Richard Lehmann
Richard Lehmann, * 7. September 1911, † 15. Juli 1934 Kaltenleutgeben, Arbeiter, Februarkämpfer.
Biographie
Schon in jungen Jahren stieß Richard Lehmann zur sozialistischen Bewegung. Er war Mitglied bei den Kinderfreunden und den Roten Falken. Später war er als Mitglied der Revolutionären Sozialisten aktiv in der Arbeiterjugend und im Wehrsport tätig. Es kann angenommen werden, dass Richard Lehmann aktiv an den Kämpfen im Februar 1934 teilgenommen hat.
Zum siebten Jahrestag der Ereignisse vom 15. Juli 1927 (Julidemonstration) nahm Richard Lehmann an einer Veranstaltung von etwa 3.000 Personen auf der Predigtstuhlwiese im Ortsgebiet von Kaltenleutgeben teil. Kurz nach Beginn der Veranstaltung erschien jedoch eine Abteilung von Gendarmeriebeamten und eröffnete das Feuer auf die versammelten Sozialisten. Richard Lehmann und Johann Fröhlich wurden tödlich getroffen. Der Angestellte der Konsumgenossenschaft Karl Reitmayer wurde schwer verletzt und überlebte. Am 18. Juli 1934 fand auf dem Liesinger Friedhof die Beisetzung von Richard Lehmann und Johann Fröhlich statt. Neben den Angehörigen und Freunden der beiden Toten war auch ein großes Aufgebot an Gendarmerie auf dem Friedhof anwesend.
Der Vorfall erregte großes Aufsehen durch die Berichterstattung in den österreichischen Tageszeitungen. Während die bürgerlichen Blätter den Vorfall als kommunistische Geheimversammlung bezeichneten, bei der die anrückende Exekutive angegriffen wurde, berichtete die in der Tschechoslowakei erscheinende illegale Arbeiter-Zeitung von einem unprovozierten Feuerüberfall der Gendarmerie und der Ortswehr.
1949 wurde die Rodauner Straße (damals 25. Bezirk) in Lehmanngasse (heute 23. Bezirk) umbenannt.
Literatur
- Arbeiterzeitung, 22.07.1934, 29.07.1934
- Das Kleine Blatt, 16.07.1934
- Neue Freie Presse, 16.07.1934
- Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 16.07.1934
- Reichspost, 16.07.1934
- Wiener Zeitung, 16.07.1934
- Rathauskorrespondenz, 01.02.1949
- Josef Fiala: Die Februarkämpfe 1934 in Wien Meidling und Liesing. Ein Bürgerkrieg, der keiner war. Hamburg: Diplomica Verlag 2012, S. 161 ff.