Hildegard Burjan

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Hildegard Burjan, porträtiert von Tom Richard Dreger, 1932
Daten zur Person
Personenname Burjan, Hildegard Lea
Abweichende Namensform Freund, Hildegard Lea
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 14071
GND 118665243
Wikidata Q78679
Geburtsdatum 30. Jänner 1883
Geburtsort Görlitz (Preußisch-Schlesien)
Sterbedatum 11. Juni 1933
Sterbeort Wien
Beruf Politikerin, Sozialreformerin
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Vom Rathaus zum Maria-Theresien-Platz. Wege der Frauen an der Ringstraße, Teil 1
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 14. Juni 1933
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 34G, Nummer 33
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Hildegard_Burjan.jpg
Bildunterschrift Hildegard Burjan, porträtiert von Tom Richard Dreger, 1932
  • 8., Auerspergstraße 9 (Sterbeadresse)
  • 13., Altgasse (Wohnadresse)
  • 13., Larochegasse (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (04.03.1919 bis 09.11.1920)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Mitglied der Frauenkommission im Ministerium für soziale Fürsorge

  • Seligsprechung (Verleihung: 2012)

Totenmaske Hildegard Burjans in einem von Josef Dobner gestalteten Schrein in der Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche, 1934
Gedenktafel für Hildegard Burjan am Rathausturm, 2017

Hildegard Lea Burjan, * 30. Jänner 1883 Görlitz (Preußisch-Schlesien), † 11. Juni 1933 Wien, Sozialreformerin, Politikerin.

Biografie

Hildegard Burjan, geborene Freund, war die zweite Tochter des Kaufmanns Abraham Adolph Freund (1842–1905) und seiner Frau Berta (1853–1917). Die ursprünglich jüdische Familie war konfessionell nicht mehr gebunden. Das Mädchen besuchte die Volksschule in Görlitz, ab 1895 das Mädchenlyceum in Berlin/Charlottenburg und maturierte schließlich 1903 in Zürich. Hier studierte sie Germanistik und Philosophie. 1907 ging sie mit ihrer Mutter nach Berlin. Im selben Jahr heiratete sie den späteren Generaldirektor der "Österreichischen Telephonfabriks AG", Alexander Burjan. Sie setzte ihr Studium − erweitert um die Fächer Nationalökonomie und Sozialpolitik − in Berlin fort. Eine schwere Erkrankung verhinderte den formalen Abschluss ihres Studiums, obwohl sie alle vorgeschriebenen Prüfungen absolviert und die Dissertation eingereicht hatte. Sie führte trotzdem den Doktortitel. Nach ihrer unerwarteten Genesung konvertierte sie 1909 zum katholischen Glauben. Als Alexander Burjan in Wien eine Stelle bei der "Telephonfabriks AG" annahm, folgte ihm Hildegard nach Wien. Hier begann sie, in der katholischen Frauenbewegung mitzuarbeiten. Bald nach der Geburt ihres einzigen Kindes, der Tochter Elisabeth, im August 1910 wandte sie sich der Armenfürsorge zu, insbesondere den Nöten der arbeitenden Frauen.

Burjans erste öffentliche Arbeit war 1911 die Organisation der Heimarbeiterinnen. 1912 gründete sie den "Verband Christlicher Heimarbeiterinnen" mit 72 wirklichen und 50 unterstützenden Mitgliedern, deren Vorsitzende sie wurde. Forderungen des Vereines waren etwa Mindestlöhne und Wöchnerinnenhilfe. Im Ersten Weltkrieg setzte sie ihre karitative Arbeit fort. So organisierte sie in Zusammenarbeit mit den Militärbehörden Lebensmittelverteilungen und Nähstuben für arbeitslose Frauen und Mädchen. Sie engagierte sich im Verein "Soziale Fürsorge für erwerbslose Frauen und Mädchen", war Präsidentin der "Sozialen Hilfe" und Vorsteherin des "Reichsverbandes Katholischer Arbeiterfrauen". Hildegard Burjan wirkte außerdem als Mitorganisatorin des "Ersten christlichen Arbeiterkongresses" 1918. In ihrem Referat widmete sie sich den Themen Arbeitnehmerschutz, ungleiche Entlohnung und dem Frauenwahlrecht.

Im November 1918 wurde Burjan von der Christlichsozialen Partei in den Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien entsandt und zählte damit zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern. Zudem war sie 1919/1920 als Vertreterin der Arbeiterinnen christlichsoziale Abgeordnete der Konstituierenden Nationalversammlung und Mitglied der Frauenkommission im Ministerium für soziale Fürsorge.

Zur Verwirklichung ihrer Ziele schuf sie am 24. Oktober 1918 die Schwesternschaft "Caritas Socialis". 1919 wurde die Organisation ein Verein. Sie übernahm das Heim der katholischen Arbeiterinnen im 9. Bezirk, Pramergasse 9, das sie zum organisatorischen Mittelpunkt ihrer sozialen Hilfsmaßnahmen machte. Zudem leitete sie ab 1922 die Katholische Bahnhofsmission, wirkte in der Familienpflege und organisierte zur Unterstützung armer Familien den "St.-Elisabeth-Tisch". 1925 begann Burjan mit dem Einsatz von Pfarrschwestern in der Familienpflege, geriet dadurch aber in Konflikt mit anderen katholischen Organisationen und musste die (später wiederaufgegriffene) Aktion einstellen.

Aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit nach München und Berlin berufen, schuf sie dort die Grundlagen für ähnliche soziale Maßnahmen.

Nach dem Tod Ignaz Seipels 1932 initiierte Hildegard Burjan eine Sammlung für eine Gedächtniskirche, die nach ihrem Tod noch im Jahr 1933 nach Plänen von Clemens Holzmeister begonnen und am 29. September 1934 geweiht wurde. Hier erinnert eine Gedenktafel an die Gründerin der "Caritas Socialis". 1984 wurde der Platz vor der Kirche nach ihr benannt. Auch die städtische Wohnhausanlage Hildegard-Burjan-Hof in ihrem Wohnbezirk Hietzing trägt den Namen der Sozialreformerin. 2017 wurde eine Gedenktafel für Hildegard Burjan am Rathaus enthüllt.

Im Jahre 2012 erfolgte ihre Seligsprechung durch die römisch-katholische Kirche.

Quellen

Literatur

Weblinks