Siegfried Baltaxe

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Daten zur Person
Personenname Baltaxe, Siegfried
Abweichende Namensform Baltaxe, Fred William; Baltaxe, Fritz
Titel
Geschlecht männlich
PageID 58147
GND 1247007081
Wikidata
Geburtsdatum 13. Oktober 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum Jänner 1956
Sterbeort Ohio (USA)
Beruf Unternehmer, Sportfunktionär
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 6.12.2021 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 6., Stumpergasse 51 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Siegfried (Fred William) Baltaxe, * 13. Oktober 1893 Wien, † Jänner 1956 Ohio (USA), Unternehmer, Sportfunktionär.

Biografie

Siegfried "Fritz" Baltaxe wuchs in Wien als Sohn des Textilunternehmers Wilhelm Baltaxe auf. Nach dem Rückzug des Vaters aus dem Unternehmen übernahm Siegfried gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard die Geschäftsführung der Firma, der unter anderem in der Liniengasse im sechsten Bezirk eine Textilfärberei und in der Mariahilfer Straße eine Gemischtwarenhandlung betrieb.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Siegfried Baltaxe als Sportfunktonär aktiv. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem SC Hakoah bei, wurde bald Vorstandsmitglied und war ab Dezember 1923 Vizepräsident des jüdischen Sportvereins und später auch Leiter der Fußballsektion. Beim Spiel der Hakoah in London im September 1923 gegen West-Ham United, das mit einem sensationellen 5:0-Sieg der Hakoah endete, gehörte Baltaxe der Wiener Delegation an.

Baltaxe hatte weiters verschiedene Verbandsfunktionen inne: Er war Obmann des Spielausschusses der ersten Klasse sowie Mitglied im Vorstand und dem Exekutivkomitee des Wiener Fußball-Verbands. Als Vertreter der "Nichtamateurligen" gehörte er außerdem dem Vorstand des Österreichischen Fußballbunds an. in dieser Funktion vertrat Baltaxe den österreichischen Fußball auf internationalen Tagungen, so beim FIFA-Kongress am 25. Mai 1925 in Prag. Dort ging es unter anderem auch darum, wie das Verhältnis von Amateur- und Profifußball international geregelt werden sollte: eine für Österreich entscheidende Frage, war es doch das erste Land außerhalb Großbritanniens, das den Profifußball eingeführt hatte. Baltaxe konnte nach dem Kongress die Konsenslösung verkünden: Jedes Land dürfe eigenständig darüber entscheiden, ob es Profifußball erlaube oder nicht.

Knapp ein Jahr später legte Siegfried Baltaxe seine Verbandsfunktion zurück und begründete diesen Schritt mit beruflicher Überlastung. Funktionär der Hakoah blieb er dennoch. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde die Hakoah aufgelöst. Siegfried Baltaxe gelang die Flucht vor der Judenverfolgung, der Weg führte über Budapest nach Jugoslawien. In Zagreb wurden Siegfried, seiner Ehefrau Margarete und ihrem jüngsten Sohn Georg ein Reisepass ausgestellt. Über Dubrovnik gelangten sie nach Frankreich und über Le Havre weiter nach New York. Von dort ging es nach Ohio, wo bereits Baltaxes Tochter Susanne lebte. Im Zuge des Antrags auf amerikanische Staatsbürgerschaft änderte er seinen Namen auf "Fred William Baltaxe". Im Jänner 1956 starb Fred Baltaxe in Ohio.

Quellen

  • Susanne Helene Betz: Funktionärsdaten aus dem Vereinsakt des SC Hakaoh (Bundespolizeidirektion Wien, Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, ZVR-Zl.: 460225356), Wien 2014 - 2017, unpubliziert
  • National Archives, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715, New York Passenger and Crew Lists
  • OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe B 8042
  • United States Social Security Death Index, Fred Baltaxe, Jan 1956; U.S. Social Security Administration, Death Master File, database, Alexandria, Virginia: National Technical Information Service
  • WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Siegfried Baltaxe
  • WStLA, Einzelstück 2.3.3.B76.48.214 − A 48/214
  • WStLA, Einzelstück 2.3.3.B76.59.234 − A 59/234
  • Amtliche Nachrichten des Österreichischen Fußballbundes
  • Sport-Tagblatt, 15.01.1925, S. 4
  • Wiener Morgenzeitung, 06.09.1923, S. 4; 30.03.1925, S. 3
  • Wiener Zeitung, 15.09.1925, S. 10; 27.06.1930, S. 16

Literatur

  • Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900−1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 38