Hugo von Hofmannsthal

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Hugo von Hofmannsthal, um 1925
Daten zur Person
Personenname Hofmann von Hofmannsthal, Hugo Laurenz Anton von
Abweichende Namensform Morren, Theophil; Melikow, Loris
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 25687
GND 118552759
Wikidata Q51513
Geburtsdatum 1. Februar 1874
Geburtsort Wien
Sterbedatum 15. Juli 1929
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.12.2022 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Kalksburger Friedhof
Grabstelle Gruppe 1, Nummer 49
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Hugo von Hofmannsthal HIN-249163 0001.jpg
Bildunterschrift Hugo von Hofmannsthal, um 1925
  • 3., Salesianergasse 12 (Geburtsadresse)
  • 3., Salesianergasse 12 (Wohnadresse)
  • 23., Ketzergasse 471 (Wohnadresse)
  • 23., Ketzergasse 471 (Sterbeadresse)
  • 1., Himmelpfortgasse 17 (Wohnadresse)
  • 1., Stallburggasse 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hugo Laurenz Anton von Hofmannsthal (eigentlich Hofmann Edler von Hofmannsthal, Pseudonym Theophil Morren, Loris, Loris Melikow), * 1. Februar 1874 Wien 3, Saiesianergasse 12 (wohnhaft bis 1893), † 15. Juli 1929 Rodaun, Niederösterreich (heute 23), Ketzergasse 471 (Wohnung 1901-1929 (Hofmannsthal-Schlössel); Kalksburger Friedhof, Grab 1, Nummer 49), Dichter, Gattin (8. Juni 1901 Schottenkirche) Gerty (Gertrud) Schlesinger, Sohn des Bankdirektors Dr. Hugo von Hofmannsthal und dessen Gattin Anna Fohleutner (Tocher eines niederösterreichischen Notars), Urenkel des Industriellen Isak Löw Hofmann von Hofmannsthal.

Besuchte 1884-1892 das Akademische Gymnasium; während dieser Zeit wurde er bereits ins Cafe Griensteidl eingeführt, wo Hermann Bahr (der 3, Saiesianergasse 12 seine erste Wohnung hatte) und Arthur Schnitzler auf ihn aufmerksam wurden. Nach der Reifeprüfung (1892) führte ihn eine Reise nach Südfrankreich, wo er mit der romanischen Kultur in Berührung kam. 1892-1894 studierte er Jus an der Universität Wien (um 1892 war er gerngesehener Gast im Salon des Palais Todesco, aber auch im Palais Wertheimstein [Josefine und Franziska von Wertheimstein hatte er 1892 in Bad Aussee kennengelernt], wo er regen Gedankenaustausch mit Ferdinand von Saar pflegte) und war 1894/1895 Einjährig-Freiwilliger bei den „6er Dragonern" in Brünn. 1895/1896 studierte er Romanistik (Dr. phil. 20. März 1899). 1901 wollte er sich mit einer Arbeit über die Entwicklung Victor Hugos an der Universität Wien habilitieren und die Venia legendi für das Gesamtgebiet der romanischen Philologie erreichen. Dieser Plan scheiterte an dem allzu weit gesteckten Ziel, worauf sich Hofmannsthal als freier Schriftsteller niederließ. Nach Aufenthalten in Oberitalien und Paris heiratete er und zog (nach einer Interimswohnung 1, Himmelpfortgasse 17) in das Barockschlösschen in Rodaun, das er bis zu seinem Lebensabend bewohnte (Stadtwohnung 1, Stallburggasse 2).

Es folgte eine Zeit ungebrochener und ungestörter Schaffenskraft, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihr vorläufiges Ende fand. Gemeinsam mit Max Reinhardt und aufgrund von Anregungen Hermann Bahrs baute er 1920 die Salzburger Festspiele auf; sein „Jedermann" (1911) wurde zu deren integrierendem Bestandteil. Hofmannsthals dichterisches Talent war überwiegend lyrisch-epischen Charakters, trotzdem waren ihm die größten Erfolge mit seinen dramatischen Werken beschieden, wobei die kongeniale Zusammenarbeit mit Richard Strauss eine entscheidende Rolle spielte (unter anderem „Elektra", 1904; „Der Rosenkavalier", 1911; „Ariadne auf Naxos", 1912; „Die Frau ohne Schatten", ein Meisterstück psychologischer Erzählkunst, 1919). Seine Nachdichtungen der griechischen Tragödien, seine Erzählungen und meisterhaften Essays, schließlich seine Lustspiele (wie „Der Schwierige", 1921, der alle liebenswerten und schlechten Eigenschaften des Österreichertums hat) gehören zu den wertvollsten Beiträgen österreichischer Dichtkunst. Für die Reinhardt-Bühne erneuerte er unter anderem das alt-englische Mysterienspiel aus dem 16. Jahrhundert und wurde zum Wiedererwecker von Kunstwerken und -formen vergangener Epochen.

Am Tag der Beerdigung seines Sohnes Franz, der freiwillig aus dem Leben geschieden war, starb er an einem Gehirnschlag. Im Rodauner Haus (Hofmannsthal-Schlössel) empfing Hofmannsthal zahlreiche prominente Gäste (Andrian, Bahr, Beer-Hofmann, Braun, Hauptmann, Mell, Reinhardt, Rilke, Roller, Saiten, Schnitzler, Wassermann, Werfel und Zweig sowie Grete Wiesenthal, Selma Kurz und Alma Mahler); das Gästebuch, ein Katalog der geistigen Elite des Fin de Siecle, befindet sich im Besitz der Hofmannsthal-Gesellschaft Frankfurt am Main. Mosaike am Haus 23, Rodaun, Hochstraße 10 und am Stelzerhof (23, Ketzergasse 473) zu seinen Ehren.

Hofmannsthalgasse.


Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd. Band 9
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 10 (Franz Hadamowsky)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. 2 Bände. Salzburg: Bergland-Buch 1964, Band 2, S. 392
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 36 ff.
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Josefstadt. Beiseln, Bühnen, Beamte. Wien: Mohl 1991, Register
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 138 (Künstlerwohnung), S. 131 f.
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 375 f.
  • Gottfried Kraus [Hg.]: Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern. Wien: Brandstätter 1989, S. 368 und Register
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken (25. 1. 1974)
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9), S. 112 f.
  • Heinz Kindermann: Hofmannsthal und die Schauspielkunst. Wien/Graz [u.a]: Böhlau 1969
  • Österreichischer Wappenkalender. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft 1959, S. 20 f.
  • Helmuth Olles: Literaturlexikon 20. Jahrhundert. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt