Victor Slama

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Victor Slama (1951)
Daten zur Person
Personenname Slama, Victor Theodor
Abweichende Namensform Slama, Viktor Theodor
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 21817
GND 11896643X
Wikidata Q1557675
Geburtsdatum 26. Oktober 1890
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1. Dezember 1973
Sterbeort Wien
Beruf Maler, Grafiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 12. Dezember 1973
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ARI, Nummer 152
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Victor Slama 5111602.jpg
Bildunterschrift Victor Slama (1951)
  • 7., Lindengasse 41/16 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Obmann des Verbandes der Künstler im Bund Sozialistischer Akademiker (1955, bis: 1966)
  • Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik (Verleihung: 1951)
  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (Verleihung: 7. Oktober 1960, Übernahme: 26. Oktober 1960)
  • Viktor-Adler-Plakette (Verleihung: 1968)
  • Josef-Luitpold-Stern-Preis (Übernahme: 22. Jänner 1970)

Victor Theodor Slama, * 26. Oktober 1890 Wien, † 1. Dezember 1973 Wien, Maler, Grafiker, Ausstellungsmacher, Festspielleiter.

Biografie

Nach dem Besuch der Realschule bildete sich Victor Theodor Slama teils autodidaktisch, teils in Kunstschulkursen weiter und bestritt mit Porträtaufträgen und Landschaftsmalereien seinen Lebensunterhalt. Slama heiratete früh im Alter von etwa zwanzig Jahren, aus der Ehe mit Elisa gingen drei Kinder hervor. Im Ersten Weltkrieg diente er an der Südfront. Nach einer Ruhr-Erkrankung wurde er kriegsdienstuntauglich und es blieben ihm weitere Fronteinsätze erspart. Ab 1916 leitete er deshalb vom Roten Kreuz organisierte kunstgewerbliche Umschulungskurse für invalide und rekonvaleszente Heeresangehörige in Baden bei Wien.

Zu Beginn der Ersten Republik geriet die Plakatgrafik zu seinem wichtigsten Betätigungsfeld, mit Produktwerbung und Filmplakaten, vor allem aber mit politischer Werbung wurde Slama zu einem bekannten Plakatmaler. Seinen endgültigen Durchbruch brachte der Wahlkampf 1923, in dem Slama für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) sein erstes Plakat mit dem Motiv des "roten Mannes" entwarf. Gleichzeitig arbeitete er auch für die Bürgerlich-demokratische Arbeitspartei und die Christlichsoziale Partei. Diese große Bandbreite an Auftraggebern blieb allerdings eine Ausnahme. In der Folge war Slama im Bereich der politischen Werbung nur mehr für linke Parteien tätig. Neben der SDAP waren das die Deutsche Sozialdemokratische Partei der Tschechoslowakei (DSDAP), die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Seine Arbeiten für die KPD signierte Slama mit dem Pseudonym "A. Maslov".

Eine besondere Rolle nahm für Slama der Film ein. Er gestaltete zahlreiche Filmplakate und weitere Werbematerialien, wie etwa Einladungskarten für Premieren. Besonders eng war die Zusammenarbeit mit der Produktions- und Verleihfirma Mondial-Film. Mit deren Geschäftsführer Ernst Bosser verband Slama eine persönliche Freundschaft. Bosser wollte auch den Film "Prinz Eugen" nach einem von Slama verfassten Drehbuch produzieren. Durch die nationalsozialistische Machtergreifung in Deutschland fiel der deutsche Vertrieb allerdings aus und damit wurde eine Finanzierung des kurz vor Drehbeginn stehenden Films unmöglich. Auch die weiteren Drehbücher Slamas blieben unverfilmt.

Austrofaschismus und Nationalsozialismus

Mit der Zerschlagung der Demokratie in Österreich und Deutschland verlor Slama ein zentrales Betätigungsfeld. Mit SDAP, KPÖ und KPD waren drei Parteien verboten worden, für die er gearbeitet hatte. Auch für die DSAP der CSR sind ab 1934 keine Aufträge mehr dokumentiert. Slama wandte sich nun verstärkt der Produktwerbung und dem Film zu. Mit Antonia Schenker, seiner späteren zweiten Ehefrau, gründete er in dieser Zeit die Produktionsfirma "Sol-Film". Im Sommer 1937 hielt er sich außerdem etwa zwei Monate in London auf, um – erfolglos – über eine internationale Produktion von "Prinz Eugen" zu verhandeln. Plakate für Produktwerbung und Spielfilme waren wohl Slamas Haupteinnahmequellen.

Daran änderte sich mit dem "Anschluss" vorerst wenig. Zwar schrieb Slama später von einem zweijährigen Berufsverbot, tatsächlich wurde er aber mit einem Schreiben vom 29. Jänner 1941 rückwirkend mit 1. Juli 1938 in die Reichskunstkammer aufgenommen und konnte auch während der Bearbeitungszeit seines Antrags als Grafiker tätig sein. Ganz anders erwies sich die Situation für seine jüdischen Schüler und Mitarbeiter: Der NS-Judenverfolgung ausgesetzt, verloren sie sehr schnell ihre Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsstellen, namentlich bekannt sind Friedrich Schächter, Heinrich Körner (Henry Koerner) und Alfred Isler. Die wichtigsten künstlerischen Mitarbeiter*innen während der NS-Zeit dürften Maria Tlusty und Otto Trubel gewesen sein.

Die Auftragslage war, vor allem im Bereich der Fassadenplakate für Wiener Premierenkinos, offenbar recht gut. Von diesen riesigen, handgemalten Plakaten haben sich im Österreichischen Filmmuseum fast 150 Entwürfe erhalten, die meisten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Für eine gute Auftragslage sprechen auch die Stelleninserate, mit denen das Studio Slama Mitarbeiter*innen suchte. Seine Nähe zur Sozialdemokratie war zwar bekannt, das war 1938 aber kein Nachteil. Was aus der Zeit der NS-Herrschaft allerdings fast völlig fehlt, sind von Slama signierte Druckplakate. In den Akten finden sich dagegen Hinweise auf eine geplante Mitarbeit Slamas bei einer – letztlich nicht zustande gekommenen – Propagandaausstellung in Berlin.

Unklar ist, wie eng Slamas Kontakte zu seinen früheren politischen Netzwerken blieben. Es ist aber anzunehmen, dass er von der Tätigkeit von Maria Skumanz für die "Rote Hilfe" wusste. Er selbst hatte in der Ersten Republik Aufrufe dieser – formal unabhängigen, de facto der KPÖ zuzuordnenden Organisation – unterzeichnet und auch ein Plakat entworfen. Skumanz wurde 1944 von der Gestapo wegen kommunistischer Betätigung verhaftet und hingerichtet.

Wenig später wurde Slama zum Kriegsdienst eingezogen, wahrscheinlich zur "Zollgrenzschutz-Reserve". Der Grenzschutz war ab 1944 der SS unterstellt und führte bereits seit 1943 auch gerade in den besetzten Gebieten am Balkan immer wieder Einsätze gegen Partisanen aus, wobei viele Männer der Geburtsjahrgänge vor 1900 zum Einsatz kamen. Der von Slama hergestellte Zusammenhang zwischen Skumanz' Verhaftung und seiner Einberufung lässt sich allerdings nicht belegen. Gesichert ist, dass Slama etwa zu dieser Zeit – im September 1944 ein zweites Mal heiratet. Antonia Slama war NSDAP-Mitglied. Ihr Aufnahmedatum vom 1. Mai 1938 setzt eine Betätigung vor dem "Anschluss" voraus. Victor Slama selbst war nie Mitglied der NSDAP.

Zweite Republik

Zu Kriegsende war Slama jedenfalls wieder in Wien und wurde von Kulturstadtrat Viktor Matejka mit der Ausstellung "Niemals vergessen" beauftragt. Slama hatte sich damit als Ausstellungsmacher und Volksbildner positioniert, weitere Aufträge folgten. Zwar blieb Slama auch nach dem Zweiten Weltkrieg Gebrauchsgrafiker, in seinem Selbstverständnis und auch in seinen Auftragsbüchern nahmen nun die Ausstellungen und Massenfestspiele – für ASKÖ, AK, den ÖGB beziehungsweise für Teilgewerkschaften – aber einen mindestens genauso wichtigen Teil ein.

Slama wurde Parteimitglied der SPÖ, die für ihn auch ein wichtiger Auftraggeber war: Wie vor 1934 gestaltete er zentrale Wahlplakate und darüber hinaus eine Wanderausstellung für die Nationalratswahl 1953. Außerdem war er bei Maiaufmärschen für Bühne, Tribüne und Festschmuck auf dem Rathausplatz verantwortlich. Bis ins hohe Alter führte Slama Aufträge für die SPÖ aus. So gestaltete er noch in den späten 1960er Jahren Maifeiern und war bis 1969 in den Wahlkämpfen als Grafiker tätig.

Slama wurde vielfach ausgezeichnet, so etwa mit dem Professorentitel (1947), dem Preis der Stadt Wien für Malerei und Graphik (1951), einer Ehrenmedaille in Silber (1960), der Viktor-Adler-Plakette (1968) und dem Josef-Luitpold-Stern-Preis (1970).

Am 1. Dezember 1973, wenige Wochen nach seinem 83. Geburtstag, starb Victor Theodor Slama in Wien. Auch posthum wurde ihm von der Stadt Wien Anerkennung zuteil: Seine Urne wurde in einem Ehrengrab der Feuerhalle Simmering bestattet und seit dem 7. Oktober 1982 trägt eine Straße im 23. Bezirk seinen Namen.

Liste der Massenfestspiele

Angeführt sind Titel, Datum, Ort, Veranstalter bzw. Anlass und die jeweilige Funktion Slamas.

  • Die Arbeit hoch!, 18. August 1929, Karlsbad (Karlovy Vary), Reichsarbeitertag der Deutschen Sozialdemokratie, Regie
  • Lodernde Flammen, 6. Juli 1930, Aussig (Ústí nad Labem), Bundesfest der Arbeitersportler, Regie
  • Wir bahnen den Weg, 16. und 18. Juni 1949, Praterstadion, Wiener Festspiele (ASKÖ), Festspielleitung, Festspielentwurf
  • 1750 – 1850 – 1950, Massenrevue mit Scheinwerfern, Feuerwerk, und 1000 Mitwirkenden, 1. Mai 1950, Praterstadion, ASKÖ/SPÖ, Buch, Regie
  • Der Aufstieg. Festspiel in neun Teilen, 5. September 1953, Praterstadion, ÖGB, Entwurf, Gestaltung, Leitung
  • Der Schwur, 27. und 28. Mai 1955, Rathausplatz, Internationaler Bund der freien Gewerkschaften, Regie
  • Eröffnung der Wiener Stadthalle, 21. Juni 1958, Stadthalle, Regie
  • Republikfeier, 12. November 1958, Stadthalle, SPÖ, Leitung
  • Frei sei der Mensch, 19. November 1960, Stadthalle, Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter, Regie
  • Am Anfang war das Brot, 2. September 1964, Stadthalle, 100 Jahre Konsumgenossenschaft Österreich, Entwurf, Bühnenbild, Spielleitung
  • Noch ist Zeit, 24. September 1967, Stadthalle, ÖGB-Bundeskongress, Text, Gestaltung

Liste der Ausstellungen

Angeführt sind Titel, Ort und Laufzeit.

  • Sowjetrussische Ausstellung, Hagenbund Wien, 8. März bis 2. April 1928
  • Niemals vergessen! Antifaschistische Ausstellung, Künstlerhaus Wien, 14. September bis 26. Dezember 1946; Handelsakademie Innsbruck, August 1947, Obere Donaulände, Linz, 15. September bis 15. Oktober 1947
  • Sowjetische Malerei, Kunstgewerbemuseum Wien, 20. Februar bis 23. März 1947
  • Erste Große Österreichische Kunstausstellung, Künstlerhaus Wien, 21. Juni bis 19. Oktober 1947
  • Wien baut auf. Zwei Jahre Wiederaufbau der Stadt Wien, Festsaal des Rathauses Wien, 4. September bis 30. November 1947
  • Wien 1848, Festsaal des Rathauses Wien, 27. März bis Mai 1948
  • Erste Internationale Plakatausstellung mit: Galerie der Straße, Künstlerhaus Wien, 20. August bis 19. September 1948, Galerie der Straße, 20. August bis 30. Oktober 1948
  • Die Menschheit – eine Familie, Naturhistorisches Museum Wien, April 1949–1952
  • 50 Jahre Wiener Secession, Wiener Secession, Eröffnung 9. Dezember 1950
  • Unsterbliches Wien im Spiegel der Secession, Wiener Secession, 26. Mai bis 19. August 1951
  • 100 Jahre Aufstieg einer Klasse (Sozialausstellung), Künstlerhaus Wien, 19. September bis 31. Oktober 1951 (verlängert bis 2. Dezember 1951)
  • Unsere Schule, Messepalast Wien (Säle und Außenbereich), 17. Mai bis 16. Juni 1952
  • Gesünder leben – länger leben durch soziale Sicherheit, Künstlerhaus Wien, 30. August bis 18. Oktober 1953
  • Wanderausstellung in Österreich, 1954
  • 30 Jahre Rundfunk in Österreich, Künstlerhaus Wien, 18. September bis 1. November 1954
  • Schutz dem Konsumenten, Messepavillon Wien, 1956
  • Erschaut – Erlebt, Wiener Secession, 16. bis 30. Jänner 1957
  • Ein Grenzland baut auf, Landesausstellung Burgenland, Eisenstadt, 12. bis 20. Oktober 1957
  • Talente, entdeckt – erweckt. Eine kulturelle Schau der Schaffensfreude österreichischer Arbeiter und Angestellte (1. Freizeitausstellung) Künstlerhaus Wien, 19. März bis 13. April 1958
  • Österreichs Jugend stellt vor mit Sonderschau Wiener Student 1356–1959, Künstlerhaus Wien, 18. Juli bis 10. August 1959
  • Galerie der Straße. Zweite Internationale Plakatausstellung, vor dem Palais Schwarzenberg, Eröffnung 2. Juni 1961
  • O. R. Schatz, Künstlerhaus Wien (Französischer Saal), 20. Juni bis 22. Juli 1962
  • Freizeit – Gestern. Heute. Morgen (2. Freizeitausstellung), Gelände der AK Wien, 31. August bis 13. Oktober 1963

Quellen

Literatur

  • Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019
  • Anita Kern: Victor Theodor Slama (1890–1973) und die Frage der Kontinuität im österreichischen Grafikdesign vor und nach 1938 bzw. 1945. In: Dies., Österreichisches Grafikdesign im 20. Jahrhundert. Salzburg / München / Wien: Anton Pustet 2008, S. 128–145
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Bernhard Denscher [Hg.]: Von der Sinnlichkeit der roten Farbe. Victor Theodor Slama. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Eigenverlag 1990
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953–1962
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954–1963. Band 10 (1963)
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951


Victor Slama im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks