Theodor Flamm
Theodor Flamm (Pseudonym: Anton Krüpl), * 14. Juli 1822 Wien, † 3. Oktober 1902 Altlengbach/Niederösterreich, Schriftsteller, Journalist, Schauspieler.
Biografie
1846 hatte Theodor Flamm seine philosophischen Studien beendet, im März 1846 erschien sein erster Artikel im "Wanderer" und im August wurde erstmals ein Theaterstück von ihm aufgeführt. Im selben Jahr kam Flamm als Militär-Rechnungsbeamter nach Großwardein (Oradea/Rumänien) in die dortige Rechnungskanzlei, 1848 war er Soldat. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft erfolgte seine Entlassung. Danach war er wandernder Schauspieler in Ungarn und kehrte schließlich nach Wien zurück.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit, schrieb Theodor Flamm Theaterstücke, die unter anderem am Theater in der Josefstadt und am Carltheater zur Aufführung gelangten. Als Schauspieler debütierte er am 4. März 1865 im Theater in der Josefstadt in seinem Volksstück "Das Soldatenkind" als Quirin Stachelbrand, im Dezember 1866 gastierte er in der Singspielhalle im Etablissement Frey, (4., Wienstraße 21), ab 1868 unter dem Namen Webers Etablissement "Herculaneum". 1866 erhielt er die Konzession für ein Theater in Dornbach, das jedoch nur eine Saison spielte.
Flamm war Mitarbeiter an verschiedenen Journalen, von 1874 bis 1876 am "Illustrirten Wiener Extrablatt", am "Hans-Jörgel", später gründete er ein eigenes Blatt "Anton Langer's Hans Jörgl" in dem seine Romane "Das Orakel von Sievering", "Johann Fürst", "Der Pfaff vom Kahlenberg" und "Der Volksanwalt" erschienen. Von 1892 bis 1894 amtete er als Chefredakteur des "Kikeriki" und von 1897 bis 1899 schrieb er regelmäßig Glossen für die Brauerei- und Hopfen-Zeitung "Gambrinus".
Einige seiner zahlreichen Bühnenwerke waren sehr erfolgreich, standen jahrelang am Spielplan und wurden auch an in- und ausländischen Bühnen nachgespielt, dazu gehörten vor allem "Die Hetzjagd nach einem Menschen" und "Die Rekrutierung in Krähwinkel". Seine Faschingsposse "Die verfolgte Unschuld" wurde nach der 7. Vorstellung behördlich verboten und auch nach Flamms Umarbeitung blieb das Verbot bestehen.[1] Wiederholt hatte Flamm mit der Zensur zu kämpfen und so reichte er im Jänner 1874 zusammen mit vielen dramatischen Schriftstellern eine "Petition gegen die Theaterzensur" im Abgeordnetenhaus ein. Eine Spezialität von Flamm waren die sogenannten "Improvisationsstücke": Das Publikum wurde aufgefordert Titelvorschläge für ein Theaterstück in eine Urne zu werfen. Danach wurden vier Titel gezogen, der erste war für den Haupttitel bestimmt und die drei anderen für die Akte. Innerhalb von drei Tagen schrieb Flamm daraufhin ein Stück unter diesem Titel.
Flamm lebte in den letzten Lebensjahren in finanziellen Nöten in Altlengbach. Sein Sohn Franz Flamm war Schauspieler, später Theaterkassier und Besitzer eines Theaterkartenbüros. Mit ihm zusammen schrieb er die Gesangsposse "Der Gigerl vom Land".
Bühnenstücke (Auswahl)
- Der redliche Finder. Posse, 26.8.1846 Theater in der Josefstadt
- Der Unvertreibliche. Posse (Musik: Ernst Krähmer), 11.10.1851 Theater in der Josefstadt
- Ein Filz als Prasser. Posse (zusammen mit Leopold Feldmann; Musik: Franz von Suppè), 29.? (30.6.?)6.1852 Braunhirschentheater
- Ein armer Millionär. Originalposse (Musik: Karl Binder), 25.9.1852 Carltheater
- Das Spottgedicht. Posse (Musik: Carl Franz Stenzl), 26.5.1855 Carltheater
- Wem gehört die Frau? (Ein Zimmer mit zwei Betten). Schwank (Musik: Karl Binder), 26.10.1855 Carltheater
- Die Hetzjagd nach einem Menschen. Posse (Musik: Karl Binder), 7.6.1856 Carltheater
- Die Rekrutierung in Krähwinkel. Posse (nach einen älteren Sujet des David; Musik: Karl Binder), 21.3.1857 Carltheater
- Kopf und Herz. Lebensbild, 9.5.1857 Theater an der Wien
- Der Wucherer in der Klemme. Schwank, 28.11.1857 Theater an der Wien
- Der Teufel im Herzen. Lebensbild (zusammen mit Josef Wimmer), 18.3.1859 Theater an der Wien
- Ein eigener Kerl. Charakterbild (zusammen mit Josef Wimmer), 25.6.1859 Braunhirschentheater
- Eine Wienerin. Lebensbild (Musik: Franz von Suppè), 23.7.1859 Braunhirschentheater
- Zacherl. Burleske (zusammen mit Josef Wimmer; Musik: Julius Hopp), 3.9.1859 Theater in der Josefstadt
- 's Muttersöhnl (zusammen mit Josef Wimmer; Musik: Julius Hopp), 26.1.1860 Theater in der Josefstadt
- Einer vom Circus. Posse (nach Emil Pohls "Jongleur"), 15.5.1860 Thaliatheater
- Wien, wie es weint und lacht. Improvisirtes Lebensbild (Musik: Anton Maria Storch), 11.12.1860 Theater in der Josefstadt
- Die verfolgte Unschuld. Faschingsposse (Musik: Anton Maria Storch), 2.2.1861 Theater in der Josefstadt (nach der 7. Vorstellung behördlich verboten)
- Eine Mutter oder Der Sohn des Verhaßten. Charakterbild (Musik: Anton Maria Storch), 19.5.1861 Thaliatheater
- Über Land und Meer. Burleske (Musik: [[Johann Baptist Klerr]), 21.11.1861 Carltheater
- Die Kriminal-Leni. Lebensbild (Musik: Anton Maria Storch), 10.5.1862 Thaliatheater
- Klapp! Klapp! Zauberposse mit Gesang [...] und einem Vorspiel unter dem Titel: Der verwandelte Storch (Musik: Johann Baptist Klerr), 17.1.1863 Carltheater
- Gauner und Gaukler. Spektakelstück (Musik: Anton Maria Storch), 4.11.1863 Theater in der Josefstadt
- Ein verkanntes Genie. Improvisationsstück (Musik: Franz Rafael), 26.8.1864 Thaliatheater Graz
- Ein falscher Blondin. Posse (Musik: Anton Maria Storch), 4.9.1864 Theater in der Josefstadt
- Eine Öbstlerlin aus der Josefstadt. Improvisationsstück (Musik: Heinrich Weidt), 27.9.1864 Stadttheater Pest
- Der verliebte Graubart oder Der Kuß des Alten. Improvisiertes Lebensbild, 25.10.1864 Theater Linz
- Das Soldatenkind. Volksstück (Musik: Anton Maria Storch), 4.3.1865 Theater in der Josefstadt
- Wiener und Mexikaner. Posse, 30.4.1865 Theater in der Josefstadt
- Die Universalerben. Lebensbild (Musik: Johann Brandl), 25.11.1865 Theater in der Josefstadt
- Europa beim Friseur. Posse (Musik: E. Friedl), 16.6.1866 Dornbacher Sommertheater (Sommer-Salon-Theater)
- Die Dienstbotenherberge. Schwank, 22.11.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
- Ein kaltes Bad. Posse, 27.12.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
- Ein stilles Haus. Posse, 25.7.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
- In Salzburg. Schwank, 24.8.1867 Singspielhalle in der Restauration chantante (Giselastraße 2)
- Die Großherzogin von Gerstenstein. Parodie einer Parodie (Musik: Bachofen), 26.10.1867 Singspielhalle in der Restauration chantante
- Wem gehört die Tochter? Posse (Musik: Cotally) 21.11.1867 Gastvorstellung in Schwenders Vergnügungsetablissement (Schwenders Colosseum)
- Eine Abgestrafte. Lebensbild, 3.5.1868 Singspielhalle Webers Etablissement "Herculaneum"
- Aus dem Volksleben. Wiener Genrebild, 5.5.1868 Singspielhalle Webers Etablissement "Herculaneum"
- Thür Nr. 7. Posse, 9.5.1868 Singspielhalle Webers Etablissement "Herculaneum"
- Aktionär und Bankgründer. Posse, 16.7.1869 Singspielhalle Webers Etablissement "Herculaneum"
- Liebe und Polizei. Lebensbild (Musik: Karl Kleiber), 2.7.1870 Fürsttheater
- Französin und Preußen. Posse (Musik: Karl Kleiber), 17.8.1870 Fürsttheater
- Die Schneiderstochter. Lebensbild. 10.11.1871 Strampfertheater
- Eine schöne Wirthschaft. Posse (Musik: Franz von Suppè), 14.11.1871 Carltheater
- Ein Landpfarrer. Volksstück (Musik: Franz Roth), 5.12.1874 Theater in der Josefstadt
- Ein Flüchtling von Anno 1876. Posse (Musik: Adolf Müller senior) 16.9.1876 Theater an der Wien
- Mamsell G'radaus. Volksstück (Musik: Max Weinzierl), 28.4.1877 Sommertheater im Prater (Circus Carré)
- Schneider und Seiltänzer. Posse (Nach einem älteren Sujet für die Bühne bearbeitet), 25.12.1878 Ringtheater
- Die weiblichen Jäger. Komischer Operette (Musik: Max Weinzierl), 1.5.1880 Ronacher
- Ein kleiner Böhm. Posse (Musik: Karl Kleiber), 3.7.1881 Fürsttheater
- Die Försterstöchter. Operette (Musik: Max Weinzierl), 26.2.1882 Faschingsfest im Sophienbad 3 (Sophiensaal)
- Die lustigen Bauern. Posse (Musik: Karl Kleiber), 10.9.1881 Fürsttheater
- Der Gigerl vom Land. Gesangsposse (zusammen mit Franz Flamm, Musik: Leopold Kuhn), 9.8.1888 Fürsttheater
- Das neue Wahlrecht. Posse (Text: zusammen mit Gustav Rehbock; Musik: Karl Kleiber), 5.1.1894 Theater in der Josefstadt
Quellen
- Wienbibliothek Digital: Flamm, Theodor
- Matricula Online: Sterbebuch Altlengbach, Signatur 3/08, folio 68, Anton Krüpl
- ANNO: Theodor Flamm † (mit Bild). In: llustrirtes Wiener Extrablatt, 4.10.1902, 31. Jahrgang, Nr. 273, Seite 3
- ANNO: Theodor Flamm †. In: Die Zeit, 4.10.1902, 1. Jahrgang, Nr. 4, Seite 4
- ANNO: Theodor Flamm's achtzigster Geburtstag (mit Bild). In: llustrirtes Wiener Extrablatt, 13.4.1902, 31. Jahrgang, Nr. 101, Seite 15f.
- ANNO: Wie ein Theaterstück entsteht [zu Wien, wie es weint und lacht]. In: llustrirtes Wiener Extrablatt, 10.4.1902, 31. Jahrgang, Nr. 98, Seite 7
- ANNO: Theodor Flamm. Zu seinem 80. Geburtstage. In: Neues Wiener Journal, 10.4.1902, 10. Jahrgang, Nr. 3038, Seite 1f.
- ANNO: Schriftsteller-Jubiläum. In: Neue Freie Presse, 4.2.1896, Nr. 11296, Seite 5f.
- ANNO: Theodor Flamm: An die verehrten Theaterfreunde Wiens [zur Ablehnung seines Theaterstücks "Die Wahrsagerin"]. In: Morgen-Post, 27.11.1877, 27. Jahrgang, Nr. 327, Seite 4
- ANNO: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 30.1.1876, 5. Jahrgang, Nr. 29, Seite 4 (zu seinem 30jährigen Schriftstellerjubiläum)
- ANNO: Die Debatte, 5.3.1865, 2. Jahrgang, Nr. 64, Seite 3 (zu seinem Debüt als Schauspieler)
- ANNO: Morgen-Post, 5.3.1865, 15. Jahrgang, Nr. 64, Seite 3 (zu seinem Debüt als Schauspieler)
Literatur
- Attila Oliver Láng: Carl Binder und sein Wirken am Wiener Carl-Theater (Dissertation Wien) 2017
- Anton Bauer, Gustav Kropatschek: 200 Jahre Theater in der Josefstadt 1788–1988. Wien / München: Schroll 1988
Theodor Flamm im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
Referenzen
- ↑ Vgl. Der Zwischen-Akt, 10.02.1861 und 14.02.1861, 4. Jahrgang, Nr. 41 bzw. Nr. 44, jeweils Seite 3