Rothschildpalais (4, Theresianumgasse)

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Rothschildpalais in 4., Theresianumgasse 16-18 um 1900
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1871
Datum bis 1951
Andere Bezeichnung Palais Nathaniel Rothschild
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Nathaniel von Rothschild
Einlagezahl Wieden, EZ 810
Architekt Jean Girette
Prominente Bewohner Nathaniel von Rothschild, Alphonse Mayer von Rothschild
PageID 46344
GND
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Letzte Änderung am 5.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname 4., Theresianumgasse 16-18 - Rothschildpalais.jpg
Bildunterschrift Rothschildpalais in 4., Theresianumgasse 16-18 um 1900
  • 4., Theresianumgasse 16-18

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48° 11' 32.70" N, 16° 22' 32.29" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Rothschildpalais am Generalstadtplan 1912

Rothschildpalais (4., Theresianumgasse 16-18).

Nathaniel von Rothschild (1836-1905) ließ sich ab 1871 im Viertel zwischen Theresianum und Oberen Belvedere ein Palais mit einem großen Garten errichten. Beim Bau der Anlage wurde die bestehende, klassizistische Villa direkt in das neue Gebäude integriert. Bereits 1871 wurden erste Baumaßnahmen getroffen. Architekt Jean Girette (1845-1931), ein Schüler des Architekten der Pariser Oper Charles Garnier, signierte 1872 die Pläne für das Palais. Die Pläne wurden im Laufe des Baues immer wieder angepasst. Ein wesentlicher Anteil an den Arbeiten kam den beiden Mitarbeitern von Girette zu, nämlich Armand-Louis Bauqué (1851-1903) und Albert Pio (1847-nach 1907). 1879 war das Palais weitgehend fertig gestellt. Der Stil folgte nicht dem in Wien herrschenden Historismus der Ringstraßenära, sondern lehnte sich an die französische Hochrenaissance an. Das Palais ist ein herausragendes Beispiel für den so genannten „goût Rothschild“, den Rothschild’schen Geschmack, der üppig ausgestattete Schlösser im klassischen französischem Stil meinte, wie zum Beispiel das ab 1879 in der Nähe errichtete Rothschildpalais (4, Prinz-Eugen-Straße 20-22) oder Waddesdon Manor in England, Sitz von Nathaniels und Alberts Bruder, Ferdinand Rothschild (1839-1898).

Direkt an der Theresianumgasse, befand sich im Zentrum der Anlage ein dreistöckiger Wohntrakt, dem westlich der Museumstrakt, östlich die Wagenremise angebaut war. Anschließend an die Remise, also an der Schmöllerlgasse lag das Verwaltungsgebäude. Die Rückseite des Verwaltungstraktes gegen den Garten war mit einer überaus reichen Brunnenanlage verziert. Die volle Wirkung des Baues entfaltete sich gegen den Garten hin.

Der Bau war vor allem in Hinblick darauf konzipiert, die reiche Kunstsammlung von Nathaniel von Rothschild aufzunehmen. Da es sich für Wohnzwecke nur unzureichend eignete, ließ ab 1914 Alphonse von Rothschild (1878-1942), Neffe und Erbe von Nathaniel, an Stelle der Wagenremise einen neuen Wohntrakt bauen.

Das Palais wurde 1938 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, zum Reichsbesitz erklärt und für Dienststellen des „Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS“ adaptiert. Die Kunstsammlung wurde enteignet, die wertvolle feste Ausstattung teilweise abtransportiert. Der verbliebene Teil war für das Führermuseum in Linz vorgesehen. Am 18. November wurde der Verwaltungstrakt bei einem Bombenangriff schwer beschädigt, keineswegs aber der gesamte Bau. Nach Kriegsende wurde das Palais geplündert. Zunächst 1945 von der Roten Armee genutzt, wurde es 1947 an Clarice Rothschild, die Witwe von Alphonse, restituiert.

Clarice Rothschild verkaufte die Liegenschaft 1950 an die Arbeiterkammer. 1951 begann der Abriss des Palais, an dessen Stelle zunächst 1952/1953 das Franz-Domes-Heim (Roland Rainer), 1985 bis 1989 das heute noch bestehende Adolf-Czettel-Bildungszentrum mit dem Theater Akzent errichtet wurde. Der große Garten wurde 1990 als Anton-Benya-Park der Allgemeinheit geöffnet.

Siehe auch:

Quellen

Literatur

  • Andreas Nierhaus: Vor-Bild Frankreich. Die Paläste der Familie Rothschild im Wiener Belvedere-Viertel. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 62. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger 2008, S. 74-86
  • Sophie Lillie: Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien: Czernin Verlag 2003, 1002-1111