Albertina (Institution)

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Albertina, ca. 1940
Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von 1776
Datum bis
Benannt nach Albert Kasimir von Sachsen-Teschen
Prominente Personen
PageID 18149
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Albertina.jpg
Bildunterschrift Albertina, ca. 1940
  • 1., Augustinerstraße 1

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48° 12' 17.04" N, 16° 22' 5.73" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Albertina, graphische Sammlung mit Sitz im gleichnamigen Palais (1, Augustinerstraße 1,siehe Albertina (Gebäude)). Mit mehr als 44.000 Zeichnungen und rund 1,5 Millionen druckgraphischen Werken zählt sie zu den wertvollsten, größten und kunsthistorischen graphischen Sammlungen der Welt.

Herzog Albert von Sachsen Teschen als leidenschaftlicher Sammler

Die Grundsubstanz der heutigen Sammlung geht auf die rege Sammeltätigkeit von Herzog Albert von Sachsen-Teschen zurück. Ihm verdanken das Palais auf der Augustinerbastei im Zentrum Wiens und die Sammlung ihren Namen. 1776 begann er seine umfassende Sammeltätigkeit in Pressburg, die über 50 Jahre währen und wahre Kunstschätze zusammentragen sollte. Er residierte in Pressburg als Vertreter von Maria Theresia, seiner Schwiegermutter, für das Königreich Ungarn. Ab 1781 übernahm er die Generalstatthalterschaft der Österreichischen Niederlanden in Brüssel, hier, nahe den Kunstmetropolen Hollands, Frankreichs, Deutschlands und Englands, boten sich ihm völlig neue Möglichkeiten der Akquisition von Kunstwerken. 1792 brachte er einen Großteil der Sammlung aus den Österreichischen Niederlanden, nach Wien. Seine Sammlung war Teil des Hofärars, des Staatsvermögens in direkter Verwaltung durch den Kaiserhof. 1794 zog sich Herzog Albert mit seiner Frau Marie Christine nach Wien zurück in das Palais Silva-Tarouca (das spätere Albertina-Gebäude), das sie von Kaiser Franz erhalten hatten. Nach Marie Christines Tod 1798 wurde Herzog Alberts Sammlung der Mittelpunkt seines Lebens. Als Herzog Albert 1822 mit 84 Jahren starb, hinterließ er rund 14.000 Zeichnungen und an die 200.000 druckgraphische Blätter aus dem europäischen Raum vom 15. bis ins beginnende 19. Jahrhundert.

Alberts Sammlung konzipierte sich ganz im Sinne der Aufklärung als eine universelle, historisch-chronologisch geordnete und auf gelehrte Nutzung ausgerichtete Kollektion. Der genuesische Kunstkenner Giacomo Conte Durazzo prägte Alberts Vorstellungen von der Gestaltung seiner Sammlung und belieferte ihn mit 1.000 druckgraphischen Blättern aus Venedig, wo er seit 1764 als österreichischer Gesandter wirkte.[1] Das enzyklopädische Sammeln europäischer Kunst in einer nach Ländern und innerhalb dieser chronologisch nach Künstlern unterteilten Ordnung, das Durazzo unmittelbar angeregt hatte, prägte – mit dem strengen Auswahlkriterium der künstlerischen Qualität – Herzog Alberts Sammelstil im Hinblick auf seine Druckgraphik- und Zeichnungssammlung.

Herzog Alberts Erbe

Herzog Albert verfügte bereits 1816 testamentarisch, dass seine Kunstsammlung Teil des Fideikommiss werden sollte, um sie als habsburgischen Familienbesitz in Österreich zu sichern und vor Aufteilung oder Auflösung zu schützen. Erzherzog Carl, Neffe, Adoptivsohn und Universalerbe, hielt sich daran und ließ die Erfassung der Bestände vorbereiten. Er vertraute zunächst Franz Rechberger die Bestände an, nach dessen Tod 1841 übertrug er die Betreuung Carl Sengel, zu dieser Zeit vergrößerte sich die Sammlungen der Zeichnungen um rund 1.000 und die Druckgraphik an die 18.000 Blätter.

Nach dem Erzherzog Carls Tod 1847 wurde sein Sohn Albrecht von Österreich-Teschen Verwalter des Erbes. In dieser turbulenten Zeit der Revolution entging die Sammlung knapp einem Brand und musste, um der Beschlagnahmung durch die Preußen 1866 zu entgehen, nach Ofen ausgelagert werden. Sammlungsdirektoren waren bis 1863 Carl Sengel und von 1864 bis 1868 Carl Müller. Nach dessen Tod übernahm Moriz Thausing als erster Kunstwissenschaftler die Leitung. 1870 verfasste er die erste Sammlungsgeschichte, in der er die Zeichnungen mit 15.000 bis 16.000 und die Druckgraphik mit an die 200.000 Blättern bezifferte.[2] Nach Thausings Tod 1884 folgte Joseph Schönbrunner als leitender Inspektor und leitete ab 1896 das "Collectio Albertina" benannte Kunstinstitut, das diesen Namen seit der Weltausstellung 1873 trug. 1895, nach Albrechts Tod, trat Friedrich Maria Albrecht von Österreich als letztes Mitglied der habsburgischen Familie das Erbe der Albertinischen Sammlung an. Das Palais wurde zuletzt von den zwei Erzherzögen bewohnt. Bis 1905 leitete Schönbrunner die Sammlung, sein Nachfolger war bis 1922 Josef Meder. Zwischen 1896 und 1908 erschien unter ihrer Herausgeberschaft die zwölfbändige Serie "Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina und anderen Sammlungen".

Der Familienfonds geht ins Eigentum der Republik Österreich über

Als nach dem Ersten Weltkrieg die österreichisch-ungarische Monarchie zu Ende ging und mit dem Habsburgergesetz vom 3. April 1919 die habsburgischen Familienfonds in den Besitz der Republik Österreich übernommen wurden, war die Zukunft der Kunstsammlung ungewiss. Erzherzog Friedrich verließ 1919 mit seinen persönlichen Einrichtungsgegenständen das Palais und übersiedelte nach Ungarn. Von 1919 bis 1922 drohten der Kunstsammlung Plünderung, Verpfändung und Verkauf. Am 25. Dezember 1920 fasste die österreichische Regierung den Entschluss, die Albertina mit der Kupferstichsammlung der ehemals kaiserlichen Hofbibliothek zu vereinen. Seit dem 11. April 1921 trug die Kunstsammlung fortan die Bezeichnung „Graphische Sammlung Albertina“. Alfred Stix, der nach Meder von 1923 bis 1934 Direktor der Albertina war, setzte die Veräußerungen der Dubletten in der Sammlung fort, um Neuankäufe zu ermöglichen. Eine seiner größten Leistungen war die Herausgabe der Albertina-Bestandskataloge.

Stix wechselte am 1. Jänner 1934 als Erster Direktor an das Kunsthistorische Museum, um dort bis 1938 der Gemäldegalerie vorzustehen. Noch im Mai desselben Jahres wurde die Albertina der Österreichischen Nationalbibliothek unter dem Generaldirektor Josef Bick unterstellt. Den Aufzeichnungen des damaligen Direktorstellvertreters Anton Reichel zufolge trug sich 1935/1936 Albrecht Habsburg-Lothringen mit Verkaufsabsichten der Graphischen Sammlung, die aber nie realisiert wurden. Nach Reichels Tod 1945 führten kurzfristig Heinrich Leporini und George Saiko die Agenden des Hauses. Zur Zeit des Wiederaufbaus des Palais hatte Bick diese Funktion ebenso inne (1945 sogar Direktor der Albertina), von März 1946 bis 1947 genauso Karl Garzarolli-Thurnlackh. Trotz den Kriegs- und Notjahren wurde die Sammeltätigkeit nie unterbrochen, von Mai 1934 bis Ende 1947 wuchsen die Bestände um 4.000 Zeichnungen und 3.000 Druckgraphiken. Unter Otto Benesch, von Ende 1947 bis Ende 1961 Direktor der Albertina, kamen noch einmal 3.600 Zeichnungen und 2.400 druckgraphische Blätter hinzu. Besonderes Verdienst von Walter Koschatzky, Direktor von 1962 bis 1986, war es, mittels systematischer Quellenforschung die Geschichte der Sammlung und ihres Gründers besser erschlossen zu haben. Des weiteren fiel eine rege Ausstellungs- und Publikationszeit in Koschatzkys Amtszeit. 1986 ging er in den Ruhestand. Interimistisch ersetzte ihn Erwin Mitsch. 1987 folgte ihm Konrad Oberhuber. 1999 übernahm Klaus Albrecht Schröder das Amt des Direktors.

Die Albertina als modernes Museum

2003 wurde die Albertina nach über einem Jahrzehnt der Schließung, umfassender Erweiterung, Modernisierung und Restaurierung wieder eröffnet. Die zunächst 2002 angesetzte Wiedereröffnung verzögerte sich aufgrund eines Fundes eines römischen Gräberfeldes.[3] Am 1. Jänner 2003 wurde das Museum zu einer wissenschaftlichen Anstalt öffentlichen Rechts und trägt den Namen „Albertina“ . Der Wegfall der „Graphischen Sammlung“ charakterisiert die Verbreiterung des Spektrums der Bestände: Neben der Sammlung von Zeichnung und Druckgrafik besteht nun auch eine Sammlung von Malerei und Skulptur, Architektur sowie auch Fotografie aus den historischen Beständen der Grafischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt und dem Fotoarchiv des Langewieschen Verlags. Die Prunkräume des Palais stellen eine eigene Sammlung dar, die den Flair zu Lebzeiten Alberts wiedergeben soll.

Die Albertina enthält Werke von Künstlern seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts in fast lückenloser Folge, ist nach nationalen Schulen und innerhalb derselben chronologisch geordnet. Besonders wertvoll sind die Bestände von Dürer, Leonardo, Raffael, Michelangelo, Rubens, Rembrandt und Schiele, doch sind unter anderem auch Rudolf von Alt, Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel der Ältere, Lucas Cranach der Ältere, Anton van Dyck, Jean Honore Fragonard, Francisco de Goya, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Gustav Klimt, Alfred Kubin, Edvard Munch, Emil Nolde, Pablo Picasso und Auguste Renoir stark vertreten. Zu den Spezialsammlungen gehören Holzstiche der Dürerzeit, Ansichten, Karikaturen, Plakate und Spielkarten, außerdem ein Archiv und eine Bibliothek (über 45.000 Bände). 2007 erhielt die Albertina die Sammlung Baltiner von Rita und Herbert Baltiner aus Salzburg als unbefristete Dauerleihgabe. Am 16. Februar 2017 wurde öffentlich, dass die Sammlung Essl als befristete Dauerleihgabe bis 2044 ans Museum geht, zugleich wurde das ehemalige Museum als Depot für die nächsten zehn Jahre übernommen.

Leitende Personen

Erzherzogliche Sammlung (seit 1816 Fideikommiss)

  • Franz Rechberger, 1822–1827 Leiter der Sammlung und 1827–1841 Direktor
  • Carl Sengel, 1847–1863 Direktor
  • Carl Müller, 1864–1868 Direktor
  • Moriz Thausing, 1868–1876 Leiter der Sammlung und 1876–1884 Direktor
  • Joseph Schönbrunner, 1884–1896 Inspektor der Sammlung und 1896–1905 Direktor
  • Joseph Meder, 1905–1909 Inspektor der Sammlung, bis 1920 Direktor

(Staatliche) Graphische Sammlung Albertina

  • Joseph Meder, 1920–1922 Direktor
  • Alfred Stix, 1923 provisorischer Leiter und 1923–1934 Direktor
  • Josef Bick, 1934–1938 Direktor der Albertina
  • Anton Reichel, 1938–1942 provisorischer Leiter der und 1942 bis Februar 1945 Direktor
  • Heinrich Leporini, Februar bis Mai 1945 provisorischer Leiter
  • George Saiko, Mai bis Juli 1945 provisorischer Leiter
  • Josef Bick, 1945–1946 Direktor
  • Karl Garzarolli-Thurnlackh, März bis August 1946 Leiter der Albertina und August 1946 bis April 1947 Direktor
  • Otto Benesch, Mai 1947 bis Ende 1947 Leiter und von Ende 1947 bis 1961 Direktor
  • Walter Koschatzky, 1962–1986 Direktor
  • Erwin Mitsch, 1986–1987 interimistischer Leiter
  • Konrad Oberhuber, 1987–1999 Direktor
  • Klaus Albrecht Schröder, seit 1999

Quellen

Literatur

  • Walter Koschatzky / Alice Strobl: Die Albertina in Wien. Salzburg [u.a.]: Residenz Verlag 1969
  • Maria Dawid / Erich Egg: Der österreichische Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in Österreich 1985, S. 335 f.
  • Barbara, Dossi: Albertina Sammlungsgeschichte und Meisterwerke. München [u.a.]: Prestel 1998
  • Albertina-Studien. Jahresschrift der Graphischen Sammlung Albertina. Wien: Albertina 1963-1970
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 19.06.1969
  • Wikipedia: Albertina (Wien) [Stand: 01.12.2017]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbara Dossi: Albertina Sammlungsgeschichte und Meisterwerke. München [u.a.]: Prestel 1998, S. 16.
  2. Moriz Thausing: La La Collection Albertine a Vienne: son histoire, sa composition. Par M. 1870.
  3. Graphische Sammlung Albertina, S. 55 [Stand: 08.12.2017]