Sammellager Malzgasse 16

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Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution Sammellager
Datum von 1942
Datum bis 1942
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 48316
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit
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48° 13' 13.71" N, 16° 22' 36.72" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Von Anfang Juni bis Ende Oktober 1942 diente das Schulgebäude als Sammellager der für die Deportationen zuständigen "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" im Rothschildpalais (4., Prinz-Eugen-Straße 20-22).

Vorgeschichte

In der Malzgasse 16 im 2. Bezirk befand sich seit den 1870er Jahren eine Talmud-Thora-Schule. Gegründet wurde diese orthodoxe jüdische Schule bereits 1854. Im Jahre 1884 wurde ein Bethaus in der Malzgasse 16 errichtet, das beim Neubau der Talmud-Torah-Schule 1906/1907 nach hinten verlegt wurde. Bei dieser Schule handelte es sich zunächst um eine orthodoxe Volksschule und in der Zwischenkriegszeit auch um eine Hauptschule, die von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) subventioniert wurde und bis 1938 bestand.

Ab 1912 war in der Malzgasse 16 in zwei der vier Stockwerken auch das 1895 gegründete Jüdische Museum der Israelitischen Kultusgemeinde untergebracht. Nach dem "Anschluss" schlossen die nationalsozialistischen Behörden das Museum. Ein Teil der Sammlungen wurde zerstört beziehungsweise geraubt, ein anderer Teil der Österreichischen Nationalbibliothek, dem Völkerkundemuseum, der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum übergeben.

Im Februar 1939 wurde die Talmud-Thora-Schule aufgelöst und die Schüler der Volks- und Hauptschule mussten in das Gebäude Castellezgasse 35 übersiedeln. Am 20. November 1939 errichtete die Israelitische Kultusgemeinde in der Malzgasse 16 ein jüdisches Altersheim, das bis Juni 1942 bestand.

Das Sammellager Malzgasse 16

Am 6. Juni 1942 errichtete die "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" in den Räumlichkeiten der ehemaligen Talmud-Thora-Schule in der Malzgasse 16 ein Sammellager. Dieses bestand bis Ende Oktober 1942. Viele der für Deportationstransporte in das Konzentrationslager Theresienstadt bestimmten Bewohnerinnen und Bewohner jüdischer Altersheime wurden hier sowie im gegenüberliegenden Sammellager in der Malzgasse 7 konzentriert.

Nachnutzung

Ab November 1942 beherbergte die Malzgasse 16 das Jüdische Spital, nachdem das Rotschildspital am Währinger Gürtel aufgelöst und in die Malzgasse übersiedelt worden war. Das Spital bestand bis Kriegsende. Da das Gebäude in der Malzgasse 16 nicht ausreichend Platz bot, mussten einige Ambulanzen im nahe gelegenen jüdischen Altersheim (2., Malzgasse 7) untergebracht werden. Nach Kriegsende wurde das Spital noch einige Zeit weiter genutzt, um Überlebende zu versorgen. Im Jahr 1956 erhielt die Israelitische Kultusgemeinde das Gebäude zurück und errichtete hier wieder eine Schule.

Literatur

  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]: Jüdische Schicksale. Berichte von Verfolgten. Erzählte Geschichte. Band 3. Wien: Österreichischer Bundesverlag ²1993
  • Shoshana Duizend-Jensen: Jüdische Gemeinden, Vereine, Stiftungen und Fonds. "Arisierung" und Restitution. Wien / München: Böhlau 2004 (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, 21/2)
  • Elisabeth Fraller / George Langnas [Hg.]: Mignon. Tagebücher und Briefe einer jüdischen Krankenschwester in Wien 1938-1949. Innsbruck / Wien / Bozen: Studienverlag 2010
  • Michaela Feurstein / Gerhard Milchram: Jüdisches Wien. Stadtspaziergänge. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2001, S. 115 f.
  • Dieter J. Hecht / Eleonore Lappin-Eppel / Michaela Raggam-Blesch: Topographie der Shoah. Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien. Wien: Mandelbaum 2015
  • Leon Kolb: The Vienna Jewish Museum. In: Josef Fraenkel [Hg.]: The Jews of Austria. Essays of their Life, History and Destruction. London: Vallentine, Mitchell 1967, S. 147-159
  • Doron Rabinovici: Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938-1945. Der Weg zum Judenrat. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag 2000
  • Herbert Rosenkranz: Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938-1945. Wien: Herold 1978