen haben, ein Haus für einen reichen Mann zu entwerfen". Margarete Schütte-Lihotzky: Architektin – Widerstandskämpferin – Kommunistin. In: Evelyn Brockhoff / Ursula Kern ([Hg.]: Frankfurter Frauengeschichte(n). Frankfurt am Main: Societäts Verlag 2017, S. 190–205
  • Thomas Flierl / Claudi Quiring: Schütte-Lihotzky, Margarete (auch Grete). In: Akteure des Neues Frankfurt. Biografien aus Architektur, Politik und Kultur. Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Bd. 75. Hg. von Evelyn Brockhoff u. a. Frankfurt am Main: Societäts Verlag 2016, S. 177–179
  • Gabriele Fröschl u. a.: Wäre Ada ein Mann … Frauen in Technik, Naturwissenschaften und Medien. Wien: Technisches Museum Wien 2016, S. 88–93
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 3003–3005.
  • Eva B. Ottilinger: Die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. In: Maybrief 044, Ernst-May-Gesellschaft. Frankfurt am Main, September 2016, S. 11–13
  • Ich bin keine Küche. Gegenwartsgeschichten aus dem Nachlass von Margarete Schütte-Lihotzky. Hg. von Patrick Werkner. Wien: Universität für angewandte Kunst Wien 2008
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 24, 103, 110
  • Edith Friedl: Nie erlag ich seiner Persönlichkeit ... : Margarete Lihotzky und Adolf Loos – ein sozial- und kulturgeschichtlicher Vergleich. Wien: Milena-Verlag 2005
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Warum ich Architektin wurde. Hg. von Karin Zogmayer. Salzburg: Residenz Verlag 2004 (Neuauflage 2019)
  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich. Wien: Verl.-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 2001
  • Peter Noever [Hg.]: Margarete Schütte-Lihotzky. Soziale Architektur. Zeitzeugin eines Jahrhunderts. Wien: Böhlau 1997
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Erinnerungen aus dem Widerstand. Das kämpferische Leben einer Architektin von 1938–1945. Wien: Promedia 1994 (Neuauflage 2014)
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Wien baut auf: Ausstellung zwei Jahre Wiederaufbau der Stadt Wien. September–Oktober 1947, Festsaal des Neuen Rathauses. Wien: Globus 1947
  • Architektenlexikon. Wien 1770–1945: Margarete Schütte-Lihotzky [Stand: 31.05.2021]
  • Austria-Forum: Schütte-Lihotzky, Margarete [Stand: 11.01.2019]
  • Deutsche Biographie: Schütte-Lihotzky, Margarete (Grete) [Stand: 11.01.2019]


Literatur von und über Margarete Schütte-Lihotzky finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks