Verlag Ed. Strache

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von Dezember 1917
Datum bis November 1933
Benannt nach Eduard Strache
Prominente Personen
PageID 69497
GND
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 19.08.2021 durch WIEN1.lanm09mer
  • 1., Schottenring 17

Frühere Adressierung

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48° 12' 57.64" N, 16° 21' 57.70" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Verlag Ed. Strache. Vom Politiker, Verleger und Journalisten Eduard Strache ab 1881 im böhmischen Warnsdorf geführt, verlegte der Verlag neben Produkten der Graphischen Kunstanstalt eine Reihe von kleineren Zeitungen ("Abwehr", "Haider Wochenblatt"), Flugschriften und Musikalien.

Nach dem Tod des Verlagsgründers 1912 übernahm Sohn Robert Strache (* 07.03.1875 – † 15.01.1943) das Unternehmen und gründete in Wien eine Niederlassung des Warnsdorfer Betriebs. Die dazu nötige Konzession wurde im Dezember 1917 ausgestellt und am 3. September 1918 wurde die Firma ins Wiener Handelsregister eingetragen. Von 1917 bis 1923 leitete Johann Pilz, der später zum Amalthea-Verlag wechselte, den Verlag. 1918 verlegte der Verlag Ed. Strache seine Haupttätigkeit nach Wien, wo er in erster Linie junge österreichische Belletristik förderte und pflegte. Andreas Thom, Georg Kulka und Arthur Ernst Rutra wirkten zumindest zeitweilig als Lektoren des Verlags, Rudolf Brettschneider verantwortete die kaufmännische Leitung. Ende des Jahres 1933 wurde der Betrieb aus dem Handelsregister gelöscht.

Produktion

Der Verlag Ed. Strache hatte seine Glanzzeit um 1920 und gilt als Wiege des kurzlebigen österreichischen Expressionismus. Nach einem zögernden Anfang im letzten Kriegsjahr mit vermutlich nur zwei Publikationen, produzierte die Wiener Niederlassung 1919 etwa 21 Werke von 17 Autorinnen und Autoren. Verlegt wurden ohne erkennbaren Schwerpunkt Romane, Lyrikbände, Dramen, Novellen und Anthologien. Zu den Autorinnen und Autoren zählen unter anderem Paul Leppin, Robert Bracco, Georg Froeschel, Elisabeth Janstein, Rudolf Jeremias Kreutz, Max Roden, Otto Soyka, Jakob Wassermann, Oskar Wiener, Martina Wied, Robert Scheu, Paul Stefan und Egmont Colerus.

Rund die Hälfte der Verlagsproduktion entfiel auf das Jahr 1920 mit etwa 65 Neuerscheinungen von vorwiegend zeitgenössischen Autoren. Darunter fanden sich primär Romane, Lyrikbände und Kurzprosa; nur vereinzelt auch Dramen. 1921 erfasste die Krise im Verlagswesen auch den Ed. Strache Verlag und die Gesamtproduktion ging rapide zurück. Nur mehr ein knappes Dutzend Neuerscheinungen kann für dieses Jahr nachgewiesen werden. Dasselbe trifft für das Jahr 1922 zu, in dem sechs von sieben Neuerscheinungen dem Bereich der Belletristik zugeordnet werden können. Der Verlag ging nun auch dazu über, seine Verlagswerke in der hauseigenen Druckerei in Warnsdorf herstellen zu lassen. 1923 kam es zu einem kurzen Zwischenhoch mit etwas weniger als ein Dutzend Neuerscheinungen. Danach sank die Produktion kontinuierlich, 1929 und 1930 erschien jeweils nur noch ein Werk.

Werke (Auswahl)

Der Ruf des Ed. Strache Verlags als Förderer junger Autoren ist in erster Linie in Zusammenhang mit seinen vielen Anthologien und Schriftenreihen zu sehen. Dazu zählten beispielsweise die "Blätter des Burgtheaters" sowie die Anthologie "Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich", welche heute als wichtiger österreichischer Beitrag zum Spätexpressionismus angesehen wird. Zahlreiche der darin beitragenden Autorinnen und Autoren war im Verlag auch mit anderen selbständigen Publikationen vertreten. Darunter finden sich Namen wie Franz Blei, Felix Braun, Max Brod, Erhard Buschbeck, Georg Trakl, Franz Werfel, Stefan Zweig und viele andere.

Zudem brachte der Verlag die Text-Sammlung "Das neue Wort" (1919/1920) und eine Schriftenreihe zur Pflege der Novelle, "Die Erzählung" (1920/1922), heraus. Letztere erschien 1920 mit elf Heften und Texten von unter anderem Hans Flesch-Brunningen, Alma Johanna Koenig und Max Mell.

Für die Österreichische Nationalbibliothek wurde von 1921 bis 1929 die Schriftenreihe "Museion. Veröffentlichungen aus der Nationalbibliothek in Wien" unregelmäßig und in drei Abteilungen als Abhandlungen, Mitteilungen und "Erstausgaben und Neudrucke“ verlegt.

Mit "Die Initiale. Eine Zeitschrift für Bücherfreunde" und Rudolf Brettschneider als verantwortlichem Redakteur gab der Ed. Strache Verlag ab Februar 1921 bis Dezember 1922 ein eigenes Organ heraus. Der Inhalt bestand in erster Linie aus Verlagsanzeigen (auch fremder Verlage), Verlagsvorabdrucken, Besprechungen von Neuerscheinungen diverser Verlage und gelegentlich Aufsätzen von Brettschneider und anderen über Verlagsneugründungen oder "Moderne Illustrationen". "Die Initiale" machte im September 1921 auch ein "1000 Mark Preisausschreiben“ bekannt. Gesucht wurden bisher unveröffentlichte Novellen von österreichischen oder reichsdeutschen Schriftstellern. Die preisgekrönte Novelle sollte mit allen Rechten in das Eigentum des Verlages Ed. Strache übergehen, der sie zu den üblichen Bedingungen honorieren würde und die Verpflichtung übernahm, sie im Laufe des Jahres 1922 in seiner Sammlung die "Erzählung" abzudrucken. Die mit Stefan Zweig, Max Mell und Rudolf Brettschneider prominent besetzte Jury kürte Hans Adler mit seiner Novelle Villa Paradiso zum Gewinner.

Illustration

In der relativ kurzen Zeit der Hochkonjunktur des Ed. Strache Verlags wurde eine ganze Reihe von freien Künstlern herangezogen, um Einbandentwürfe, Buchschmuck, Umschläge, Vignetten, Original-Lithographien, Holzschnitte, Zeichnungen usw. für diverse Verlagswerke auszuführen. Zu den beauftragten Illustratoren zählten Gustinus Ambrosi, Franz Botgarschek, Georg Ehrlich, Fritz Feigl, Fritz Gareis, Bohuslav Kokoschka, Alfred Kubin, Oskar Laske, Axl Leskoschek, Fritzi Löw, Mizi Otten, Paul Stix, Hans Strohofer, Karl Vavrina und Rudolf Weiß. Häufig engagiert wurde der von Brettschneider sehr geschätzte Julius Zimpel.

Anlässlich der ersten Wiener Messe nach dem Krieg im Jahre 1921 war der Ed. Strache Verlag auch stolz, eine Reihe von großen, vornehm ausgestatteten Mappenwerken zu präsentieren, darunter die "Schiele-Mappe", die "Kokoschka-Mappe: Variationen über ein Thema" (in Kooperation mit dem Verlag Lányi) und die Mappe von Johannes Fischer "Südliche Landschaften".


Literatur