Johann Rudolf Kutschker

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Johann Rudolph Kutschker, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
Daten zur Person
Personenname Kutschker, Johann Rudolf
Abweichende Namensform Kutschker, Johann Baptist Rudolf
Titel Dr. theol., akad. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 26256
GND 125843690
Wikidata Q78985
Geburtsdatum 11. April 1810
Geburtsort Klein-Wiese, Österreich-Schlesien
Sterbedatum 27. Jänner 1881
Sterbeort Wien
Beruf Erzbischof von Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Erzdiözese Wien, Erzdiözese, katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzbistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom
Grabstelle Südchor
Bildname Kutschker eb Gemälde AS bearb.jpg
Bildunterschrift Johann Rudolph Kutschker, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Weihbischof von Wien (10. Mai 1862, bis: 12. Jänner 1876)
  • Fürsterzbischof von Wien (12. Jänner 1876, bis: 27. Jänner 1881, Namensgeber der Kutschkergasse)

Bischofswappen von Johann Rudolph Kutschker

Kutschker Johann Rudolf, * 11. April 1810 Klein-Wiese (heute Wisznia Mała, Polen), Österreich-Schlesien, † 27. Jänner 1881 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (Erzbischöfliches Palais; südliches Chorschiff von St. Stephan, Apostelchor; auf dem Grabstein ein Reliefbildnis in Halbfigur von Carl Kundmann, 1896), Erzbischof von Wien.

Biografie

Werdegang

Johann Rudolph Kutschker wurde am 11. April 1810 in Wiese (Schlesien, heute Wisznia Mała, Polen) als Einzelkind in bescheidene Verhältnisse geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Troppau (heute Opava, Tschechische Republik) absolviert er ab 1826 das Lyzeum in Olmütz (heute Olomouc, Tschechische Republik). Von 1828 bis 1832 studiert er Theologie als Zögling des k.k. Alumnates. Im Jahr 1832 fand Kutschker aufgrund vorbildlicher Studienerfolge Aufnahme im “Höheren Priesterbildungsinstitut für Weltpriester zum Hl. Augustinus” (nach seinem Gründer Jakob Frint Frintaneum genannt). 1834 wurde Kutschker zum Doktor der Theologie promoviert. Am 21. April 1833 wurde Kutschker in Wien von Fürsterzbischof Vinzenz Eduard Milde zum Priester geweiht.

Karriere in Olmütz

Im Jahr 1834 wurde Johann Rudolf Kutschker zum Professor der Moraltheologie an der Universität Olmütz ernannt, zwischen 1834 und 1852 zweimal zum Dekan der Universität Olmütz. Ab 1835 hielt er im Olmützer Priesterseminar auch Privatvorlesungen im Fachbereich Liturgik.

Ab 1841 wurde er zum Sekretär des Olmützer Erzbischofs und 1842 zum Kanzler des fürsterzbischöflichen Konsistoriums zu Olmütz befördert, im selben Jahr erhielt er den Titel “k.k. Hofkplan”. Von 1843 bis 1844 war Kutschker Rektor der Universität Olmütz, ab 1843 Schuloberaufseher der Diözese Olmütz.

Karriere in Wien

Von 29. April bis 17. Juni 1849 nahm Kutschker in der Funktion eines theologischen Beraters an der ersten gesamtösterreichischen Bischofskonferenz in Wien teil. 1852 erfolgte durch Kaiser Franz Joseph I. die Berufung Kutschkers zum Hof- und Burgpfarrer in Wien sowie zum Vorsteher des Frintaneums. Ab 1857 arbeitete Kutschker als Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht. In dieser Position als Rechtswissenschafter und Staatsbesamter nahm er zwei Jahrzehnte eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Staat und Kirche in kirchen- und staatsrechtlichen Fragen ein.

Von der Universität Wiener wurde Kutschker 1858 zum Rektor magnificus gewählt, 1859 erhielt er den Ehrentitel eines päpstlichen Hausprälaten. 1861 fand er in der Funktion des Dompropstes Aufnahme in das Wiener Dom- und Metropolitankapitel von St. Stephan und bekleidete damit gleichzeitig die Rolle des Kanzlers der Universität.

Weihbischof von Wien

Nach dem Tod des Weihbischofs Franz Xaver Zenner (* 1794 - † 1861, Weihbischof 1850-1861) wurde Kutschker nach dem Wunsch Joseph Othmar Rauschers am 7. April 1862 zum Titularbischof von Carrhae ernannt, erhielt am 11. Mai 1862 die Bischofsweihe und wurde Rauschers Generalvikar. Auch als Weihbischof und Generalvikar behielt Kutschker seinen Posten als Ministerialrat.

Als vertrauter Mitarbeiter Rauschers hatte Kutschker Anteil am Zustandekommen des Konkordats (1855). Sein Amt als Weihbischof fiel in eine Zeit, in der das Konkordat immer mehr ausgehöhlt und 1870 auch formell aufgekündigt wurde sowie ein liberaler Zugang zu staatspolitischen Themen immer größeren Anklang fand.

Die Wiener Konsistorialkurrenden, in denen der Klerus über staatliche und kirchliche Verordnungen sowie personelle Veränderungen informiert wurde, erfuhren durch seine sachkundige Mitarbeit eine Um- und Ausgestaltung und erschienen regelmäßig. Er wandelte sie 1863 in das “Wiener Diözesanblatt” um, welches seither das offizielle Publikationsorgan des Bischofs ist. Ein wichtiges Anliegen war ihm auch die Förderung des katholischen Vereinswesens.

In der Zeit der Abwesenheit Kardinal Rauschers während des Ersten Vatikanischen Konzils übernahm Kutschker dessen Amtsgeschäfte.

Im Jahr 1862 sorgte er für die Überführung der Gebeine Clemens Maria Hofbauers vom Friedhof in Maria Enzersdorf nach Maria am Gestade in Wien.

Fürsterzbischof von Wien

Nachdem Kardinal Rauscher am 4. November 1875 verstorben war, wurde Kutschker vom Wiener Domkapitel zum Kapitularvikar gewählt und am 12. Jänner 1876 zum Fürsterzbischof von Wien nominiert. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 3. April, die Inthronisation am 30. April 1876.

Kutschker setzte sich für die Verbesserung der Klerusbildung ein sowie für den Neubau zahlreicher Wiener Kirchen, darunter die Votivkirche, (9., 1880), St. Johann Evangelist (10., 1876), Maria vom Siege (15., 1876) und St. Severin (18., 1878). Unter Kutschker wurde das Knabenseminar von Wien 6., Laimgrube, nach Hollabrunn in Niederösterreich verlegt, wo er selbst im Jahr 1880 den Grundstein für den Neubau legte. Diese Anstalt wurde später testamentarisch großzügig von Kutschker bedacht.

In einer Zeit des politischen Liberalismus setzte sich Kutschker im Herrenhaus für bestehende und neue Ordensgemeinschaften ein (“Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus” / Borromäerinnen 1877, Unbeschuhten Karmelitinnen 1879).

Am 22. Juni 1877 wurde Erzbischof Kutschker von Pius IX. zum Kardinal erhoben. Seine Titelkirche war Sant’ Eusebio.

Tod

Kutschker verstarb am 27. Jänner 1881 im 71. Lebensjahr und wurde am 31. Jänner 1881 im Stephansdom beigesetzt.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • August Eitler: Dr. Johann Rudolf Kutschker, Kardinal und Fürsterzbischof von Wien (1810-1881). Diss., Univ. Wien. Wien 1956
  • Irmbert Fried: Das Metropolitankapitel. Wien 1952, S. 97 ff.
  • Walter Goldenits: Das Höhere Priester-Bildungs-Institut für Weltpriester zum Heiligen Augustinus in Wien oder das “Frintaneum” bzw. “Das Augustineum”. Diss., Univ. Wien 1969, S. 82-85
  • Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. Band 6: Kaaba bis Litanei. Freiburg im Breisgau: Herder 1850, Spalte 1267 ff.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Maximilian Liebmann: Kutschker. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, 1785/1803 bis 1945: Ein biographisches Lexikon. Berlin: Duncker&Humblot, S. 422-425
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 233-248, 259 f., 278-282
  • Franz Loidl / M. Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Wien: Schendl 1983, S. 74 f.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 348
  • Michaela Sohn-Kronthaler: Die Entwicklung der Österreichischen Bischofskonferenz. Von den ersten gesamtbischöflichen Beratungen 1849 bis zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils. In: 150 Jahre Österreichische Bischofskonferenz, 1849-1999. Hg. vom Sekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz, koordiniert von Walter Lukaseder und Reinhard Rechberger. Wien: Selbstverlag 1999, S. 33-95
  • Michaela Sohn-Kronthaler: Feminisierung des kirchlichen Personals? Entwicklungen und Beobachtungen am Beispiel religiöser Frauengenossenschaften in österreichischen Diözesen im langen 19. Jahrhundert. In: Feminisierung oder (Re-)Maskulinisierung der Religion im 19. und 20. Jahrhundert. Forschungsbeiträge aus Christentum, Judentum und Islam. Hg. von Michaela Sohn-Kronthaler. Wien: Böhlau 2016, S. 78-113, hier: 85 f.
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Absolutismus. Innsbruck: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs, 3), S. 710-712
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Band 3. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde, S. 746
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 338-340, 347 f., 354