Vienna (Fußballklub)

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Die siegreiche Vienna-Mannschaft im Challenge Cup (1899)
Daten zur Organisation
Bildname Challenge-Cup-1899.jpg
Bildunterschrift Die siegreiche Vienna-Mannschaft im Challenge Cup (1899)
  • 19., Klabundgasse

Frühere Adressierung
  • Honda Hawelka Vienna
  • First Vienna Football Club (1894)

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Beim First Vienna Football Club handelt es sich um den ältesten österreichischen Fußballklub. Er ist im Stadion Hohe Warte im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling beheimatet. Neben den beiden noch bestehenden Sektionen Fußball und Tennis, betrieben die blau-gelben Sportler in der Vergangenheit auch Leichtathletik, Eis- und Landhockey, Schwimmen, Wasserball, Handball, Boxen und Tischtennis.

Geschichte

Die Anfänge

Ausschlaggebend für die Gründung des First Vienna Football Club im Jahr 1894 waren britische Landschaftsgärtner, die die auf der Hohen Warte befindlichen Rothschildgärten betreuten. Sie wollten in ihrer Freizeit nicht auf angestammte Aktivitäten verzichten. Die Gärtner trafen in Wien auf eine Gruppe interessierter Fußballenthusiasten, darunter etwa der jüdische Buchhalter Georg „Geo“ Fuchs sowie das Brüderpaar Franz und Max Joli, die Söhne des Garteninspektors der Rothschildgärten. Am 22. August 1894 gründete diese Gruppe im Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ – dem heutigen Pfarrwirt (Pfarrplatz 5) – den „I. Vienna Football Club“ und konnte sich im Streit um das „First“ knapp gegen den „Vienna Football and Cricket Club“ (Cricketer) durchsetzen. Ihr erstes Spiel am 15. November 1894 verloren die Blau-Gelben auf der Kuglerwiese, die in unmittelbarer Nähe zu den Rothschildgärten lag, gegen diesen großen Rivalen Cricketer jedoch mit 0:3. [1], Finanzielle Starthilfe bekam der junge Verein vom jüdischen Bankierserben und Philanthropen Freiherr Nathaniel Mayer Anselm Rothschild, der die Freizeitaktivitäten seiner Angestellten unterstützte. Zum Dank nahmen die Döblinger mit Blau-Gelb die Farben des Hauses Rothschild als Klubfarben an. Gründungsproponent Georg Fuchs stand dem Verein als erster Obmann vor.

Englischer Entwicklungshelfer

Für die frühe Entwicklung war die Übersiedlung von Mark D. Nicholson nach Wien entscheidend. Nicholson, ein ehemaliger englischer Profispieler der 1892 mit West Bromwich Albion den englischen FA-Cup gewonnen hatte, übernahm Ende der 1890er Jahre die Zweigstelle des Reisebüros Thomas Cook & Son in Wien. Er wurde während seines Aufenhalts in Wien zum Lehrer, Trainer und Organisator des jungen Fußballsports in Wien. Nicholson gründete das „Comité zur Veranstaltung von Fussballwettspielen“, einen Verbandsvorläufer, und wollte durch neue Wege im Trainingsbereich die Wiener Spieler an die Qualität ihrer britischen Kollegen heranführen. Im Gegensatz zu dem anfänglich nur aus Briten bestehenden Verein Cricketer, fanden sich Wiener, Briten aber auch andere europäische Ausländer sowie Studenten aus den habsburgischen Kronländern in Döbling zusammen. Ihm zu Ehren wurde 1913 der Sport-Club Nicholson in Favoriten gegründet. Mit den Cricketern und dem Wiener Athletiksportclub (WAC) gehörten die Döblinger zu den stärksten Teams der Wiener Fußball-Anfangszeit und nahmen auch sehr früh ihren internationalen Spielverkehr auf. So empfingen die Blau-Gelben am 5. April 1896 die Prager „Regatta“ in Wien und reisten am 8. November 1896 zum Retourmatch in die Stadt an der Moldau. In der Anfangszeit gewannen die Wiener zweimal den Challenge Cup (1899, 1900) und waren federführend an der Institutionalisierung des österreichischen Fußballs sowohl in der „Österreichischen Fußball-Union“ (ab 1900) als auch im „Österreichischen Fußball Verband“ (ab 1904) beteiligt.

Mit Einführung des Meisterschaftswettbewerbs mit Saison 1911/1912 verloren die Döblinger sportlich zunehmend an Boden und landeten in der Meisterschaft 1913/1914 auf dem letzten Platz. Den eigenen Abstieg in die zweiten Spielklasse nicht hinnehmen wollend, gründete der Verein mit der „Football Union of Austrian Nations“ (FUAN) einen Konkurrenzverband, der sich infolge der Kriegsereignisse aber nicht halten konnte. So kehrten die Blau-Gelben 1916 zum österreichischen Fußball Bund (ÖFB) zurück und blieben in den kommenden Saisonen, da im Meisterschaftsbetrieb während des 1. Weltkriegs der Aufstieg ausgesetzt war, zweitklassig. Erst 1919 gelang wieder der Aufstieg.

Blau-gelbe Erfolge

Nach der Rückkehr in die oberste Spielklasse konnten sich die Döblinger sportlich konsolidieren und drangen wieder in die Spitze des österreichischen Fußballs vor. Im Zuge der Professionalisierung, die auf der Hohen Warte ausdrücklich begrüßt wurde, gelangen mit den beiden österreichischen Cupsiegen (1929, 1930) die ersten Titelgewinne. 1931 konnten die Vienna ihre erste Meisterschaft feiern, im gleichen Jahr sicherte sich der Klub im innerösterreichischen Duell gegen den Wiener Athletiksportclub (WAC) den prestigeträchtigen Mitropapokal. 1933 folgten der zweite Meisterschaftssieg und 1937 der dritte österreichische Cup-Titel. Der First Vienna Footballclub war gern gesehener Gast im internationalen Spielbetrieb und unternahm ausgedehnte Spielreisen in Europa, in den Maghreb und in den Nahen Osten.

Bis 1938 war gut ein Drittel der Vienna Funktionäre Juden bzw. jüdische Konvertiten. Sie hatten insbesondere auf organisatorischer Seite großen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Vereins. Georg Fuchs, der erste Obmann wurde vom jüdischen Weinhändler Herman Schönaug abgelöst. Bis 1938 hatte der Verein nur zweimal einen nichtjüdischen Obmann. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im März 1938 endete die jüdische Partizipation in Döbling abrupt. Der sportliche Erfolgslauf der Blau-Gelben hingegen wurde durch die nationalsozialistische Machtergreifung im März 1938 nur kurz unterbrochen. Just in einer Zeit als Österreich zu existieren aufhörte, erlebte die Vienna, die sich 1940 in „Fußballklub Vienna“ umbenennen musste [2], neue sportliche Höhenflüge. Ab 1942 dominierten die Blau-Gelben die Gauklasse Ostmark bzw. Donau Alpenland und sicherten sich drei regionale Titel (1942–1944) in Folge, die als österreichische Meistertitel gelten. Auf Reichsebene stiegen die Döblinger zu einem der Spitzenvereine auf: 1942 zog die Vienna ins deutsche Meisterschaftsfinale ein, wo man sich am 4. Juli 1942 vor 95.000 Zuschauern im Berliner Olympia Stadion Schalke 04 noch mit 0:2 geschlagen geben musste. 1943 gewann die Vienna den Tschammerpokal – den deutschen Cup – im Finale am 31. Oktober 1943 gegen den LSV Hamburg in Stuttgart mit 2:3 nach Verlängerung. Zwei konkrete Faktoren können als Ursachen dieses Höhenflugs benannt werden: Besser als anderen Wiener Vereinen gelang es den Döblingern, ihre Spieler vor dem Militäreinsatz zu bewahren bzw. sie auch nach einer Einberufung noch länger in Wien zu halten. Zudem konnten Gastspieler aus dem „Altreich“ kurzzeitig verpflichtet werden konnten, wie etwa die beiden Hamburger Rudolf Noack und Richard Dörfel. [3]

Vom letzten Meistertitel bis zur Regionalliga

Nach dem 2. Weltkrieg blieben die Blau-Gelben fester Bestand der nationalen Spitze und konnten in der Saison 1954/1955 ihren sechsten und bis dato letzten Meistertitel feiern. In der Folge behauptete sich der Verein weiter in der obersten Spielklasse und unternahm ausgedehnte Spielreisen nach Südamerika. Erst in der Spielzeit 1967/1968 folgte der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte, wobei den Döblingern jedoch der sofortige Wiederaufstieg gelang. Im Zuge der Einführung der Bundesliga (1973/1974) musste die Vienna erneut absteigen und pendelte in den kommenden Jahren zwischen erster und zweiter Liga.

Einen kurzfristigen Höhenflug erlebten die Döblinger unter Trainer Ernst Dokupil, der ab April 1987 eine junge Mannschaft mit Spielern, die bei ihren angestammten Vereinen nicht zum Zuge kamen, aufbaute. Dokupil führte die Blau-Gelben zweimal in den UEFA-Cup (1988/1989, 1989/1990). Er behandelte seine jungen Spieler auf Augenhöhe und schenkte ihnen genügend Vertrauen. Fußballern wie Andreas Herzog und Peter Stöger verhalf er so zu ihrem Start in überaus erfolgreiche Karrieren. Nachdem Anfang 1990 dieser Erfolgscoach die Hohe Warte verließ, konnte der Verein nicht mehr an seine Erfolge anknüpfen und stieg 1992 endgültig in die zweite Liga ab. 1996/1997 gelang dem Zweitdivisionär noch einmal der Einzug ins österreichische Cupfinale, wo er am 27. Mai 1997 im Ernst-Happel-Stadion Sturm Graz mit 1:2 unglücklich unterlag. Am 9. Juni 2001 stürzten die ehemals erfolgreichen Döblinger nach verlorener Relegation gegen den FC Lustenau gar in die Regionalliga Ost, der dritten Leistungsklasse ab.

Die Vienna im frühen 21. Jahrhundert

In der Saison 2008/09 erreichte die Vienna den ersten Platz in der Regionalliga Ost und schaffte nach acht Jahren den Wiederaufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Ebenfalls 2009 wurde die Vienna als letzte Mannschaft Sieger im Wiener Stadthallenturnier (Hallenfußball).

In der Saison 2014/15 belegten die Döblinger den letzten Platz und stiegen erneut in die Regionalliga Ost ab. Nachdem der Verein 2017 zwar den Konkurs verhindern konnte, aber Insolvenz anmelden musste, erfolgte ein Zwangsabstieg in die fünfthöchste Spielstufe (2. Landesliga).

Am Ende der Saison 2018/19 gelang der Vienna der Aufstieg in die Wiener Stadtliga. In der Saison 2021/22 spielte Vienna wieder in der Regionalliga Ost, wo der Verein direkt den Meistertitel gewann und somit in die 2. Liga aufsteigen konnte[4].

Sportstätten auf der Hohen Warte

Ihren ersten Spielort fanden die blau-gelben Ballesterer auf der Kuglerwiese zwischen Grinzinger Straße und Heiligenstädter Straße. 1896 wechselten die Döblinger auf die Kreindlwiese in unmittelbarer Nähe zum Israelitischen Blindeninstitut auf die Hohe Warte 24-30. Ein erstes Stadion konnte der Verein 1899 auf einem Lagerplatz der Ziegelwerke Kreindl auf der Hohen Warte 8 errichten. 1919 verlor die Vienna diese Spielstätte, da die Gemeinde Wien als Vermieterin das Pachtverhältnis nicht verlängerte. In zweijähriger Bauzeit errichtete der Verein nach den Plänen von Eduard Schönecker, dem Erbauer der Pfarrwiese, schließlich auf dem ehemaligen FC Ostmark-Platz das Stadion Hohe Warte unmittelbarer Nähe zum alten Platz. Diese Sportanlage in der Klabundgasse ist bis dato die aktuelle Spielstätte der Döblinger. Das bei seiner Eröffnung am 19. Juni 1921 größte Fußballstadion auf dem europäischen Kontinent bot rund 80.000 Zuschauern Platz und wurde in der Folge zur Heimstätte der österreichischen Nationalmannschaft. Das Wunderteam unter Bundeskapitän Hugo Meisl feierte hier seine großen Erfolge.

Die Vienna feiert den Sieg im bislang letzten Stadthallenturnier (2009).

Wunderteamspieler und Weltmeister

Bislang spielten 73 Vienna-Fußballer im österreichischen Nationalteam. Allein in der Kerntruppe des österreichischen Wunderteams liefen mit Josef Blum, Leopold Hofmann, Friedrich Gschweidl und Karl Rainer regelmäßig vier blau-gelbe Akteure auf. Die Tradition der blau-gelben Teamspieler setzte sich auch nach 1945 mit dem blau-gelben Rekordtorschützen Karl Decker und Kurt Schmied, dem österreichischen WM-Tormann von 1954, und Karl Koller fort. Letztgenannter rangiert mit 86 Einsätzen auf dem dritten Platz in der Rangliste aller österreichischen Nationalspieler. Bis zum Debüt von David Alaba war der blau-gelbe Stürmer Hans Buzek, der am 30. Oktober 1955 im Alter von 17 Jahren und 161 Tagen sein Nationalteamdebüt feierte, der jüngste österreichische Nationalspieler aller Zeiten gewesen. Ende der 1950er Jahre spielte Helmut Senekowitsch auf der Hohen Warte, der 1961 aus Döbling zu Betis Sevilla wechselte. Von der iberischen Halbinsel aus nahm Anfang 1980 Hans Krankl die entgegengesetzte Richtung und tauschte Camp Nou mit Hoher Warte. In 17 Einsätzen für die Döblinger erzielte der „Goleador“ 13 Treffer, darunter zu seinem Einstand am 23. Februar 1980 das Siegestor gegen Rapid im Gerhard-Hanappi-Stadion.

Wie erwähnt, hatte Erfolgscoach Ernst Dokupil einigen jungen Spielern wie Peter Stöger, Andreas Herzog, Gerald Glatzmayer und Kurt Russ zu ihrem Teamdebüt verholfen. Glatzmayer und Russ waren auch die bisher letzten beiden blau-gelben Spieler, die an einer Fußballweltmeisterschaft (Italien 1990) teilnahmen. Auch der junge Ivica Vastic startete 1991 von der Hohen Warte aus seine erfolgreiche Fußballkarriere in Österreich, die ihn bis ins Nationalteam und zur UEFA EURO 2008 führen sollte. Unter einer Vielzahl von blau-gelben Legionären sticht der argentinische Weltmeister und WM-Torschützenkönig von 1978 Mario Kempes heraus, der von 1986-1987 auf der Hohen Warte spielte, hervor.

Siehe Stadion Hohe Warte

Weblinks

Literatur

  • Alexander Juraske: Blau-Gelb ist mein Herz. Die Geschichte des First Vienna Football Club 1894. Wien: Promedia (in Vorbereitung, voraussichtlicher Erscheinungstermin) 2017
  • Alexander Juraske: Der First Vienna FC und seine jüdischen Funktionäre – eine Bestandsaufnahme. In: Zwischen Provinz und Metropole. Fußball in Österreich. Beiträge zur 1. Salzburger Fußballtagung. Hg. von Albert Lichtblau u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2016, S. 97-104
  • Alexander Juraske: Der First Vienna Football Club 1894 in den Jahren 1938 bis 1945. In: Fußball unterm Hakenkreuz in der Ostmark. Hg. von David Forster u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2014, S. 138-153
  • Alexander Juraske: Unabsteigbar. In: Ballesterer Nr. 94/September 2014, S. 27
  • Alexander Juraske: Sabotage für die Vienna. Fußball unterm Hakenkreuz Nr. 33. In: Ballesterer Nr. 87/Dezember 2013, S. 74-77
  • Alexander Juraske: Die Geschäfte des Herrn P. In: Ballesterer Nr. 87/Dezember 2013, S. 77
  • Alexander Juraske: Casino Stadion Hohe Warte. In: Fussballtempel. Hg. von Reinaldo Coddou H. Mannheim: Edition Panorama 2011, S. 237

Einzelnachweise

  1. Allgemeine Sportzeitung 18. November 1894, S. 1217
  2. Alexander Juraske: Der First Vienna Football Club 1894 in den Jahren 1938 bis 1945. Göttingen 2014, S. 140
  3. Alexander Juraske: Der First Vienna Football Club 1894 in den Jahren 1938 bis 1945. Göttingen 2014, S. 145
  4. ORF.at: Traditionsclub Vienna kehrt in 2. Liga zurück