Josef Hoffmann (Architekt)

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Josef Franz Hoffmann
Daten zur Person
Personenname Hoffmann, Josef Franz
Abweichende Namensform
Titel Regierungsrat, Oberbaurat, Dr. techn. h. c.
Geschlecht männlich
PageID 25028
GND 11855252X
Wikidata Q84250
Geburtsdatum 15. Dezember 1870
Geburtsort Pirnitz bei Iglau
Sterbedatum 7. Mai 1956
Sterbeort Wien
Beruf Architekt, Innenarchitekt, Kunsthandwerker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Adolf Loos (Portal), Wiener Werkstätte, Hoffmann-Geburtshaus
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 21.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14C, Nummer 20
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Joseffranzhoffmann.jpg
Bildunterschrift Josef Franz Hoffmann
  • 3., Salesianergasse 33 (Sterbeadresse)
  • 3., Rennweg 21 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenpreis der Stadt Wien für Kunsthandwerk (Übernahme: 1942)
  • Goldene Füger-Medaille (Übernahme: 1894)
  • Rosenbaum-Preis (Übernahme: 1894)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Architektur (Verleihung: 1950)
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 23. Dezember 1930)
  • Gundel-Preis (Übernahme: 1893)
  • Spezialschulpreis (Übernahme: 1894)
  • Staatsreisestipendium (Rompreis) (Übernahme: 1896)
  • Ritterkreuz des Kaiser-Franz-Josefs-Ordens (Übernahme: 1901)
  • Oberbaurat (Übernahme: 1920)
  • Goldene Ehrenmünze des Ingenieurs- und Architektenvereins (Übernahme: 1928)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich

Josef Hoffmann, * 15. Dezember 1870 Pirnitz bei Iglau (Mähren, Hoffmann-Geburtshaus), † 7. Mai 1956 Wien, Architekt, Innenarchitekt, Kunsthandwerker.

Biografie

Josef Hoffmann kam als Josef Franz Maria Hoffmann in Pirnitz auf die Welt und wuchs in einer wohlsituierten Familie auf. Sein Vater Josef Hoffmann war Bürgermeister und Miteigentümer einer Textilmanufaktur, seine Mutter Leopoldine, geborene Tuppy, führte den kinderreichen Haushalt. Josef Hoffmann war der einzige Sohn der Familie und wuchs mit drei Schwestern auf, zwei weitere Geschwister waren kurz nach der Geburt gestorben.

Nach dem Gymnasium in Iglau (1879–1886) besuchte er die Höhere Staatsgewerbeschule in Brünn (1887–1891), es folgte eine einjährige Tätigkeit im Militärbauamt in Würzburg. 1892 kam er nach Wien, wo er Schüler Carl von Hasenauers an der Akademie der bildenden Künste wurde und ab 1894 bei Otto Wagner Architektur studierte (Diplom Juli 1895). Im Anschluss daran reiste er mit einem Reisestipendium (Rompreis) nach Italien. Aus Capri nach Wien zurückgekehrt, trat Hoffmann 1896/1897 in das Atelier Wagners ein. Ab 1898 war er als eigenständiger Architekt und Designer tätig.

Bereits 1895 mit Josef Maria Olbrich, Kolo Moser, C. O. Czeschka und Leo Kainradl Mitglied des "Siebener-Clubs", zählte Hoffmann zu den Mitbegründern der Künstlervereinigung "Wiener Secession", deren Mitglied er ab dem 21. Juli 1897 war. 1905 verließ er die Wiener Secession mit der sogenannten "Klimt-Gruppe". 1938/1939 und von 1945 bis 1956 war Hoffmann neuerlich Secessions-Mitglied und stand der Vereinigung von 1948 bis 1950 als Präsident vor.

Von 1899 bis 1936 war Hoffmann Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule (Fachklasse für Architektur). Nach seiner (unfreiwilligen) Emeritierung erhielt er Lehraufträge an der Universität für angewandte Kunst (1937) und der Akademie der bildenden Künste (1946–1947). Am 1. Mai 1903 gründete er zudem mit Kolo Moser und mit Förderung des Bankiers Fritz Waerndorfer, für den Hoffmann 1903/1904 dessen Villa in der Weimarer Straße 45 umbaute, die Wiener Werkstätte. Weiters war Josef Hoffmann 1912 Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbunds.

Von 1903 bis 1922 war Hoffmann mit Anna Hladik verheiratet. Der gemeinsame Sohn Wolfgang, zu dem er zeitlebens ein schwieriges Verhältnis hatte, war bereits 1900 auf die Welt gekommen. 1925 ging Josef Hoffmann eine Ehe mit Karla (Carla) Schmatz ein.

Neben seiner Lehrtätigkeit (zu seinen Schülern zählten unter anderen Carl Witzmann, Oswald Haerdtl und Otto Prutscher) gestaltete Hoffmann viele Ausstellungen und war auch Mitbegründer der "Kunstschau". Hoffmann entwickelte in Wien eine rege Bautätigkeit (Hoffmann-Häuser), die ihren Höhepunkt in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erreichte. Mit dem Sanatorium Purkersdorf (1903), das er auf Vermittlung Berta Zuckerkandls errichtete, wurde Hoffmann zu einem der wichtigsten Architekten der neuen Baukunst.

Seinen international anerkannten Namen schuf er sich durch den Bau des Palais Stoclet in Brüssel, eines Meisterwerks des Nachimpressionismus und Symbolismus (1905–1911), an dessen Innengestaltung Gustav Klimt maßgeblich beteiligt war (die Entwurfszeichnungen zu Klimts' Stoclet-Fries sind heute im MAK zu sehen). 1907 gestaltete er sein Geburtshaus in Brtnice um. In Wien gestaltete Hoffmann unter anderem das Geschäftsportal der k.k. Hof- und Staatsdruckerei (1908), die Innenausstattung des Kabaretts "Fledermaus" (1909) und den Umbau des Graben-Cafés (1912). Für die Kölner Werkbundausstellung 1914 entwarf er den Österreichischen Pavillon ebenso wie für die Kunstgewerbeausstellung in Paris 1925. Als Architekt galt er als Antipode zum gleichaltrigen Adolf Loos; die beiden Männer hatten ein angespanntes Verhältnis zueinander.

Nach dem Ersten Weltkrieg baute er für die Stadt Wien ab 1924 Wohnhausanlagen, beispielsweise den Winarskyhof oder den Klosehof. 1929 entwarf er ein Projekt für eine Kunsthalle auf dem Karlsplatz, das nicht realisiert wurde. In der Werkbundsiedlung errichtete er die Häuser 8, 9, 10 und 11. Während des Zweiten Weltkriegs betraute man Hoffmann mit der Errichtung des "Hauses der Wehrmacht" und einigen weiteren Aufträgen. Seine Haltung gegenüber dem NS-Regime scheint aber ambivalent gewesen zu sein, da er keine größeren Ehrungen erhielt.

Josef Hoffmann zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten, dessen Schaffen mit zahlreichen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt wurde.

Quellen

Literatur

  • Markus Kristan / Sylvia Mattl-Wurm / Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018
  • Eva B. Ottillinger [Hg.]: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2018
  • Christoph Thun-Hohenstein: Wege der Moderne – Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen. Ausstellungskatalog. Wien: MAK / Basel: Birkhäuser 2015
  • Michael Schmid: Hoffmann in Wien. Der Kunst- und Kulturführer zur Wiener Moderne. Wien: Echomedia-Buchverlag 2014
  • Peter Noever [Hg.]: Josef Hoffmann. Architekturführer. Ostfildern: Hatje Cantz 2010
  • Peter Noever [Hg.]: Josef Hoffmann – Selbstbiografie. Wien: MAK / Ostfildern: Hatje Cantz 2009
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.–12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, Register (Bautenverzeichnis)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930. [Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz im Künstlerhaus ... 28. März bis 6. Oktober 1985]. [Kataloggest. u. Plakatserie: Tino Erben]. Wien: Eigenverl. d. Museen d. Stadt Wien 1985 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 93), S. 330 ff., S. 131 (3, Neulinggasse 24), S. 138 (Künstlerwohnung)
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u. a.]: Zsolnay 1985, Register
  • Eduard F. Sekler: Josef Hoffmann. Das architektonische Werk. Salzburg [u. a.]: Residenz-Verlag 1982
  • Dorothee Müller: Klassiker des modernen Möbeldesign. Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser. München: Keyser 1980, S. 98 ff.
  • Robert Weissenberger: Die Wiener Secession. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1971, S. 261
  • Ver sacrum. Neue Hefte für Kunst und Literatur. Wien [u. a.]: Verl. Jugend & Volk 1969–1974, Band 1972, S. 105 ff. (Autobiographie)
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 63
  • Kurt J. Apfel: Josef Hoffmanns Bauschaften in Döbling. In: Das Döblinger Heimatmuseum. Wien: Verein Döblinger Heimatmuseum 1964–1970, Band 10, 1967, S. 4 ff.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u. a.]: Schroll 1966, Register
  • Gerd Hatje [Hg.]: Lexikon der modernen Architektur. München [u. a.]: Droemer Knaur 1966
  • Günther Feuerstein: Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien 19 (1964), S. 177 ff.
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954–1963. Band 10, 1963, S. 103 f.
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740–1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 1) 7/2, S. 151, 190 f.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 48
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1957–1987. Band 10, 1957 (Hans Ankwicz von Kleehoven)
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 165, 188
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953–1962
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Helene Kowalski: Die Stellung der Wiener Werkstätte in der Entwicklung des Kunstgewerbes seit 1900. Diss. Univ. Wien. Wien 1951
  • Leopold W. Rochowanski: Josef Hoffmann. Eine Studie. Geschrieben zu seinem 80. Geburtstag. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1950
  • Österreichischer Werkbund [Hg.]: Josef Hoffmann zum 60. Geburtstag. Wien: P. Gunst 1930 (Sonderveröffentlichung Almanach der Dame, 1930)
  • Armand Weiser: Josef Hoffmann. Genf: Verl. "Meister d. Baukunst" 1930
  • Mathilde Flögl: Wiener Werkstätte 1903–1928. Modernes Kunstgewerbe und sein Weg. [Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Wiener Werkstätte]. Wien: Krystall-Verlag 1929
  • Leopold Kleiner: Josef Hoffmann. Berlin: F. E. Hübsch 1927 (Neue Werkkunst)
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907–1950
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Hoffmann, Josef Franz Maria
  • Austria-Forum: Hoffmann, Josef [Stand: 10.07.2019]
  • Architektenlexikon Wien 1770–1945: Josef Hoffmann [Stand: 10.07.2019]

Weblinks