Wiener Sport-Club

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Huldigung der erfolgreichen Sportklub-Mannschaft vom 1. Oktober 1958 mit einem Foto samt Autogrammen der Spieler im Bezirksmuseum Hernals.
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1883
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Eduard Engelmann (der Jüngere), Erich Hof, Hans Krankl
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Letzte Änderung am 9.10.2018 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Sportklub 1958.jpg
Bildunterschrift Huldigung der erfolgreichen Sportklub-Mannschaft vom 1. Oktober 1958 mit einem Foto samt Autogrammen der Spieler im Bezirksmuseum Hernals.
  • 17., Rötzergasse

Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Beim Allround-Sportverein „Wiener Sport-Club“ (WSC) mit den Vereinsfarben Schwarz-Weiß handelt es sich um den erfolgreichsten Sportverein aus dem 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals, der im Bezirksteil Dornbach beheimatet ist.

Piraten und Cyclisten

Wie für die Frühzeit des österreichischen Sports typisch, entstand auch der Wiener Sport-Club im Jahr 1907 aus der sukzessiven Fusion mehrerer Vereine. Am 24. Februar 1883 gründeten zunächst 18 Angehörige des Rudervereins „Pirat“, unter ihnen Eduard Engelmann (der Jüngere), mit dem Wiener Cyclistenclub einen Radfahrverein. [1] Mit der Aufnahme von Turnen und Fechten ab 1900 entwickelten sich die Hernalser früh zu einem Allroundsportverein weiter. Klubsitz war damals das Gasthaus Russ in der Hernalser Hauptstraße 13. 1902 bildete sich der Deutsche Sportverein aus dem Zusammenschluss der Deutschen Jungmannschaft Währing und des Fußball- und Athletik-Klub Vorwärts. Zwei Jahre später ging der Deutsche Sportverein in der Wiener Sportvereinigung auf, die 1905 auf die noch heute bespielte Heimstätte, den späteren Wiener Sport-Club Platz, in der Nähe des Dornbacher Friedhofs übersiedelte. Zwar sind die Schwarz-Weißen nicht der älteste Fußballverein Österreichs, dafür ist ihre Heimstätte aber der am längsten dauerhaft bespielte Fußballplatz Österreichs. 1907 trat die Wiener Sportvereinigung den Wiener Cyclisten bei und der Verein nahm den bis heute gebräuchlichen Namen Wiener Sport-Club an. Fußball wurde in der Folge zum Aushängeschild des Vereins, der als Treffpunkt ein Klublokal in der Rötzergasse verwendete.

Erste Erfolge und weitere Entwicklung

Die ersten Erfolge der Fußballabteilung stellten sich schon früh ein und es konnte bereits 1911 der Challenge Cup gewonnen werden. In der ersten regulären österreichischen Meisterschaft 1911/1912 landeten die Hernalser mit nur einem Punkt Rückstand auf Meister Rapid auf dem zweiten Platz. Anfang der 1920er Jahre erlebten die Schwarz-Weißen ihre erste Blütephase: In der Saison 1921/1922 sicherte sich der Wiener Sport-Club seinen ersten Meistertitel und 1923 den Cup. In den folgenden Jahren konnte sich der Verein konstant in der obersten Spielklasse halten und 1937 erneut das Cupfinale erreichen.

Triumph über Juve

Nach 1945 geriet der Wiener Sport-Club ins sportliche Hintertreffen und musste in der Saison 1951/1952 absteigen. Vereinsstützen wie Rudolf Röckl und Kurt Schmied, der spätere WM-Tormann von 1954, wanderten ab. Trotzdem gelang der jungen Mannschaft sofort der Wiederaufstieg und bereits nach kurzer Zeit in der obersten Spielklasse entwickelten sich die Hernalser zu einem seriösen Titelkandidaten. Mussten sie sich in der Saison 1954/1955 noch etwas unglücklich mit dem zweiten Platz begnügen, gelang in der Spielzeit 1957/1958 endlich der Sieg: 75 Jahre nach Gründung des Wiener Cyclistenclubs, feierten die Schwarz-Weißen ihren zweiten Meistertitel. Das berühmte Sport-Club Stürmerquintett dieser Zeit mit Erich Hof, Walter „Max“ Horak, Adi Knoll, Josef Hamerl und Karl Skerlan war jedem Wiener Fußballfreund vertraut und die siegesgewohnte grün-weiße bzw. violette Konkurrenz musste dem schwarz-weißen Offensivdrang Respekt zollen. In der Saison 1958/1959 konnten die Dornbacher ihren Titel verteidigen und holten damit ihre dritte und bis dato letzte Meisterschaft. Zwischen den beiden Meisterschaften sorgten die Schwarz-Weißen auch für einen der größten Triumphe in der österreichischen Europapokalgeschichte: Im Europapokal der Meister fegte der Wiener Sport-Club am 1. Oktober 1958 den italienischen Titelträger Juventus Turin vor 33.000 Zuschauern mit 7:0 aus dem Wiener Praterstadion und scheiterte erst im Viertelfinale des Wettbewerbs am späteren Sieger Real Madrid.

Erich Hof

Der kleine und schmächtige Stürmer Erich Hof ragte zwischen 1952 und 1969 (mit einer halbjährigen Unterbrechung 1964 beim Austria) aus der Dornbacher Mannschaft als „primus inter pares“ heraus. Unter der Regentschaft des als „schlampiges Genie“ bezeichneten Stürmers gewannen die Schwarz-Weißen zweimal die Meisterschaft, wurden dreimal Vizemeister und siegten sechsmal beim prestigeträchtigen Wiener Stadthallenturnier. Der Sohn einer Italienerin, die ein Eisgeschäft am Ring betrieb, absolvierte auch 36 Einsätze in der österreichischen Nationalmannschaft und erzielte dabei 28 Tore. Hof wurde nach seiner Spielerkarriere zweimal Trainer bei seinem Heimatklub, feierte zwei Meisterschaften mit dem FK Austria und war zwischen 1982 und 1984 auch Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Sein jüngerer Bruder Norbert spielte ebenfalls lange Jahre in Hernals und bei Rapid und kam als Verteidiger zu 31 Einsätzen in der österreichischen Nationalmannschaft.

Absturz und aktuelle Situation

1969, 1970 und 1979 landeten die Dornbacher noch dreimal auf dem zweiten Meisterschaftsrang. In den folgenden Saisonen brachte das Engagement prominenter Spieler wie Hans Krankl, Felix Gasselich oder Christian Keglevits aber nur kurzfristige Erfolge. In den 1980er Jahren häuften sich Negativerlebnisse und die Schwarz-Weißen gerieten, wie viele andere Wiener Traditionsvereine, aus finanziellen Gründen ins sportliche Abseits. In den 1990er Jahren wurde der Verein durch zwei Konkurse gebeutelt. In der Saison 1993/1994 waren die Hernalser das letzte Mal erstklassig und bildeten mit SV Gerasdorf eine Spielgemeinschaft, die nach nur einer Saison wieder aufgelöst wurde und die Schwarz-Weißen in die Regionalliga Ost, die dritthöchste Spielklasse, beförderte. Die finanziellen Schwierigkeiten spitzten sich weiter zu und führten zur Abspaltung der Fußballsektion in den am 1. Juli 2001 gegründeten Wiener Sportklub (WSK), die mit Unterstützung des Verbandes auch die Nachwuchsmannschaften übernahm und aktuell in der Regionalliga Ost ihr Dasein fristet. Die erfolgreiche Fußballsektion des Wiener Sport-Clubs hat damit zu existieren aufgehört. Aktuell werden beim ursprünglichen Verein (WSC) Fechten, Radsport, Schwimmen (seit 2007), Squash (seit 2011) und Wasserball betrieben. Am 26. April 2016 entschied die Mitgliederversammlung des Wiener Sport-Clubs die neuerliche Aufstellung einer eigenen Fußballabteilung. Diese trat in jener Saison in der 2. Klasse B an, die man als Fünfter von 13 Vertretern beendete. In der darauffolgenden Spielzeit fusionierte der WSC mit dem WSK, der wieder verschwand. Der WSC übernahm den Startplatz des WSK in der Regionalliga Ost sowie im ÖFB-Cup.

Siehe auch: Wiener Sport-Club Platz

Video

YouTube: Wiener Sport Club gegen Juventus Turin 7:0, 12 Min. 47 Sek. [Stand: 09.10.2018]

Literatur

  • Michael Almasi-Szabo: Pragmatisch und angepasst – der Wiener Sport-Club zwischen „Anschluss“ und Kriegsende, In: Fußball unterm Hakenkreuz in der Ostmark. Hg. von David Forster u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2014, S. 154-170
  • Michael Almasi-Szabo: Von Dornbach in die ganze Welt. Die Geschichte des Wiener Sport-Clubs. Wien: Verlagshaus Hernals 2010
  • Bernhard Hachleitner: Wiener Fußballmythen im Zeitalter der Medialisierung (1950-1970). Mit einem Untersuchungsschwerpunkt auf den popularen Diskursen um Erich Hof und den Wiener Sport-Club. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2003
  • Michael König: Vom Rudern, Radfahren und Fußballspielen. Die Geschichte des Wiener Sport-Clubs bis 1945. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2005
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsports in Österreich, S. 61 ff.
  • Wilhelm Schmieger: Der Fußball in Österreich. Wien: Burgverlag 1925
  • Rudolf Spitzer: Hernals. Zwischen Gürtel und Hameau und Wien: Mohl 1991, S. 176 f.

Einzelnachweise

  1. Michael Almasi-Szabo: Von Dornbach in die ganze Welt. Die Geschichte des Wiener Sport-Clubs. Wien 2010, S. 11-12

Michael Almasi-Szabo: Von Dornbach in die ganze Welt. Die Geschichte des Wiener Sport-Clubs. Wien: Verlagshaus Hernals 2010, S. 11-12