Zinngießer

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Wappen der Metall- und Zinngießer von Hugo Ströhl 1904/1910.
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
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Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Berufswappen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Genossenschaftswappen Metall- und Zinngießer Stroehl.jpg
Bildunterschrift Wappen der Metall- und Zinngießer von Hugo Ströhl 1904/1910.


Älteste Zeugnisse stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Zinngießer gehörten zur Zunft der Schmiede, gelegentlich auch zu den Bäckern oder Krämern, später zu verschiedenen metallverarbeitenden Handwerkern (beispielsweise Buchdruckern oder Glasern).

In Wien wird erstmals 1326-1342 der Zinngießer Dietricus als Hausbesitzer erwähnt; bis 1500 lassen sich weitere 59 Zinngießer nachweisen, von denen einige beträchtliches Vermögen besaßen.

1393 werden Zinngießer auf der Brandstätte erwähnt, die in "Altanen", einfachen Schaufenstern, ihre Ware zeigten.

Die soziale Stellung lässt sich daran erkennen, dass Zinngießer als Vertreter der Handwerker im Rat saßen. Im Inneren Rat saßen bis 1526 insgesamt drei Zinngießer, im Äußeren Rat um 1460 ebenfalls drei. Anfang des 15. Jahrhunderts schlossen sich die Zinngießer in einer Bruderschaft zusammen, die ihre Andachten beim Katharinenaltar in Sankt Stephan abhielt. 1416 erließ die Stadt Wien die erste Zinngießerordnung (1430 erneuert und wenig später ergänzt), die lediglich das Zinngießen erlaubte, nicht hingegen die Herstellung geschlagener Zinnarbeiten. Konkurrenz erhielten die Zinngießer vor allem durch süddeutsche und italienische Händler.

Ab Ende des 15. Jahrhunderts musste nach vierjähriger Lehrzeit, zweijähriger Gesellenzeit und Wanderschaft ein Meisterstück angefertigt werden. Ab 1527 mussten Wiener Zinnarbeiten mit einem Meisterzeichen versehen werden. Das einzig erhaltene Werk, das vermutlich aus Wien stammt, ist eine mit fein gravierten Brustbildern reich verzierte Deckelkanne mit Standring und zylindrischem Mantel (datiert 1580, bezeichnet mit einem W und dem [vermutlich Wiener] Stadtwappen).

Zahlreiche Stücke gibt es aus Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg.

Der Rohstoff der Wiener Zinngießer stammte vor allem aus Böhmen, zum geringeren Teil aus dem heutigen Polen.

Wappen

1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten. Das Wappen der Zinngießer hat folgendes Aussehen:

In Rot über einem querliegenden goldenen Kanonenrohr eine goldene Glocke mit dem Kreuzschildchen von Wien und der Inschrift: "VINDOBONA". – "MCMIV" (1904). Hinter und oberhalb der Glocke ein silbernes Zahnrad, beseitet von einem silbernen Becher und silbernen Krug.

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. VI
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 22, Taf. VI
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 755
  • Adolf Mais: Die Zinngießer Wiens. In: Jahrbuch 14 (1958), S. 7 ff.
  • Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 367 ff.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 160
  • Georg Wacha: Zinngießer in Niederösterreich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich Neue Folge 62/1 (1996), S. 345 ff.

Weblinks