Johann Peter Frank

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Johann Peter Frank: Specielle Pathologie und Therapie. Wien 1840, Frontispiz
Daten zur Person
Personenname Frank, Johann Peter
Abweichende Namensform
Titel Univ.-Prof., Dr. phil., Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 23161
GND 118692674
Wikidata Q65428
Geburtsdatum 19. März 1745
Geburtsort Rodalben (Baden)
Sterbedatum 24. April 1821
Sterbeort Alsergrund
Beruf Mediziner
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Währinger Ortsfriedhof, Gräberhain Schubertpark, Mediziner
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum 14. April 1888
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 3
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname JohannPeterFrank.jpg
Bildunterschrift Johann Peter Frank: Specielle Pathologie und Therapie. Wien 1840, Frontispiz
  • 9., Alser Straße 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor des Allgemeinen Krankenhauses (25.11.1795 bis 1804)
  • Professor für allgemeine Arzneikunde (25.11.1795 bis 1804)

Johann Peter Frank, * 19. März 1745 Rodalben (Baden), † 24. April 1821 Alservorstadt (bestattet Währinger Ortsfriedhof, Grabdenkmal von Leopold Kiesling aus dem Jahr 1822 im Gräberhain Schubertpark erhalten, überführt auf den Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32A, Nummer 3), Arzt, Hygieniker.

Herkunft und Bildungsweg

Johann Peter Frank kam als elftes von vierzehn Kindern des Kaufmanns Niklas Frank und dessen Ehefrau Maria Margret, geborene Würz, auf die Welt. Er wuchs in ökonomisch gesicherten Verhältnissen auf, studierte zunächst Philosophie in Metz und Pont-à-Mousson (Dr. phil. 1763) und anschließend Medizin in Heidelberg und Straßburg. Nach der Promotion zum Dr. med. 1766 praktizierte er kurze Zeit in Rodalben und Bitsch.

Im Februar 1767 heiratete er Katherine Pierron, die knapp ein Jahr später am Kindbettfieber verstarb. Der gemeinsame Sohn starb noch im Säuglingsalter an den Blattern. In zweiter Ehe war Frank ab Juni 1770 mit Marianne Wittlinsbach († 1808) verheiratet, mit der er die Kinder Joseph (* 23. Dezember 1771 Rastatt; † 18. Dezember 1842 Como, Italien), Franz (* 6. Jänner 1774, † 1796), Elisabeth († 1808) und Karoline († 1811) hatte. Die Söhne schlugen wie der Vater eine medizinische Laufbahn ein.

Johann Peter Frank wurde 1769 Leibarzt des Markgrafen von Baden. 1772 erhielt er eine Anstellung als Vorsteher des Hebammenwesens in Baden und wurde 1773 Stadt- und Landphysikus in Bruchsal. Wenige Jahre später, 1775, avancierte er zum Leibarzt des Fürstbischofs von Speyer. 1784 wurde Johann Peter Frank Professor in Göttingen, im Jahr darauf wechselte er als Professor an die Universität Pavia und übernahm 1786 auch die Leitung des dortigen Spitals. Zum Generaldirektor des Medizinalwesens in der Lombardei wurde Frank 1788 ernannt.

Begründer der Hygiene

Frank war davon überzeugt, dass die "medizinische Polizey" sich von den Gerichtswissenschaften lösen sollte und ein System an Gesetzen und Verordnungen bedurfte, um die Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung zu befördern. Bereits 1779 erschien in Mannheim der erste Band von Franks Hauptwerk "System einer vollständigen medicinischen Policey", das bis 1819 in sechs Bänden und drei Supplementär-Bänden (1812 bis 1827, die beiden letzten wurden von Georg Christian Gotthilf Voigt herausgegeben) publiziert wurde. In diesem Werk, an dem Frank rund 40 Jahre lang arbeitete, beschäftigte er sich mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Faktoren auf die Gesundheit. Die darin behandelten Themen umfassen Sexualität, Ehe und Schwangerschaftsvorsorge ebenso wie Ernährung, Wohnverhältnisse und Fragen der öffentlichen Sicherheit.

Franks Tätigkeit in Wien

Auf seiner Reise von Göttingen nach Pavia kam Johann Peter Frank im Frühling 1785 das erste Mal nach Wien, wo er das zu diesem Zeitpunkt neu errichtete Allgemeine Krankenhaus besichtigte und sein Sohn Joseph Klavierstunden bei Wolfgang Amadeus Mozart nahm. Als Professor im damals habsburgischen Padua verfasste er eine berühmte "Rede vom Volkselend als Mutter der Krankheiten".[1] 1790 wurde der numehr international renommierte Experte für das Gesundheitswesen damit beauftragt, das Allgemeine Krankenhaus zu evaluieren, und verbrachte den Sommer 1790 neuerlich in Wien. Zu Jahresbeginn 1795 wurde Frank schließlich nach Wien berufen, um einer Militärsanitätskommission anzugehören. Nach dem überraschenden Tod von Ferdinand Melly, Direktor des Allgemeinen Krankenhauses, erfolgte im November 1795 die Ernennung Johann Peter Franks zum k. k. Hofrat, Direktor des Allgemeinen Krankenhauses sowie zum Professor der praktischen Arzneischule. Sein Sohn Joseph Frank leitete nach dem Wechsel des Vaters nach Wien zunächst interimistisch die Klinik in Pavia, folgte dann aber als Primararzt an das Allgemeine Krankenhaus. Der jüngere Sohn, Franz Frank, stand dem Vater als Assistenzarzt zur Seite, starb jedoch bereits 1796 an einer Infektion.

Schon im Jahr 1790 hatte Johann Peter Frank Kaiser Leopold II. ein Gutachten über sanitäre Missstände im Allgemeinen Krankenhaus geliefert. Unter seiner Leitung wurde das Allgemeine Krankenhaus neu organisiert und teilweise umgebaut. Er setzte rasch Reformschritte zur Beseitigung der Enge und Verbesserung der Hygiene in der Klinik. Operationen wurden nicht mehr vor anwesenden anderen Patienten durchgeführt, Krankensäle mit Ventilatoren ausgestattet, eigene Rekonvalezentenzimmer und Zimmer für epileptische Patienten eingerichtet. Die völlig ungenügenden Brotportionen und die Zahl der Primarärzte wurden erhöht. Frank förderte auch im besonderen Maß die pathologische Anatomie. Ab 1801 führte er Versuche über den Nutzen der Pockenimpfung durch und bereits im Jahr darauf wurde an der medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus unter seiner Leitung die erste öffentliche Impfung durchgeführt. Zudem gehörte er einer Kommission zur Errichtung einer Tierarzneischule an. Einem 1798 präsentierten Plan aufgreifend wurde 1804 an die Wiener Universität ein Lehramt für Staatsarzeikunde eingerichtet. Johann Peter Frank gilt daher als Begründer der Sozialhygiene als selbständige Wissenschaft und auch des Lehrfachs Gerichtsmedizin an der Universität Wien.

Professur in Wilna und Lebensabend

Aufgrund von Rivalitäten, unter anderen mit Freiherr von Stifft, dem Leibarzt von Kaiser Franz II., und Anfeindungen der Geistlichkeit verließ Frank 1804 Wien und ging an die Universität Wilna (Vilnius), wo er und sein Sohn Joseph als Professoren tätig waren. Begleitet wurde er auch von seinen beiden Töchtern. Franks Ehefrau Marianne war zu diesem Zeitpunk aufgrund eines "Nervenleidens" schon einige Jahre in einem Sanatorium in Graz untergebracht. Ein Jahr später wechselte Johann Peter Frank nach St. Petersburg, wo er die medizinisch-chirurgische Akademie aufbaute und Leibarzt von Zar Alexander I. wurde.

Im März 1808 starben in St. Petersburg Franks Tochter Elisabeth und in Graz seine Ehefrau. Kurz darauf, im Mai 1808 trat er die Rückreise nach Wien an. Die geplante Weiterreise nach Freiburg im Breisgau, wo seine Tochter Karoline lebte, konnte er aufgrund der Napoleonischen Kriege erst nach dem Friedensschluss 1809 antreten. Nachdem seine Tochter 1811 an Komplikationen bei der Geburt ihres ersten Kindes verstorben war, kehrte Johann Peter Frank endgültig nach Wien zurück und verbrachte hier seinen Lebensabend. Er publizierte wissenschaftliche Arbeiten, betrieb eine Poliklinik für Bedürftige und eine Privatpraxis, die von den höchsten Gesellschaftskreisen frequentiert wurde. Zu seinen Patientinnen und Patienten zählten unter anderen Napoleon Franz Bonaparte und Marie Louise von Österreich. Der Musikliebhaber und Förderer Frank behandelte aber auch Ludwig van Beethoven und war mit Joseph Haydn freundschaftlich verbunden. Sein Privathaus in der Alservorstadt 198 (9., Alser Straße 20) war ein Zentrum des musikalischen Lebens.

Johann Peter Frank verstarb 1821 in seinem Haus in der Alservorstadt und wurde am 26. April 1821 auf dem Währinger Ortsfriedhof bestattet. Das Originalgrabmal aus dem Jahr 1822 stammt von Leopold Kiesling und befindet sich im Gräberhain Schubertpark. Am 14. April 1888 erfolgte die Umbettung in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof. Die Büste eines 1935 im ersten Hof des Allgemeinen Krankenhauses enthüllten Frankdenkmals von Cäcilie Danzer ist seit 1995 verschollen. In Wien erinnert die Frankgasse an den bedeutenden Mediziner, in Deutschland ist die höchste Auszeichnung des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), die Johann-Peter-Frank-Medaille, nach ihm benannt.

Quellen

  • Johann Peter Frank: Biographie des D. Johann Peter Frank, k.k. Hofrathes, Spitaldirectors und Professors der praktischen Arzneywissenschaft auf der Hohenschule zu Wien, Mitgliedes verschiedener gelehrter Gesellschaften. Von ihm selbst geschrieben. Wien: Karl Schaumburg und Compagnie 1802

Literatur

  • Rudolf Biach: Johann Peter Frank, der Wiener Volkshygieniker. Wien: Verlag Notring der Wissenschaftlichen Verbände Österreichs 1962
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u. a.]. München: A. Francke 1973–1975
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790–1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 156
  • Alois Dauenhauer / Hermann Matheis: Johann Peter Frank (1745–1821). Gegen Armut und Krankheit. Leben und Wirken eines großen Arztes. Dokumentation aus Texten, Urkunden und Bildern. Hg. von der Johann Peter Frank-Gesellschaft. Rodalben: Selbstverlag 2004
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 349
  • Heinz Flamm: Die Geschichte der Staatsarzneikunde, Hygiene, Medizinischen Mikrobiologie, Sozialmedizin und Tierseuchenlehre in Österreich und ihre Vertreter. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012 (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin 66), S. 25-27.
  • Johann Peter Frank: Akademische Rede vom Volkselend als der Mutter der Krankheiten (Pavia 1790). Leipzig: Barth 1960
  • Anke Pieper: Johann Peter Frank: Vom Arzt zum Gesundheitspolitiker. In: Deutsches Ärzteblatt 28/29 (2003), A 1951 f.
  • Rüdiger Haag: Johann Peter Frank (1745–1821) und seine Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Diss. Univ. des Saarlandes, Saarbrücken 2009 [Stand: 29.06.2020]
  • Hellmut Haubold: Johann Peter Frank, der Gesundheits- und Rassenpolitiker des 18. Jahrhunderts. München [u. a.]: Lehmann 1939
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1970, S. 349
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u. a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 23 ff., S. 114 f., Register
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 76
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 1. Berlin: Duncker & Humblot 1953–lfd.
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Band 16. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1957–1987.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Paul Pfeiffer: Das Allgemeine Krankenhaus in Wien von 1784. Vor dem Hintergrund der Geschichte des Hospitalwesens und der theresianisch-josephinischen Gesundheits- und Fürsorgepolitik im 18. Jahrhundert. Berlin u. a.: LIT Verlag 2012, S. 73–76
  • Guenter B. Risse: Mending Bodies, Saving Souls: A History of Hospitals. Oxford / New York: Oxford University Press 1999, S. 265–278
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 112
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1944, S. 155-161.
  • Henry E. Sigerist: Große Ärzte. Eine Geschichte der Heilkunde in Lebensbildern. München: Lehmann 1970, S. 217 ff.
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach [Isartal]: Verlag Dokumentation 1972
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u. a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884–1888
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856–1891, Register 1923

Weblinks

Einzelnachweise:

  1. Heinz Flamm: Die Geschichte der Staatsarzneikunde, Hygiene, Medizinischen Mikrobiologie, Sozialmedizin und Tierseuchenlehre in Österreich und ihre Vertreter. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012 (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin, 66), S. 26.