Wolf D. Prix
- O. Prof. für Architekturentwurf an der Hochschule für angewandte Kunst (1993)
- Vorstand am Institut für Architektur der Universität für Angewandte Kunst (2003 bis 2012)
Wolf D. Prix, * 13. Dezember 1942 Wien, Architekt.
Biografie
Wolf D. Prix kam in Wien als Sohn eines Architekten zur Welt. Er studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, der Architectural Association in London und am Southern California Institute of Architecture in Los Angeles (SCI Arc). Gemeinsam mit Helmut Swiczinsky und Rainer Maria Holzer gründete er 1968 die Architektengemeinschaft Coop Himmelb(l)au. Holzer verließ die Gemeinschaft 1971, Swiczinsky zog sich 2001 aus dem operativen Geschäft zurück und schied 2006 ganz aus.
Prix war Professor für Architekturentwurf an der Universität für angewandte Kunst in Wien, an der er von 1999 bis 2003 Studiendekan für Architektur, Industrial Design, Produktgestaltung, Mode und Bühnengestaltung und von Oktober 2003 bis Sommer 2012 Vizerektor war. Am 2. Juli 2012 legte er alle Ämter und Funktionen an der Universität für angewandte Kunst Wien aus Protest gegen die von Rektor Gerald Bast getroffenen Entscheidungen nieder, die er als "mehr den Entscheidungen eines beamteten Ministeriums entsprechen[d], als denen einer Kunstuniversität" [1] bezeichnete.
In den ersten Jahren arbeitete Coop Himmelb(l)au an Projekten im Bereich der experimentellen Architektur, beispielsweise an einer beweglichen, aufblasbaren und bewohnbaren Wolke (1968–1972) und an der Wolkenkulisse für den "Wiener Supersommer" 1976. Coop Himmelb(l)au konnte sich international in vielen Bereichen der Architektur etablieren und gehört zu den österreichischen Architekturbüros von internationalen Rang. Das Unternehmen plant Fabriken, Museen, Entertainment-Centers, Bibliotheken und Forschungszentren wie auch Wohn- und Bürobauten.
In den 1970er und 1980er Jahren realisierte Coop Himmelb(l)au nur wenige Bauten in Österreich. Darunter fallen die Reiss-Bar 1977, das Lokal Roter Engel 1980, Humanic-Filialen in Mistelbach 1979 und Wien 1980/81, der Dachausbau einer Anwaltskanzlei in Wien 1984 bis 1988 sowie das mehrfach ausgezeichnete Funder Spanplattenwerk 1988 bis 1989. 1988 eröffneten Coop Himmelb(l)au ein Büro in Los Angeles, dem im Jahr 2000 – nach dem Sieg im Wettbewerb für das JVC-Center in Guadalajara (Mexiko) – auch ein Büro in Mexiko folgte.
Die Teilnahme an der Ausstellung "Deconstructive Architecture", die der 80-jährige Architekt Philip Johnson 1988 im Museum of Modern Art (New York) gestaltete, machte die Architektengemeinschaft schlagartig in den Vereinigten Staaten von Amerika bekannt und stellte Coop Himmelb(l)au auf eine Stufe mit Rem Kohlhaas oder Frank Gehry.
In den 1990er Jahren errichteten das Büro eine Reihe von Bauten in Wien, darunter den SEG-Turm an der alten Donau (1994–1998), einen Wohnbau bei der Remise Vorgartenstraße (1994–2000), den Innenraum des Gasometers B mit Wohnungen, einem Studentenheim und der Rockhalle (1995–2001), zwei Wohnhochhäuser am Wienerberg, einen Wohn- und Bürobau auf der Liegenschaft des Mautner-Markhof-Kinderspitals sowie einen Zubau zum Forschungszentrum Seibersdorf (1995).
Auch international feiert Coop Himmelb(l)au große Erfolge, die Architektengemeinschaft gewann Wettbewerbe in Deutschland, Holland, Mexiko, den USA und Frankreich. Zu den aktuellsten Projekten zählt der 2019 gewonnene Wettbewerb für das Science & Technology Museum in Xingtai. Ebenso aktuell ist der Entwurf für das staatliche Opern- und Balletttheater von Sewastopol (Krim), das 2023 eröffnet werden soll. Es wird Teil eines im Auftrag des Kremls errichteten Kulturkomplexes sein, ist politisch jedoch sehr umstritten und Gegenstand rechtlicher und ethischer Diskussionen. Das Projekt verschärft den Krim-Konflikt zwischen der Ukraine und Russland und umgeht die von der EU und den USA verhängten Sanktionen.
Wichtige Bauten sind etwa das UFA Cinema Center Dresden (1997–1998) oder der Pavillon für die Schweizerische EXPO 2002 am Expo-Standort Biel. Von den Projekten und Bauten der letzten Jahre seien vor allem die BMW-Welt in München (2001–2007), der Wettbewerb und Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main (2003–2014), das Musée des Confluences in Lyon (2001/10–2014), der Erweiterungsbau der Akademie für bildende Künste in München (2005) und die Martin-Luther-Kirche in Hainburg (2008–2011) hervorgehoben.
In zahlreichen Gruppenausstellungen sind die Arbeiten von Coop Himmelb(l)au präsent. 1992 widmete das Centre Georges Pompidou Coop Himmelb(l)au eine Einzelausstellung, des Weiteren sind die Einzelausstellungen im MAK Wien 2003 (2002 im MAK L.A.), im Österreichischen Kulturforum New York 2006, in den Ausstellungsräumen der Universität für angewandte Kunst Wien 2010 und im Design Center Busan (Korea) 2011 zu erwähnen. 1996 war Coop Himmelb(l)au österreichischer Vertreter auf der Architektur-Biennale in Venedig, bei der die Arbeiten des Architekturbüros wiederholt in verschiedenen Pavillons gezeigt wurde. In Folge nahm die Architektengemeinschaft an zahlreichen Architekturbiennalen weltweit teil, zum Beispiel 2011 in Buenos Aires. 2006 kuratierte Wolf D. Prix den österreichischen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig.
Coop Himmelb(l)au erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1988 den Preis der Stadt Wien für Architektur, 1999 den Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur, 2002 das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und 2009 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
Prix ist Mitglied der Architektenkammern in Österreich, Deutschland und Kuba. Einen Teil seines Vorlasses hat der Architekt 2014 an das "Archiv der Zeitgenossen" übergeben.
Literatur
- Crimean Opera House Pulls Back Curtains On Russian Sanctions Loophole. In: Radio Liberty, 03.03.2021 [Stand: 26.05.2021]
- Austrian architectural firm building theater in occupied Sevastopol: Ukraine may impose sanctions. In: Rubryka, 01.12.2020 [Stand: 26.05.2021]
- Wolf D. Prix / COOP Himmelb(l)au has won science & technology Museum in Xingtai. In: Atmos, 29.07.2019 [Stand: 26.05.2021]
- Architekt Wolf D. Prix verlässt Angewandte. In: Der Standard, 02.07.2012 [Stand: 26.05.2021]
- Sylvia Lavin [Hg.]: CoopHimmelb(l)lau. München: Prestel 2010.
- Peter Noever: Coop Himmelb(l)au. Beyond the Blue. München: Prestel 2007.
Links
Einzelnachweise
- ↑ Der Standard Online", 2. Juli 2012, 15:06