Walter Hohlweg
Walter Hohlweg, * 10. Oktober 1902 Wien, † 12. Februar 1992 Graz, Endokrinologe.
Biografie
Nach seinem Chemiestudium an der Technischen Hochschule in Wien von 1920 bis 1925 arbeitete er drei Jahre lang an der Biologischen Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften bei Eugen Steinach, dem Pionier der Sexualendokrinologie. Hohlweg fiel dabei die Aufgabe zu, das Follikelhormon aus Rinderplazenta und aus dem Harn schwangerer Frauen zu reinigen und zu standardisieren. 1928 wechselte er an das Schering-Hauptlaboratorium in Berlin und übernahm 1931 die Leitung der dortigen Hormonforschung. Hier leistete er wesentliche Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Östrogene. Dadurch konnten diese Hormone künstlich erzeugt werden und mussten nicht mehr aus Eierstöcken von Menschen und Tieren gewonnen werden. Zusätzlich entwickelte er mit Kollegen ein oral wirksames Hormon, das nicht mehr im Magen-Darm-Trakt abgebaut wurde. Er stellte das Progesteron zum ersten Mal rein dar und entdeckte den nach ihm benannten Hohlweg-Effekt. Gemeinsam mit Kollegen stellte er das Ethinylestradiol her, das bis heute noch in fast jeder Antibabypille enthalten ist. Von 1951 bis 1962 war Hohlweg Leiter Direktor des Instituts für Experimentelle Endokrinologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, anschließend bis 1973 Leiter der Hormonlabors an der Universitäts-Frauenklinik Graz.
Die Wiener Hohlweggasse im 3. Gemeindebezirk ist nicht nach Walter Hohlweg benannt.
Quellen
- Heinrich Heinlein und Walter Hohlweg: Ein neues Verfahren zur Darstellung wirksamer Organpräparate, Versiegeltes Schreiben, 3. 11. 1925, Archiv der ÖAW, Aktenzahl 709/1925.
- Walter Hohlweg und Eugen Steinach: Herstellung von wasserlöslichem Testicularhormon, Versiegeltes Schreiben, 10. 7. 1927, Archiv der ÖAW, Aktenzahl 566/1927.
- Totenprotokolleintrag 578/1992 (Stadtarchiv Graz)
Literatur
- Walter Hohlweg, Max Dohrn: Beziehungen zwischen Hypophysenvorderlappen und Keimdrüsen, Wr. Archiv für Innere Medizin, Bd 21, Heft 1, 1931, S. 337 ff.
- Walter Hohlweg: Die Hormone der Keimdrüsen in Biologie und Pathologie des Weibes. Urban & Schwarzenberg, München, 1953, S. 525
- Gerhard Bettendorf: Zur Geschichte der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Springer, 1997, S. 237 ff.