Friedrich Nausea

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Daten zur Person
Personenname Nausea, Friedrich
Abweichende Namensform Grau, Friedrich
Titel Dr. iur, Dr. theol.
Geschlecht männlich
PageID 15804
GND 11878577X
Wikidata Q95603
Geburtsdatum 1496 JL
Geburtsort Waischenfeld bei Bamberg
Sterbedatum 6. Februar 1552 JL
Sterbeort Trient
Beruf Bischof, Priester, Diplomat, Theologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzbistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom Wien
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bischof von Wien (21.05.1541 bis 06.02.1552)

Friedrich Nausea (ursprünglich Grau, Graue, latinisiert Nausea), * um 1496 Waischenfeld bei Bamberg, † 6. Februar 1552 Trient (Trento, Italien; Stephansdom Wien), Bischof von Wien 1541-1552.

Biografie

Werdegang

Friedrich Nausea wurde um 1496 als Sohn eines Wagners in Waischenfeld bei Bamberg (Oberfranken, Diözese Bamberg) als Friedrich Graue (Grau) geboren. Als späterer Humanist latinisierte er seinen Namen zu Nausea (Lateinisch für Grauen, Schaudern).

Im Jahr 1525 erfolgte sowohl die Subdiokonatsweihe in Bologna als auch die Weihe zum Diakon in Padua. Ab 1514 begann Nausea das Studium der Rechte, das er in der Folge an mehreren Universitäten absolvierte (Leipzig, Paris, Padua) und schließlich im Jahr 1523 in Padua und im Jahr 1534 in Siena mit der Promotion abschloss.

1524 wurde er Sekretär des Kardinallegaten Lorenzo Campeggio. In dieser Position führte er diplomatische Verhandlungen mit Reformatoren und half bei der Vorbereitung auf und der Durchführung des Zweiten Nürnberger Reichstages in beratender Funktion mit, wo er sich vor allem mit Philipp Melanchthon auseinandersetzte. Im selben Jahr bekleidete er, auf die Nominierung von Campeggio hin, die Würde eines päpstlichen Notars und Grafen des Lateranplastes. Aus dieser Zeit ist auch ein früher Wienaufenthalt belegt, wo er mit Erasmus von Rotterdam verhandelte.

Im Jahr 1525 erhielt Nausea die Dompredigerstelle in Frankfurt am Main, im darauffolgenden Jahr 1526 auch die in Mainz, letztere im Auftrag des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg, für den er im Jahr 1530 am Augsburger Reichstag Gutachten über verschiedene Konfessionen erstellte.

In den Jahren 1534 und 1535 wurde Nausea von König Ferdinand I. während der Advent- und Fastenzeit zum Hofpredigeramt nach Wien berufen (Rat Ferdinands I. , Dr. theol.). Als Pfründe erhielt er die Pfarren Asparn an der Zaya (1536) und Mistelbach (1537). Außerdem stieg er in die Funktion des königlichen Hofrates auf. Den übrigen Teil des Jahres verblieb er in Mainz, wo er sein umfassendes Predigtwerk ins Deutsche übersetzte.

Im Jahr 1538 erwählte ihn sein Freund und Mäzen, der Wiener Bischof Johannes Fabri, zum Koadjutor. Die Nomination durch den König erfolgte am 5. Mai 1538, die päpstliche Bestätigung kam am 19. März 1539. In seiner Funktion als königlicher Berater konnte Nausea an den Religionsgesprächen in Hagenau und Worms in den Jahren 1540 und 1541 teilnehmen und zeichnete sich dabei durch eine kompromissbereite Haltung aus, welche ihm persönliche Begegnungen mit Melanchthon ermöglichte.

Bischof von Wien

Mit dem Tod Johannes Fabris am 21. Mai 1541 folgte ihm Friedrich Nausea als Bischof nach. Zu Jahresende 1542 oder zu Beginn des Jahres 1543 wurde er zunächst zum Priester, dann zum Bischof geweiht.

Während seines Bischofsamtes war Nausea mit dem eklatanten Priestermangel in Wien, der mangelhaften Disziplin des Wiener Domkapitels und den Eingriffen in seinen Einflussbereich durch die Passauer Diözese konfrontiert. Ebenso beklagte Nausea in einer im Jahr 1541 an König Ferdinand I. ergangenen Beschwerdeschrift das Vordringen des protestantischen Einflusses im Schulwesen, den Rückgang der katholischen Religiosität des Volkes.

Eine von Ferdinand I. angeordnete und 1543/1544 durch eine Kommission durchgeführte Visitation dokumentierte die Mängel in der Diözese und schlug zur Beseitigung des Priestermangels die regelmäßige Abhaltung von bischöflichen Synoden und Visitationen sowie die Verbesserung des universitären Bildungssystems vor.

Im Jahr 1546 übernahm Nausea im Auftrag des Kaisers die Leitung der Bücherzensur für Wien und forschte in geheimer Mission nach unkatholischen Schriften bei Buchdruckern. Der Bischof ließ 1548 per Anschlag an die Kirchentür ein Verbot derartiger Schriften verlautbaren.

Durch Predigtwerke und Katechismen versuchte der Bischof auf Klerus und Gebildete einzuwirken. Er verschärfte die Bücherzensur und versuchte die Lehrer in Glaubensfragen intensiv zu prüfen. Nausea knüpfte auch Kontakte zur Gesellschaft Jesu (Jesuiten) und stand seit dem Jahr 1545 in brieflichem Kontakt mit Petrus Canisius. Auf seine Initiative hin berief Ferdinand I. die Ordensgemeinschaft 1551 nach Wien, die sich vor allem den Bereichen Ausbildung der Jugend, Studentenseelsorge sowie der Aushilfe bei der Beicht- und Predigttätigkeit widmete.

Vorbereitungsarbeiten für das Konzil von Trient

Bischof Nausea arbeitete immer stärker auf die Einberufung eines Konzils hin. Zu diesem Zweck legte er im Jahr 1538 in der Schrift Rerum Conciliarum Libri quinque (Konzilsangelegenheiten in fünf Büchern) seine Vorstellungen über die wichtigen Inhalte eines Konzils dar und setzte sich für Reformen im Papsttum und in der päpstlichen Kurie ein. 1542 wurde er von Ferdinand I. zum Konzilsgesandten ernannt und verhandelte dabei direkt mit Papst Paul III. in Parma.

Die Silvae Synodales, eine von ihm verfasste Reformschrift und umfangreiche Materialsammlung zu Konzilsfragen, diente dabei als Gesprächsfaden. Darin übte der Bischof von Wien unter anderem Kritik an der moralischen Verderbtheit der Kirche und am ausufernden Pfründenwesen. Er forderte eine stärkere Einhaltung der Residenz- und der Predigtpflicht zur Stärkung der bischöflichen Autorität, was im Konzil von Trient in der Ausformulierung des Bischofsideals Berücksichtigung fand. Insgesamt blieb sein Einfluss aber weit hinter den in seinen Konzilsschriften gehegten Erwartungen zurück.

Von Papst Julius III. am 31. Jänner 1551 zur Teilnahme eingeladen, konnte Nausea erst an der zweiten Sitzungsperiode des Konzils von Trient teilnehmen. Im September 1551 sprach er dort über die Themen der Eucharistie (wo er sich für die Gewährung des Laienkelches einsetzte, eine Haltung, die sich insgesamt im Konzil nicht durchsetzte) und der Buße, sowie im Jänner 1552 über Messe und Priestertum. Nausea berichtete dem König regelmäßig über Inhalt und Fortgang des Konzils.

Tod

Am 6. Februar 1552 starb Friedrich Nausea an einem Fieberanfall in Trient. Das Begräbnis fand unter Teilnahme der Konzilsväter im Dom von Trient statt, sein Leichnam wurde auf dem Wasserweg nach Wien transportiert und im Stephansdom beigesetzt.

Die zahlreichen Werke, die Nausea der Nachwelt hinterlassen hat, als auch seine Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit (beispielsweise mit Papst Paul III., Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon und Petrus Canisius) zeugen von seiner umfassenden Bildung. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst ein breites Spektrum, neben Theologie und Homiletik (seine Homiliensammlung Centurien erschien bereits zehn Jahre nach der Erstpublikation in fünfter Auflage) auch Pädagogik, Rechtswissenschaften, Linguistik, Geschichte und Naturwissenschaften.

Nauseagasse

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-91
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 46-48, Register
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 34-35.
  • Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 259-266, 275-278.
  • Johann Weißensteiner: Friedrich Nausea. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, Ein biographisches Lexikon. Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Gatz Erwin. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 494-496.
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 203-205

Weblinks