Karl Marx

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Karl Marx. Abb. aus: W. Liebknecht: Karl Marx zum Gedächtniß. Nürnberg: Wörlein & Comp. 1896
Daten zur Person
Personenname Marx, Karl
Abweichende Namensform
Titel Dr.
Geschlecht männlich
PageID 26885
GND 118578537
Wikidata Q9061
Geburtsdatum 5. Mai 1818
Geburtsort Trier
Sterbedatum 14. März 1883
Sterbeort London
Beruf Sozialreformer, Philosoph, Soziologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis Revolution 1848
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof London, Highgate Cemetery
Grabstelle
Bildname KarlMarx.png
Bildunterschrift Karl Marx. Abb. aus: W. Liebknecht: Karl Marx zum Gedächtniß. Nürnberg: Wörlein & Comp. 1896
  • 9., Währinger Straße 30 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Marx, * 5. Mai 1818 Trier, † 14. März 1883 London, Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Sozialreformer.

Biografie

Karl Marx, Sohn des Rechtsanwalts Heinrich Marx (1777−1838) und der Henriette Marx (1788−1863), wurde 1818 in Trier geboren und war das dritte von insgesamt neun Kindern. Heinrich Marx, ursprünglich mit altjüdischem Namen Marx Levi, konnte wegen seines jüdischen Glaubens seine Praxis nicht weiterführen und konvertierte 1817 zum evangelischen Glauben, sein Sohn Karl konvertierte als Sechsjähriger 1824. Dieser Religionswechsel aus politischen und ökonomischen Gründen wurde prägend für Marx' späteres Verhältnis zur Religion.

Nach Abschluss des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Trier studierte Marx Rechtswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Bonn und Berlin. In Berlin beschäftigte sich Marx intensiv mit dem Hegelianismus. Seine Kritik an Georg Wilhelm Friedrich Hegels Lehre wurde später zu bedeutenden Schlüsselstellen im eigenen wissenschaftlichen Werk. 1841 promovierte Marx an der Universität Jena. Marx war zunächst Journalist und entwickelte die linksliberale "Rheinische Zeitung" zum führenden Blatt der demokratisch gesinnten Opposition in Deutschland, was ihm einerseits Bekanntheit, gleichzeitig aber angesichts seiner scharfen Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen große persönliche Schwierigkeiten einbrachte.

Marx, der im März 1843 seine Jugendfreundin Jenny von Westphalen geheiratet hatte, übersiedelte im selben Jahr ins liberalere Paris, wo er für die sozialistische Zeitung "Vorwärts" arbeitete. Dort lernte er auch den ebenfalls in der Emigration lebenden Schriftsteller Heinrich Heine kennen, mit dem er außerdem mütterlicherseits weitschichtig verwandt war. Es entwickelte sich schnell eine Freundschaft, da beide in ihrer Anschauung über die stagnierenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Heimat Deutschland übereinstimmten. In den Zeitschriften "Deutsch-Französische Jahrbücher" und "Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift" publizierte der eine Aufsätze und der andere Dichtungen, die drängende soziale Fragen ihrer Epoche zum Inhalt hatten. Auch nachdem Karl Marx auf Druck der deutschen Regierung 1845 Paris verlassen musste, blieb der Kontakt der beiden bestehen.

1844 publizierte Marx "Die Ökonomisch-philosophischen Manuskripte", die einen ersten Entwurf eines ökonomischen Systems darstellen, der zugleich die philosophische Richtung deutlich macht. Marx entwickelt dort erstmals ausführlich seine an Hegel angelehnte Theorie der "entfremdeten Arbeit".

Karl Marx übersiedelte 1845 nach Brüssel. Hier begann seine Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Fabrikantensohn Friedrich Engels, der Karl Marx Zeit seines Lebens auch immer wieder finanziell unterstützte und Marx damit die wissenschaftliche Arbeit ermöglichte.

1847 veröffentlichte Karl Marx sein erstes großes Werk, "Das Elend der Philosophie". Im gleichen Jahr schloss er sich dem "Bund der Kommunisten" an, einer in Deutschland verbotenen Organisation von Arbeitern und Intellektuellen, die bereits 1834 unter dem Namen "Bund der Geächteten" als Vereinigung deutscher Emigranten in Paris gegründet worden war und sich nun um eine breitere Basis bemühte. Gemeinsam mit Engels gründete er in Brüssel den "Deutschen Arbeiterverein" und beide verfassten für den "Bund der Kommunisten" das Manifest der Kommunistischen Partei, das zu Beginn des Jahres 1848 erschien. Im Februar 1848 wurde Marx auch aus Brüssel ausgewiesen und gelangte im März über Paris ins revolutionäre Deutschland, wo er in Köln an der Herausgabe der "Neuen Rheinischen Zeitung" mitwirkte. Im Sommer 1848 lernte Karl Marx Ferdinand Lassalle kennen.

In seinem Bestreben, die revolutionäre Bewegung zu unterstützen, kam Karl Marx im August 1848 nach Wien und hielt hier drei Vorträge. Eine Woche vor seiner Ankunft war es in Wien zu mehreren Protestkundgebungen der Arbeiterschaft gegen Lohnkürzungen gekommen, gefolgt von Massenkundgebungen im September des Jahres.

Am 28. August nahm Marx als Redner bei einer vom Demokratischen Verein veranstalteten Diskussion über die Arbeiterfrage im Wiener Gasthaus "Walhalla" (Währinger Straße 26), das nach dem Besitzer umgangssprachlich auch "Zum Engländer" genannt wurde, teil, am 30. August und 2. September 1848 sprach er auf Einladung des "Ersten Allgemeinen Arbeitervereins" in den Sträußelsälen des Theaters in der Josefstadt über "Die sozialen Verhältnisse in Westeuropa" beziehungsweise über "Lohnarbeit und Kapital". Am 7. September 1848 reiste Marx vom Nordbahnhof aus Wien ab.

Nach der Niederschlagung der Oktoberrevolution musste der "Erste Allgemeine Arbeiterverein" seine Agitation einstellen und Marx wurde 1849 aus Deutschland ausgewiesen. Er übersiedelte im Herbst nach London, ins "Zentrum des Kapitalismus", wo er bis zu seinem Tod seinen Wohnsitz behielt. Er arbeitete von London aus für verschiedene internationale Zeitungen. Unter anderem schrieb er für die "New York Daily Tribune", die Londoner "The People's Paper" und die Breslauer "Neue Oder-Zeitung".

Der Cousin von Ferdinand Lassalle, Max Friedländer, war Chefredakteur bei der österreichischen Tageszeitung "Die Presse". 1861 konnte er Marx als "London Korrespondent" für "Die Presse" gewinnen und es entwickelte sich eine einigermaßen problematische Zusammenarbeit, die nur von kurzer Dauer war. Am 4. Dezember 1862 schrieb Marx den letzten Artikel über den amerikanischen Sezessionskrieg "Englische Neutralität − Zur Lage in den Südstaaten" für diese Zeitung.

In der Artikelserie "Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon", die zuerst in der Zeitschrift "Die Revolution" in New York erschien und 1869 in Hamburg publiziert wurde, arbeitete Marx das Scheitern der Revolution auf.

In London verfasste Marx seine wichtigsten Schriften: 1859 erschien "Zur Kritik der politischen Ökonomie" und 1867 der erste Band seines Hauptwerkes "Das Kapital. Der Produktionsprocess des Kapitals". Die Bände zwei und drei wurden nach dem Tod des Autors von Engels herausgegeben.

Die bedeutendste Leistung von Karl Marx war es, die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte von ökonomischen Entwicklungen und Konflikten zu erkennen und zu analysieren. Dabei fasste Marx die Ideen der deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Ludwig Feuerbach, der frühen "utopischen Sozialisten", der kritischen Wirtschaftswissenschaftler Englands und der demokratischen Revolutionäre Frankreichs zu einem ganz neuen originären Gedankengebäude zusammen. Aus seiner Überzeugung heraus, dass nur die Arbeiterklasse die gestaltende Kraft der Zukunft sein könne und dass es ihre Aufgabe sei, den Sozialismus zu erkämpfen, engagierte er sich auch persönlich stark − und überaus konfliktreich und unduldsam − in der internationalen sozialistischen Bewegung.

1881 starb Jenny Marx und zwei Jahre später, im März 1883, Karl Marx in London.

In Wien erinnern beziehungsweise erinnerten der Karl-Marx-Hof, der Karl-Marx-Platz (heute: 12.-Februar-Platz) und die Karl-Marx-Straße (15) (heute: Teil der Hütteldorfer Straße) an den sozialistischen Theoretiker.

Literatur

  • Günther Haller: Marx und Wien. Von den Barrikaden zum Gemeindebau. Wien: Molden 2017
  • Günther Berger [Hg.]: Austria Mundi. Interkulturelles Wien. Frankfurt am Main / Wien [u. a.]: Lang 2012
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 163
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u. a.]. Band 2: I−R. München: A. Francke 1974 (weitere Literatur)
  • Herbert Steiner: Karl Marx in Wien. Die Arbeiterbewegung zwischen Revolution und Restauration 1848. Wien [u. a.]: Europaverlag 1978
  • Das rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Karl Marx [Stand: 26.04.2018]
  • Lebendiges Museum online: Karl Marx [Stand: 26.04.2018]

Weblinks