Ruth Rogers-Altmann
Ruth Rogers-Altmann, * 31. Dezember 1917 Wien, † 11. Oktober 2015 New York City, Künstlerin, Designerin, Malerin.
Biografie
Ruth Rogers-Altmann wurde 1917 als Ruth Karplus in eine gutbürgerliche und wohlhabende, jüdische Familie geboren. Ihre Eltern waren Elsa (geborene Zemanek, 1885–1967) und Arnold Karplus, ein bekannter Architekt des Roten Wien. Als jüngstes von vier Kindern wuchs Ruth ab 1933 in einem von Adolf Loos entworfenen Haus (Haus Steiner) in Hietzing auf. Die gesamte Familie fuhr begeistert Ski. 1929 wurde Ruth Karplus offiziell Mitglied im Alpen-Skiverein, 1934 Lehranwärterin. Sie nahm auch an Wettkämpfen teil. Außerdem nahm Karplus Tanzunterricht bei Gertrud Bodenwieser, einer der bekanntesten Vertreterinnen des österreichischen Ausdruckstanzes. Auftritte lassen sich etwa in der Urania ("Neuzeitliche Melodiker Oesterreichs", März 1930) und bei der Artistenprüfung im Straußtheater (Mai 1930) nachweisen.
Ihre Schulbildung erhielt Ruth Karplus am Mädchenrealgymnasium in der 8., Albertgasse 38 (Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht) und an den Schwarzwaldschulen. Anschließend besuchte sie die Wiener Frauenakademie (vormals: Kunstschule für Frauen und Mädchen) und die Kunstgewerbeschule bei Albert Paris Gütersloh sowie Eduard Wimmer-Wisgrill. 1935 arbeitete sie an den Dekorationen der "Gschnasredoute" im Künstlerhaus mit. Nebenbei gab sie der Tochter des Textilindustriellen Max Delfiner (1887 –1980) Zeichenunterricht. Von ihrem Talent beeindruckt stellte Delfiner Ruth Karplus als Dekorateurin und Designerin in dem von ihm geleiteten Warenhaus Herzmansky an.
Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme Österreichs 1938 befand sich Ruth Karplus auf Besuch bei in Prag lebenden Familienangehörigen. Sie kehrte nicht mehr nach Österreich zurück, sondern emigrierte in die USA. Dort begann sie zunächst als Stylistin und Designerin zu arbeiten. Im September 1938 heiratete sie Dr. Martin Rogers (1908–unbekannt), am 13. Jänner 1943 kam die gemeinsame Tochter Victoria (verheiratete Thorson, später Bildhauerin) zur Welt. Das Ehepaar hatte noch eine weitere Tochter, Susan (verheiratete Friedman), zu der derzeit nicht mehr Informationen vorliegen. Von 1944 bis 1947 war Ruth Rogers im Bloomingdale's Department Store beschäftigt, wo sie zwei neue Abteilungen etablierte (ski shop, fashion fabric center). 1951 gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen für Bekleidungshersteller, die "Ruth Rogers Enterprise". Nach der Scheidung von Martin Rogers heiratete sie 1964 Hans Carl Altmann (1915–1999), Sohn des ebenfalls emigrierten Wiener Textilindustriellen Bernhard Altmann (1888–1960).
Ruth Rogers-Altmann war in den USA eine bekannte und erfolgreiche Designerin, zeichnete für einige Innovationen im Sportbekleidungssektor verantwortlich (weltweit erster Entwurf einer in den Kragen integrierten Kapuze bei Skijacken, Einführung des Stretch-Stoffes in Amerika) und war lange Zeit Special Consultant für das Costume Institute des Metropolitan Museum of Art. Darüber hinaus unterrichtete sie unter anderem an den prestigeträchtigen amerikanischen Designhochschulen Parsons School of Design und Fashion Institute of Technology.
Ruth Rogers-Altmann war auch als Malerin aktiv. In ihren Werken spiegeln sich Einflüsse des Symbolismus und der abstrakten Malerei wider. In Wien wurden ihre Arbeiten erstmals 2008 in einer Ausstellung in der Volkshochschule Hietzing gezeigt. Für die Eröffnung kam Ruth Rogers-Altmann nach Wien. Sie verstarb 2015 in New York City. Das Leo Baeck Institute verwahrt die Ruth Rogers-Altmann Collection mit Beständen zu Ruth Rogers-Altmann und ihrer Familie, darunter Fotos, Zeitungsausschnitte und berufliche Unterlagen.
Quellen
- ANNO: Schülerinnen im Schuljahre 1927/28. Ia Klasse. In: Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, 1927
- ANNO: Ernennungen zu Mitgliedern (u. a. Ruth Karplus). In: Der Schnee, 15.01.1929
- ANNO: Uraniaprogramm. Großer Saal: Neuzeitliche Melodiker Oesterreichs. In: Reichspost, 20.03.1930
- ANNO: Tänzerinnen-Nachwuchs. In: Illustrierte Kronen Zeitung, 13.05.1930
- ANNO: Ernennungen zu Lehranwärtern (u. a. Ruth Karplus). In: Der Schnee, 15.01.1934
- ANNO: Das Wettfahren vom 4. März. In: Der Schnee, 09.03.1934
- ANNO: Fasching 1935. Vorschau zum Jubiläums-Gschnasfest. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 08.02.1935
- Leo Baeck Institute: Ruth Rogers-Altmann collection, 1920s-2002
Literatur
- Astrid Peterle: Wien im Kaufrausch! Die Blüte der Wiener Kaufhäuser und k.u.k. Hoflieferanten. In: Kauft bei Juden! Geschichte einer Wiener Geschäftskultur. Hg. von Astrid Peterle. Wien: Amalthea 2017, S. 67–93
- Ruth Rogers-Altmann: Eine Retrospektive. In: Rathauskorrespondenz, 31.10.2008
- Leo Baeck Institute: Ruth Rogers-Altmann [Stand: 12.03.2025]