Zwangsarbeiterlager Wollzeile 13
48° 12' 31.47" N, 16° 22' 32.06" E zur Karte im Wien Kulturgut
In 1., Wollzeile 13 befand sich zumindest 1944/1945 eine lagerartige Unterkunft der nationalsozialistischen Zeit für mindestens zwei, vermutlich aber mehr Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Für einen dort untergebrachten niederländischen Zwangsarbeiter stellte ein Wiener Arbeitsamt im Dezember 1943 eine Arbeitskarte als "Setzer" aus und nannte als Arbeitsstelle: "Ost. Zeitungsverlag, Wien 1., Fleischmarkt 5", also "Ostmärkischer Zeitungsverlag K. G.". Der Verlag war laut Fernsprechbuch 1941 zuständig für zehn Zeitungen beziehungsweise Zeitschriften. Die Entlassung des Zwangsarbeiters aus dem Innsbrucker Arbeitserziehungslager (AEL), wo er zuvor inhaftiert war, erfolgte auf Intervention des Wiener Verlagschefs. 1944/1945 wohnten mindestens zwei seiner niederländischen Bediensteten in der Wollzeile 13.
Die Unterkunft in der Wollzeile 13 war kein eigentliches "Lager", aber neben den genannten anscheinend Unterkunft für weitere Zwangsarbeiter. Im Haus befand sich die 1938 "arisierte" beziehungsweise enteignete Apotheke "Zum Römischen Kaiser". Das Haus wurde im November 1944 durch Bombentreffer beschädigt.
Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien
Quellen
- Hermann Rafetseder: Gesammeltes Material aus Versöhnungsfonds-Akten (Kopien)
Literatur
- Hermann Rafetseder: Lager und lagerartige Unterkünfte der NS-Zeit in Wien für das Online-Lexikon "Wien Geschichte Wiki", auf Basis von Material des Österreichischen Versöhnungsfonds. 108 Lager-Artikel und vier "Bonus-Tracks", erstellt im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Linz: Eigenverlag 2017
- Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen: Wiener Verlag für Sozialforschung in EHV Academicpress GmbH 2014, S. 474