Oscar Pollak

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Oscar Pollak (1956)
Daten zur Person
Personenname Pollak, Oscar
Abweichende Namensform Paul, Oscar (Pseudonym)
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 16121
GND 122391160
Wikidata Q2032893
Geburtsdatum 7. Oktober 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. August 1963
Sterbeort Hinterstoder
Beruf Journalist, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs, Revolutionäre Sozialisten, Sozialistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 6. September 1963
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 20B, Nummer 1G
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Oscar Pollak.jpg
Bildunterschrift Oscar Pollak (1956)
  • 13., Bossigasse 26 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung (1931, bis: 1934)
  • Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung (1945, bis: 1961)
  • Präsident des Internationalen Presseinstituts, Zürich (1956, bis: 1958)

  • Preis der Stadt Wien für Publikzistik (Verleihung: 5. Mai 1956)

Oscar Pollak, * 7. Oktober 1893 Wien, † 28. August 1963 Hinterstoder, Journalist, Schriftsteller.

Biographie

Oscar Pollak (Pseudonym: Oscar Paul) war Sohn des aus Ungarn stammenden Kaufmanns Markus Pollak und seiner Frau Rosa. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. iur. 1919). Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Offizier an der Balkanfront im Einsatz stand, wurde er Kommunal- und Sportberichterstatter der "Arbeiter-Zeitung". Von 1923 bis 1926 war er mit seiner Frau Marianne Pollak (1915) für Friedrich Adler im Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter-Internationale in London und als Londoner Korrespondent der "Arbeiter-Zeitung" tätig. 1926 kehrte er nach Wien zurück, wo er zunächst bei der "Arbeiter-Zeitung" unter Friedrich Austerlitz außenpolitischer Redakteur wurde; nach dessen Tod im Juli 1931 übernahm er die Chefredaktion.

Nach dem Februar 1934 organisierte Oscar Pollak mit seinen Redakteuren Otto Leichter und Karl Hans Sailer den Widerstand gegen das Dollfuß-Regime und war einer der Mitbegründer der Revolutionären Sozialisten. Nach kurzem Aufenthalt in der Schweiz war er in Brünn als Pressereferent für Otto Bauer tätig. 1936 arbeitete Oscar Pollak gemeinsam mit seiner Frau im Sekretariat der Sozialistischen Internationale in Brüssel und war Herausgeber der Zeitschrift "Internationale Information". 1938 ging er zum Hauptstandort der "Internationale" nach Paris, wo er Mitherausgeber der Zeitschrift "La lutte Socialiste" wurde. 1940 emigrierte er nach London; dort baute er gemeinsam mit Karl Czernetz das London-Büro der österreichischen Sozialisten in Großbritannien auf. Oscar Pollak war neben Franz Novy und Bruno Kreisky der maßgebliche Akteur bei der Neuausrichtung der sozialistischen Exilpolitik auf die Wiedererrichtung eines unabhängigen Österreich im Jahr 1942/1943. Pollak kooperierte im Exilwiderstand eng mit dem britischen Kriegsgeheimdienst Special Operations Executive (SOE) und dem US-amerikanischen Geheimienst Office of Strategic Services (OSS), um Kontakte zu Sozialistinnen und Sozialisten in Österreich herzustellen und Emissäre in das Land zu senden.

1945 kehrten Marianne und Oscar Pollak nach Wien zurück. Letzterer nahm seine Tätigkeit als Chefredakteur der "Arbeiter-Zeitung" wieder auf; daneben machte er sich als Begründer und redaktioneller Leiter der SPÖ-Zeitschrift "Die Zukunft" verdient, die er zu einem Diskussionsforum offener Kritik werden ließ. 1951 war er an der Gründung des Internationalen Presseinstituts in Zürich beteiligt, als dessen Präsident er von 1956 bis 1958 fungierte.

1961 legte Oscar Pollak aus Altersgründen (und wohl auch wegen interner Konflikte in der Redaktion) die Leitung der "Arbeiter-Zeitung" nieder. Mit ihm als Chefredakteur hatte sich das Blatt großes Ansehen erworben, vor allem durch das mutige Auftreten gegenüber den Übergriffen der Besatzungsmächte. Die "Arbeiter-Zeitung" war allgemein unter ihrem Werbeslogan "Die Zeitung, die sich was traut" bekannt geworden. Oscar Pollak hatte aber auch maßgeblichen Anteil an der Entfaltung des demokratischen Pressewesens in Österreich und war an der Schaffung des Presserates beteiligt. Am 5. Mai 1956 wurde er mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik ausgezeichnet.

Oscar Pollak starb an einem Herzinfarkt während eines Urlaubsaufenthaltes in Hinterstoder am 28. August 1963. Zwei Tage später nahm sich seine Frau das Leben. Sie wurden gemeinsam in einem Oscar Pollak gewidmeten Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering bestattet. An beide erinnert der Marianne-und-Oscar-Pollak-Hof in Wien-Floridsdorf.

Werke (Auswahl)

  • Oscar Pollak: Das A-B-C der Internationale. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1928
  • [Unter dem Pseudonym Oscar Paul]: Farewell, France! An Eye-Witness Account of Her Tragedy. London: Gollancz 1941
  • [Unter dem Pseudonym Oscar Paul]: Underground Europe Calling. London: Gollancz 1942
  • Oscar Pollak: Die Aussenpolitik des neuen Österreich. In: Die Zweite Republik Österreich. London: Londoner Büro der Österreichischen Sozialisten 1944 (Schriftenreihe des Londoner Büros der Österreichischen Sozialisten)
  • Oscar Pollak: It started in Vienna. London: London Bureau of the Austrian Socialists o. J. [ca. 1944]
  • Oscar Pollak: Gegen den "inneren Nazi". Wien: Sozialistische Partei Österreichs 1946 (Sozialistische Hefte, 14; auch als Sonderdruck: Der Kampf gegen den inneren Nazi. Rede gehalten auf der Jahreskonferenz der Landesorganisation Wien der SPÖ
  • Oscar Pollak: "Freie Schule Kinderfreunde". In: Sozialistische Erziehungsarbeit. Schriften zur Theorie und Praxis der sozialistischen Erziehung 4/1946
  • Oscar Pollak: Wir wollen Antispießer sein! Wandlungen der Kulturbewegung. Wien: Verlag des Arbeiter-Abstinentenbundes 1949
  • [Als Herausgeber]: Der Weg aus dem Dunkel. Bilder aus der Geschichte der österreichischen sozialistischen Bewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung o. J. [ca. 1958]
  • Oscar Pollak: Der neue Humanismus. Geist und Gesellschaft an der Zeitenwende. Wien [u. a.]: Europaverlag 1962
  • Karl Ausch [Hg.]: Oskar Pollak. Kämpfer für Freiheit und Recht. Eine Auswahl seiner Aufsätze. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1964

Nachlass

Nachlass Oscar und Marianne Pollak, von Grete Helfgott, der Sekretärin Oscar Pollaks, dem VGA übergeben. Erstbearbeitung 1974, Nachbearbeitung 2004. Kartons 1−7, Mappen 1−25. Inhalt: persönliche Dokumente, umfangreiche Korrespondenz, Zeitungsartikel (darunter alle in der "Arbeiter-Zeitung" publizierten Artikel von Oscar Pollak 1945 bis 1963), Broschüren, Typoskripte von Reden, Notizen, Fotos, Nachrufe.

Literatur

  • Verein für Geschichte der Arbeiter/innenbewegung: Verzeichnis der Personen-(Teil-)Nachlässe [Stand: 30.05.2017]
  • Brigitte Biwald: Verbunden bis in den Tod. Wiener Zeitung, 07./08.09.2013
  • Peter Pirker: Subversion deutscher Herrschaft. Der britische Kriegsgeheimdienst SOE und Österreich. Göttingen: Vienna University Press, 2012, S. 111-117
  • Brigitte Lehmann: Marianne & Oscar Pollak. Die Geschichte zweier Leben. Wien: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung 2004 (Dokumentation / Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung 1−2/2006)
  • Michael Gehler: Pollak, Oscar. In: Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 20. Berlin: Duncker & Humblot 2001
  • Wolfgang Muchitsch [Bearb.]: Österreicher im Exil, Großbritannien 1938−1945. Eine Dokumentation. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [Hg.]. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1992
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon. Wien: Ueberreuter 1992, S. 362
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 12. Bern [u. a.]: Francke 1990, S. 147
  • Manfred Marschalek [Hg.]: Untergrund und Exil. Österreichs Sozialisten zwischen 1934 und 1945. Wien: Löcker 1990 (Sozialistische Bibliothek: Abteilung 1, Die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie, Band 3)
  • Peter Pelinka / Manfred Scheuch: 100 Jahre AZ. Die Geschichte der Arbeiter-Zeitung. Wien: Europaverlag 1989
  • Friedrich Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Eine kollektiv-biographische Analyse der beruflichen und politischen Herkunft der österreichischen Tageszeitungsjournalisten am Beginn der Zweiten Republik (1945−1947). Teil 2. Frankfurt [u. a.]: Lang 1989, S. 760
  • Peter Pelinka: Er war ein echter Sir! Vor 25 Jahren starb Oscar Pollak, der legendäre Chefredakteur der AZ. In: Arbeiter-Zeitung, 27.08.1988
  • Norbert Leser: Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Band 2. Wien [u. a.]: Böhlau 1982, S. 171-189
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1. München: Saur 1980, S. 570-571
  • Helene Maimann: Politik im Wartesaal. Österreichische Exilpolitik in Großbritannien 1938−1945. Wien [u. a.]: Böhlau 1975 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 62)
  • Eveline Gründel: Oscar Pollak, Parteijournalist zwischen Politik und Ideologie. Diss. Univ. Wien. Wien 1973
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 233-234
  • Karl Ausch [Hg.]: Oskar Pollak. Kämpfer für Freiheit und Recht. Eine Auswahl seiner Aufsätze. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1964
  • Friedrich Scheu: Oscar Pollak. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 285-290
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951, S. 236
  • F. J. Habitzel [Hg.]: Der Mann im Hintergrund. Wer ist der eigentliche Führer der Sozialistischen Partei Österreichs? Wien o. J. [um 1945]

Weblinks