Ludwig Anzengruber

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Ludwig Anzengruber (1869)
Daten zur Person
Personenname Anzengruber, Ludwig
Abweichende Namensform Gruber, Ludwig
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26047
GND 11850357X
Wikidata Q93718
Geburtsdatum 29. Jänner 1839
Geburtsort Wien
Sterbedatum 10. Dezember 1889
Sterbeort Wien
Beruf Dramatiker, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 14.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum 12. Dezember 1889
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14A, Nummer 1
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Ludwiganzengruber.jpg
Bildunterschrift Ludwig Anzengruber (1869)
  • 9., Kinderspitalgasse 1 (Geburtsadresse)
  • 9., Alser Straße 38 (Geburtsadresse)
  • 6., Amerlingstraße 2 (Sterbeadresse)
  • 6., Gumpendorfer Straße 56 (Sterbeadresse)
  • 14., Gyrowetzgasse 10 (Wohnadresse)
  • 7., Stuckgasse 15 (Wohnadresse)
  • 7., Burggasse 55 (Wohnadresse)
  • 6., Hofmühlgasse 2 (Wohnadresse)
  • 9., Boltzmanngasse 11 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Anzengruber Ludwig (Pseudonym Ludwig Gruber), * 29. November 1839 Wien 9., Kinderspitalgasse 1, Alser Straße 38 (ehemals Dreilauferhaus), † 10. Dezember 1889 Wien 6., Amerlingstraße 2, Gumpendorfer Straße 56 (Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 14A, Nummer 1; Grabdenkmal von Hans Scherpe), Dramatiker, Erzähler, Sohn des Beamten Johannes Anzengruber (* 21. März 1810 Weng, † 8. November 1844 Alservorstadt 85 [9, Blindengasse 33]) und seiner Gattin (13. Februar 1838 Alservorstadt) Maria Herwig (†1875).

Die Mutter hatte ein Zwirngeschäft auf der Wieden. Anzengruber wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters in ärmlichen Verhältnissen auf, besuchte die Volksschule bei den Paulanern (4., Paulanergasse 3), die Realschule auf der Wieden und auf der Landstraße, konnte jedoch aus finanziellen Gründen kein höheres Studium absolvieren und kam zu einem Buchhändler in die Lehre (1856-1858, Buchhandlung Sallmeyer, 6., Gumpendorfer Straße 11).

1859-1860 schloss er sich als Schauspieler einer Wandertruppe an und zog mit dieser durch Österreich und Ungarn; als er sah, dass er sich als Schauspieler nicht durchsetzen konnte, arbeitete er 1860 vorübergehend als Polizeikanzlist, spielte aber (unter dem Anagramm "Lanz") auch kleine Rollen im Meidlinger Theater (Theresienbad). 1861 war bei einem neuerlichen Schauspielversuch in Steyr Josef Matras sein Direktor.

Anzengrubers Karriere als Bühnenschriftsteller begann am Theater an der Wien, wo er mit seinem Volksstück "Der Pfarrer von Kirchfeld" am 5. November 1870 auf Anhieb einen durchschlagenden Erfolg verzeichnete. Seither lebte er als freier Schriftsteller in Wien, wo er auch als Herausgeber beziehungsweise Mitarbeiter der Familienzeitschrift "Heimat" (1882-1885) beziehungsweise des Witzblatts "Figaro" (seit 1885) hervortrat. Geschätzt wurde er jedoch besonders als meisterhafter Schilderer des Wiener Kleinbürgermilieus und des Lebens alpenländischer Bauern. Zu seinen berühmtesten Werken zählen "Der Meineidbauer" (Uraufführung 9. Dezember 1871), "Die Kreuzelschreiber" (1872), "Der G'wissenswurm" (1874), "Der ledige Hof" (1877), "Die Trutzige" und "Das vierte Gebot" (Uraufführung 29. Dezember 1877 Josefstädter Theater). In den "Kreuzelschreibern" schuf Anzengruber die volkstümlich gewordene Figur des "Steinklopferhannes", dem er seine pantheistische Weltanschauung in den Mund legte ("Es kann dir nix g'schehen").

Neben Erzählungen und Kalendergeschichten schrieb Anzengruber auch zwei große Romane: "Der Schandfleck" (1876) und "Der Sternsteinhof“ (1885). Vom 26. Juni 1885 bis 12. September 1889 war Anzengruber Besitzer eines Hauses in Penzing (14., Gyrowetzgasse 10), wo er "Heimg'funden", "Stahl und Stein" und das Bühnenstück "Der Fleck auf der Ehr" schrieb, mit dem am 14. September 1889 das Deutsche Volkstheater eröffnet wurde.

Grillparzer-Preis 1887, J.-P.-Müller-Preis 1888. Anzengruberdenkmal (1, von Hans Scherpe, 1905); Porträtkopf am Dreilauferhaus (9, von Ernst Juch junior, 1902); Porträtbüste im Volkstheater (7., von Hans Scherpe, enthüllt 29. Oktober 1908). Gedenktafeln am Geburtshaus (9, Kinderspitalgasse 1; von Ernst Juch junior, enthüllt 23. April 1902, mit Porträtrelief); am Wohnhaus (14, Gyrowetzgasse 10; von Ernst Juch junior; enthüllt 23. April 1902, mit Porträtsrelief); am Sterbehaus (6, Gumpendorfer Straße 56, von Emanuel Pendl, enthüllt 2. Mai 1897); 7, Stuckgasse 15 / Burggasse 55 (Hausflur; 1879/1880).

Weitere Wohnadressen: 6, Hofmühlgasse 2 (1884, 1889); 9, Boltzmanngasse 11 (bei seiner Mutter). Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.

Anzengrubergasse, Anzengruberstraße.

Nachlass

Quellen

Literatur

  • Saur Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Begründet von Günter Meißner, hg. von Andreas Beyer. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1991 – lfd.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 13. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1935
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Kurt Vancsa: Ludwig Anzengruber. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2 (1941), S. 98 ff.
  • Leopold Rosner: Erinnerungen an Anzengruber. Leipzig / Wien: Klinkhardt 1891
  • Anton Bettelheim: Ludwig Anzengruber. Der Mann, sein Werk, seine Weltanschauung. Leipzig: Quelle & Meyer 21897
  • Johann Willibald Nagl / Jakob Zeidler: Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. Band 3: 1848 - 1890. Wien [u.a.]: Fromme 1935, S. 384 ff., 992 ff.
  • K. Klement: Beiträge zur Weltanschauung Ludwig Anzengrubers. Diss. Univ. Wien. Wien 1946
  • Elisabeth Hauke: Ludwig Anzengrubers Kalendergeschichten. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
  • Theodor Berger: Die Abstammung des Dichters Ludwig Anzengrubers aus der „Anzengrub". In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 2 (1951), S. 97 ff.
  • Otto Hipp: Alt-Wiener Porträts. Lebensbilder mit einer kulturgeschichtlichen Schilderung Wiens während des 19. Jahrhunderts. Graz / Wien: Styria 1927, S. 180 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken (1989)
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 247
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, Register
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 42, 100, 150
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Die Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3), S. 43 f.
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 1. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 358
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 2. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 203
  • Hermann Böhm: Ludwig Anzengruber. Ein Klassiker des Volksstückes (Katalog Wiener Stadt- und Landesbibliothek, S. 217. Wechselausstellung 1989)
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 254, 337
  • Anton Bettelheim: Das Anzengruber-Denkmal auf dem Wiener Zentral-Friedhof. Wien: Waldheim 1893
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), Register
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 31
  • Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 2, 24
  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 30
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 7f.
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 60
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 17
  • Hans Havelka: Zentralfriedhof. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 30), S. 29 f.

Ludwig Anzengruber im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.