Thomas Ebendorfer

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Daten zur Person
Personenname Ebendorfer, Thomas
Abweichende Namensform Haselbach, Thomas von
Titel Dr. theol., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 10527
GND 118681516
Wikidata Q320735
Geburtsdatum 10. August 1388 JL
Geburtsort Haselbach bei Stockerau, Niederösterreich
Sterbedatum 12. Jänner 1464 JL
Sterbeort Wien
Beruf Theologe, Historiograph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 27.02.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof Perchtoldsdorf, Pfarrkirche
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Rektor der Universität Wien (1429 JL, bis: 1430 JL)
  • Rektor der Universität Wien (1445 JL)

Thomas Ebendorfer (Thomas von Haselbach), * 10. August 1388 Haselbach bei Stockerau, Niederösterreich, † 12. Jänner 1464 Wien (Pfarrkirche Perchtoldsdorf; Grabplatte in der Nikolauskapelle, Wehrturm), Theologe, Historiograph.

Einer bäuerlichen Familie entstammend, begann Ende 1408 sein Studium an der Universität Wien (Magister artium 1412, Dr. theol. 1428), hielt an der Artistenfakultät bis 1425 Vorlesungen (Dekan 1419, 1422) und wurde 1420 zum Priester geweiht. 1427 wurde Ebendorfer Domherr zu St. Stephan, 1433-1435 nahm er am Konzil zu Basel (1431-1449) teil, das sich eine Kirchenreform und die Erneuerung der kirchlichen Einheit zum Ziel gesetzt hatte, und 1435 war er als Pfarrer von Perchtoldsdorf tätig. Von der Universität Wien wurden ihm laufend hohe Würden übertragen; 1428-1430, 1435, 1437/1438, 1447, 1449/1450, 1452, 1455 und 1463 war er Dekan der theologischen Fakultät, 1429/1430 und 1445 Rektor. 1451/1452 begleitete er König Friedrich IV. zur Kaiserkrönung (Friedrich III.) nach Rom. Als Redner und Organisator besonders begabt, war Ebendorfer oftmals Sprecher der Universität, die er im wesentlichen aus den politischen Wirren der Zeit nach 1440 („Zeit des österreichischen Faustrechts" [ Karl Schalk ], Vormundschaftsstreit um Ladislaus) herauszuhalten vermochte.

Neben zahlreichen Predigten und Reden verfaßte er auch historische Werke. Als Geschichtsschreiber nüchtern, doch am Detail interessiert, vermittelte er vor allem in der „Cronica Austriae" viele wichtige Einzelheiten, die zum Teil auf persönlichen Erlebnissen beruhen; die Chronik ist eine der wichtigsten spätmittelalterlichen österreichischen Geschichtsquellen. Er hinterließ auch eine „Kaiserchronik" (Cronica regnum Romanorum, 1452) und eine „Papstchronik" (Cronica pontificum Romanorum). Ebendorfer war einer der fruchtbarsten Autoren der Weltliteratur und steht in vorderster Reihe der deutschen Chronisten und Theologen des Mittelalters.

Ebendorferstraße.

Literatur

  • Alphons Lhotsky: Thomas Ebendorfer. Ein österreichischer Geschichtschreiber, Theologe und Diplomat des 15. Jahrhunderts. Stuttgart: Hiersemann 1957 (Schriften der Monumenta Germaniae Historica, 15)
  • Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungs-Band XIX. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1963, S. 375 ff.
  • Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 47 ff. und Register
  • Alphons Lhotsky: Aufsätze und Vorträge. Band 4: Die Haupt- und Residenzstadt Wien. Sammelwesen und Ikonographie. Der österreichische Mensch. Hg. von Hans Wagner und Heinrich Koller. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1974, S. 225 ff.
  • Alphons Lhotsky: Thomas Ebendorfer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Band 5/6. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946/1947, S. 93 ff.
  • Alphons Lhotsky: Der Grabstein Thomas Ebendorfers. In: Adler 5 (1943), S. 52 ff.
  • Wilhelm Brauneder [Hg.]: Juristen in Österreich. 1200-1980. Wien: Orac 1987, S. 24 ff., 314 f.
  • Walter Jaroschka: Thomas Ebendorfer als Theoretiker des Konziliarismus. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 71. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1963, S. 87 ff.
  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien / München: Österreichischer Bundesverlag [u.a.], S. 182
  • Kurt Ruh [Hg.]: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Band 2: Comitis, Gerhard - Gerstenberg, Wigand. Berlin [u.a.]: de Gruyter 1980, S. 253 ff.
  • Silvia Petrin: Geschichte des Marktes Perchtoldsdorf. Band 1. Perchtoldsdorf: Verlag der Marktgemeinde 1983, S. 15 ff., 269 ff. und Register
  • Anton Zeissl: Vom alten Haselbach und seinem großen Sohn. In: Korneuburger Nachrichten 1984, Heft 3
  • Herta Eberstaller: Thomas Ebendorfers erster Bericht vom Basler Konzil an die Wiener Universität. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 64. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1956, S. 312 ff.
  • Gertrude Grabherr: Die Staats- und kirchenpolitische Anschauungen in den historischen Werken Thomas Ebendorfers. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
  • Elisabeth Kugler: Thomas Ebendorfers Fürstenreden. Diss. Univ. Wien. Wien 1972
  • Otto Mazal: Eine neuerworbene Handschrift der Österreichischen Nationalbibliothek mit Schriften Thomas Ebendorfers. In: Biblos 9 (1960), S. 77 ff.
  • Joseph von Aschbach: Geschichte der Wiener Universität. Band 1. Wien: Hölder 1865, S. 493 ff.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 72, 432
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972