Zum schwarzen Bären (1)

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Das Bärenhaus am Lugeck zwischen 1852 und 1874
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1367
Datum bis 1875
Andere Bezeichnung Bärenhaus
Frühere Bezeichnung "an den Lugegk bey den Fleischpenkhen"
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 3262
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 25.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Zum schwazen Bären-Lugeck-1875.jpg
Bildunterschrift Das Bärenhaus am Lugeck zwischen 1852 und 1874
  • 1., Lugeck 1
  • 1., Rotenturmstraße 8
  • Nr.: 735 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 757 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 781 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1, Lugeck 1, (Konskriptionsnummer 735), identisch mit Rotenturmstraße 8-10.

Unterhalb des ersten Stockwerkes des ehemals hier gestandenen Hauses war an der Ecke Rotenturmstraße/Lugeck je ein steinerner Bär angebracht, die beide mit den Köpfen aneinander stießen. Von diesem Wahrzeichen erhielt das Haus den Schildnamen "zum schwarzen Bären". Es wurde kurz das "Bärenhaus" genannt, an das sich manche Sage knüpfte.


Sagen um das Bärenhaus

Moritz Bermann erzählt, dass in der Vorhalle eines einstmals hier gestanden Hauses das Steinbild eines Mannes mit robustem Körperbau, auf einer Bärenhaut liegend, zu sehen war und worüber die Inschrift "Zum Bärenhäuter" zu lesen war. Bermann macht aus dem Steinbild den Markomannenfürsten Marbod († 41 nach Christus, Ravenna, Italien), der sich hier auf Wiener Boden mit seinen Nachbarn gegen die Römer verschworen haben soll, worauf diese sofort nach den Donaugegenden vordrangen.

An anderer Stelle erzählt Moritz Bermann wieder von einem deutschen Landsknecht, der nach der Schlacht bei Varna im Jahr 1444 dem Unheil nur dadurch entrann, dass er mit dem Teufel einen Pakt schloss. Er musste diesem geloben, durch eine Reihe von Jahren lediglich in ein Bärenfell gehüllt, im Wald zu leben und sich niemals zu reinigen, was der Landsknecht auch getreulich befolgte. Der Besitzer des Bärenhauses habe dem hässlichen und ungewaschenen Patron, der viel Geld besessen, seine jüngste Tochter zur Frau gegeben. Vor der Hochzeit entpuppte sich aber der Bärenhäuter als ganz sauberer Mann, worüber die beiden älteren Schwestern vor Neid außer sich gerieten, die eine sich erhängt, die andere sich in den Hausbrunnen gestürzt haben soll. Dieser Doppelselbstmord zweier Schwestern in dem Hause ist nach Bermann urkundlich, doch verschweigt er die Quelle.


Geschichte des Bärenhauses

Der älteste, bekannte Besitzer wird im Jahr 1367 genannt. Der damalige Besitzer musste das Haus wegen Geldschuld an Johann von Tirna abtreten, der es am 29. Juli 1367 um 600 Pfund Wiener Pfennig Jacob, dem Sohn das Bürgermeisters von Wien Heinrich Lang verkaufte.

Im Mittelalter wurde das Gebäude "an den Lugegk bey den Fleischpenkhen" genannt. 1439 kam das Bärenhaus in den Besitz des Ratsherrn Erasmus Ponhaimer. 1452 vererbte er es seinem Sohnes Hanns und dessen Schwager Georg Talhaimer (laut Moritz Bermann) wäre dies die Zeit des sagenhaften Bärenhäuters gewesen). Sie ließen auf dem Grundstück zwei neue Häuser, mit den späteren Konskriptionsnummern 735 und 734, errichten. Im Lauf der Zeit kamen diese in verschiedene Hände, 1567 wurde der Komplex völlig umgebaut und aufgestockt (drittes Stockwerk).

Als 1664 das Haus an den Apotheker Johann Paul Sauer verkauft wurde, verlegte dieser seine Apotheke, die seit 1660 im Haus am Stephansplatz (Stadt 627, neu Stephansplatz 9) geführt hatte, hierher und benannte sie nach dem Schildnamen des Hauses "Zum schwarzen Bären". Unterhalb des ersten Stockwerks waren an beiden Fronten des Gebäudes steinerne (schwarz bemalte) Bären angebracht, deren Köpfe an der Hauskante zusammenstießen. Sie verschwanden im Zuge einer Restaurierung (1852) ebenso wie die im zweiten Stockwerk angebrachte Sonnenuhr.

1873 wurde das Haus vom Wiener Stadterweiterungsfonds erworben, 1875 kam es zum Wiener Bauverein. 1876 wurde das weiträumige, zwei Höfe umschließende Gebäude abgebrochen. Die bis dahin dort untergebrachte Bärenapotheke musste sich um anderer Räumlichkeiten umsehen und fand dieses am Graben 7.

An seiner Stelle stand bis 1945 der Germaniahof der gleichnamigen Lebensversicherungsgesellschaft.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre


Siehe auch: Lugeck 1; Rotenturmstraße 10; Germaniahof


Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 1. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 42-44
  • Sagen und geschichtliche Erzählungen der Stadt Wien. Wien 1922, S. 29
  • Wiener Communal-Blatt 1875, 289 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 315