Johann Ignaz von Felbiger

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Johann Ignaz Melchior von Felbiger
Daten zur Person
Personenname Felbiger, Johann Ignaz Melchior von
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15752
GND 118532340
Wikidata Q467176
Geburtsdatum 6. Jänner 1724
Geburtsort Oberglogau, Schlesien
Sterbedatum 17. Mai 1788
Sterbeort Preßburg
Beruf Geistlicher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Wiener Schulen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Johann Ignaz von Felbiger.jpg
Bildunterschrift Johann Ignaz Melchior von Felbiger

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Ignaz Melchior von Felbiger, * 6. Jänner 1724 Oberglogau, Schlesien, † 17. Mai 1788 Preßburg, Ungarn (Bratislava, Slowakei), Geistlicher, Reformer des niederen Schulwesens in Österreich.

Biografie

Johann Ignaz Melchior von Felbiger war der Sohn eines von Karl VI. geadelten österreichischen Postmeisters. Er studierte Theologie in Breslau und trat 1746 in das Augustiner-Chorherrenstift Sagan (Schlesien) ein. 1758 wurde er zum Abt gewählt.

Im Auftrag Friedrichs des Großen und in Anlehnung an J. J. Heckers Generallandschulreglement schuf er 1763 ein Reglement für die katholischen Untertanen in Preußen. Durch die Reform der Schulen Schlesiens erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf, sodass sein Generallandschulreglement schon bald in allen katholischen Territorien Anwendung fand.

1774 wurde er von Maria Theresia nach Wien berufen, wo er maßgeblich an der Ausarbeitung der "Allgemeinen Schulordnung für die deutsche Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen kaiser-königlichen Erblanden" beteiligt war (1774; Theresianische Schulordnung). Damit verbunden war eine Unterrichtspflicht vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr, die staatliche Schulaufsicht über das niedere Schulwesen ("Politicum") und die Einführung des obligatorischen Lehrbefähigungsnachweises.

Trivialschulen sollten in jedem Pfarrort sein, Hauptschulen in größeren Städten und Normalschulen je eine in jeder Provinzhauptstadt. Die Wiener Normalschule wurde am 1. Mai 1775 im St.-Anna-Gebäude in der Johannesgasse unter der Leitung von Josef Messmer neu eröffnet, sie fungierte als Musterschule zur Heranbildung der Lehrer. Johann Ignaz Melchior von Felbiger wurde "Generaldirektor" des gesamten Volksschulunterrichts, jedoch dem Studienhofkommission (Unterrichtsministerium) untergeordnet. Er hielt in Wien Vorträge und Kurse über seine Lehrart und schrieb Lehrbücher für die neuen Schulen, darunter das erste österreichische Lesebuch "ABC- oder Namenbüchlein" 1774, verschiedene Ausgaben des Katechismus, Rechen- und Sprachbücher sowie dazugehörende methodische Anleitungen.

Nach dem Tod Maria Theresias wurde er von Joseph II., der einen noch radikaleren Kurs verfolgte, dazu bewogen, seinen Abschied als Generaldirektor zu nehmen. Er zog sich 1782 nach Resignation in Sagan auf die ihm verliehene Propstei Preßburg zurück, nahm jedoch Anteil an der Schulreform in Ungarn.

Johann Ignaz Melchior von Felbiger veröffentlichte das methodische Werk "Eigenschaften, Wissenschaften und Bezeigen rechtschaffener Schulleute" (1768), das als Vorläufer des später in Österreich erschienenen "Methodenbuchs" (1775) anzusehen ist. Bei seinem Rücktritt bestanden in Niederösterreich (mit Wien) außer der Normalschule in der Johannesgasse noch zwölf Haupt-, 823 Trivial- und neun Mädchenschulen.

Im Zuge der Eingemeindung von Baumgarten wurde die Schulgasse in Felbigergasse umbenannt.

Literatur

  • Reinhard Buchberger / Nina Linke: Von den Tafelkratzern des Mittelalters bis zu den Tintenpatzern des Fin de Siècle. In: Tafelkratzer, Tintenpatzer. Schulgeschichten aus Wien. Wien: Metroverlag / Wienbibliothek im Rathaus 2018
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Josef Stanzel: Die Schulaufsicht im Reformwerk des Johann Ignaz von Felbiger (1724–1788). Schule, Kirche und Staat in Recht und Praxis des aufgeklärten Absolutismus. Paderborn: Schöningh 1976
  • Ulrich Krömer: Johann Ignaz von Felbiger. Leben und Werk. Freiburg im Breisgau [u.a.]: Herder 1966 (Untersuchungen zur Theologie der Seelsorge, 22)
  • Rudolf Piffl / Anton Herget / Anton Weiß: Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. Wien [u. a.]: Österreichischer Bundesverlag ³1930, S. 154 ff.
  • Franz Frisch [Hg]: Biographien österreichischer Schulmänner. Als Beitrag zur Schulgeschichte der letzten hundert Jahre. Wien: Pichler 1897
  • Franz Volkmer: Johann Ignaz von Felbiger und seine Schulreform. Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 18. Jahrhunderts. Habelschwerd: Franke 1890
  • Joseph Alexander von Helfert: Die österreichische Volksschule. Geschichte, System, Statistik. Band 1: Die Gründung der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia. Prag: Tempsky 1860

Weblinks