Johann Strauss (Vater)

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Floßgasse 7 - Geburtshaus Johann Strauss-Vater, 1907
Daten zur Person
Personenname Strauss, Johann Baptist
Abweichende Namensform Strauß, Johann Baptist; Strauß Vater
Titel
Geschlecht männlich
PageID 19441
GND 118619098
Wikidata Q184178
Geburtsdatum 14. März 1804
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. September 1849
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Musiksammlung
Objektbezug Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 A, Nummer 15
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname HMW 076613 00058.jpg
Bildunterschrift Floßgasse 7 - Geburtshaus Johann Strauss-Vater, 1907
  • 2., Floßgasse 7 (Geburtsadresse)
  • 1., Kumpfgasse 11 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Baptist Strauss, * 14. März 1804 Leopoldstadt, † 25. September 1849 Wien, Komponist, Kapellmeister.

Biografie

Johann Strauss (Vater) war das dritte Kind des Wirten Franz Borgias Strauss und der Fuhrunternehmerstochter Barbara Dollmann. 1811 starb seine Mutter. Nachdem sein Vater 1816 tot in einem Donauarm gefunden worden war, übernahm der bürgerliche Kleidermacher Anton Müller die Vormundschaft über den Jugendlichen. Von 1817 bis 1822 absolvierte Johann Strauss bei Johann Lichtscheidl eine Buchbinderlehre, übte den Beruf jedoch nie aus, sondern schlug die Laufbahn als Musiker ein, nachdem er neben seiner Buchbinderlehre beim Theatergeiger Johann Pollischanzky Violinunterricht genommen hatte. Strauss spielte zunächst in verschiedenen Kleinensembles. Belegt ist die Zusammenarbeit mit Joseph Lanner und den Gebrüdern Scholl. Möglicherweise spielte er auch im Orchester Michael Pamers. 1824 wurde er als Landwehrmann bei den "Hoch- und Deutschmeistern" konskribiert. Damit hatte er nach wie vor die Möglichkeit zur Musikausübung.

Anton Diabelli war der Erste, der eine Komposition von Strauss druckte: "Sieben Walzer in F" (1825). Strauss war damals Bratschist in der Kapelle Lanners und gab außerdem Musikunterricht.

Im Juli 1825 heiratete er die Wirtstochter Anna Streim (1801 – 1870). Im Oktober desselben Jahres wurde das erste von sechs gemeinsamen Kindern, Sohn Johann, geboren. Es folgten Josef (1827 – 1870), die Töchter Anna (1829 –1903) und Therese (1831–1915). Ferdinand (1834) starb bereits im Säugingsalter. Der Jüngste in der Geschwisterfolge war Eduard (1835 – 1916).

Ab 1827 trat Johann Strauss mit einem eigenen Orchester in Wiener Vorstadtlokalen auf. Sein neuer Verleger Tobias Haslinger war ein begabter Geschäftsmann, der völlig neue Marketingwege beschritt. Mit seiner Hilfe löste Strauss 1829 Lanner als Musikdirektor im führenden Unterhaltungslokal Wiens, dem "Sperl", ab. 1832 wurde er Leiter der Kapelle des ersten Bürgerregiments.

1831 spielte er erstmals mit seinem Orchester bei einem Hofball, exklusiv in den Jahren 1833 bis 1837 und nach Lanners Tod 1843. Für Strauss wurde 1846 die Ehrentitel "k. k. Hofballmusik-Direktor" geschaffen.

1833 entwickelte er mit seinem rund 30-köpfigen Reiseorchester eine rege und sehr erfolgreiche Tourneetätigkeit, die ihn unter anderem nach Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Irland führte. Man konzertierte an den Höfen in Berlin und St. Petersburg ebenso wie bei der Krönung Ferdinands zum böhmischen König in Prag (1836) und der Krönung Victorias in London (1837).

1834 zog er ins "Hirschenhaus" (2., Taborstraße 17), wo er für sich und seine Familie sowie für die Schwiegereltern vier Wohnungen mietete. Mit der Näherin Emilie Trampusch ging er eine außereheliche Beziehung ein, der ab 1835 acht Kinder entstammten, von denen drei das Erwachsenenalter reichten.

Obwohl ihn verbotenes Glückspiel, Verstöße gegen feuerpolizeiliche Auflagen und das Spielen von Tanzmusik in verbotener Zeit wiederholt in Konflikte mit den Behörden brachten, erhielt Strauss 1836 das Wiener Bürgerrecht-

Nachdem sich Sohn Johann, der spätere "Walzerkönig", 1844 für einen Karriereweg als Berufsmusiker entschieden hatte, reichte Anna Strauss die Scheidung ein, Strauss Vater unternahm jährlich eine Herbsttournee.

Strauss schuf insgesamt 251 Werke, darunter 152 Walzer, 32 Quadrillen, 24 Galopps, 13 Polkas und 18 Märsche. Seine bis heute populärste Komposition ist der "Radetzkymarsch", mit der er sich nach anfänglichen Sympathien für die Revolution von 1848 als kaisertreu deklarierte.

Im September 1849 erkrankte der Musiker nach der Rückkehr von einer Konzertreise nach England an Scharlach und starb 45-jährig. Er wurde zunächst am Döblinger Ortsfriedhof, der in den 1920er-Jahren in den Strauß-Lanner-Park umgewandelt wurde, begraben, 1904 exhumiert und in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof umgebettet.

An den Komponisten erinnern in Wien unter anderem das Strauß-Lanner-Denkmal im Rathauspark, Gedenktafeln an seinem Geburtshaus (2., Floßgasse 7) und am ehemaligen Casino Zögernitz (19., Döblinger Hauptstraße 76).

Quelle

Literatur

  • Michael Lorenz: "Familie Trampusch - geliebt und totgeschwiegen". Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 62/63, 2006/2007. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2011, S. 135-149.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1)
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 345
  • Norbert Linke: Musik erobert die Welt. Oder: Wie die Wiener Familie Strauß die "Unterhaltungsmusik" revolutionierte. Wien: Herold 1987
  • Max Schönherr / Karl Reinöhl: Johann Strauß Vater. Ein Werkverzeichnis. London / Wien [u.a.]: Universal-Edition 1957 (Das Jahrhundert des Walzers, 1)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Johann Strauß, der Walzerkönig und seine Dynastie. Familiengeschichte, Urkunden. Wien [u.a.]: Verlag für Jugend und Volk 1965 (Wiener Schriften, 22)
  • Fritz Lange: Joseph Lanner und Johnann Strauß. Ihre Zeit, ihr Leben und ihre Werke. Wien: Selbstverlag 1904
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Band 2. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 207 f.
  • Helga Maria Wolf. Die Familie Strauß auf dem Alsergrund. In: Heimatmuseum Alsergrund 32 (1967), S. 4 f.
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 462 ff.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 166, S. 171, S. 296, S. 367 f.
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949
  • Wien aktuell. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 39 (1974), S. 21 ff.

Weblinks