Wilhelmine Moik

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Daten zur Person
Personenname Moik, Wilhelmine
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 11638
GND 126313415
Wikidata Q1653387
Geburtsdatum 26. September 1894
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. Jänner 1970
Sterbeort Bad Vöslau
Beruf Politikerin, Gewerkschafterin, Weißnäherin
Parteizugehörigkeit Sozialistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW, POLAR
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Letzte Änderung am 1.12.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 6. Februar 1970
Friedhof Friedhof Ottakring
Grabstelle Gruppe 26, Nummer 2
  • 16., Liebhartsgasse 44 (Geburtsadresse)
  • 16., Thaliastraße 117 (Wohnadresse)
  • 16., Wichtelgasse 6 (Wohnadresse)
  • 16., Gablenzgasse 100-104 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Abgeordnete zum Nationalrat (19. Dezember 1945, bis: 14. Dezember 1962)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderates (24. Mai 1932, bis: 12. Februar 1934)
  • Vorsitzende des gewerkschaftlichen Frauenreferats (1927, bis: 1934)
  • Frauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945, bis: 1959)
  • Vorsitzende der SPÖ-Frauen Wien (1948, bis: 1963)

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich
  • Johann-Böhm-Plakette
  • Karl-Pick-Plakette der Sektion Handel der GPA
  • Viktor-Adler-Plakette der SPÖ

Wilhelmine Moik, * 26. September 1894 Wien, † 12. Jänner 1970 Bad Vöslau, Gewerkschafterin, Politikerin.

Biografie

Wilhelmine Moik stammte aus einer politisch interessierten Ottakringer Arbeiterfamilie. Sie kam als viertes von neun Kindern des Werkzeugmachers Leopold Moik und der Weißnäherin Adelheid Moik auf die Welt. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule wurde sie wie ihre Mutter Weißnäherin und arbeitete jahrelang in deren Heimwerkstatt, um so zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Bereits mit 18 Jahren wurde Wilhelmine Moik Gewerkschaftsmitglied und trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Zu diesem Zeitpunkt, 1912, übernahm sie ihre erste Funktion im Hausangestellten-Verband. Ab 1916 entfaltete sie eine intensive Tätigkeit in der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen, dem Verband der Hausgehilfinnen und Heimarbeiterinnen, wo sie von 1916 bis 1921 angestellt war. Anschließend wechselte sie als Mitarbeiterin von Anna Boschek in die Gewerkschaftskommission. Von 1927 bis 1934 war sie im neu geschaffenen Referat für Frauenarbeit im Bund freier Gewerkschaften als Frauensekretärin tätig. In dieser Funktion arbeitete sie eng mit Käthe Leichter zusammen. Regelmäßig publizierte sie zu ihren Arbeitsschwerpunkten unter anderem in "Das kleine Blatt" oder der "Arbeiterzeitung".

Vom 24. Mai 1932 bis zu seiner Auflösung am 12. Februar 1934 gehörte Wilhelmine Moik als Abgeordnete für den 16. Bezirk dem Gemeinderat der Stadt Wien und dem Wiener Landtag an, wo sie im Ausschuss für Wohlfahrtswesen und soziale Verwaltung wirkte. Wilhelmine Moik zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern.

Während der Zeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes wurde sie mehrmals verhaftet. Nach einer sechswöchigen "Anhaltehaft" im Februar 1934 war Wilhelmine Moik im Untergrund bei den Revolutionären Sozialisten aktiv. Gemeinsam mit Frieda Nödl unterstützte sie, vermutlich unter dem Decknamen "Licht", im Rahmen der Sozialistischen Arbeiterhilfe (SAH) inhaftierte Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Aufgrund dieser illegalen Tätigkeit verhaftete man sie am 27. November 1937 erneut, sie kam erst am 17. Februar 1938 im Zuge der sogenannten "Februaramnestie" frei.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde sie am 7. Juli 1938 von der Gestapo ein weiteres Mal festgenommen und im ersten Prozess des Volksgerichtshofs gegen Funktionäre der Revolutionären Sozialisten und der Sozialistischen Arbeiterhilfe 1939 wegen Hochverrats zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Während ihrer Inhaftierung erkrankte sie schwer an der Lunge und verbrachte mehrere Monate im Inquisitenspital. Im Jänner 1941 kam sie frei, stand aber weiterhin unter Polizeiaufsicht. 1944, nach dem Attentat auf Hitler, wurde sie erneut für einige Tage inhaftiert. Bis Kriegsende arbeitete sie als Stenotypistin in einer Versicherung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Wilhelmine Moik erneut politisch in Erscheinung. Vom 19. Dezember 1945 bis 14. Dezember 1962 war sie für die Sozialdemokratische Partei Österreichs Abgeordnete zum Nationalrat. 1945 wurde sie zudem stellvertretende Obfrau der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter, wo sie eng mit Robert Uhlir zusammenarbeitete. Wilhelmine Moik war maßgeblich am Wiederaufbau der Gewerkschaften beteiligt und hatte von 1945 bis 1959 die Leitung des ÖGB-Frauenreferats inne; von 1951 bis 1963 übernahm sie den Vorsitz der ÖGB-Frauen. Von 1948 bis 1963 fungierte sie als Vorsitzende des Wiener Frauenkomitees der SPÖ und von 1946 bis 1962 als Vorsitzende-Stellvertreterin der SPÖ-Bezirksorganisation Ottakring. Die Sozialpolitikerin setzte sich zeitlebens vor allem für die Rechte von berufstätigen Frauen ein. Wilhelmine Moik war beispielsweise an der Ausarbeitung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes, des Mutterschutzgesetzes und des Heimarbeitsgesetzes maßgeblich beteiligt.

Für ihr Wirken wurde sie mehrfach ausgezeichnet. In Wien ist die städtische Wohnhausanlage Wilhelmine-Moik-Hof in Ottakring sowie der Wilhelmine-Moik-Platz im 2. Bezirk nach der Politikerin benannt. Zudem benannte man in der Zentrale des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (Johann-Böhm-Platz 1) einen Saal nach ihr.

Schriften

  • Wilhelmine Moik: Große Leistungen – Neue Forderungen. Wien: Sozialistischer Verlag 1949

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2276 f.
  • Agnes Broessler: Wilhelmine Moik. Ein Leben für die gewerkschaftliche Frauenpolitik. Wien: ÖGB Verlag 2006
  • Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
  • Susanne Feigl / Brigitte Limbeck: Politikerinnen in Wien. Wien: Frauenbüro, Magistrat der Stadt Wien 2000, S. 38 f.
  • 100 Jahre Gewerkschaftsbewegung in Österreich [1893–1993]. Ausstellung [des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ...]. Wien: Österreichischer Gewerkschaftsbund [1993], S. 56 f.
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Erwin H. Aglas [Hg.]: Die Zweite Österreichische Republik und ihre Repräsentanten. Politische Leistung im Spiegel des wirtschaftlichen Erfolges. Wien / Linz: Österreichisches Pressebüro 1960, S. 27 f.
  • Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905−1958
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 17.11.2019]
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995

Weblinks