Siemens AG Österreich

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Werner von Siemens, um 1885
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Art der Organisation Firma
Datum von 1879
Datum bis
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Bildunterschrift Werner von Siemens, um 1885

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Johann Georg Halske, um 1880

Siemens & Halske

Die Anfänge des Unternehmens: 1858-1864

Im Jahr 1847 wurde das Unternehmen Siemens & Halske in Berlin von Ernst Werner von Siemens (1816-1892) und Johann Georg Halske (1814-1890) als multinationales Unternehmen gegründet, welches vor allem im Telegraphengeschäft verankert war (Firmenname: Siemens & Halske. Erste deutsche Telegrafenbauanstalt). 1858 eröffnete Siemens & Halske in der Vorstadt Erdberg in der Kirchengasse 45-46 (heute Apostelgasse 12) ein kleines Büro und eine Werkstatt. Die Filiale erhielt jedoch nur kleinere Aufträge von Eisenbahngesellschaften, Laboratorien und Gemeinden und musste 1864 mit einem Verlust von 30.000 Talern geschlossen werden. Die Lokalitäten wurden jedoch nicht verkauft, sondern nur vermietet.

Neuanfang: 1879

Erst 1879 gelang die dauerhafte Errichtung einer Wiener Filiale unter der Leitung von Arnold von Siemens in der Magdalenenstraße 12. Die Installation von Beleuchtungskörpern und elektrischen Kraftübertragungsanlagen in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bildeten ein großes Hoffnungsgebiet des Unternehmens. Tatsächlich sorgten Aufträge für die Beleuchtung der Spanischen Hofreitschule, des Südbahnhofs und des Westbahnhofs mit Differenziallampen für ein positives Image.[1]

Aufstieg zum führenden Elektroindustrieunternehmen der Monarchie

1883 wurde das Büro in die Apostelgasse 12 verlegt und eine eigenständige Produktion aufgenommen. Hergestellt wurden Blockapparate und kleine Dynamos. Der Fabrikationsbetrieb umfasste Eisenbahnsignalanlagen, Beleuchtungssysteme, Dynamomaschinen, Bogenlampen und ganze Elektrizitätswerke. Ab 1885 kam es zu einem systematischen Ausbau der Fabrikanlagen, sodass Siemens & Halske um 1890 zum größten Elektroindustrieunternehmen der Monarchie aufstieg. Ab 1888 wurde die Allgemeine österreichische Elektrizitätsgesellschaft als Kunde gewonnen. Im 1890 eröffneten Kabelwerk in der Apostelgasse wurden 1896 bereits circa 500 Kilometer Straßenkabel, 100 Kilometer Telefon- und Telegraphenkabel und 220 Kilometer Installationsdrähte produziert.[2]

Beschäftigt waren anfangs 50 Mechaniker und Schlosser. 1890 waren bereits rund 1.100 Personen im Betrieb beschäftigt, bestehend aus 900 Arbeitern und 200 Angestellten. 1896 stieg die Beschäftigtenzahl auf 2.000 Arbeiter und 400 Angestellte. Mitte der 1890er Jahre erfolgte der Übergang zur Akkordarbeit.[3]

Die Kabelfabrikation in Leopoldau

Die nunmehr bestehende Kabelfabrikation wurde 1897 nach Floridsdorf verlegt, wo in Leopoldau ein Kabelwerk und 1900 eine Maschinenfabrik errichtet wurden. Als Eigenentwicklung des Unternehmens wurden Stationssicherungsanlagen mithilfe von Elektromotoren entwickelt. Für Industriebetriebe wurden Anlagen unter anderem für die Leipnik-Lundenburger-Zuckerraffinerie und die Drehersche Brauerei in Budapest installiert.[4] Im Jahr 1899 meldete Siemens & Halske Österreich das erste eigenständig entwickelte Patent für eine "elektrische Druckknopfsperre im Blockstromkreis" an.

Abspaltung von Starkstromabteilung und Kabelwerk

Ab 1903 spaltete sich jedoch die gesamte Starkstromabteilung und das Kabelwerk als Österreichische Siemens-Schuckert-Werke ab und es verblieb lediglich die Schwachstromtechnik bei Siemens & Halske.

In den 1920er Jahren kam es zu einer sehr starken Expansion auf etwa 2.600 Mitarbeiter, der allerdings während der Weltwirtschaftskrise auf etwa die Hälfte sank.

Betriebsküche der Firma Siemens & Halske (3., Apostelgasse 12-14), März 1950
Blick in eine Fabrikshalle von Siemens & Halske, 3., Apostelgasse 12-14, um 1950
Elektrische Drehbank für Gewinde amerikanischer Herkunft in der Fabrik Siemens & Halske, 3., Apostelgasse 12-14 im Rahmen des Marshallplans, März 1950

Die Österreichische Schuckert-Werke AG

Die Anfänge: Kremenezky, Mayer & Co. Kommanditgesellschaft

Im Jahr 1884 war die Kremenezky, Mayer & Co. Kommanditgesellschaft gegründet worden, aus der sich das größte österreichische Starkstromunternehmen entwickelte. Es spezialisierte sich auf die Erzeugung von Dynamomaschinen, Mess-, Regalien- und Schaltapparaten und Bogenlampen. Das Unternehmen war auch die erste elektrische Glühlampenfabrik in Österreich-Ungarn. Der Standort befand sich auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik von Georg Sigl in 9., Währinger Straße 59 (später Standort des Technologischen Gewerbemuseums, heute des WUK [Werkstätten- und Kommunikationszentrum]). 1891 war die Firma unter der Adresse 9., Eisengasse 5a und Severingasse 9 zu finden, das heißt ebenfalls auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik (Rückseite).

Während bei der Eröffnung lediglich 35 Arbeiter und sechs Beamte beschäftigt waren, kam es 1891 zu einer deutlichen Ausweitung des Betriebes. 1889 wurden 120 Dynamomaschien hergestellt, 1897 bereits 515. Ebenso stieg die Glühlampenproduktion von 100.000 auf 650.000, die Zahl der Beschäftigten allein in diesen Geschäftszweigen von 180 auf 700.

Übernahme durch die Nürnberger Schuckert-Werke

Weiter unter der Leitung von Kremenezky ging das Unternehmen 1896 in den Besitz der Nürnberger Schuckert-Werke über, die es in die Österreichische Schuckert-Werke AG umwandelten.[5]

Um die Jahrhundertwende kam es zu gravierenden organisatorischen Veränderungen. Im Jahr 1899 wurde ein neu errichteteter Fabrikskomplex in der Brigittenau in der Vorgartenstraße errichtet. Da der Bedarf an Produkten der Starkstromindustrie zunahm, kam es zu einem Konzentrationsprozess in der Elektroindustrie.

Siemens-Schuckert-Werke: Innenansicht des Kabelwerks (21., Siemensstraße 90), vor 1908

Trennung in Starkstrom- und Schwachstromgeschäft

Im Jahr 1903 wurde Siemens & Halske mit den Österreichischen Schuckert-Werken, zu den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken fusioniert. Siemens & Halske war nunmehr für den Schwachstrombereich, Siemens-Schuckert für das Starkstromgeschäft zuständig, ab 1908 auch einschließlich des Kabelwerkes in Leopoldau, 1910 erweitert durch eine Drahtfabrik und ein Kupferwalzwerk. Mit seinen drei Wiener Werken und Beteiligungen und Außenstellen avancierte Siemens-Schuckert zum größten Elektrounternehmen der Donaumonarchie.[6]

Das Hauptgeschäft der Österreichischen Siemens-Schuckert Werke bestand in der Elektrifizierung der Bahn, im Bau von Wasserkraft- und Elektrizitätswerken, in der Produktion von Kabel und Leitungen, in der Kupferdrahtfertigung samt Walzwerk und Drahzieherei. Im Zeitraum 1906-1914 verdoppelte sich die Zahl der Beschäftigten auf 6.000, der Umsatz stieg von 16,5 auf 50,9 Millionen Kronen.[7]

Siemens & Halske produzierte Eisenbahnsicherungsanlagen, Wassermesser, Telegraphenkabel und ab 1902 auch medizintechnische Produkte. Die Dynamik im Schwachstrombereich war allerdings geringer, die Zahl der beschäftigten stieg im Zeitraum 1905-1914 von rund 950 auf 2.300.[8]

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Schon nach wenigen Monaten stellten Siemens & Halske und die Österreichischen Siemens-Schuckert-Werke auf Kriegsproduktion um. Für die Munitionsfabrik in Wöllersdorf produzierte Siemens & Halske Zünder für Granaten und Maschinengewehrteile. Im Maschinenbau wurden Umlaufmotoren für Flugzeuge hergestellt. Dazu kamen tragbare Feldradiostationen, die Ausrüstung von U-Booten, Stromaggregate, Steuergeräte und Scheinwerferanlagen. Auch der medizintechnische Bereich erfuhr eine bedeutende Ausweitung.[9] Am Höhepunkt der Kriegskonjunktur im Herbst 1916 waren 4.400 Personen in den Siemens-Schuckert-Werken und 1.300 bei Siemens & Halske beschäftigt.[10]

In den unmittelbaren Nachkriegsjahren lag der Schwerpunkt auf umfangreichen Rationalisierungsmaßnahmen. Dadurch gelang es, trotz sehr ungünstiger Rahmenbedingungen, die sich aus Rohstoff- und Kapitalmangel und dem Auseinanderbrechen des ehemaligen gemeinsamen Marktes ergaben, rasch wieder eine gute Auslastung der Wiener Standorte zu erreichen. Innerbetrieblich kam es zu einem deutlichen Anstieg der Angestelltenquote. Insgesamt dominierte der Starkstromsektor. Zur relativ günstigen Geschäftslage trug der anfänglich forcierte Ausbau der Wasserkraft in der Republik Österreich bei. Die wichtigsten Kraftwerksbauten erfolgten in den Jahren 1919-1924. Dazu kam die Elektrifizierung wichtiger Bahnlinien, wie der Arlbergbahn. Im Schwachstrombereich gelang es, einige Großaufträge für Fernmeldeleitungen der Bahnlinien und Fernsprechzentralen zu erhalten. Der Rundfunk und elektromedizinische Geräte (Röntenröhren) bildeten wichtige Geschäftsfelder. 1928/1929 erhielt Siemens & Halske einen Großauftrag aus der Sowjetunion für die Lieferung von Drehschlatern und Glühlampenfassungen.

Trotz des Zerfalls der Monarchie blieb das Unternehmen in den 1920er Jahren mit rund 6.000 Beschäftigten in gleicher Größe erhalten, ehe die Weltwirtschaftskrise für einen Rückgang auf 2.000 Mitarbeiter sorgte. Eine stabile personelle Verflechtung zwischen den Führungsebenen der Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken und Siemens & Halske kennzeichnete die beiden großen Geschäftsfelder.[11]

Während der Weltwirtschaftskrise brach der Umsatz schon 1931 je nach Geschäftsbereich um 30-50 Prozent ein. Nur bei Kleinfabrikaten war der Rückgang geringer. 1934 erreichte die Beschäftigtenzahl mit 4.500 einen Tiefstand. 1931-1937 wurde keine Dividende ausgezahlt.[12]

Das Unternehmen im Zweiten Weltkrieg

Fusionierung mit dem deutschen Mutterkonzern Siemens AG

Nach dem "Anschluss" gingen die Österreichischen Siemens-Schuckert-Werke in Floridsdorf und Siemens & Halske 1939 in den vollständigen Besitz der deutschen Muttergesellschaft über, mit Ausnahme des Kabelwerkes in Floridsdorf, welches in die neugegründete Wiener Kabel- und Metallwerke AG eingebracht wurde.[13]

Ansprache von Obergebietsführer Hohoff in den Wiener Siemens-Schuckert-Werken in der Engerthstraße anlässlich des Beginns der Gauberufswettkämpfe, 24.09.1939
Metallarbeiter bei der Fertigstellung von Schweißgeräten. Foto aus der Serie "Aus der Elektro-Industrie der Ostmark" der Firma Siemens. Im Bildhintergrund links ein Bild von Adolf Hitler und links daneben ein Schild mit den Spruch: "[...] Ohne deutschen Arbeiter gibt es kein Deutsches Reich, 1939/1945
Arbeiterin im Kriegsdienst bei Siemens AG. Das Bild zeigt eine Ankerwicklerin im Elektromotorenwerk. Foto aus der Serie "Aus der Elektro-Industrie der Ostmark" der Firma Siemens, 1939/1945

Durch den ab Frühjahr 1944 zunehmend spürbaren Bombenkrieg kam es zur Errichtung von Zweigbetrieben. In der Hainburger Straße wurde ein Neubau der Wernerwerke errichtet, ebenso am Laaer Berg und in den gepachteten Austria Tabakwerken in Ottakring. Produziert wurden Funkgeräte, Röhren, Messgeräte.[14]

Zwangsarbeit

Aufgrund der vom NS-Regime angetriebenen Aufrüstung nahm die Zahl der Beschäftigten rasch zu. Bereits nach zwei Monaten wurden zusätzlich rund 1.000 Arbeiter und 200 Angestellte bei den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken aufgenommen. In weiterer Folge kam es zu einer Verdoppelung der Beschäftigtenzahl. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lief die Produktion für Heer, Marine und Luftwaffe massiv an. Ein wichtiges Unternehmensfeld blieb jedoch auch der Ausbau der Wasserkraftwerke.

Ab Ende 1940 kamen ausländische Arbeitskräfte zum Einsatz, mehr und mehr in Form von Zwangsarbeit, schließlich auch Kriegsgefangene und KZ-Insassen. Ende 1944 waren von den circa 22.000 Personen, die in Siemens-Betrieben der "Ostmark" tätig waren etwa 4.400 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, darunter rund 400 KZ-Häftlinge.

Sowohl bei Siemens & Halske, den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken und der Wiener Kabel- und Metallwerke AG waren die eingesetzten Zwangsarbeiter in Zwangsarbeiterlagern untergebracht. So befand sich auf dem Firmengelände in 21., Siemensstraße 88 ein Lager der Wiener Kabel- und Metallwerke AG. Ein Lager der Siemens-Schuckert-Werke, das auch als Arbeiterlager Nr. III bezeichnet wurde, befand sich in 2., Nordportalstraße 156. Zwei Lager betrieb Siemens & Halske in der Nähe des Firmensitzes (3., Apostelgasse 12), nämlich ein als "Siemens-Lager" bezeichnetes Lager in 3., Landstraßer Hauptstraße 173 und ein als "Arbeitslager Siemens" in 3., Schlachthausgasse 39.

Nachkriegsjahre, Wirtschaftswunder, Austrokeynesianismus

Am 19. April 1945 besetzten sowjetische Truppen das Werk in der Siemensstraße und begannen mit umfangreichen Demontagen von fast allen Werkzeugmaschinen und der gesamten Büroeinrichtung. Am 3. Juli 1945 wurden Alfred Marquet und Rudolf David für Siemens & Halske und die Österreichischen Siemens-Schuckert-Werke als Vorstand und Aufsichtsrat eingesetzt. Durch die Zonenteilung Wiens zerfielen die Siemensbetriebe in vier, von den jeweiligen Besatzungsmächten kontrollierte Zonen. Mit dem ersten Verstaatlichungsgesetz wurden die Siemensbetriebe und mit Verzögerung auch die Wiener Kabel- und Metallwerke AG verstaatlicht, die in der sojwetischen Zone gelegenen Betriebe jedoch dem USIA-Unternehmen zugeschlagen. In den Nachkriegsjahren boomte der Schwachstrombereich, während der Starkstrombereich erst ab 1952 wieder einen Aufschwung erlebte. Das im Krieg zerstörte Walzwerk der Wiener Kabel- und Metallwerke AG konnte bereits im Dezember 1945 wiedereröffnet werden und fabriksmäßig erzeugen, vor allem Fahrleitungen für die städtischen Straßenbahnen. Die zum USIA-Bereich zählenden Siemensbetriebe stellten Elektromaschinen her und waren an der Elektrifizierung von Eisen- und Straßenbahn nahmhaft beteiligt.[15]

Blick auf die Produktion bei Siemens-Schuckert, 1948
Straßenbahnwagen der Siemens-Schuckert-Werke auf der Wiener Messe am Rotundengelände, 13. März 1955

Während des Wirtschaftswunders blühte das Geschäft mit Kommunikationstechnik, Elektrogeräten und elektromedizinischer Ausstattung. Eine Unzahl neuer Patente wurde gerade im Bereich der Nachrichtentechnik eingereicht. Nach Abschluss des Staatsvertrags kam es zu einem langsamen Entstaatlichungsprozess. Vorerst wurden die Werke in der Engerthstraße und in der Siemensstraße und die Wiener Kabel- und Metallwerke in die Verstaatlichte Industrie eingegliedert. Ende der 1950er Jahre erwarb die Siemens-Holding Emcolux die Aktienmehrheit vom Staat zurück. Durch Fusionen kam es 1967 zur "Starkstromlösung" und 1969 zur "Schwachstromlösung". Im Jahr 1971 kam es schließlich zu einer großen Fusion, in der große Teile der ehemaligen Siemens-Schuckert- und Siemens & Halske-Werke und die Wiener Kabel- und Metallwerke AG in die Siemens Österreich AG, deren Aktienmehrheit vom Siemens-Konzern gehalten wurde, involviert waren. Zu Beginn der 1970er Jahre war die Siemens-Gruppe Österreich die größte Auslandsorganisation des deutschen Stammhauses, der größe Elektrokonzern Österreichs und zehntgrößtes Unternehmen des Landes.[16] Ende der 1970er Jahre betrieb die Gesellschaft unter anderem ein Gerätewerk in Floridsdorf, ein Werk für Fernschreib-, Signal- und Nachrichtentechnik in Wien-Landstraße und ein Werk für Elektromedizin in Wien-Josefstadt.[17]

Die Entwicklung und Arbeitsbereiche der Firma Siemens AG in jüngerer Zeit

Ab 1987 zog sich der Staat Schritt für Schritt aus dem Konzern zurück. Der Staatsanteil, der lange Zeit bei 44 Prozent der Aktien gelegen war, sank nach und nach bis 2001 unter die Sperrminorität.[18] Seit 2007 hat das Unternehmen Milliarden USD in den Zukauf von Softwareunternehmen investiert. Siemens arbeitet außerdem an der Integration und informationstechnischen Durchgängigkeit von Systemen und Produkten mit. Die Qualität, Innovationskraft und Erfahrung von Siemens Österreich manifestiert sich auch im Abschluss der Rahmenvereinbarung über die Lieferung und Installation von gasisolierten Schaltanlagen (GIS) für diverse 220/380­kV-­Umspannwerke in Österreich. Mit einem Gesamtbetrag von rund 74 Millionen Euro ist der von der Siemens Aktiengesellschaft Österreich und dem Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid AG (APG) unterzeichnete Rahmenvertrag der größte, der jemals in Österreich vergeben wurde. Hierbei wird ein wichtiger Beitrag zur Sicherung einer nachhaltigen Stromversorgung und zur Modernisierung des österreichischen Stromnetzes geleistet.[19]

Die feste Verankerung des Weltunternehmens Siemens in Österreich zeigt sich auch an der Bestellung von weiteren neun Railjet-Zügen durch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Die Auslieferung der siebenteiligen Garnituren, die auf der Weststrecke und für den Verkehr nach Italien eingesetzt werden, soll bis Dezember 2016 erfolgen. Die Endmontage der Railjets erfolgt im Siemenswerk in Wien-Simmering. Die Fahrwerke kommen aus dem Siemenswerk in Graz.

Siemens ist im Gesundheitswesen ebenfalls erfolgreich tätig. Unter anderem ermöglicht der im Diagnostikzentrum Graz in Betrieb genommene Computertomograph (CT) Somatom Force die Krebsfrüherkennung mit geringer Strahlendosis. Der erstmals in Österreich eingesetzte High­End­CT von Siemens ist auch für die Untersuchung besonders sensibler Menschen geeignet. Der Bereich Forschung und Entwicklung ist für Siemens ebenso stark von Bedeutung. Seit 2009 arbeiteten die Wiener Linien gemeinsam mit Siemens Österreich und den Partnerunternehmen Rail Tec Arsenal, SCHIG mbh, TU Wien sowie Vossloh Kiepe an einem vom Klima- und Energiefonds (KLIEN) geförderten Projekt. EcoTram sparte in dieser Zeitspanne mehr als 13 Prozent Energie beim Lüften, Heizen und Kühlen ein. Das entspricht in etwa dem Jahresenergieverbrauch eines durchschnittlichen österreichischen Haushalts.

Siemens beteiligt sich im Sektor Umwelt auch an Spenden im Katastrophenfall, wie zum Beispiel bei der Flutkatastrophe in Südosteuropa. (Stand 2014)

Siemens beschäftigt in 18 Ländern in etwa 19.300 Menschen. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2015 belief sich auf rund 4,4 Milliarden Euro. In manchen Bereichen und Zentraleinheiten geht die geschäftliche Zuständigkeit des Unternehmens über diese Region hinaus und umfasst auch weitere Länder in Europa.[20] Die "Urban-Transport"-Sparte in Simmering, die für Straßenbahnen, U-Bahnen und Regionalzüge zuständig ist, beschäftigte 2015 rund 1.700 Personen. In Wien befindet sich die Engineering-Zentrale. Siemens Österreich hatte 2015 in Wien rund 1000 Zulieferbetriebe.

Gedenken und Erinnern

Auf dem Fabriksgelände der Siemens-Schuckert-Werke in 2., Engerthstraße 148-150, wurde am 10. Februar 1950 ein von Leopold Metzenbauer gestaltetes Mahnmal für drei von den Nationalsozialisten ermordete Mitarbeiter von Siemens-Schuckert, Leopoldine Padaurek (1898-1944), Ferdinand Platzer (1906-1942) und Franz Sebek (1901-1943), errichtet. Beim Abbruch der Fabrikshallen wurde auch das Mahnmal zerstört. Auch eine damit im Zusammenhang 1950 angebrachte Gedenktafel wurde beim Abbruch entfernt. Am 13. März 2013 wurde im Robert-Uhlir-Hof eine Gedenktafel für Padaurek, Sebek und Platzer errichtet.

Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Zwangsarbeiterlager Nordportalstraße 156, Zwangsarbeiterlager Siemensstraße 88, Zwangsarbeiterlager Landstraßer Hauptstraße 173, Zwangsarbeiterlager Schlachthausgasse 39, Lager in Wien

Literatur

  • Reinhard Engel: Wien global. Unternehmen im weltweiten Wettbewerb. Wien: echomedia 2015, S. 70-73
  • Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898. Band 3. Wien: Leopold Weiss 1898, S. 215-223
  • Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004
  • Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 275-277
  • Andreas Weigl: Kriegsindustrie. Die Wiener Wirtschaft im Dienst der Kriegsökonomie. In: Alfred Pfoser / Andreas Weigl [Hg.]: Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien: Metroverlag 2013, S. 220-231

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 26-36.
  2. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 40 f.
  3. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 38, 40.
  4. Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898. Band 3. Wien: Leopold Weiss 1898, S. 215-223.
  5. Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898. Band 3. Wien: Leopold Weiss 1898, S. 212-214.
  6. Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 279-282.
  7. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 59 f.
  8. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 66.
  9. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 69 f.
  10. Andreas Weigl: Kriegsindustrie. Die Wiener Wirtschaft im Dienst der Kriegsökonomie. In: Alfred Pfoser / Andreas Weigl [Hg.]: Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien: Metroverlag 2013, S. 226.
  11. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 85-91.
  12. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 112-117.
  13. Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 279-282.
  14. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 129-143.
  15. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 146-166.
  16. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 187 f.
  17. Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 279-282.
  18. Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004, S. 192-194.
  19. Siemens Österreich [Stand: 03.08.2016].
  20. Siemens Österreich [Stand: 03.08.2016].