Jean-Simon-Pictet-Schule

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1872
Datum bis
Benannt nach Jean Simon Pictet
Prominente Personen
PageID 33350
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 12., Bischoffgasse 10

Frühere Adressierung
  • Jean-Simon-Pictet-Schule (2009)

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48° 10' 56.53" N, 16° 19' 18.08" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jean-Simon-Pictet-Schule (12., Bischoffgasse 10). Die Jean-Simon-Pictet-Schule in der Bischoffgasse 10 ist eine öffentliche Volksschule im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling. Seit 2009 trägt sie den Namen des Juristen und Völkerrechtsexperten Jean Simon Pictet (* 2. September 1914; † 30. März 2002).

Schulanfänge in Obermeidling 1872

Am 16. Juni 1871 wurde in der Gemeinderatssitzung der ehemaligen Vorortsgemeinde Obermeidling, welche unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Thaddäus Frantz und der übrigen Gemeindevertreter abgehalten wurde, der Beschluss gefasst, in Obermeidling eine eigene Schule zu erbauen. Grund hierfür war die weite Entfernung von den beiden Schulen in Untermeidling, die die Kinder bisher besucht hatten. Das war einerseits die Knabenschule in der Rauchgasse 17 (VS Vierthalergasse 11-13), andererseits die Mädchenschule in der Schulgasse 8 (VS Migazziplatz 8) nächst der Meidlinger Kirche. Die neue Schule sollte in einem an das ebenfalls neue Gemeindehaus (Bischoffgasse 12) angrenzenden Seitentrakt in der Halbgasse untergebracht werden, welcher aus drei Lehrzimmer und einem Turnsaal bestehen sollte. In diesem neuen Gemeindehaus sollte zugleich die Feuerwehr untergebracht waren.[1] Der Bau wurde noch im August 1871 begonnen und im April 1872 beendet.

Nachdem das Schulhaus hergerichtet und die Lehrzimmer vollständig eingerichtet waren, wurden die Schulkinder von Obermeidling am 11. Mai 1872 aus den beiden Schulen in Untermeidling ausgeschult. Das neue Schulhaus wurde am 14. Mai 1872 vom Fürsterzbischöflichen geistlichen Rat Martin Neuwirth in Gegenwart der Pfarrgeistlichkeit, des k.k. Statthaltereirates Hermann, des k.k. Landesschulrates Vinzenz Prausek, des k.k. Bezirkshauptmannes Wilhelm Peintinger, des k.k. Bezirksschulinspektors Karl Swoboda, der Gemeindevertreter von Ober- und Untermeidling, des Ortsschulrates von Obermeidling an der Spitze ihres Obmannes Gustav Moser sowie des Oberlehrers Mathias Feigl feierlich eingeweiht und eröffnet. Bei dieser Feierlichkeit wurden zahlreiche Ansprachen gehalten, in denen etwas überschwänglich das Emporblühen der Volksschule unter der neuen Gesetzgebung und auch die Opferwilligkeit der Gemeinden betont wurde. Nach erfolgter Einzäunung in die aufgelegte Urkunde gab man in dieselbe die gangbaren Landesmünzen und Zeitschriften und versenkte sie unter die letzte Stufe, welche zu den ebenerdigen zwei Lehrzimmern führte. Die Festlichkeit fand im Gasthaus "Zum Hasen" ihren Abschluss.

Die Volksschule war anfangs zweiklassig. Die 1. Klasse wurde von 40 Knaben und 51 Mädchen, die 2. Klasse von 27 Knaben und 16 Mädchen besucht. Der Unterricht begann acht Tage nach der Einweihung, am 22. Mai 1872. In der 1. Klasse unterrichtete Ludwig Hoffmann, in der 2. Klasse Oberlehrer Mathias Feigl. Für die weiblichen Handarbeiten war Oberlehrerin Theresia Feigl zuständig. Zu diesem Zeitpunkt bestand Obermeidling aus 67 Häusern und nach der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 hatte die Gemeinde 1.533 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Schulsprengel der Schule erstreckte sich über folgende Straßen und Gassen: Schönbrunner Hauptstraße (12) (Nr. 128-164, Nr. 129-135), Maria-Theresien-Straße (12) (Nr. 1-11, Nr. 2-10), Johannesgasse (12-19) (Nr. 42-62, Nr. 7-59), Ferdinandgasse (12) (Nr. 1-13), Halbgasse (Nr. 1-7), Bischoffgasse (Nr. 2-12), Sackgasse (Nr. 1-5). Im Jahr 1879 wurde zudem die Fabriksgasse, welche bisher zur Gemeinde Penzing gehört hatte, für eine Summe von 5.000 Gulden an die Gemeinde Obermeidling abgetreten, was von der niederösterreichischen Statthalterei am 19. Juni 1879 (Zahl 14538) bewilligt wurde.

1884: Neues Schulgebäude in der Bischoffgasse 10

Zehn Jahre nach der Schulgründung besuchten im Schuljahr 1882/1883 256 Kinder (121 Knaben und 135 Mädchen) die Schule in Obermeidling. Zu diesem Zeitpunkt entschied sich die Gemeinde Obermeidling zum Bau eines neuen Schulgebäudes, welches gleich neben dem Amtshaus erbaut wurde (Konskriptionsnummer 92, Orientierungsnummer 10). Dieses Gebäude enthielt sieben Lehrzimmer, einen Turnsaal, ein Konferenzzimmer, ein Kanzleizimmer, die Wohnung des Oberlehrers und jene des Schulwartes. Am 16. September 1884 wurde die Schule mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet. Somit konnten im Schuljahr 1884/1855 bereits 343 Kinder (160 Knaben und 183 Mädchen) die Schule in der Bischoffgasse 10 besuchen. Zu diesem Zeitpunkt war Oberlehrer Franz Feigl der Schulleiter.

Für das Schuljahr 1886/1887 wurde eine Erweiterung der bisher vierklassigen Volksschule in eine fünfklassige Volksschule vom k.k. niederösterreichischen Landesschulrat bewilligt. Aufgrund der Trennung der Kinder nach den Geschlechtern in der 5. Klasse wurde eine neue Parallelklasse eröffnet und eine Lehrerstelle kam hinzu, sodass der Status des Lehrkörpers folgendermaßen aussah: ein Oberlehrer, drei Lehrer/Lehrerinnen, zwei Unterlehrer/Unterlehrerinnen. Im Schuljahr 1891/1892 gab es bereits jeweils eine Parallelklasse der 4. und 5. Stufe (getrennt nach Geschlechtern), sodass insgesamt 187 Knaben und 168 Mädchen die sieben Klassen besuchten.

Eingemeindung 1890/1892

Die Eingemeindung der ehemaligen Gemeinden brachte Veränderungen auf verschiedenen Ebenen. Auf organisatorischer Ebene trat im Jahr 1891 der neu zusammengesetzte Bezirksschulrat der Stadt Wien an die Stelle der Bezirksschulräte Sechshaus und Hernals, die demnach ihre Amtswirksamkeit am 16. September 1891 einstellten. Der 12., 13. und damalige 14. Wiener Gemeindebezirk bildeten den 7. Wiener Schulaufsichtsbezirk (7. Sektion), für den der k.k. Realschulprofessor Vincenz Suchomel zum k.k. Bezirksschulinspektor ernannt wurde. Dieser führte provisorisch die Geschäfte des Bezirkschulratsausschusses. Die 7. Sektion hatte ihren vorläufigen Sitz im Gemeindehaus Hietzing. Auch die Schule Bischoffgasse 10 gehörte dem 7. Wiener Inspektionsbezirk an.

1892: Kurzeitige Umwandlung in Mädchenschule

Mit Erlass vom 31. Juli 1892 (Zahl 6897) genehmigte der k.k. niederösterreichische Landesschulrat, dass die Doppelvolksschule Bischoffgasse 10 ab dem Schuljahr 1892/1893 zu einer fünfklassigen Mädchenvolksschule umgewandelt werden würde. Die Knabenklassen der 1. und 2. Stufe wurden vorläufig an der Mädchenvolksschule belassen, die 3., 4. und 5. Knabenklasse jedoch an die Knabenvolksschule Rosasgasse 8 neben der Ehrenfelsgasse 5 verlegt. Die Zahl der Schulkinder betrug 345. Es gab fünf Mädchenklassen und zwei Knabenklasse, wobei die durchschnittliche Klassenstärke bei 49 lag. In den darauffolgenden Jahren blieben der Schule jedoch nicht nur die beiden Knabenklassen der ersten Stufen erhalten, sondern es wurden auch wieder Knabenklassen in den höheren Stufen eröffnet, sodass die Volksschule Bischoffgasse 10 nie wirklich zu einer reinen Mädchenschule wurde und de facto eine Volksschule für Knaben und Mädchen blieb. Am 17. Dezember 1895 wurden sieben Schülerinnen der 2. Klasse wegen Überfüllung in die Mädchenvolksschule VS Nymphengasse 7 ausgeschult.

1896/1897: Umbau

In den Sommerferien 1896 fanden aus Platzmangel umfangreiche Bauarbeiten am Schulgebäude statt. Im März 1896 wurde bereits die Stockwerkaufsetzung beschlossen. An der aufzulassenden Schulleiterwohnung sollten auch zwei weitere Lehrzimmer eingerichtet werden. Auch um eine strengere Trennung der Schulkinder nach Geschlechtern sorgte man sich. So wurden die links vom Hauseingang gelegenen Lehrräume für die Knaben, die rechts gelegenen Lehrzimmer für die Mädchen bestimmt. Laut Erlass des niederösterreichischen Landesschulrates vom 21. April 1896 (Zahl 3788) wurde bestimmt, dass der Unterricht wegen dem bevorstehenden Umbau mit Ende Juni geschlossen und erst mit 1. Oktober aufgenommen werden sollte. In der Sitzung des Gemeinderates vom 12. Juni 1896 wurde dann jedoch der Beschluss gefasst, dass die Wohnung des Schulwartes in den bisherigen hofseitigen Räumlichkeiten des Traktes in der Frauenheimgasse belassen bliebe, hingegen die aufzulassende Schulleiterwohnung in ein vierfenstriges Gassenzimmer und in ein dreifenstriges hofseitiges Lehrzimmer umgestaltet werden würde. Außerdem sollte das Lehrpersonal einen eigenen, separat zugänglichen Abort, etwa im Parterregeschoss des Schulgebäudes, bekommen. Durch die vorgenommene Stockwerkaufsetzung sowie die Umwandlung der im Schulgebäude befindlichen Oberlehrerwohnung wurden insgesamt sechs neue Klassenzimmer gewonnen.

Zeitlich zusammen mit dem Umbau viel auch die vom niederösterreichischen k.k. Landesschulrat durch Erlass vom 31. Juli 1896 (Zahl 7076) genehmigte Schulsprengeleinteilung (Ortsschulrat Zahl 3219), die folgende Straßen umfasste: Bischoffgasse, Bonygasse (ab Nr. 62 aufsteigend, ab Nr. 69 aufsteigend), Fabriksgasse (17 aufsteigend), Frauenheimgasse, Gatterholzgasse, Grünberggasse, Marinonigasse, Meidling-Schönbrunner Straße (ab Nr. 122 aufsteigend, ab Nr. 143 aufsteigend), Moldauergasse, Pohlgasse (ab Nr. 48 aufsteigend, ab Nr. 35 aufsteigend), Rosasgasse (ab Nr. 24 aufsteigend, ab Nr. 17 aufsteigend), Rotenmühlgasse, Schwenkgasse, Tivoligasse (ab Nr. 44 aufsteigend, ab Nr. 47 aufsteigend), Zenogasse.

Die Jahre bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren vor allem geprägt durch monarchische Ereignissen sowie durch Vermerke stadtpolitischer Angelegenheiten (beispielsweise Bürgermeisterernennungen von Karl Lueger und Josef Neumayer). So waren natürlich das 50-jährige (1898) sowie 60-jährige (1908) Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph I., für welches Jubiläumsfestzüge der Wiener Schuljugend bzw. Kinderhuldigungen im Schloss Schönbrunn organisiert wurden, zentrale Themen. Weiters nahmen die Schulkinder von der 3. Klasse aufwärts am 31. Oktober 1908 an der Ankunft des Kaisers am Staatsbahnhof in Wien, nachdem er sich vier Monaten teils in Ischl, teils in Ungarn aufgehalten hatte, teil und mussten Spalier stehen. Die Schule Bischoffgasse 10 nahm auf der Schönbrunner Straße, dem Weigl‘s Dreherpark gegenüber Aufstellung. Aber auch die feierliche Eröffnung der Wiener Stadtbahn am 9. Mai 1898, der der Kaiser, die Erzherzöge, der Klerus und die Spitzen der Behörden beiwohnten, fand mit einem längeren Eintrag Eingang in die Schulchronik. In den Wintermonaten (November, Dezember) wurden vor allem Spenden in den Schulchroniken festgehalten, sowohl in finanzieller Form von Privatpersonen als auch materieller Form (Essen, Kleidung) von der Bezirksvorstehung. Auch die Ausspeisung für arme Schulkinder gehörte dazu.

Der Schülerinnen- und Schülerstand wuchs langsam aber stetig an. Im Schuljahr 1897/1898 wurde die Doppelvolksschule von Oberlehrer Franz Kindler geleitet und von acht Knabenklassen mit 387 Schülern und sieben Mädchenklassen mit 346 Schülerinnen besucht. Bei beiden Geschlechtern war die Konfessionsverteilung ziemlich homogen: Unter den Knaben gab es neben der römisch-katholischen Mehrheit nur sieben protestantische und fünf jüdische Schulkinder, unter den Mädchen nur acht protestantische und vier jüdische Schulkinder. Die Klassengröße reichte beispielsweise von 55 bis 94 Schüler (Knabenklassen im Schuljahr 1899/1900). Ende der 1890er Jahre fanden einige Ein- und Ausschulungen mit den neuen Knabenschulen aus der Singrienergasse 19 und Rosasgasse 8 sowie mit den Mädchenschulen aus der Ruckergasse 40 und Nymphengasse 7 statt. Im Schuljahr 1910/1911 besuchten 371 Knaben und 340 Mädchen die Schule Bischoffgasse 10. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges leitete Oberlehrer Wilhelm Zörkla die Schule, welche fünf Knabenklassen mit 223 Schülern und zehn Mädchenklassen mit 474 Schülerinnen führte. Darunter besuchten 45 protestantische, 19 jüdische Schulkinder sowie ein griechisch-orthodoxes Kind die Schule. Am 1. April 1908 versammelten sich außerdem zum ersten Mal die Knaben im Schulgebäude, welche vom Verein "Wiener Knabenhort" in den neu gegründeten Knabenhort aufgenommen wurden.

Erster Weltkrieg

Die Schuljahre 1914/1915 bis 1917/1918 wurden durchgängig als "Kriegsschuljahre" betitelt. In den Sommermonaten 1914 war im Schulgebäude Bischoffgasse 10 bereits Militär einquartiert (1., 4. und 10. Landsturmbataillon), sodass der Unterricht erst am 22. September 1914 beginnen konnte. Am 28. Oktober 1914 wurden die Mädchenbürgerschule Ruckergasse 40 und die Knabenbürgerschule Singrienergasse 19 einquartiert. Der Unterricht war von diesen Tagen an dreiteilig. Die wöchentlichen Stundenzahl betrug für jede Klasse der Volksschule nur 14 Stunden. Ab dem Schuljahr 1917/1918 war jedoch nur mehr die Rede von der untergebrachten Ruckergasse 40 sowie von halbtägigem Unterricht. Am 20. November 1914 wurde an der Schule ein Mädchenfürsorgehort errichtet, derselbe war anfangs durchschnittlich von 50 Schülerinnen besucht. Hortstunden fanden an freien Schulnachmittagen viermal wöchentlich statt. In den Sommerferien 1916 fanden circa 80 Kinder Unterkunft und Beschäftigung im Mädchenhort.

Nach der Einführung der Brot- und Mehlmarken befanden sich im Turnsaal zwei Brot- und Mehlkommissionen zur Ausgabe der Lebensmittelkarten. Später benützten sie die Konferenzzimmer (Schuljahr 1917/1918). Die Kriegsfürsorge war mit den unterschiedlichen Betätigungsfeldern omnipräsent. Die Schulkinder beteiligten sich an Sammlungen unterschiedlichster Art (z.B. Kleidersammlungen im Dezember 1914, Kriegsmetallsammlung im April 1915 und Jänner 1916, Wäschesammlung im Oktober 1917). Bei den Sammlungen konnte es sich um die Zusammenstellung von Geschenkpaketen an die Soldaten im Rahmen von Kriegsfürsorgeaktionen ("Weihnachten im Felde", "Bücher ins Felde") sowie um Sachspenden für den Kriegs-Witwen- und Waisenfond (z.B. Sammlung von Spielzeug und Büchern im November 1917) oder für die Kriegsspitäler (z.B. Sammlung von Wolle im Rahmen der Fürsorgeaktion "Kälteschutz" im März 1916) handeln. Im Fall der Schule Bischoffgasse 10 war das besonders das Gatterhölzl-Kriegsspital sowie jenes Spital in der Weiglgasse-Ruckergasse 40. Auch war es nicht ungewöhnlich, dass Schulkinder Zigaretten stopften für die Soldaten (bspw. 24.000 im Schuljahr 1915/1916). Der Kartoffel- und Gemüsebau auf dem sogenannten "Schulkriegsgemüsegarten" im Ausmaß von 245 Quadratmeter war ebenfalls ein zentrales Beschäftigungsfeld. Kartoffeln und Gemüse wurden an arme Schulkinder verteilt.

Bereits im ersten Kriegsjahr wurden viele männliche Lehrer zur militärischen Dienstleistung einberufen und durch Lehrerinnen ersetzt. Mehrere folgten in den späteren Kriegsjahren. Während der Kriegsjahre sank die Schülerinnen- und Schülerzahl erstaunlicherweise nicht, sondern schwankte zwischen den Jahren und stieg sogar an:

  • 1914/1915: Fünf Klassen mit 231 Knaben und zehn Klassen mit 410 Mädchen. Gesamt: 641
  • 1915/1916: Fünf Klassen mit 226 Klassen und zehn Klassen mit 427 Mädchen. Gesamt: 653
  • 1916/1917: Fünf Klassen mit 234 Knaben und zehn Klassen mit 441 Mädchen. Gesamt: 675
  • 1917/1918: Fünf Klassen mit 220 Knaben und zehn Klassen mit 442 Mädchen. Gesamt: 662

Erste Republik

Auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kehrte nicht unmittelbar Normalität ein. Die Winterferien 1918 wurden vom 15. Dezember 1918 bis 7. Jänner 1919 verlängert wegen Kohlemangel. In der Zeit der Ersten Republik waren Ereignisse wie beispielsweise der Jahrestag der Republik Österreich im Schulalltag präsent. Knapp nach 1923 befand sich das Bezirksmuseum Meidling in drei Räumen des Schulgebäudes.[2]

Im Februar 1932 wurde die Lehrerbücherei laut Zuschrift vom 8. Februar 1932 des Magistrats einer genauen Durchsicht unterzogen. Ein Teil der Bibliothek musste in die Pädagogische Zentralbücherei, ein anderer Teil in ein Depot abgeliefert werden, so dass nun ein kleiner Rest neuerer Bücher für die Schule blieb.

Die katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisse Ende der 1920er und Anfang 1930er Jahre machten auch vor dem Schulwesen nicht halt. Aufgrund der Einsparungsmaßnahmen wurden viele Lehrkräfte der Bischoffgasse 10 an andere Schulen geschickt (z.B. in die Singrienergasse), die übrigen Lehrkräfte mussten sich den Unterricht für die Klassen untereinander aufteilen. Andere Fürsorgeaktionen waren durchgeführte Sammelaktionen von Kleidungsstücken für arme Kinder (vornehmlich zu Weihnachten). 19 Kinder erhielten Schuhe, zehn Kleider, zwölf Wäschestücke (November 1927) sowie Milchaktion (April 1928). Vom 20. bis 28. Februar 1929 waren die Schulen wegen der strengen Kälte gesperrt. Die Schulkinder aus der Schule Bischoffgasse 10 hatten Zugang zu geheizten Räumen in der Schule Nymphengasse 7.

Infolge der neuen Schulgesetze und vor allem des neuen Hauptschulgesetzes von 1927 musste die werdende 5. Knabenklasse als 1. Hauptschulklasse an die Hauptschule Singrienergasse 19 abgegeben werden. Zu Anfang des Schuljahres 1929/1930 verursachte die Ausschulung von 43 Kindern aus der Bischoffgasse 10 nicht geringe Aufregung. Grund hierfür war höchstwahrscheinlich die Überfüllung der Klassen.

Februar 1934 und Ständestaat

Zu Anfang des Schuljahres 1933/1934 führte die Doppelvolksschule Bischoffgasse 10 vier Klassen mit 146 Knaben und vier Klassen mit 137 Mädchen (gesamt: 283). Davon waren 128 Knaben und 107 Mädchen römisch-katholisch, zwei Knaben und fünf Mädchen altkatholisch, fünf Knaben und 15 Mädchen evangelisch, sechs Knaben und sechs Mädchen jüdisch, ein Mädchen gab an, eine „andere Konfession“ zu haben (nicht näher erläutert) und fünf Knaben sowie drei Mädchen waren konfessionslos. Oberlehrer Schmidt Rupert wurde im Oktober 1933 beurlaubt, bevor er im November in den dauernden Ruhestand trat. An seine Stelle wurde mit der provisorischen Leitung der Schule der Volkslehrer Alexander Fiala betraut, der am Anfang des Schuljahres 1934/1935 zum definitiven Oberlehrer der Schule ernannt wurde.

Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Die täglichen Februarereignisse wurden in der Schulchronik (höchstwahrscheinlich im Nachhinein) festgehalten. Während der Generalstreikt der Arbeiterschaft und die Straßenunruhen noch neutral vermerkt wurden, wurde die Verhängung des Standrechtes als hoffnungsvolle Lösung für die baldige Beendigung der Unruhen angesehen. "Unsere brave Exekutive im Vereine mit der Heimwehr und den Sturmscharen (…) befreiten, unter der Führung des heldenmutigen Sicherheitsministers Major Emil Fey, dem Befreier Wiens in schwarzen Tagen, die Stadt Wien aus schwerer Gefahr. "[3] Am 19. Februar 1934 mussten die Kinder mit ihren Klassenlehrerinnen und -lehrern einem Dankgottesdienste für die gefallenen Opfer in der Meidlinger Pfarrkirche beiwohnen.

Am 20. Jänner 1935 nahmen die Schulkinder der 3. und 4. Klasse Bischoffgasse 10 an der durch Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer vorgenommenen feierlichen Einweihung der Pfarre Maria Lourdes teil, welche sich in der Tivoligasse 20 (Zugang Haschkagasse 5, bei Rucker- und Ehrenfelsgasse) befand.

Am 23. Jänner 1935 begannen im Turnsaal und in dem freigewordenen Lehrmittelzimmer Durchbruchsarbeiten für die Schaffung einer Verbindungstür zwischen der Garderobe und dem Turnsaal.

50-jähriges Jubiläum 1935

Am 31. Mai 1935 wurde eine große Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schulen Bischoffgasse 10, Rosasgasse 8 und Nymphengasse 7 unter dem Ehrenschutz des Bürgermeisters Richard Schmitz und des Kardinals Theodor Innitzer gefeiert. Das Programm bestand aus einer Festmesse in der Meidlinger Pfarrkirche am Migazziplatz, einer Schulfeier im Altdeutschen Saal im Dreherpark in der Schönbrunner Straße 307 sowie aus einer Wiedersehensfeier der ehemaligen Lehrpersonen, Eltern, Schülerinnen und Schüler. Bezirksvorsteher Matthias Kowatsch begrüßte von den zahlreich erschienenen Festgästen besonders den Vizepräsidenten des Stadtschulrates Hofrat Robert Krasser, die Bezirksschulinspektoren Regierungsräte Michael Klieba und Franz Swoboda, Konsistorialrat Philipp Hönigschmied, Bezirkshauptmann Doktor Libano und Kanonikus Feichtinger vom erzbischöflichen Ordinariat.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Am Anfang des Schuljahres 1937/1938 leitete Oberlehrer Otto Wollf, der laut Dekret vom 2. Juli 1936 (Zahl I-1400/1936) bestellt worden war, ab 4. Juli 1936 die Schule Bischoffgasse 10. Diese wurde von vier Klassen mit 134 Knaben und vier Klassen mit 157 Mädchen besucht. Von diesen insgesamt 291 Kindern waren 108 Knaben und 130 Mädchen römisch-katholisch, fünf Knaben und zwei Mädchen altkatholisch, elf Knaben und 14 Mädchen evangelisch, neun Knaben und neun Mädchen jüdisch sowie ein Knabe und zwei Mädchen konfessionslos. Am 18. März 1938 übernahmen Johann Neumayer über Auftrag des Stadtschulrates Wien die provisorische Leitung für den beurlaubten Oberlehrer Otto Wolff und am 21. März wurden durch den provisorischen Leiter der Schule die Lehrkräfte, der katholische Religionslehrer sowie der Schulwart auf den "Führer des Deutschen Reiches" feierlich vereidigt. Bereits im Juni 1938 gab es wiederum einen Wechsel in der Leitung: Laut Dekret vom 29. Juni 1938 (Zahl I-4099/1938) wurde Oberlehrer Friedrich Berger ab 2. Juli 1938 zum Leiter der Schule Bischoffgasse 10 bestellt. Zu diesem Zeitpunkt tauchen keine jüdischen Schulkinder mehr in den Standesausweisen auf.

Die eigentlichen Ereignisse um den sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 fanden keine direkten Erwähnung in der Schulchronik, viel eher wurde der Regimewechsel zum Zeitpunkt der Volksabstimmung grob erwähnt: "Für die am 13. März 1938 stattfindende Volksabstimmung in Österreich sollte unsere Schule auch als Wahllokal verwendet werden. Die weltgeschichtlichen Ereignisse des 12., 13. und 14. März 1938, die in der Vereinigung Österreichs mit dem deutschen Mutterlande ihre Krönung erfuhren, haben auch in unserem ganzen Schulbetrieb allerlei Veränderungen veranlasst."[4]

Bereits Ende März 1938 wurde die Mädchenvolksschule Singrienergasse 23 in der Schule Bischoffgasse 10 untergebracht, weil ihr Schulgebäude von den Legionären in Benützung genommen wurde. Es musste Wechselunterricht eingeführt werden. Eine weitere Schwierigkeit in der Unterrichtsführung ergab sich durch die Abreise vieler Familien samt Kindern ins sogenannte "Altreich".

Die Einbindung der Lehrpersonen und der Schulkinder in die NS-Aktivitäten war zentraler Bestandteil auf allen Ebenen. So fanden beispielsweise Lehrerversammlung des Nationalsozialistischen Lehrerbundes zahlreich statt. Auch wurden Rundfunkempfänge für die zehnjährigen Kinder der vierten Klasse (z.B. am 7. März 1939) organisiert, um zum Beitritt in das Deutsche Jungvolk (DJ) und den Bund deutscher Mädel anzuregen.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ging im Laufe der Kriegsjahre deutlich zurück, jedoch nicht so stark wie an anderen Schulen:

  • 1939/1940: Drei Klassen mit 99 Knaben, vier Klassen mit 121 Mädchen, eine gemischte Klasse mit 25 Knaben und acht Mädchen. Gesamt: 253
  • 1940/1941: Zwei Klassen mit 72 Klassen, zwei Klassen mit 72 Mädchen, zwei gemischte Klassen mit 47 Knaben und 26 Mädchen. Gesamt: 217
  • 1941/1942: Keine Angaben
  • 1942/1943: Zwei Klassen mit 69 Knaben, zwei Klassen mit 78 Mädchen, drei gemischte Klassen mit 52 Knaben und 50 Mädchen. Gesamt: 249
  • 1943/1944: Eine Klasse mit 33 Knaben, eine Klasse mit 36 Mädchen, vier gemischte Klassen mit 74 Knaben und 66 Mädchen. Gesamt: 209
  • 1944/1945: Eine Klasse mit 42 Knaben, vier gemischte Klassen mit 77 Knaben und 63 Mädchen. Gesamt: 182


Üblicherweise mussten die Schulen ihre Räumlichkeiten nationalsozialistischen sowie kriegsbedingten Organisationen bereitstellen. Während das Meidlinger Heimatmuseum noch immer vier Zimmer belegte, wurde ab 1938/1939 das Lichtbildzimmer vom Deutschen Jungvolk, der Turnsaal und die Ankleideräume vom Bund deutscher Mädel sowie der NSDAP benützt. Ab 1939/1940 belegte die Kartenstelle 82 zur Ausgabe von Lebensmittelkarten das Lichtbildzimmer und das Lehrmittelzimmer. An der Kartenstelle 82 arbeiteten die Lehrkräfte der Schulen Bischoffgasse 10, Rosasgasse 8 und Nymphengasse 7 unter der Leitung des Oberlehrer Friedrich Berger. Bald kam ebenfalls die Übernahme der Bezugsscheinausgabe für Spinnstoffe und Schuhe hinzu.

Bereits Anfang Dezember 1939 wurde die hohe Arbeitsleistung der Lehrkräfte durch die Vorarbeiten für die Ausgabe der Kleiderkarten unterstrichen und es wurde vermerkt: "Die Arbeitskräfte der Kameraden wird durch diese Arbeiten sehr stark in Anspruch genommen und wirkt sich demnach auch auf den Unterricht aus. Von der Kartenhauptstelle wird, ohne Rücksicht auf den Unterricht und auf die Belastungsfähigkeit der Kameraden, immer neue und neue Arbeit verlangt, zum Beispiel die komplizierte Ausgabe der Karten für die stillenden und werdenden Mütter, sowie der Streichung der Sonderbezüge für die Juden. All dies könnte viel einfacher, mit demselben Erfolg gemacht werden."[5] Anfang Jänner 1940 konnten wegen Funktion als Kartenstelle nur noch zwei Unterrichtsstunden täglich stattfinden.

Der 20. März 1939 war schulfrei wegen "Eingliederung der Länder Böhmen und Mähren als Protektorat in das Großdeutsche Reich und Rückkehr des Führers nach Berlin." Vor diesem der Hintergrund der Besetzung und Annexion der Tschechoslowakei wurde die Schule Bischoffgasse 10 zusätzlich ab dem 25. März 1939 gleichzeitig zur "Ausgabestelle der Fallschirme für die Haushaltungen". Die NSDAP-Ortsgruppe Schönbrunn und Meidling waren der Schule zugewiesen. SA-Männer trugen die Anträge in die 270 Häuser der beiden Sprengel. Am 27. März 1939 begann die Arbeit mit den Fallschirmen. Alle Lehrkräfte der Schule waren in die Arbeit eingebunden.

Spätestens ab dem Schuljahr 1943/1944 wurde die Schule Bischoffgasse 10 in andere Schulgebäude verlegt: Es befanden sich vier (gemischten) 5. Klassen in der Rosasgasse 8 und zwei Klassen waren in der Hauptschule Singrienergasse 23 untergebracht. Im Schuljahr 1944/1945 wurde nur noch die Hauptschule Singrienergasse 23 als Gastschule angegeben. Laut einer von Reinhard Tenhumberg betriebenen Website befand sich zwischen Juni 1944 und April 1945 ein Wohnlager für ungarische Juden in der Bischoffgasse 10. [6] Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 hatte das Schulgebäude in der Bischoffgasse 10 auch Bombentreffer abbekommen.

Gegenwart

Heute ist die Volksschule Jean Pictet auf zwei Standorte aufgeteilt. Im Hauptgebäude in der Bischoffgasse 10 befindet sich die Direktion sowie alle a und b Klassen. In der Expositur in der Nymphengasse 7 werden alle c Klassen unterrichtet. In zweiterem Gebäude befinden sich außerdem zwei Hortgruppen der Kinderfreunde Wien. Die Schule wird von insgesamt zwölf Volksschulklassen und einer Vorschulklasse halbtägig besucht. Neben den 13 Klassenlehrerinnen und -lehrern arbeiten auch Begleit-, Sprachförder-, Stütz- sowie muttersprachliche Lehrkräfte an der Schule. Zudem wird römisch-katholischer, evangelischer, islamischer sowie orientalisch-orthodoxer Religionsunterricht angeboten.

Die Namensänderung der Volksschule nach Jean Simon Pictet fand am 29. September 2009 im Rahmen eines großen Kinderfestes statt.[7] Der Schweizer Jurist und Experte für humanitäres Völkerrecht Jean Pictet gilt als geistiger Vater der Genfer Konvention 1949 und war ranghohes Mitglied des Internationalen Roten Kreuzes. So vertritt die Schule auch die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität.

Quellen

Einzelnachweise

Weblinks