Savoyensches Damenstift

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Johannesgasse 15, Savoysches Damenstift, Brunnen 'Witwe von Sarepta', um 1900
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1783
Datum bis
Andere Bezeichnung Savoyisches Damenstift
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Maria Theresia von Savoyen-Carignan
Einlagezahl
Architekt Andreas Zach
Prominente Bewohner Hertha Firnberg
PageID 2616
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 11.04.2024 durch DYN.kuhni74
Bildname HMW 024390.jpg
Bildunterschrift Johannesgasse 15, Savoysches Damenstift, Brunnen 'Witwe von Sarepta', um 1900
  • 1., Johannesgasse 15-17
  • Nr.: 1003 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1004 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1035 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1036 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 976 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 977 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)

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48° 12' 17.24" N, 16° 22' 24.09" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Savoyensches Damenstift (1., Johannesgasse 15-17; Konskriptionsnummern 976 und 977; früher Palais der Herzogin von Savoyen-Carignan; die häufig vorkommende Schreibweise Savoyisches Damenstift ist unrichtig).

Johannesgasse 15 (Portal) Februar 2021

Haus Stadt 976 / Johannesgasse 15

Ramhof

Hier stand ursprünglich ein Teil des in Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts häufig erwähnten Ramhofes, dessen Name sich von den Rahmen der Woll- und Tuchweber ableitet. An diesen angebaut waren mehrere kleiner Objekte, die ganz oder teilweise auf dem sehr ausgedehnten Grundstück des späteren Hauses Stadt 976 (1687 Quadratmeter) standen. Da sie um sehr geringe Beträge verkauft wurden, könnte es sich dabei vielleicht auch nur um Hausteile handeln. Der Ramhof selbst wird am 3. Juni 1347 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1370 fiel er einem Brand zum Opfer, doch schon bald dürfte hier wieder ein Haus errichtet worden sein. In den folgenden Jahren werden hier meist ein Haus und ein Ramhof erwähnt.

Als Nachbarn des Ramhofes werden folgende zwei Gebäude genannt, die beide auf diesem Grundstück lagen:

Haus A

Dieses Gebäude wird 1347 erstmals urkundlich genannt. 1442 wird es als Haus bezeichnet, das "etwen ein ramhof gewesen" ist. Nachdem es "die längste Zeit öd gelegen" war, wurde es kraft der Freiheit der Stadt als erbloses Gut eingezogen und 1521 verkauft. 1641 wurde es zur Versorgung armer Jugendlicher gestiftet. Diese Stiftung verkaufte es 1686 dem Hofkriegsrat Gotthard Heinrich Graf Salburg.

Haus B

1374 wird dieses Haus erstmals erwähnt. Später gehörte es dem "kaiserlichen Diener" Mathes Burckstaller, der am 14. April 1558 als "obrister Veldtwabel" genannt wird und 1571 der Befehlshaber der Wiener Bürgerwehr war. In den 1620er Jahren stand es im Besitz des Bischofs von Neutra, Johann Telegdi. 1691 wurde es von Gotthard Heinrich Graf Salburg erworben.

Umbau Ende 17. Jahrhundert

Nachdem Gotthard Heinrich Graf Salburg Besitzer beider Häuser war, ließ er diese zu einem zusammenbauen (als Zeitpunkt dieses Umbaues werden in anderen Quellen die Jahre 1688 beziehungsweise zwischen 1740 und 1742 angegeben). Sein Sohn Franz Ludwig, der ihn 1707 beerbte, geriet in finanzielle Schwierigkeiten, weshalb das Haus versteigert werden musste. Es wurde 1740 von Dr. med. Franz Adam Deibl und seiner Frau erworben, jedoch bereits 1742 an die Witwe des Herzogs Emanuel Thomas von Savoyen, Maria Theresia Anna Felicitas Herzogin von Savoyen-Carignan, verkauft. Diese widmete in ihrem Testament vom 16. August 1769 das Haus, das sie zwischen 1770 und 1772 umbauen ließ, für ein adeliges Damenstift. Nach ihrem Tod (1772) erteilte Maria Theresia am 21. Juli 1772 der Stiftung die Bestätigung. Vorgesehen war die Aufnahme von 20 verwaisten Damen aus altem Adel im Alter zwischen 15 und 40 Jahren, die nicht mehr als 4.000 Gulden Vermögen besaßen. Die eine Hälfte der Damen sollte dem österreichischen, die andere dem böhmischen Adel entstammen. Das Protektorat stand dem jeweils regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein zu, die Aufsicht führten drei von den Stiftsdamen gewählte Regentinnen. Die Stiftsdamen durften ausgehen und reisen, mussten jedoch bei Verehelichung ausscheiden. Für ihren Unterhalt hatte die Stifterin einen Jahresbetrag von 19.180 Gulden bestimmt. Das Haus ist bis heute im Eigentum des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein.

Haus Stadt 977 / Johannesgasse 17

Die erste urkundliche Nennung dieses Hauses stammt aus dem Jahr 1371. Acht Jahre später wurde es dem Kaplan des Niklasaltars der Michaelerkirche unter der Bedingung verkauft, dass es ewig im Besitz dieses Altars bleiben müsse. Diese Bestimmung wurde jedoch nicht eingehalten und das Gebäude bereits im Jahr 1385 wieder verkauft. Für das 15. Jahrhundert gibt es kaum Daten zu diesem Haus. Zwischen 1508 und 1546 gehörte es den jeweiligen Besitzern des Hauses Stadt 976 B.

Savoyensches Damenstift

1783 wurde vom Stift auch das Nachbarhaus Johannesgasse 17 erworben und durch Baumeister Andreas Zach adaptiert. Besitzrechtlich blieben die beiden Häuser allerdings getrennt (als Besitzer des Hauses Johannesgasse 15 wurde immer der jeweilige Fürst von und zu Liechtenstein eingetragen, Johannesgasse 17 gehörte direkt dem Stift).

Das zehnachsige Palais (Johannesgasse 15-17) in seiner heutigen Form entstand im Jahr 1784. Die Fassade besitzt zwei Portale, von denen eines vermauert ist, und wird von einer in einer Nische angebrachten Bleiskulptur der Maria Immaculata von Franz Xaver Messerschmidt (1767/1768) verziert. Im Hof befindet sich der Witwe-von-Sarepta-Brunnen.

1893/1894 wurde das Palais im Inneren neu adaptiert und die Kapelle (Maria Empfängnis), die in dem der Universität gehörenden Goldbergschen Stiftungshaus (1, Johannesgasse 13; siehe Haus Stadt 975 im Artikel Ginzkeyhof) untergebracht gewesen war, in einen Seitentrakt des Gebäudes verlegt. Die Satzungen der Stiftung wurden 1916 erneuert und 1929 abgeändert. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs (8. April 1945) wurde das Gebäude von einer Bombe getroffen, die einen großen Teil des Daches abdeckte und am Ostende des Hauses das oberste Geschoß auf einer Breite von zwei bis drei Fensterachsen stark beschädigte.

Im Savoyenschen Damenstift verbrachte die Politikerin Dr. Hertha Firnberg ihre letzten Lebensjahre.

Quellen

Literatur

  • Satzungen für das von Theresia Herzogin von Savoyen errichtete adelige weltliche Freyleinstift. 1773
  • Enrica von Handel-Mazetti: Das Savoyensche Damenstift. In: Alt-Wiener Kalender. 1918, S. 122 ff.
  • Peter Pötschner: Der Brunnen im Hof des Savoyenschen Damenstiftes in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 35 (1981), S. 96 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 59
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 489
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846, S. 360
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 512
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 417
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 267-274