Walter Obermaier

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Walter Obermaier, 2022
Daten zur Person
Personenname Obermaier, Walter
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 34735
GND 129476846
Wikidata Q2545672
Geburtsdatum 13. September 1942
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Literaturwissenschaftler, Historiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 31.01.2024 durch WIEN1.lanm09was
Bildname Walter Obermaier Lembergh.jpg
Bildunterschrift Walter Obermaier, 2022

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Leiter der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek (1975 bis 1999)
  • Stellvertretender Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek (1991 bis 14.07.1999)
  • Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek (15.07.1999 bis 30.11.2003)

  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 29. November 2001, Übernahme: 7. Dezember 2001)
  • Komturkreuz des Päpstlichen Sylvester-Ordens (Verleihung: 11. September 2004, Übernahme: 4. März 2005)
  • Ehrenzeichen der Stadtgemeinde Schwechat in Silber (Verleihung: 1. Juli 2004, Übernahme: 30. Juni 2004)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 12. September 2023, Übernahme: 31. Jänner 2024)


Walter Obermaier, * 13. September 1942 Wien, Literaturwissenschaftler, Bibliothekar.

Biografie

Walter Obermaier wurde als Sohn des rechtskundigen Beamten der Stadt Wien Franz Obermaier und dessen Ehefrau Margarete, geb. Thalhammer, in Wien geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Bundesrealgymnasium in Waidhofen an der Thaya und dann in der Geblergasse in Wien-Hernals. Nach der Matura 1961 studierte er Geschichte und Germanistik an der Universität Wien und promovierte im Juni 1967 mit einer Dissertation über „Die Wiener Hofburg im Spätmittelalter“ zum Dr. phil.

Im Oktober 1967 trat Obermaier als Fachreferat für Geschichte und Topografie Wiens in die damalige Stadtbibliothek (Magistratsabteilung 9) ein. Bereits 1975 avancierte er zum Leiter der renommierten Handschriftensammlung und baute diese in den folgenden Jahrzehnten konsequent aus. Dabei konnte er für die Sammlung nicht nur Autografen von Johann Nestroy, Ödön von Horváth, Franz Theodor Csokor oder Karl Kraus erwerben, sondern hatte auch einen Blick auf zeitgenössische Literatur wie Peter Turrini, Joe Berger, Jeannie Ebner oder Friederike Mayröcker. An Nachlässen kamen unter seiner Leitung unter anderem jene des Schriftstellers und Literaturkritikers Hans Weigel, des ersten Kulturstadtrates nach 1945, Viktor Matejka, der im KZ ermordeten Literatin Alma Johanna Koenig, des Theatermachers Max Reinhardt, aber auch der "Vorlass" des Sammlers von Theater- und Schauspielermaterialien Pepi Treitl in die Handschriftensammlung.

Nachdem der Geisteswissenschaftler schon ab 1991 als stellvertretender Direktor zur engsten Führungsspitze der Magistratsabteilung 9 zählte, bestellte ihn der damalige Kulturstadtrat Peter Marboe im Juli 1999 zum Abteilungsleiter, der er bis November 2003 blieb. In dieser Zeit konnten in den an die Bibliothek grenzenden früheren Räumlichkeiten des Wiener Stadt- und Landesarchivs, das 2001 in den Gasometer gezogen war, ein eigener Ausstellungsraum, ein moderner, serviceorientierter Eingangsbereich, ein eigener Lesesaal für die Benützung von Handschriften sowie ein Seminarraum eingerichtet werden.

Gleich nach seinem Amtsantritt ging Walter Obermaier auch an die konzeptionelle Vorbereitung des Projekts Tiefspeicher in Hof Sechs. Nachdem das unter seiner Leitung erarbeitete Raumprogramm genehmigt worden war, konnten 2003 die Bauarbeiten beginnen und 2005 – bereits unter der Direktion seiner Nachfolgerin Sylvia Mattl-Wurm – der Speicherbau bezogen werden. Die Tiefgeschosse bieten heute auf 1.200 Quadratmetern Platz für Handschriften und wertvolle Druckschriften; im Erdgeschoss des Neubaus konnten die Plakatsammlung und die Restaurierwerkstätte einziehen.

Unter den zahlreichen wichtigen Erwerbungen jener Zeit ist vorrangig das Tagblattarchiv der Wiener Arbeiterkammer zu erwähnen. In rund 100.000 Mappen finden sich teils umfangreiche Zeitungsausschnittssammlungen zu Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, zu Sachthemen, Fotografien und Karikaturen. Weitere wichtige Zuwächse seiner Direktionsjahre waren Schubert- und Strauss-Autografen, der Nachlass Josef Schrammels, aber auch der Vorlass Helmut Eisendles, das literarische Archiv Wolfgang Bauers, die Sammlung der Rockband "Drahdiwaberl", die Forschungsbibliothek von Edith Rosenstrauch-Königsberg mit dem Schwerpunkten Josephinismus und Freimaurerei sowie die legendäre Plastiksackerl-Sammlung des "Opernführers" Marcel Prawy. 2001 wurde die Schubert-Sammlung der Bibliothek in das "Memory of the World"-Register der UNESCO aufgenommen.

Nicht zuletzt waren die Jahre 1999 bis 2003 auch jene Jahre, in denen die Hauptarbeit der Provenienzforschung an der heutigen Wienbibliothek geleistet wurde. Etwa 2.000 Objekte wurden von der Wienbibliothek schon unter Walter Obermaier restituiert. Die bedeutendsten und wertvollsten Objekte gehörten zur Sammlung Strauss-Meyszner, die die Stadt Wien 2001 um 5,3 Millionen Euro rückkaufte.

Vielfältig ist auch das publizistische Werk des gebürtigen Wieners. International bekannt wurde Walter Obermaier insbesondere als Mitherausgeber der Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke Johann Nestroys und Ferdinand Raimunds sowie als Autor literaturwissenschaftlicher Fachbeiträge. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen seit den späten 1960er Jahren finden sich Brief-Editionen von Johann Nestroy, Hugo Wolf oder Franz Schubert und die Neuherausgabe der "Wiener Spaziergänge" von Daniel Spitzer ebenso wie Werke zur Literatur- und Kulturgeschichte Wiens.

Darüber hinaus fungierte der Wissenschaftler auch als langjähriges Vorstandsmitglied der Internationalen Nestroy-Gesellschaft und der Raimund-Gesellschaft. Er brachte seine fachliche Expertise als Mitglied des Vorstands im Verein für Geschichte der Stadt Wien und des Kuratoriums der Museen der Stadt Wien ein und hielt zahlreiche Vorträge im Rahmen in- und ausländischer Tagungen, Symposien und Fachgespräche.

Literatur

  • Julia Danielczyk / Ulrike Tanzer [Hg.]: Unerwartete Entdeckungen. Beiträge zur österreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Wien: Verlag Johann Lehner 2014
  • Julia Danielczyk / Christian Mertens / Sylvia Mattl-Wurm [Hg.]: Das Gedächtnis der Stadt. 150 Jahre Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Verlag für Geschichte und Politik [u. a.] 2006
  • Neue Benützerräume der Stadt- und Landesbibliothek. In: Rathauskorrespondenz, 18.11.2003
  • Schubert-Sammlung der Stadtbibliothek „Memory of the World“. In: Rathauskorrespondenz, 28.11.2001
  • Neuer Leiter der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Rathauskorrespondenz, 15.07.1999

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