Volkswehr

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Anwerbungen für die neue Volkswehr 1918
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 3. November 1918
Datum bis 3. Oktober 1920
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 56038
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Bildname Volkswehr1918.jpg
Bildunterschrift Anwerbungen für die neue Volkswehr 1918

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Die Gründung der Republik und die "Heeresfrage"

Nachdem sich die Auflösung der k. u. k. Armee im Oktober 1918 abgezeichnet hatte, war es zunächst ungewiss, ob die neue Republik überhaupt ein Heer haben sollte. Innerhalb der Sozialdemokratie gab es eine beträchtliche pazifistische Richtung, die das ablehnte. Außerdem fürchteten die Sozialdemokraten die Macht monarchistischer oder jedenfalls legitimistischer Offiziere, die einen Militärputsch anzetteln könnten. Die bürgerlichen Parteien befürchteten eine "Rote Armee" auf österreichischem Boden und plädierten dafür, sich auf eine Polizeitruppe für die Ordnung im Inneren zu beschränken. Unterstaatsekretär Julius Deutsch von den Sozialdemokraten hielt jedoch ein militärisches Machtvakuum für gefährlich. Gegen innerparteiliche Widerstände setzte er sich für die Bildung einer Freiwilligenarmee, der "Volkswehr", ein und wurde am 3. November 1918 von der Regierung mit deren Bildung betraut. Der Erlass des Staatsamtes für Heerwesen vom 16. November legte die Grundsätze der Ausgestaltung dieses Militärkörpers in Anlehnung an eine Landwehr fest. Erforderlich für den Eintritt in der Volkswehr war ein Bekenntnis zur Republik Deutschösterreich. Gleichzeitig wurde die Demobilisierung der alten k. u. k. Armee, die faktisch längst im Gang war, angeordnet.[1]

Kontrollorgane

Um die Soldatenräte zu kontrollieren, richtete die Sozialdemokratische Partei einen Wehrauschuss ein, der die Verbindung zu den Soldatenräten herstellen sollte. Vorsitzender des Ausschusses wurde der Kommandant eines Volkswehrbataillons, Dr. Josef Frey, der zwar dem revolutionären Lager angehörte, jedoch, wie sich zeigen sollte, sich nach und nach von den radikalen Kräften distanzierte.[2] Schon Ende November ging Julius Deutsch jedoch auch daran, einen zivilen Kontrollapparat aufzubauen. Der sozialdemokratische Militärfachmann Hugo Schulz hatte die Idee eines "Zivilkommissariats" entwickelt und diese wurde mit Staatsratsbeschluss vom 20. November 1918 verwirklicht. Das Zivilkommissariat erhielt das Recht gegen "Ausschreitungen des militärischen Geistes" im Heer vorzugehen, unzuverlässige Armeeangehörige zu entlassen und durch das Besuchsrecht eine Kontrollfunktion auszuüben. Außerdem stand dem Kommissariat zu, Vorschläge für die Neuregelung der Dienst- und Disziplinarordnung zu machen. Vor allem aber gehörte ihm ein Sekretariat für die Soldatenräte an, welches revolutionäre Bewegungen im Heer abfangen und kalmieren sollte. Aus dem Zivilkommissariat ging schließlich 1920 die Parlamentskommission für das Heerwesen hervor.[3]

Aufstellung

Der Auf- und Ausbau der Volkswehr ging rasch vonstatten. Etwa 60 Prozent der Volkswehreinheiten befanden sich in Wien und Niederösterreich. Die Intention der sozialdemokratischen Führung war es zunächst gewesen, eine in erster Linie aus Arbeitern rekrutierte Truppe aufzustellen, aber das blieb Illusion. Das Gros der Volkswehr stammte aus Angehörigen der Ersatztruppen des k. u. k. Heeres, die in Wien und Umgebung stationiert waren. Dazu stießen Kriegsheimkehrer des Feldheeres und eine Anzahl von Angestellten und Arbeitern aus Rüstungsbetrieben. Die Offiziere kamen alle aus der alten Armee.[4] Die Wiener Volkswehr zählte rund 16.000-17.000 Mann.[5] In der Volkswehr waren die Offiziere machtlos. Die wirkliche Macht lag in den Händen der Soldatenräte, unter deren Kontrolle allein die Offiziere befehlen konnten.[6]

Literatur

  • Otto Bauer: Die österreichische Revolution. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923
  • Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973
  • Julius Deutsch: Aus Österreichs Revolution. Militärpolitische Erinnerungen. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung o.J.
  • Ludwig Jedlicka: Politische Parteien, Heer und Staat in Österreich 1918-1938. In: Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. Wien / München / Zürich: Herbert St. Fürlinger 1963, S. 315-341
  • Eric C. Kollman: Theodor Körner. Militär und Politik, Wien: Verlag für Geschichte & Politik 1973

Siehe auch

Wien 1918

Einzelnachweise

  1. Ludwig Jedlicka: Politische Parteien, Heer und Staat in Österreich 1918-1938. In: Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. Wien / München / Zürich: Herbert St. Fürlinger 1963, S. 318 f.; Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973, S. 63.
  2. Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973, S. 65.
  3. Ludwig Jedlicka: Politische Parteien, Heer und Staat in Österreich 1918-1938. In: Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. Wien / München / Zürich: Herbert St. Fürlinger 1963, S. 320.
  4. Eric C. Kollman: Theodor Körner. Militär und Politik. Wien: Verlag für Geschichte & Politik 1973, S. 68.
  5. Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973, S. 64, 68.
  6. Otto Bauer: Die österreichische Revolution. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923, S. 215.