Quäkerhilfe

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Ausspeisung für Wiener Kinder im Rahmen der Quäkerhilfe, 1947
Daten zur Organisation
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48° 11' 49.83" N, 16° 22' 59.16" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bei den Quäkern (auch bekannt als "Gesellschaft der Freunde") handelt es sich um eine religiöse Gemeinschaft, die ursprünglich auf dem Christentum basierte, und mit diesem bis heute stark verbunden ist. In Wien hatten die Quäker schon nach dem Ersten Weltkrieg unter der Leitung von Emma Cadbury die "Amerikanische Ausspeisaktion" ins Leben gerufen und auch nach dem Bürgerkrieg 1934 hatten sie helfend eingegriffen. Im Wien der Nachkriegszeit existierten mehrere Quäkerhilfen zugleich, dich sich in erster Linie durch die Nationalität ihrer Mitglieder definierten.

Die Organisation

Die größte Organisation stellte die sogenannte "Internationale Quäkerhilfe" dar, die sich aus dänischen, schwedischen, niederländischen und Schweizer Mitarbeitenden zusammensetzte, und auch das Quäkerhaus betrieb. Daneben gab es noch eine US-amerikanische, eine britische und eine österreichische Quäkerhilfe. Zwar führten all diese Organisationen jeweils ihre eigenen Projekte aus, doch kooperierten sie eng miteinander; alle Quäkergruppen gemeinsam betrieben eine Vortragsreihe und eine Arbeitsgemeinschaft zu Friedensfragen (der 13 Organisationen angehörten), außerdem waren sie alle in der Flüchtlings- und Emigrantenversorgung aktiv. Als im Jahr 1950 die Stadt Wien erstmals Ehrenmedaillen für Funktionäre ausländischer Hilfsorganisationen vergab, waren unter den 14 Geehrten gleich drei Quäker und zwei Quäkerinnen, darunter der Delegationsleiter des American Service Committee, George Little, und der Leiter des Quäkerkinderheims. Die Quäkerhilfen blieben auch darüber hinaus aktiv, noch im Dezember 1952 stellten sie Weihnachtsgeschenke für Kinder zur Verfügung.

Das Quäkerhaus

ihr Hauptquartier bezog die Internationale Quäkerhilfe am 22. Mai 1949 (3., Jaurèsgasse 13). Das "Quäkerhaus" fungierte auch als Treffpunkt für Mitglieder der US-amerikanischen, britischen und österreichischen Quäker, als Vortragssaal und Versammlungsort. Während die österreichische Fraktion für Andachtsübungen zuständig war und die britische Vertreterin als "Verbindungsoffizierin" zwischen den verschiedenen Gruppen agierte, kümmerte sich die US-amerikanische Gruppierung primär um die Jugendarbeit. Sie organisierte im Quäkerhaus Zusammenkünfte von Jugendlichen unterschiedlicher Religion und Herkunft, um den Austausch und die Verständigung zwischen verschiedenen Gruppen zu fördern. Unter anderem standen Filmvorführungen, Vorträge und Theaterabende auf dem Programm, außerdem gab es eine öffentlich zugängliche Bibliothek.

Aktionen der Internationalen Quäkerhilfe

Die Internationale Quäkerhilfe rief folgende Aktionen und Institutionen ins Leben:

  • Quäkerkinderheim (17., Promenadegasse 1): Ein Erziehungsheim für insgesamt 50 Kinder (seit Dezember 1945)
  • Lebensmittelpaketaktion für Menschen über 65; insgesamt wurden 76500 Pakete ausgegeben (seit Dezember 1945)
  • Altersausspeisung; insgesamt über 2 Millionen Portionen ausgegeben (seit April 1946)
  • Patenschaftsaktion für Kinder bis 4 Jahre (seit Dezember 1947)
  • Mädchenheim "Sängerwarte" (16., Oberwiedenstraße 33): ein Wohnheim für 39 Mädchen, die noch die Schule besuchten oder einer Lehre nachgingen (seit Jänner 1948)
  • Volkshochschule in Payerbach (Niederösterreich), die sich der Erwachsenenbildung widmete; die Absolvent*innen trafen sich danach regelmäßig im Quäkerhaus für Diskussionen und Referate (seit Mai 1948)


Die Internationale Quäkerhilfe beteiligte sich aber auch außerhalb ihrer eigenen Projekte an Spendenaktionen, und lieferte Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, Medikamente und anderes an Kinderheime, alte Personen und Künstlerinnen und Künstler.

Aktionen der US-Quäkerhilfe

Die US-Quäker wirkten zwar im Bereich der Jugendarbeit hauptsächlich im Quäkerhaus, ihren Sitz hatten sie aber eigentlich im 1. Bezirk (1., Rotenturmstraße 17). Ihr Aktionsradius ging über Wien hinaus, und auch inhaltlich war ihre Tätigkeit sehr divers. Einerseits war die US-Quäkerhilfe im Gesundheitsbereich tätig, so etwa bei der Ausgabe kostenloser Vitamintabletten an Kinder und Jugendliche 1948/49, oder der Bereitstellung von Lebensmitteln an etwa 4000 Tuberkulosekranke (eine Million Pakete bis Juni 1947) bzw. an Typhus-Kranke (1947). Andererseits engagierte man sich auch in der Versorgung von Flüchtlingen und Kindern, die mit Kleider- und Schuhspenden bedacht wurden (so etwa 5000 Paar Schuhe für Kinder 1947). Außerdem steuerten sie finanzielle Unterstützung für die Lebensmittelhilfe für die Lehrlingsheime des Gewerkschaftsbundes bei, und beteiligten sich mit Nahrungsmittelspenden an der Schulausspeisung 1946. Vor dem Winter 1950 verteilten die US-Quäker 266 Ballen gebrauchter Kleidung.

Quellen

Literatur

  • Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dezember 1947, Wien 1949
  • Stadt Wien (Hg.): Wien dankt seinen Helfern. Eine Darstellung der Auslandshilfe im ersten Jahr ihrer Wirksamkeit, Wien: Jugend & Volk 1946