Wallishausser'sche Buchhandlung

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Ansicht der Buchdruckerei Wallishauser auf dem Josefstädter Glacis, um 1830
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 1788
Datum bis 1938
Benannt nach Wallishausser
Prominente Personen
PageID 74956
GND 1072986655
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 29.12.2022 durch DYN.krabina
Bildname Haus_und_Buchdruckerey_des_Herrn_Wallishauser.jpg
Bildunterschrift Ansicht der Buchdruckerei Wallishauser auf dem Josefstädter Glacis, um 1830
  • 8., Lenaugasse 19

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Johann Baptist Wallishausser I. (1757–1810), aus: Anton Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte, Bd. 2, S. 151

Wallishausser’sche Buchhandlung, benannt nach der Buchdrucker-, Buchhändler- und Verlegerfamilie Wallishausser (auch Wallishauser).

Die Anfänge der Wallishausser’schen Buchhandlung und Verlagsanstalt reichen zurück ins Jahr 1783, als der aus Hechingen (Baden-Württemberg) stammende Johann Baptist Wallishausser (I., 1757–1810) um Bewilligung zum Verkauf und Verleih antiquarischer Bücher in Wien ansuchte. Das "Tandlergewerbe" wurde ihm im Folgejahr auch bewilligt, er erwarb ein Geschäft in der Bognergasse und bereits 1788 erhielt er die Lizenz zur Führung einer Buchhandlung, wozu eine Buchhandelslehre sowie ein Kapital von 10.000 Gulden nötig waren. Der Buchhandlung Wallishausser, die sich auf dem Kohlmarkt befand, wurde ein Lekturkabinett (Leihbibliothek) angeschlossen, und im Jahr 1800 stieg Johann Baptist Wallishausser mit einer Buchdruckerkonzession in die Offizin von Joseph Georg Öhler in Altlerchenfeld ein, die er ab 1803 selbständig weiterführte.

Einer Ausweitung der verlegerischen Tätigkeit der Buchhandlung Wallishausser stand somit nichts mehr im Wege. Bereits in den 1790er Jahren waren bei Wallishausser prominente Titel wie etwa eine zwanzigbändige Ausgabe der Werke Friedrichs II. erschienen. Nun jedoch konnte er mit der Verwaltung der Wiener Hoftheater ins Geschäft kommen: 1805 stieg er zum "Hof-Theatral-Buchdrucker" auf, was ein Monopol auf den Druck sämtlicher Drucksorten der beiden Hoftheater, vor allem der Theaterzettel, bedeutete und – mit kurzer Unterbrechung – die finanzielle Haupteinnahmequelle der Druckerei Wallishausser bis 1868 darstellte. Daneben erschienen aber auch Theateralmanache sowie natürlich Theaterstücke und Libretti zahlreicher in- und ausländischer Erfolgsautoren wie etwa Franz Grillparzer, Johann Nestroy, Philipp Hafner, aber auch Iffland, Kleist und Kotzebue. Sie wurden bei Wallishausser entweder verlegt oder einfach (illegal und zu günstigen Preisen) nachgedruckt. Im theaterbegeisterten Wien schuf ein Programm wie dieses jedenfalls große Absatzmöglichkeiten.

Für die Expansion hatte Wallishausser allerdings auch viele Kredite aufgenommen, was die Firma in den 1790er-Jahren in gehörige finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte; die Familie war gezwungen gewesen in die Vorstadt zu ziehen und Wallishausser selbst hatte Schwierigkeiten, den "Handlungsfonds", das nötige Firmenkapital also, nachzuweisen. Als Wallishausser 1810 starb, bedrohten die Schulden zusammen mit der allgemeinen Lage – die Buchbranche war von Zensur und der kriegsbedingten Rezession stark betroffen – die Firma in ihrem Bestand noch massiv. Seiner Witwe Theresia geb. Weinzettl gelang es jedoch, die Geschäftsbilanz bis 1816 auszugleichen und nebenher noch die zahlreichen Kinder zu versorgen und ihnen ihre Pflichtteile auszuzahlen. 1819 übernahm der Sohn aus erster Ehe, der gelernte Buchdrucker Johann Baptist Wallishausser (II., 1791–1831) die Leitung der Firma und setzte den Weg seines Vaters als führender Theater-Druckerverleger Wiens fort. Schon bald konnte er das sogenannte "Michaelerhaus" am Josefstädter Glacis kaufen, wohin er nun auch die Druckerei, die bislang am Hohen Markt situiert war, verlegte. Eines der prominentesten Druckwerke aus dieser Zeit war der Almanach "Aglaia"; seinen Nachruhm begründete aber vor allem seine Rolle als Verleger Grillparzers, dessen Theaterstücke bei Wallishausser in Wien erschienen und in dessen Autobiographie er auch Erwähnung fand.

Nach dem frühen Tod Johann Baptist Wallishaussers II. im Jahr 1831 übernahm erneut eine Witwe Wallishausser das Ruder: Josefine (auch: Josepha), unter der das Familienunternehmen als „Johann Baptist Wallishaussers sel. Witwe“ firmierte. Josefine Wallishausser modernisierte die Druckerei durch Ankauf neuer Handpressen und sogar einer neuartigen Schnellpresse, war ansonsten jedoch eher von konservativer Gesinnung: Im Revolutionsjahr 1848 erschienen bei Wallishausser vorwiegend Schriften reaktionären Inhalts, was die Firma freilich nicht davor schützte, selbst in die Wirren hineingezogen zu werden und aufgrund des Drucks eines Theaterstücks, das im Nachhinein als staatsfeindlich eingestuft und verboten worden war, mit der Strafe eines zweijährigen Entzugs aller Theateraufträge belegt zu werden.

Unter ihrem Sohn Johann Baptist Wallishausser (III., 1831–1904), der 1854 die Firmenleitung von seiner Mutter übernahm, konnte man dann wieder zum traditionellen Hauptgeschäft, dem Theaterfach zurückkehren. Zu den gedruckten Büchern aus jener Zeit zählen etwa die Werke von Adolf Bäuerle oder Franz Grillparzer, daneben verließen aber auch immer mehr Monatsschriften und auch Plakate die Druckerei, die sich nunmehr in dem 1847 erbauten Straßentrakt des Hauses 8, Lenaugasse 19 befand. 1899 legte der mittlerweile in die Jahre gekommene Johann Baptist Wallishausser schließlich das Buchdruckergewerbe zurück.

Von seiner Buchhandlung hatte sich Johann Baptist Wallishausser III. schon 1854 auf dem Verkaufsweg getrennt, der traditionsreiche Name sollte aber noch bis tief ins 20. Jahrhundert weiterleben. Der nunmehrige Inhaber, der spätere Gemeinderat und Landtagsabgeordnete Josef Klemm, begründete unter anderem die erste österreichische Jagdzeitung (1858). 1881 verkaufte Klemm die "Wallishausser’sche k.u.k. Hofbuchhandlung" aus Gesundheitsgründen an Adolf W. Künast, der wiederum den Theaterschwerpunkt durch Ankauf des "L. Rosnerschen Theaterverlages in Wien" noch zusätzlich stärkte, aber auch weiterhin einen Akzent auf jagd- und forstwirtschaftliche Literatur legte. 1905 gingen Buchhandlung und Verlag an Paul Knepler über, von dem sie 1916 wiederum sein Bruder, der Impresario, Musikverleger und Kunsthändler Hugo Knepler übernahm. Im nunmehrigen "Verlag Paul Knepler (Wallishauser Buchhandlung) Wien" erschienen Bücher recht gemischten Inhalts, vorwiegend zeitgenössischer Autoren, aber auch Theater-, Musik- und Viennesia-Literatur sowie – als kleines Kuriosum - auch einige Esperanto-Titel. Wirtschaftlich scheint es nicht besonders gut gelaufen zu sein, denn 1927 musste das Unternehmen an Eugen Walter Kende verkauft werden. Kende schaffte es nicht, die Firma zu retten, und so wurde 1933 das Ausgleichsverfahren eröffnet und Kende 1935 aus dem Firmenregister gelöscht. Seit 1933 wurde die Buchhandlung von Rudolf Engel, dem Inhaber des Wiener EOS-Verlags, betrieben. 1937 von Max Bardega und Franz Bader als Offene Handelsgesellschaft weitergeführt, lief auch die Verlagsproduktion zunächst noch weiter: Im Jahr 1938 ist der letzte Titel mit dem Impressum "Wallishausser" belegt. 1939 wurde die Firma schließlich arisiert, im Handelsregister ist ein gewisser Karl Stary als Inhaber angeführt, die Umstände sind aber noch nicht erforscht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Buchhandlung, die sich zuletzt im Alten Rathaus befand, anscheinend weitergeführt und schloss erst 1964 endgültig ihre Pforten. Wallishaussergasse

Quellen

Literatur