Johann Koplenig

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Daten zur Person
Personenname Koplenig, Johann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15043
GND 118714023
Wikidata Q86135
Geburtsdatum 15. Mai 1891
Geburtsort Jadersdorf
Sterbedatum 13. Dezember 1968
Sterbeort Wien
Beruf Politiker, Schuhmacher
Parteizugehörigkeit Kommunistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 21.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 31. Dezember 1968
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 7, Ring 3, Gruppe 4, Nummer 13

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Abgeordneter zum Nationalrat (19. Dezember 1945, bis: 9. Juni 1959)
  • Staatssekretär ohne Portefeuille (27. April 1945, bis: 20. Dezember 1945)
  • Parteivorsitzender der KPÖ (1945, bis: 1965)

  • Leninorden (Verleihung: 1967)

Johann Koplenig, * 15. Mai 1891 Jadersdorf, Bezirk Hermagor, Kärnten, † 13. Dezember 1968 Wien, Schuhmacher, Politiker.

Biografie

Johann Koplenig wurde als Sohn eines Waldarbeiters geboren. Nach Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf eines Schuhmachers. Nach Abschluss seiner Lehrzeit (1909) ging er auf "Walz", wo er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Kontakt kam, und ließ sich schließlich 1910 in Judenburg nieder, wo er 1910 den Ortsverband der Gewerkschaft der Lederindustrie begründete. Nachdem er 1911 einen Streik organisiert hatte, wurde er entlassen und ging nach Knittelfeld, wo eine Ortsgruppe der Arbeiterjugend ins Leben rief. Bals darauf avancierte er zu einem der führenden Mitglieder in der Steiermark.

Im Ersten Weltkrieg diente Koplenig an der Ostfront, wo er 1915 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. In einem Kriegsgefangenenlager kam er in Kontakt mit den Bolschewiken, schloss sich der Bewegung an und wurde Leitungsmitglied der Organisation revolutionärer Kriegsgefangener. 1918 bis 1920 war er Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats von Nischni Nowgorod. 1920 kehrte der Schuhmacher in die Steiermark zurück und schloss sich der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) an. Im Jänner 1923 wurde er Landessekretär der KPÖ für die Steiermark. Auf gesamtösterreichischer Ebene befand sich die Partei in einer Phase intensiver interner Flügelkämpfe. 1924 bestellte die KPÖ Koplenig als Mann des Ausgleichs zum Zentralsekretär der Partei. Im Laufe der folgenden drei Jahre konnte er die Partei befrieden.

Nach den Juliunruhen 1927 wurde der Kommunist mehrmals verhaftet; nach dem Verbot der KPÖ 1933 arbeitete er in der Illegalität weiter und versuchte mit den Revolutionären Sozialisten eine gemeinsame Front gegen die "Ständestaat"-Diktatur aufzubauen. 1934 emigrierte er nach Prag, 1938 über Rotterdam nach Paris. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchtete Koplenig nach Moskau, wo er sich politisch betätigte. Ab 1942 war er Mitarbeiter beim Sender Österreich unter Erwin Zucker-Schilling und bei Radio Moskau für Österreich unter Ernst Fischer.

Im April 1945 kehrte er nach Österreich zurück und war vom 27. April bis zum 20. Dezember 1945 als Staatssekretär Mitglied des Politischen Kabinettsrates (vor allem in kommunistischen Quellen wird er fälschlich oft als "Vizekanzler" bezeichnet) in der Provisorischen Staatsregierung Renner. Er unterzeichnete für die KPÖ die österreichische Unabhängigkeitserklärung von 27. April 1945. Von Dezember 1945 bis Juni 1959 gehörte er als Abgeordneter dem Nationalrat an. Bis 1965 fungierte er als Vorsitzender, nach seinem Rückzug von der Parteispitze bis zu seinem Tod als Ehrenvorsitzender der KPÖ.

1948 spielte Koplenig mit dem Gedanken einer Teilung Österreichs mit der Abtrennung der sowjetische Besatzungszone und der Errichtung einer kommunistischen Diktatur ("Volksdemokratie") in diesem Teil. Dies wurde von der Sowjetunion jedoch abgelehnt. In den Auseinandersetzungen um eine Neuorientierung der KPÖ vertrat er in den 1960er Jahren die orthodox-moskautreue Richtung. Er verteidigte das militärische Eingreifen der Sowjetunion gegen den "konterrevolutionären Umsturzversuch" in Ungarn 1956 ebenso wie er 1968 anlässlich der Intervention des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei die Treue zur Sowjetunion unterstrich.

1967 wurde ihm der Leninorden, die höchste Auszeichnung der Sowjetunion, verliehen.1988 errichtete die KPÖ am Höchstädtplatz in Wien-Brigittenau ein Denkmal für Johann Koplenig.

Quellen

Literatur

  • David Rennert: Als die KPÖ über eine Teilung Österreichs nachdachte. In: Der Standard, 30.09.2021
  • Elisabeth Markstein: Moskau ist viel schöner als Paris. Leben zwischen zwei Welten. Wien: Milena-Verlag 2010
  • Wolfgang Müller: Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945-1955 und ihre politische Mission. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2005
  • Erwin Zucker-Schilling: Er diente seiner Klasse. Eine Biographie. Wien: Globus-Verlag 1971
  • Aus der Vergangenheit der KPÖ. Aufzeichnungen und Erinnerungen zur Geschichte der Partei. Hg. von der Historischen Kommission beim ZK der KPÖ. Wien: KPÖ 1961
  • Der Weg des Arbeiterführers Johann Koplenig. Wien: Stern-Verlag 1951

Weblinks