Rudolf Friemel

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Rudolf Friemel, 1941
Daten zur Person
Personenname Friemel, Rudolf
Abweichende Namensform Friemel, Rudolf Adolf; Friemel, Rudi
Titel
Geschlecht männlich
PageID 27703
GND 1120739551
Wikidata Q2172681
Geburtsdatum 11. Mai 1907
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 30. Dezember 1944
Sterbeort Konzentrationslager Auschwitz
Beruf Chauffeur, Parteifunktionär, Automechaniker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 31.07.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Rudolf Friemel.jpg
Bildunterschrift Rudolf Friemel, 1941
  • 16., Habichergasse 9 (Geburtsadresse)
  • 21., Fahrbachgasse 3 (Wohnadresse)
  • 21., Leopold-Ferstel-Gasse 18 (Wohnadresse)
  • 14., Märzstraße 122 (Wohnadresse)
  • 10., Quellenstraße 99 (Wohnadresse)
  • 10., Laaer Straße (4, 10) 16-20 (Wohnadresse)
  • 10., Schautagasse 36 (Wohnadresse)
  • 3., Paulusgasse 9 (Wohnadresse)
  • 10., Ernst-Ludwig-Gasse 8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rudolf Friemel, * 11. Mai 1907 Wien, † 30. Dezember 1944 Konzentrationslager Auschwitz, Automechaniker, Chauffeur, Parteifunktionär, Widerstandskämpfer.

Biografie

Rudolf Friemel war der Sohn von Klemens Rudolf Friemel (* 21.12.1881) und Stephanie Friemel (20.12.1882–1936), geborene Spitzer. Sein aus Prag gebürtiger Vater arbeitete als Zimmerputzer und später als Bäcker, die aus Wien stammende Mutter war Dienstmädchen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Klemens und der jüngeren Schwester Stephanie, genannt "Steferl", wuchs Rudolf Friemel in einfachen Verhältnissen auf und wurde durch seinen Vater früh in der Arbeiterbewegung sozialisiert. Er gehörte den Kinderfreunden an, schloss sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an, trat der Gewerkschaft und 1926 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. In beruflicher Hinsicht absolvierte Friemel eine dreiklassige fachliche Fortbildungsschule für Mechaniker im 6. Bezirk. Die Gesellenprüfung legte er im Juli 1925 ab. Im September 1930 ging er die Ehe mit der Verkäuferin Pauline Margarete Fuka (auch: Fucka) (22.06.1906–1986) ein, mit der er den gemeinsamen Sohn Norbert (13.03.1932–13.04.2013) hatte. Die Ehe verlief bald nicht mehr harmonisch und wurde auf Betreiben Rudolf Friemels per Dekret vom 16. August 1941 rechtskräftig geschieden.

Februar 1934

Im Februar 1934 nahm Rudolf Friemel als Kommandant einer Einheit des Republikanischen Schutzbundes an den Aufständen teil und war in Kampfhandlungen involviert, die zum Tod des Polizeirayoninspektors Franz Schuster führten. Friemel flüchtete in die Tschechoslowakei, kehrte aber im Juli 1934 nach Wien zurück und wurde kurz darauf verhaftete. Im Oktober 1935 wurde er in einem Gerichtsverfahren für seine Rolle beim Februaraufstand zu dreieinhalb Jahren schweren Kerkers verurteilt. Das Strafausmaß wurde in einem Berufungsverfahren auf sieben Jahre angehoben, Friemel wurde allerdings im Rahmen der "Juliamnestie" begnadigt und vom Zuchthaus Stein in das Anhaltelager Wöllersdorf transferiert.

Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg

Nach seiner Freilassung 1937 ging er nach Spanien, um sich den Internationalen Brigaden anzuschließen und auf der Seite der Spanischen Republik zu kämpfen. Als sich zu Beginn des Jahres 1939 die Niederlage abzeichnete, flüchtete er nach Frankreich und wurde in Saint-Cyprien und Gurs interniert. In beiden Lagern fungierte er als Repräsentant der Revolutionären Sozialisten. Später arbeitete er, einer französischen Arbeitskompanie zugeteilt, als Bergmann in den Kohlengruben von Carmaux.

Im Frühling 1938 hatte er in Spanien Margarita Ferrer Rey (1916–1987) kennengelernt, die er in Frankreich ausfindig machte und wiedertraf. Der gemeinsame Sohn Édouard wurde am 26. April 1941 im französischen Albi geboren. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht und nur wenige Woche nach der Geburt seines Sohnes stellte Rudolf Friemel für sich und seine Familie – Margarita Ferrer Rey gab er als seine Ehefrau an – den Antrag auf Repatriierung ins "Deutsche Reich".

Gefangenschaft, "Hochzeit von Auschwitz", Hinrichtung

Bereits auf der Rückreise wurde die Familie getrennt. Während Frau und Kind zur Weiterreise nach Deutschland gezwungen und in ein Heim für ledige Mütter gebracht wurden, kam Rudolf Friemel zunächst ins Gefängnis von Dijon und wurde von dort aus nach Wien transferiert. Ab 14. September 1941 war er Gefangener der Gestapo in der Rossauerlände. Ende Dezember 1941 / Anfang Jänner 1942 wurde er in das KZ Auschwitz überstellt, wo er als Mechaniker für die Fahrbereitschaft der SS arbeitete.

Unklar ist, ob Rudolf Friemel und Margarita Ferrer Rey – wie von ihnen behauptet – bereits im Jänner 1939 in Spanien geheiratet hatten. Eine Beurkundung dieser möglicherweise nie (rechtskräftig) geschlossenen Ehe – Friemel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Pauline Fuka geschieden – gab es nicht. Daher bemühte sich Friemel trotz seiner KZ-Inhaftierung, Margarita Ferrer Rey heiraten zu dürfen, was ihm auch genehmigt wurde. Da er das Lager nicht verlassen durfte, reisten im März 1944 sein Vater Klemens Friemel, sein Bruder, Margarita Ferrer Rey und der gemeinsame Sohn Édouard nach Auschwitz. Am 18. März 1944 fand die Hochzeit im Standesamt des KZ Auschwitz statt, wo ansonsten ausschließlich Todesbescheinigungen ausgestellt wurden. Rudolf Friemel war es gestattet worden, sich die Haare wachsen zu lassen und durfte Zivilkleidung tragen. Der Häftling Wilhelm Brasse, Fotograf des Erkennungsdienstes, fertigte Hochzeitsbilder an und dem Paar wurde für die Hochzeitsnacht ein Zimmer im Lagerbordell zur Verfügung gestellt. Tags darauf mussten Frau und Kind Abschied nehmen. Ein Wiedersehen gab es nicht.

Als Angehöriger der Widerstandsorganisation "Kampfgruppe Auschwitz" wurde Rudolf Friemel am 30. Dezember 1944 wegen Organisierung einer Flucht polnischer und österreichischer Häftlinge in Auschwitz gehenkt. Mit ihm starben die Wiener Ernst Burger, Ludwig Vesely sowie die beiden polnischen Häftlinge Piotr Piąty und Bernard Swierczyna.

Rezeption

Erich Hackl hat die Geschichte von Rudolf Friemel und Margarita Ferrer Rey in "Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit" (2002) literarisch verarbeitet. In Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung kam es auch zum ersten Zusammentreffen der beiden Halbbrüder Norbert und Édouard Friemel, bei der Erich Hackl als Dolmetscher fungierte.

Zum Gedenken an Rudolf Friemel wurde 1949 (zu seinem 5. Todestag) eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in Favoriten angebracht und 2004 eine Gasse nach ihm benannt.

Ein Teilnachlass Rudolf Friemels befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.


Quellen

Literatur