Zwangsarbeiterlager Nordportalstraße 156

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Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution Zwangsarbeiterlager
Datum von 1942
Datum bis 1945
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 58699
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit
Quelle NS-Lager in Wien
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Letzte Änderung am 22.10.2021 durch WIEN1.lanm09mer

Frühere Adressierung

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48° 13' 1.32" N, 16° 24' 16.62" E  zur Karte im Wien Kulturgut

In 2., Nordportalstraße 156 (Nähe Prater) befand sich zumindest von 1942 bis 1945 ein Lager der nationalsozialistischen Zeit der Siemens-Schuckert-Werke für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, das auch als Arbeiterlager Nr. III bezeichnet wurde.

Der Stempel der "Siemens-Schuckertwerke A.G. / Arbeiterlager Nr. III / Wien II, Nordportalstr. 156" findet sich auf einer „Anmeldung bei der polizeilichen Meldebehörde“ vom Oktober 1942 für einen tschechischen Zwangsarbeiter sowie von März bis Oktober 1943 als Meldeadresse eines griechischen Zwangsarbeiters mit dem Wortlaut "2, Nordportalstr. 156 (Siemens-Schuckertwerk)".

Laut Lehmanns Adressbuch befand sich das Siemens-Schuckert in 20., Engerthstraße 137, darüber hinaus gab es 1941 auch ein Zentrallager in der Engerthstraße 150.

In der Fabrik wurden Kriegsteile produziert. Bei den Flächenbombardierungen von Wien wurde das Lager einige Male getroffen, und bei einem Luftangriff im Februar 1945 unter anderem ein tschechischer Zwangsarbeiter und eine belgische Zwangsarbeiterin verschüttet.

Untergebracht waren die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in einer Holzbaracke "mit hölzernen zweistöckigen Betten" und nur einer Decke pro Arbeiter. "Die Eingangstür der Baracke war ständig von einem bewaffneten österreichischen [sic!] Soldaten bewacht". Jeden Morgen wurden die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter von österreichischen Wächtern zur Arbeitsstelle begleitet, wo sie unter anderem "Steinkohle von den Waggons abladen" mussten, die "vom Werk als Brennmaterial verwendet" wurden.

Nach Aussagen eines griechischen Zwangsarbeiters wurde er, als er krank war und nach Ansicht der Wächter nicht genug gearbeitet hatte, von der Firma der Gestapo übergeben, die ihn vier Monate lang im Arbeitserziehungslager (AEL) Oberlanzendorf anhielt. Danach sei er ab August 1944 beim Stellungsbau an der ungarischen Grenze gewesen.

Ein vom Oktober 1942 bis Dezember 1943 am Lagerstandort Nordportalstraße 156 untergebrachter tschechischer Zwangsarbeiter, der für die Wiener Niederlassung von Siemens-Schuckert arbeitete, berichtete von einem weiteren Siemens-Lager im Prater beziehungsweise vom Siemens-Schuckert-Werk in der Engerthstraße 137, in dem er und zehn weitere Tschechen arbeiten mussten.

Weiters nennt auch eine Liste des Wilhelminenspitals[1] das Lager 2., Prater, Nordportalstraße 156 für griechische uind polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

Diese Liste des Wilhelminenspitals verzeichnet die dort zwischen 1942 und 1945 behandelten Ausländerinnen und Ausländer. Die Liste enthält Aufnahmezahl, Vor- und Zuname, Geburtsdatum, Geburtsort (Land), Eintritt, Austritt, "Bestimmungsort" mit Firma und Wohnadresse (mit den zeitgenössischen Straßennamen).[2]

Weiters finden sich im Bestand Landesgericht für Strafsachen im Wiener Stadt- und Landesarchiv mehrere Strafakten[3] mit Bezügen zu Lagern für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Flüchtlinge, Ausländer und Internierte in den Jahren 1944/1945.

In den Strafakten LG I Vr 2059/1944 und LG I 2315/1944 wird das Lager 2., Nordportalstraße 156 ebenfalls als Lager der Siemens-Schuckert-Werke genannt.[4]

Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien

Quellen

Literatur

  • Stefan August Lütgenau: Zwangsarbeit im "Reichsgau" Wien 1938-1945. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 59 (2003), S. 167-186
  • Hermann Rafetseder: Lager und lagerartige Unterkünfte der NS-Zeit in Wien für das Online-Lexikon "Wien Geschichte Wiki", auf Basis von Material des Österreichischen Versöhnungsfonds. 108 Lager-Artikel und vier "Bonus-Tracks", erstellt im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Linz: Eigenverlag 2017
  • Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen: Wiener Verlag für Sozialforschung in EHV Academicpress GmbH 2014, S. 240

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.209 - Wilhelminenspital, A1 – Direktionsakten: Mappe 47: "Suchaktion Ausländer".
  2. Irrtümer bei den Bezirken und Hausnummern sind nicht ausgeschlossen. In die Bearbeitung aufgenommen wurden nur jene Adressen, bei denen "Lager" angegeben war, beziehungsweise nur jene Firmenlager, die als solche bezeichnet wurden.
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Strafsachen, A11 - Vr-Strafakten.
  4. Die beiden Akten wurden skartiert.