Albert Ehrenstein

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Billett von Albert Ehrenstein an Karl Kraus, 31.12.1910
Daten zur Person
Personenname Ehrenstein, Albert
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 11479
GND 118688227
Wikidata Q214947
Geburtsdatum 22. Dezember 1886
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 7. April 1950
Sterbeort New York 4042011-5
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass National Library of Israel
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname AlbertEhrenstein.jpg
Bildunterschrift Billett von Albert Ehrenstein an Karl Kraus, 31.12.1910

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Albert Ehrenstein, * 22. Dezember 1886 Wien (Ottakring), † 7. April 1950 New York, Schriftsteller.

Biografie

Ehrenstein wurde 1886 im Wiener Vorort Ottakring (bis zur Eingemeindung 1892 eine eigenständige Gemeinde) geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, konnte aber das Gymnasium der Piaristen in der Josefstadt besuchen. Die Matura legte er – wegen eines Konflikts mit dem Religionslehrer – am Staatsgymnasium Wien XVII. ab. Anschließend studierte er Geschichte und Philosophie an der Universität Wien, 1910 promovierte er. Im selben Jahr erschien seine erste literarische Publikation, das Gedicht "Wanderers Lied" in der Zeitschrift "Die Fackel" (Nr. 296/297, S. 36) von Karl Kraus.

1911 begann ein unstetes Leben. Er lebte teilweise in Berlin, wo er sich dem Kreis um die expressionistische Literaturzeitschrift "Der Sturm" anschloss; 1914 wurde er mit Kriegsbeginn zur Arbeit im Kriegsarchiv verpflichtet. 1915/1916 arbeitete er in Leipzig beim Kurt Wolff Verlag, im Sommer 1916 im S. Fischer Verlag in Berlin. Anschließend übersiedelte Ehrenstein in die Schweiz (dort Freundschaft mit Alfred Adler). 1919 kehrte er nach Wien zurück, wo er Mitbegründer des Genossenschaftsverlags war und die Zeitschriften "Daimon" und "Die Gefährten" herausgab. 1932 emigrierte er nach Zürich, 1942 über mehrere Stationen – unter anderem hielt er sich bei seinem Bruder Carl Ehrenstein in London auf – nach New York. Ehrenstein gelang es nicht mehr, im US-amerikanischen Exil – gar in der neuen Sprache – Fuß zu fassen.

Ehrenstein ist einer der bedeutendsten expressionistischen Dichter des deutschsprachigen Raums, besonders in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte er in namhaften Verlagen. Sein Einfluss innerhalb des Literaturbetriebs war nicht gering, er war an expressionistischen Zeitschriften beteiligt und verfügte innerhalb der Künstlerschaft über ein dichtes Netzwerk, er war etwa mit Oskar Kokoschka befreundet. Der Nachlass Ehrensteins befindet sich in der National Library of Israel.

Auseinandersetzung mit Karl Kraus

Der zwölf Jahre ältere Karl Kraus bezeichnet sich 1920 als selbstloser Förderer Ehrensteins.[1] Kraus war nicht der erste Literat, den Ehrenstein kontaktierte, er war bereits intensiv mit Schnitzler in Kontakt ("ein auffallend begabter Bursch"[2]). Es war allerdings Kraus, der Ehrenstein nach der Erstveröffentlichung 1910 weiterhin publizierte und auch finanziell unterstützte[3] – den Veröffentlichungen ging teilweise eine intensive Beschäftigung mit den Texten voraus, wie der in den Beständen der Wienbibliothek im Rathaus befindlichen Korrespondenz aus den Jahren 1910 bis 1912 zu entnehmen ist. 1911 erscheint in dem mit der "Fackel" assoziierten Verlag Jahoda & Siegel die Erzählung "Tubutsch" (Illustrationen von Oskar Kokoschka) als Ehrensteins erste eigenständige Buchpublikation.

Als Kraus 1919 Ehrenstein und anderen ein "öffentliches Schweigen"[4] und einen "lyrischen Pazifismus"[5] vorwarf, wurde der Protegé zum erbitterten Gegner. Er schrieb im August 1919 an Stefan Zweig: "ich lebe auf dem Kriegspfade gegen Karlchen u. bin dabei, mir seinen Skalp zu holen".[6] Ehrensteins Pamphlet "Karl Kraus" erschien 1920 unter dem Eindruck des Plagiatsvorwurfs von Kraus gegen den jungen Expressionisten Georg Kulka. Ehrenstein sah in diesem Vorwurf sprachmoralischen Fanatismus und persönliches Geltungsbedürfnis wirken, er zeichnet Kraus als jesuitischen "Pater Crausicus". Trotz der sarkastischen und bitteren Angriffe gegen Kraus habe sich, so die Herausgeberin Hanni Mittelmann, Ehrenstein "zeitlebens seine Dankbarkeit und frühe Bewunderung […] für diesen großen Sprach- und Kulturkritiker" erhalten.[7]

Werke (Auswahl)

  • Albert Ehrenstein: Die weiße Zeit. München: Georg Müller 1914
  • Albert Ehrenstein: Die rote Zeit. Berlin: S. Fischer 1917
  • Albert Ehrenstein: Den ermordeten Brüdern. Zürich: Rascher 1919
  • Albert Ehrenstein: Bericht aus einem Tollhaus. Leipzig: Insel 1919
  • Albert Ehrenstein: Tubutsch. Mit 12 Zeichnungen von Oskar Kokoschka. Leipzig: Insel 1919
  • Albert Ehrenstein: Die Nacht wird. Novellen und Gedichte. Wien: Genossenschaftsverlag 1919
  • Albert Ehrenstein: Die Gedichte. Leipzig u.a.: Strache 1920
  • Albert Ehrenstein: Karl Kraus. Wien u.a.: Genossenschaftsverlag 1920 (Sonderdruck aus: Die Gefährten, 3. Jg., 1920, H. 7)
  • Albert Ehrenstein: Wien. Berlin: Rowohlt 1921
  • Albert Ehrenstein: Briefe an Gott. Wien: Waldheim 1922
  • Albert Ehrenstein: Ritter des Todes. Berlin: Rowohlt 1926
  • Albert Ehrenstein: Räuber und Soldaten. Roman frei nach dem Chinesischen. Berlin: Ullstein 1927
  • Albert Ehrenstein: Mein Lied. Mit Zeichnungen von Oskar Kokoschka. Berlin: Rowohlt 1932

Quellen

Literatur

  • Veronika Hofeneder: Albert Ehrenstein. In: Transdisziplinäre Konstellationen in der österreichischen Literatur, Kunst und Kultur der Zwischenkriegszeit (2018)
  • Dietmar Goltschnigg [Hg.]: Karl Kraus im Urteil literarischer und publizistischer Kritik. Texte und Kontexte, Analysen und Kommentare. Band 1 (1892–1945). Berlin: Schmidt 2015
  • Hanni Mittelmann: Nachwort. In: Albert Ehrenstein: Werke. Bd. 5 (Aufsätze und Essays). Göttingen: Wallstein 2004, S. 571–590
  • Huff, Matthias: Selbstkasteiung als Selbstvergewisserung. Zum literarischen Ich im Werk Albert Ehrensteins. Stuttgart: M & P 1994
  • Wallas, Arman A.: Albert Ehrenstein. Mythenzerstörer und Mythenschöpfer. München: Boer 1994
  • Laugwitz, Uwe: Albert Ehrenstein. Studien zu Leben, Werk und Wirkung eines deutsch-jüdischen Schriftstellers. Frankfurt/M. u.a.: Lang 1987
  • Gauß, Karl Markus: Wann endet die Nacht. Über Albert Ehrenstein. Essay. Zürich: Edition Moderne 1986
  • Beigel, Alfred: Erlebnis und Flucht im Werk Albert Ehrensteins. Frankfurt/M.: Athenäum 1972


Albert Ehrenstein im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Referenzen

  1. vgl. Die Fackel 552/553, S. 8
  2. Arthur Schnitzler: Tagebuch 21.12.1906
  3. vgl. Goltschnigg 2015, S. 645
  4. Die Fackel 514–518, S. 5
  5. ebd., S. 7
  6. Ehrenstein 1989, 192
  7. Mittelmann 2004, 581