Anna Bahr-Mildenburg

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Anna Bahr-Mildenburg, Wienbibliothek im Rathaus, H.I.N.-246901
Daten zur Person
Personenname Bahr-Mildenburg, Anna
Abweichende Namensform Mildenburg, Anna; Bahr, Anna; Belschan von Mildenburg, Anna
Titel Prof., Kammersängerin
Geschlecht weiblich
PageID 2531
GND 118646370
Wikidata Q79028
Geburtsdatum 29. November 1872
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 27. Jänner 1947
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Opernsängerin, Regisseurin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichisches Theatermuseum
Objektbezug Ehrenmitglieder der Staatsoper
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 1. Februar 1947
Friedhof Kommunalfriedhof Salzburg
Grabstelle Familiengruft Grab 22/57-58, Ehrengrab Hermann Bahrs
Bildname AnnaBahrMildenburg.jpg
Bildunterschrift Anna Bahr-Mildenburg, Wienbibliothek im Rathaus, H.I.N.-246901
  • 6., Gumpendorfer Straße 25 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • k. u. k. Kammersängerin (Verleihung: 1901)
  • Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper (Verleihung: 1928)
  • Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (Verleihung: 1942)


Anna Bahr-Mildenburg, * 29. November 1872 Wien, † 27. Jänner 1947 Wien, Opernsängerin, Regisseurin, Gesangslehrerin, Feuilletonistin.

Biografie

Anna von Mildenburg kam als Tochter des k.k. Majors Belschan von Mildenburg und dessen Frau Anna Butsch zur Welt und erhielt bereits mit sieben Jahren Klavier-, später auch Gesangsunterricht. Im achten Lebensjahr übersiedelte sie mit ihrer Familie von Klagenfurt nach Görz, wo sie von der Sängerin Helene Rieckhoff-Pessiak unterrichtet wurde. Gegen den Willen der Eltern und mit der Unterstützung des Lustspieldichters Julius Rosen, der in seinen letzten Jahren in Görz lebte, setzte Anna von Mildenburg ihre Bühnenlaufbahn durch. Sie studierte am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo sie unter anderem von der berühmten Sängerin Rosa Papier ausgebildet wurde.

Sie debütierte 1895 als Brünnhilde in Wagners "Die Walküre" am prestigeträchtigen Hamburger Stadttheater (heute Hamburgische Staatsoper), an dem Gustav Mahler Erster Kapellmeister war – eine Funktion, die in etwa dem heute üblichen Titel "Generalmusikdirektor" entsprach. 1897 sang Anna von Mildenburg in der "Parsifal"-Aufführung der Bayreuther Festspiele die Kundry, wobei sie von Cosima Wagner in die authentische Interpretation Wagnerscher Musikdramen eingeführt wurde. 1898 erfolgte, nachdem sie bereits am 8. Dezember 1897 als Gast die Brünnhilde gesungen hatte, ihre Berufung an die Wiener Hofoper, deren Direktor Mahler 1897 geworden war (Hofopernmitglied ab 1. Juni, Debüt 22. September 1898). Mahler förderte die Künstlerin auch nach Auflösung ihrer Liebesbeziehung, zu der es noch vor Aufnahme ihrer Tätigkeit an der Hofoper gekommen war. Ihre Glanzpartien waren: Leonore, Ortrud, Elisabeth, Brünnhilde, Donna Anna, Isolde, Santuzza, Klytämnestra und Herodias. In Anlehnung an die berühmte, international gefeierte „göttliche“ Schauspielerin Eleonora Duse (1858–1924) erhielt sie letztlich den Beinamen "Duse der Oper". 1901 mit dem Titel Hofopernsängerin ausgezeichnet, wirkte Anna von Mildenburg an der Oper bis 1901 als ständiges Mitglied, dann bis 30. April 1916 beziehunsgweise von 1919 bis 1921 als Gast.

Nach der Verheiratung mit Hermann Bahr trat die Sängerin auch als Feuilletonistin und Schriftstellerin in Erscheinung. Sie veröffentlichte in der Neuen Freien Presse zwischen 1911 und 1933 rund 30 Beiträge und publizierte mehrfach in den "Münchner Neuesten Nachrichten". Ein Gutteil der in der "Neuen Freien Presse" abgedruckten Beiträge erschien auch in ihren "Erinnerungen" (1921).

Ab 1920 war Anna Bahr-Mildenburg "Lehrerin für Darstellungskunst" an der Akademie der Tonkunst in München, wo sie 1921/22 als Gastregisseurin des Nationaltheaters mit einer Inszenierung von Wagners "Der Ring des Nibelungen" Aufsehen erregte. Ebenfalls im Jahr 1921 (und bis zu ihrer Pensionierung 1937) übernahm sie ebendort die Leitung eines Meisterkurses für darstellende Kunst und wurde Inhaberin einer ordentlichen Professur. Nach dem Tod Hermann Bahrs (1934), mit dem sie nach München übersiedelt war, kehrte sie nach Wien zurück und war unter anderem an der Akademie für Musik und später am Konservatorium der Stadt Wien tätig.

Bei den Salzburger Festspielen trat Bahr-Mildenburg nur als Schauspielerin in Erscheinung. Auf Einladung von Max Reinhardt wirkte sie 1923 und 1925 in Calderóns "Welttheater" mit. Ihren Abschied von der Opernbühne feierte sie 1931 als Klytämnestra in Richard Strauss' "Elektra" bei den Opernfestspielen in Augsburg.

Die Nachlässe von Anna Bahr-Mildenburg und Hermann Bahr befinden sich in der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, im Österreichischen Theatermuseum wurde 1991 ein inzwischen aufgelassener Anna-Bahr-Mildenburg-Gedenkraum eingerichtet. Die Universität Salzburg benannte einen Hörsaal nach der Künstlerin.

Werke (Auswahl)

  • Anna Bahr-Mildenburg: Hermann Bahr: Bayreuth. Leipzig: F. Rowohlt 1912
  • Anna Bahr-Mildenburg: Erinnerungen. Wien: Wiener literarische Anstalt 1921
  • Anna Bahr-Mildenburg: Tristan und Isolde. Darstellung der Werke Richard Wagners aus dem Geiste der Dichtung und Musik. Leipzig / Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag, 1936

Quellen

Literatur

  • Franz Willnauer: Gustav Mahler. Mein lieber Trotzkopf, meine süße Mohnblume. Briefe an Anna von Mildenburg. Wien: Zsolnay 2006
  • Karin Martensen: Anna Bahr-Mildenburg. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff.
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Susanne Walther [Red.]: Elisabeth von Österreich: Einsamkeit, Macht und Freiheit. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1987 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 99), S. 170
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u. a.]: Molden 1969, Register
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 95 f., 270 f.
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 14. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1960
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1 (A–Glä). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1957
  • Ilse Elias-Arnim: Anna Bahr-Mildenburg. In: Frauenbilder aus Österreich. Eine Sammlung von zwölf Essays. Wien: Obelisk Verlag 1955, S. 203 ff.
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 1. Bern: Francke 1949
  • Paul Stefan: Anna Bahr-Mildenburg. Wien: Wila 1922
  • Rathauskorrespondenz, 26.01.1972, 27.02.1972
  • Wiener Kurier, 28.01.1947, Nr. 22, 3. Jahrgang, S. 3
  • Wiener Kurier, 01.02.1947, Nr. 26, 3. Jahrgang, S. 5
  • Wiener Kurier, 06.02.1947, Nr. 30, 3. Jahrgang, S. 3

Weblinks