Johann Melchior von Birkenstock

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Daten zur Person
Personenname Birkenstock, Johann Melchior von
Abweichende Namensform
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 11951
GND 119462206
Wikidata Q1243673
Geburtsdatum 11. Mai 1738
Geburtsort Heiligenstadt im Eichsfeld, Deutschland
Sterbedatum 31. Oktober 1809
Sterbeort Wien
Beruf Beamter, Ratgeber
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 17.05.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof St. Marxer Friedhof
Grabstelle
  • 3., Erdbergstraße 29 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Melchior Edler von Birkenstock, * 11. Mai 1738 Heiligenstadt im Eichsfeld (Deutschland), † 31. Oktober 1809 Landstraße 98 (3, Erdbergstraße 29; St. Marxer Friedhof, Grabmal nicht erhalten), Sohn des (1745 nobilitierten) kaiserlichen Generalfiskals Johann Konrad Birkenstock (1703-1780). Trat nach Studium in Erfurt und Göttingen in den österreichischen Staatsdienst ein, wurde 1771 Mitglied der Studien- und Zensur-Hofkommission und bereiste im Auftrag Maria Theresias die deutschen Universitäten, um eine Reform des österreichischen Hochschulwesens vorzubereiten. Birkenstock war Ratgeber Josephs II. und wurde 1792 in das Zentralreferat der Vereinigten Hofkanzlei übernommen. 1795 kam er bei gleichbleibender Tätigkeit zur neuen Studien-Revisionskommission, der auch sein Schwager Sonnenfels angehörte; er legte eine Reihe grundlegender, weit vorausweisender Denkschriften zur Neuordnung des Schul- und Erziehungswesens vor, die auch die Leibeserziehung einbezogen. Daneben bekleidete Birkenstock an der Akademie der bildenden Künste die Stelle eines Rats; er galt auf den Gebieten der Malerei und Kupferstechkunst als Fachmann. In seinem Haus hatte Birkenstock nicht nur seine wertvolle Bibliothek untergebracht, sondern es war auch ein Treffpunkt von Persönlichkeiten des kulturellen Lebens seiner Zeit. Zu den Gästen des Hauses gehörte unter anderem Ludwig van Beethoven, der hier Bettina Brentano, die Schwägerin von Birkenstocks Tochter Johanna Antonia (die mit Franz Brentano, dem Stiefbruder des Dichters Clemens Brentano, verheiratet war), kennenlernte; Bettina schilderte in ihrem Briefwechsel mit Goethe das Haus und die Bibliothek. Birkenstock war Mitglied der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht" (ab 1785 nach deren Auflösung „Zur Wahrheit").

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Johann Melchior von Birkenstock unter Maria Theresia und Kaiser Joseph II. als Zensor für politische Schriften tätig und befasste sich auch mit der Neustrukturierung des Schul- und Erziehungswesens. In der Zeit der Regentschaft Leopolds II. widmete sich der als konservativ geltende von Birkenstock der Bekämpfung revolutionärer Zeitströmungen, u. a. mittels eines entsprechenden Literaturkanons, propagandistischer Karikaturen und Broschüren sowie Volksrednern.

Birkenstockgasse

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 129
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 1: A - Blumenthal. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856
  • Wiener Geschichtsblätter. Band 21. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1966, S. 37
  • Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1), S. 25
  • Hans Pemmer: Bedeutende und interessante Bewohner der Erdbergstraße. In: Wiener Geschichtsblätter 21. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1966, S. 37
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Band 4. Wien: 1958 ff., S. 151
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95), S. 593 f.
  • Karl Pleyer: Goethe und der Wiener Kunstsammler Hofrat Birkenstock. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 8. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1953, S. 35 ff.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 28.10.1959