Rainer Maria Rilke

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Rainer Maria Rilke vor dem Schloss Muzot. Aus: Lou Andreas-Salomè: Rainer Maria Rilke. Leipzig: Insel-Verlag 1928
Daten zur Person
Personenname Rilke, Rainer Maria
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26851
GND 118601024
Wikidata Q76483
Geburtsdatum 4. Dezember 1875
Geburtsort Prag
Sterbedatum 29. Dezember 1926
Sterbeort Montreux
Beruf Lyriker, Übersetzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 13.11.2023 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Rilke R M.jpg
Bildunterschrift Rainer Maria Rilke vor dem Schloss Muzot. Aus: Lou Andreas-Salomè: Rainer Maria Rilke. Leipzig: Insel-Verlag 1928

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rainer Maria Rilke, * 4. Dezember 1875 Prag, † 29. Dezember 1926 Montreux, Schweiz, Lyriker.

Biografie

Herkunft

René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke kam als Sohn des Eisenbahnbeamten Johann Josef Rilke (1839–1906) und Sophie Rilke, geborene Entz (1851–1931) in Prag zur Welt. Der frühe Tod der älteren Schwester (1874) wirkte stark auf die Beziehung zwischen der – zunehmend religiösen – Mutter und dem Sohn. Die Eltern trennten sich 1884.

Rilke besuchte ab 1882 die Volksschule der Piaristen in Prag. Ab 1886 wurde er auf Wunsch seines Vaters, dessen eigene Militärlaufbahn gescheitert war, Kadett der k.k. Militär-Unterrealschule in St. Pölten, in der er sich auf die Offizierslaufbahn vorbereiten sollte. Als kränkliches Kind belastete ihn die militärische Ausbildung, doch er schloss die Unterstufe ab und wurde 1890 an die Militär-Oberrealschule nach Mährisch-Weißkirchen versetzt. Dort verschlechterte sich sein Gesundheitszustand derart, dass Rilke 1891 die Militärakademie verließ und fortan die Handelsakademie in Linz besuchte.

Bereits an der Militär-Unterrealschule schrieb Rilke erste Gedichte. Mit der Unterstützung eines Onkels maturierte Rilke schließlich – als Externist und auf Basis von Privatunterricht – 1895 in Prag. An der Prager Karlsuniversität begann Rilke dann auch Jus und in Folge vor allem Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie zu studieren. 1986 zog er zum Studium nach München weiter und besuchte 1897 auch Vorlesungen an der Universität Wien.

Werk und Netzwerk

In den folgenden Jahren begann Rilke, auf Reisen nicht nur für sein Schaffen wesentliche Eindrücke zu gewinnen, sondern auch ein für ihn zentrales Netzwerk von Unterstützerinnen und Unterstützern aufzubauen. Berlin, Moskau, immer wieder Italien und Paris waren wichtige Stationen, wo er sich zeitweise niederließ. Die selbst weit gereiste Lou Andreas Salomé, mit der ihn auch eine langjährige intime Beziehung verband, dürfte diese Art des transnationalen Seins vorgelebt haben. Zwar heiratete Rilke im April 1901 in Bremen die Bildhauerin Clara Westhoff, mit der er noch im selben Jahr eine Tochter namens Ruth hatte, doch diese Ehe schränkte sein unbürgerliches Reiseleben keineswegs ein.

Durch sein 1905 erschienenes "Stundenbuch" erreichte er erstmals große Bekanntheit als Dichter. "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910) und "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (1912) wurden Kultbücher ihrer Zeit und weit darüber hinaus.

Finanziell war er dennoch weiterhin auf Unterstützung angewiesen und fand diese unter anderem auch bei Sidonie Nádherný von Borutín, Mechthilde Lichnowsky und Prinzessin Marie von Thurn und Taxis, auf deren Schloss bei Triest er die "Duineser Elegien" schrieb. Die Fertigstellung dieser 1911 begonnenen Texte dauerte allerdings bis 1922 - in die Zeit dazwischen fiel eine schwere Schaffenskrise Rilkes.

Sidonie Nádherný von Borutín lernte 1913 Karl Kraus kennen und wurde die zentrale Liebesbeziehung in seinem Leben – auch Heirat stand für Kraus im Raum. Rilke spielte in diesem Zusammenhang eine problematische Rolle, da er sich zu den beiden nicht nur in einer Art Dreiecksverhältnis positionierte – das später auch zum Stoff von Romanen wurde –, sondern Nádherná auch mit antisemitischen Anspielungen vor Kraus warnte.

Erster Weltkrieg

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte Rilkes eigentlich vorgesehene Rückkehr nach Paris, wo er zuvor immer wieder länger gelebt hatte. So wartete er vorerst in München seine Einberufung ab. Hier hatte er schon vor 1900 das Geschwisterpaar Mathilde und Karl Gustav Vollmoeller kennengelernt, die ihm immer wieder halfen und ihn begleiteten. Zudem hatte er in dieser Zeit eine Liebesbeziehung mit der Malerin Lou Albert-Lasard.

Anfang 1916 wurde Rilke eingezogen und musste in Wien eine militärische Grundausbildung absolvieren, wo er vorerst in der Breitenseer Kaserne im Westen der Stadt stationiert war. Auf Fürsprache einflussreicher Freunde wurde er zur Arbeit ins Kriegsarchiv und ins k.u.k. Kriegspressequartier überstellt. Während seines Aufenthaltes in Wien war er in der Viktorgasse 5a und in der Gußhausstraße 9 gemeldet, beides Adressen im 4. Bezirk unweit von Stadtzentrum und Schloss Belvedere; kurze Zeit auch am Sitz des Kriegspressequartiers, dem Hotel Stelzer (heute 23., Ketzergasse 473).

Rilke verkehrte in Wien vor allem im Café Imperial und pflegte wiederum ein Wiener Netzwerk, zu dem unter anderen Rudolf Kassner, Stefan Zweig, Peter Altenberg, Felix Braun, Hugo von Hofmannsthal, Helene von Nostiz und einige mehr gehörten.

Spätzeit

Das erneute traumatische Erlebnis des Militärdienstes vertiefte eine Schaffenskrise, die sich schon zuvor immer wieder bemerkbar gemacht hatte. Rilke verbrachte die folgenden Jahre seines Lebens vor allem in Italien, Frankreich und der Schweiz, wo ihn Nanny Wunderly-Volkart als großzügige Mäzenin unterstützte und seine nun häufiger notwendigen Sanatoriumsaufenthalte zahlte.

Rilke starb im Dezember 1926 im Sanatorium Valmont sur Territet bei Montreux an einer seltenen Form von Leukämie.

Quellen

Literatur

  • Lesley Chamberlain: Rilke. The last inward man. London: Pushkin Press 2022
  • Charlie Louth: Rilke. The life of the work, Oxford / New York: Oxford University Press 2020
  • Fritz J. Raddatz: Rainer Maria Rilke. Überzähliges Dasein. Eine Biographie. Zürich / Hamburg: Arche Verlag 2009
  • Gunter Martens / Annemarie Post-Martens: Rainer Maria Rilke. Reinbek: Rowohlt 2008
  • Manfred Engel / Dorothea Lauterbach [Hg.]: Rilke Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart / Weimar: Metzler 2004 (Sonderausgabe: 2013)
  • Ralph Freedman: Rainer Maria Rilke. 2 Bände. Frankfurt am Main / Leipzig 2001
  • Wilhelm Hemecker: Rilke in Wien. Begleitbuch zur Ausstellung "Haßzellen, stark im größten Liebeskreise" – Rilke und das k.u.k. Kriegsarchiv. Wien: Inlibris 1998
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Donald A. Prater: Ein klingendes Glas. Das Leben Rainer Maria Rilkes. München / Wien: Carl Hanser 1986
  • Rainer Maria Rilke zum hundertsten Geburtstag. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1975
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954–lfd.


Rainer Maria Rilke im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks