Spanischer Rat

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Daten zum Eintrag
Datum von 1714
Datum bis 1735
Objektbezug Spanier, Spanisches Spital
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.04.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger (1700) erhoben sowohl das bourbonische Frankreich, als auch die deutschen Habsburger Anspruch auf das gewaltige Erbe. Habsburgischer Kronprätendent war ab 1703 Erzherzog Karl (1711-1740 Kaiser Karl VI.), der bis 1711 in Barcelona residierte, dann aber nach Wien übersiedeln musste, um seinem 1711 verstorbenen Bruder Joseph I. als römisch-deutscher Kaiser und Regent der Erbländer nachzufolgen; er ließ jedoch in Spanien eine Regentschaft zurück. Nach dem überaus blutigen Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurde im Frieden von Rastatt (1714) den Bourbonen Spanien samt den Überseebesitzungen zugesprochen, Österreich erhielt die südlichen Niederlande (Belgien), Mailand, Mantua, Neapel und Sardinien (1720 gegen Sizilien eingetauscht). Erst 1718 verzichtete Karl VI. endgültig auf Spanien; der Friedensschluss mit den Bourbonen wurde 1725 erneuert.

Eine große Anzahl spanischer Parteigänger Karls war nach Wien emigriert; aus ihnen rekrutierten sich die Mitglieder des 1714 geschaffenen „Spanischen Rats", der von Wien aus Verwaltung und Politik der südlichen Niederlande und des Königreichs Neapel-Sizilien (wo ein Statthalter mit dem Titel „Vizekönig" die Verwaltung führte) zentral dirigierte. Erster Präsident des Spanischen Rats war 1714-1724 Antonio Francesco Folco de Cardona, Bischof von Valencia (der 1716 das Strozzipalais, 8., Josefstädter Straße 39, erwarb und baulich ausgestaltete). Auch Hieronymus Capece Marchese de Rofrano (der 1721 das nachmalige Auerspergpalais, 8, Auerspergstraße 1, kaufte und 1724 starb) gehörte dem Spanischen Rat an. Auf Betreiben des Prinzen Eugen von Savoyen war 1717 vom Spanischen Rat ein Niederländischer Rat abgetrennt worden. Nachdem im Krieg 1733-1735 Neapel und Sizilien an die Bourbonen verlorengegangen waren, erlosch der Spanische Rat, wogegen der Niederländische Rat fortbestand. Zahlreiche Mitglieder der spanischen Emigrantenkolonie in Wien ließen sich in der Gruft der Trinitarierkirche (8, Alser Straße 17) bestatten. Als Krankenanstalt und Altersheim für die Emigranten diente das 1723 eröffnete Spanische Spital.

Literatur

  • Max Braubach: Prinz Eugen von Savoyen 3 (1965), S. 242 f., S. 433 f.
  • Max Braubach: Prinz Eugen von Savoyen 4 (1965),S. 21, S. 125, S. 221
  • Bernd Rill: Karl VI. Habsburg als barocke Großmacht. Graz-Wien-Köln 1992, S. 88 f., S. 211 f.
  • Ferdinand Opll, Karl Rudolf: Spanien und Österreich. 1991, S. 134 ff.
  • Elisabeth Garms-Cornides: Das Königreich Neapel und die Monarchie des Hauses Österreichs. In: Barock in Neapel - Kunst zur Zeit der Österreichischen Vizekönige (Kat. Wien 1993, S. 17 ff.)