Schönbrunn Kino

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Schönbrunn Kino (1935)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1913
Datum bis 1998
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57965
GND
WikidataID
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Bildname Schönbrunn Kino.jpg
Bildunterschrift Schönbrunn Kino (1935)
  • 14., Hadikgasse 62

Frühere Adressierung

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48° 11' 18.30" N, 16° 18' 13.06" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Schönbrunn Kino (Herwig Jobst, 1980)
Ehemaliges Schönbrunn Kino (Dennis Traud, 22. Jänner 2021)

Das Schönbrunn Kino (13., heute 14., Hadikgasse 62), direkt an der heutigen Kennedybrücke (ehemals Kaiser-Franz-Joseph-Brücke, ab 1921 Hietzinger Brücke) und Station Hietzing wurde 1913 gegründet und hatte 1914 einen breiten Saal mit Galerie und Souterrain für 605 Personen. 1922 hatte das Kino einen Fassungsraum für 600 Personen. 1930 wurde der Tonfilm eingeführt. 1934 bot das Kino Platz für 631 Personen. 1998 wurde es geschlossen.

Gründung und frühe Jahre, 1913−1925

Das Kino wurde 1913 im großen Saal des von der Baufirma Viktor Fiala (1855−1921) in den Jahren 1912 und 1913 nach einem Entwurf von Arnold Karplus (1877−1943) und Oskar Laske jun. (1874−1951) errichteten Wohnhauses eröffnet und war ursprünglich als Teil eines größeren Unterhaltskomplexes geplant, der einen „Vergnügungsbetrieb mit Kino-, Konzert- und Restaurationssaal“[1] umfassen sollte und zu dem neben dem Saal auch das „Café Wunderer“ und der „Schönbrunner Keller“ zählten.

Als Bauwerber des Kinobetriebes fungierten der Apotheker Arthur Löw und Baumeister August Miksch. Der damalige Sitzplan des 22 mal 6 Meter großen Saales, der von Arnold Karplus gemeinsam mit dem Gesamtkomplex entworfen wurde, sah 605 Sitze vor, davon im Parkett 488 und in der Galerie 117.

Am 6. September 1913 wurde dem (niederösterreichischen) „Landesverein vom Goldenen Kreuze“ (später: „Österreichische Gesellschaft zum Goldenen Kreuz“) die erste „Kinematographenlizenz“ für das Kino erteilt und von den eingereichten 605 nur 601 Plätze bewilligt. Der 1893 gegründete Verein plante, mit den Einnahmen des in einem Neubau prominent platzierten großen Bezirkskinos sein neues Staatsbeamtenspital im 9. Bezirk („Wieser’sches Staatsbeamtenspital“) zu finanzieren. Als Geschäftsführer wurde der Besitzer des Kinos, der 1880 in Wien geborene Wilhelm Sager jun., ernannt, der das Kino von 1913 bis 1929 besaß. Die jeweils dreijährige Lizenz wurde in den nächsten Jahren regelmäßig erneuert.

Die ersten Jahre nach der Kinogründung brachten eine Reihe von notwendigen Adaptierungsarbeiten, wie etwa der Ausbesserung der Notbeleuchtung und der „Durchsetzung des Rauchverbots“. Im Gegenzug erhielt das Kino die Genehmigung, neben dem Filmprogramm auch Vorträge und Konzerte im Saal stattfinden zu lassen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Betrieb gebeten, vor allem Kriegsinvaliden als Mitarbeiter einzustellen. Ein geplanter Logeneinbau wurde infolge der Kriegsereignisse schließlich verworfen, sodass das Kino zu Beginn der 1920er Jahre weiterhin 600 Plätze (Parkett: 515, Galerie: 85, sowie zwei Polizeisitze) auswies.

1926−1932

1926 kam es im Zuge der Konzessionsvergabe an den „Landesverband Wien der Kriegsinvaliden“ zur Berufung des bisherigen Lizenzinhabers, die im Falle dieses Kinos Erfolg hatte: 1927 erhielt erneut die „Österreichische Gesellschaft vom goldenen Kreuz“ die Konzession zurück. Und auch die „1. Österreichische Krüppelarbeitsgemeinschaft“ versuchte in diesem Jahr, die Konzession für das gut gehende Kino zu erhalten, wurde jedoch ebenfalls abgewiesen.

Nachdem der 1884 in Preßburg geborene Filmproduzent und Kinobetreiber Siegfried Lemberger als neuer Besitzer (das heißt Pächter) des Kinos 1929 auch als neuer Geschäftsführer bestätigt worden war, wurden zu Beginn der 1930er Jahre eine Reihe von Umbauten und Modernisierungen umgesetzt. So wurde etwa der Bildwerferraum umgebaut und ein neuer Schutz- und Reklamevorbau errichtet. Die Kapazität wurde zunächst auf 628, dann auf 630 (Parkett: 500, Galerie: 130) Sitzplätze erweitert. Zudem wurde eine Tonfilmanlage eingebaut, die am 10. November 1930 erfolgreich kollaudiert wurde, sodass das „Schönbrunn Kino“ in „Schönbrunn Tonkino“ umbenannt werden konnte.

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu sicherheitsrechtlichen Vorfällen: So wurde Lemberger zur Zahlung einer Strafe von sechs Schilling verurteilt, nachdem sechs Jugendliche einen nicht jugendfreien Film besucht hatten. Und am 18. Oktober 1932 erlitt der Heizer Adalbert Stradil eine Rauchgasvergiftung, nachdem er die Heizanlage des Kinos falsch betrieben hatte.

NS-Zeit

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 suchte die Arisierungskommission der Reichsfilmkammer nach einem neuen Pächter für das Kino, das sich zu diesem Zeitpunkt noch in Besitz des als „[Juden]]“ enteigneten Siegfried Lemberger befand. Am 10. Oktober 1938 wurde ein „Kaufvertrag“ zwischen dem Verein zum „Goldenen Kreuz“ und Hugo Weber geschlossen. Die Forderung Lembergers nach einer Entschädigung von rund 50.000 RM für dessen Enteignung wurde abgelehnt. Ab Februar 1939 übernahm Weber als Geschäftsführer das Kino, welches ab September desselben Jahres unter dem Namen „Lichtspiele Schönbrunn“ lief.

Siegfried und dessen Frau Ella Lemberger wurden 1942 in Auschwitz ermordet. 2009 wurde in Erinnerung an die beiden Opfer des Nationalsozialismus in der Neubaugasse 23 im 7. Bezirk ein „Stein der Erinnerung“ eingeweiht. Arnold Karplus gelang nach dem „Anschlusses“ die Flucht in die USA. Über New York emigrierte er weiter nach Venezuela, wo er 1943 in Caracas starb.

Letzte Jahre und Nachleben des Kinos

In den 1970er Jahre wurde das Kino von Hans Kinzer umgestaltet. Kinzer brach dabei, dem Trend der Zeit folgend, mit dem ursprünglichen Konzept des ehemaligen multifunktionalen Tanzsaal- und Restaurationsbetriebs, ließ die Reste des ehemaligen Balkons abbrechen und den Orchesterraum abtragen und vergrößerte die damals bereits viel zu kleine (6 mal 2,6 Meter) Leinwand. Besonderes Augenmerk galt der Fotomontage an den Wänden des Foyers − Motiven aus Wien. Das Kino hielt sich danach noch 25 Jahre: 1998 wurde auch das Schönbrunner Kino geschlossen. Neben dem Veranstaltungslokal „Reigen“ finden sich heute im Haus straßenseitig ein Sonnenstudio und eine Filiale der McDonald’s-Kette.

Fassungsraum

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Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 257

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 258.