Schwedeneinfall (1645)

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Krieg
Datum von
Datum bis
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Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 50204
GND
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Objektbezug Frühe Neuzeit
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Die erste Bedrohung Wiens

Nach der verheerenden Niederlage der Kaiserlichen bei Jankau (Jankov) am 5. März 1645 drang der schwedische Feldherr Lennart Tortstensson (1603-1651) mit seinem etwa 16.000 Mann starken Heer nach Niederösterreich vor und eroberte Krems und Stein. So wurde auch unter anderem die Burg Dürrenstein in der Wachau von den Schweden gesprengt. Dank der von Erzherzog Leopold Wilhelm und Kaiser Ferdinand III. organisierten Landesdefension gelang den Schweden allerdings kein dauerhafter Übergang über die Donau. Ferdinand und Leopold Wilhelm waren über Regensburg auf dem Donauweg am 19. März nach Wien gelangt. Zur Fortifikation von Wien erhielt der Stadtguardiakommandant Annibale Marchese Gonzaga aus der Kriegskasse 6.000 Gulden und Mittel für Neuanwerbungen. Die Stadt füllte sich mit Flüchtlingen aus Südmähren. Zur Finanzierung der Verteidigungsmaßnahmen wurden Weinaufschläge und Beihilfen der Prälaten und Juden eingefordert.[1]
Am 5. April nahmen die Schweden Korneuburg, wo sich ein Teil der Wiener Stadtguardia in den Weg stellen wollte. Am 9. April drangen sie vor Wien vor und eroberten die Wolfschanze, die zuvor von den kaiserlichen Truppen geräumt worden war, wobei die Brücke zur Stadt zerstört wurde. Die kaiserliche Familie, mit Ausnahme des Kaisers und des Erzherzogs, und Teile des Hofadels flohen nach Graz. Die Kaiserin kehrte allerdings von dort umgehend wieder nach Wien zurück.[2] In Wien standen circa 1.500 Musketiere, etwa 5.500 Bürger und die Stadtguardia für die Verteidigung zur Verfügung. Es erschien eine kaiserliche Kundmachung, die allen Männern zwischen dem sechzehnten und sechzigsten Lebensjahr das Verlassen der Stadt bei Todesstrafe verbot. Als die geplante Unterstützung durch den siebenbürgischen Fürsten Georg Rákóczy jedoch ausblieb, verzichtete Torstensson auf eine weitere Beschießung der Stadt, die er ohne geeignete Artillerie ohnehin nicht erobern konnte, und wandte sich am 14. April mit seiner Hauptarmee gegen das Weinviertel. Eine starke schwedische Besatzung blieb jedoch in der Wolfsschanze und bedrohte Wien.[3]

Erst Ende Mai 1645 konnten die Kaiserlichen durch zahlreiche Verstärkungen daran gehen, die Wolfschanze anzugreifen. Der Angriff begann am 28. Mai 1645 und am 30. Mai gelang die Rückeroberung gerade noch vor eintreffenden schwedischen Entsatztruppen.[4] Dabei entging Leopold Wilhelm bei einer Beschießung nur knapp dem Tod, was in der Folge zur Stiftung der Brigittakapelle beitrug.

Die zweite Bedrohung Wiens

Am 28. August 1645 traf Torstensson nach einer erfolglosen Belagerung Brünns mit seinem Heer wieder in Mistelbach ein. Am 1. September erschien er vor der Brückenschanze, die er jedoch nicht angriff, weil seine Kräfte zu schwach waren. Zudem sorgte die Pest für Verluste unter den Soldaten. Mittlerweile wurde die Wolfsschanze durch weitere Truppen verstärkt. Die Schweden rückten jedoch bald ab. In der nörldlichen Umgebung Wiens hinterließen sie durch Brandschatzungen schwere Schäden.[5]

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es schon 1619 zu erfolglosen Belagerungen im Raum Wien, so zwischen dem 5. und 12. Juni durch böhmische Truppen unter Heinrich Matthias von Thurn (1567-1640) und Gábor Bethlen (ca. 1580-1629) und Heinrich Matthias von Thurn bei Kaiser-Ebersdorf im September 1619.

In der Brigittenau erinnerte bis 1928 die Schwedengasse (20) (heute: Lorenz-Müller-Gasse) an die Ereignisse, ebenso die bis heute existierende Wolfsschanzengasse in Floridsdorf.

Siehe auch

Präliminarfrieden mit Georg Rákóczi

Literatur

  • Peter Broucek: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 120-165
  • Peter Broucek: Der Feldzug des Schwedischen Heeres und seiner Verbündeten nach Niederösterreich im Jahre 1645. In: Muzeum Okresu Benesov [Hg.]: LX 350. Vyroci Bitvy u Jankova 1645-1995. Benesov 1995, S. 155-177
  • Peter Broucek: Der Krieg und die Habsburgerresidenz. In: Andreas Weigl [Hg.]: Wien im Dreißigjährigen Krieg. Bevölkerung, Gesellschaft, Kultur, Konfession. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2001 (Kulturstudien, 32), S. 106-154
  • Peter Broucek: Der Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 1645/46. Wien: Bundesverlag 1967 (Militärhistorische Schriftenreihe, 7)
  • Lothar Höbelt: Ferdinand III. Friedenkaiser wider Willen. Graz: Ares-Verlag 2008
  • Renate Schreiber: "ein galeria nach meinem humor". Erzherzog Leopold Wilhelm. Wien: Kunsthistorisches Museum 2004 (Schriften des Kunsthistorischen Museums, 8)

Link

Einzelnachweise

  1. Peter Broucek: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 124-128, 131.
  2. Lothar Höbelt: Ferdinand III. Friedenkaiser wider Willen. Graz: Ares-Verlag 2008, S. 231.
  3. Peter Broucek: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 137 f.; Peter Broucek: Der Krieg und die Habsburgerresidenz. In: Andreas Weigl [Hg.]: Wien im Dreißigjährigen Krieg. Bevölkerung, Gesellschaft, Kultur, Konfession. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2001 (Kulturstudien, 32), S. 149-151.
  4. Peter Broucek: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 146-148.
  5. Peter Broucek: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 156, 161.